Platz für Experimente

Von außen ist die Genezareth-Kirche schon länger ein Hingucker. Denn anders als die meisten Kirchen hat sie keinen hoch aufragenden Turm. Seit im September letzten Jahres der Ev. Kirchenkreis Neukölln das Backsteingebäude auf dem Herrfurthplatz von der Gemeinde übernommen und für die Projekte Startbahn, Segensbüro und Spirit & Soul einen sogenannten Dritten Ort geschaffen hat, hat sich aber auch im Inneren der Kirche viel verändert: Bunte Sitzkissen und ein großer, runder Teppich, wo früher Kirchenbänke standen, Liegestühle, Bücher, Spiele und üppige Grünpflanzen auf den Emporen. Und im Foyer wurde im Frühjahr ein Gebetomat aufgestellt. Weiterlesen

Lesung und Diskussion: „Wie ist Jesus weiß geworden?“

Von Anfang an war die Kirche für alle Menschen gedacht. Trotzdem gibt es auch in der Kirche rassistische Strukturen, die weißen Menschen meist gar nicht auffallen“, sagt die Theologin Sarah Vecera aus eigener Erfahrung. In ihrem Buch „Wie ist Jesus weiß geworden?“, das im Frühjahr im Patmos Verlag erschienen ist, thematisiert sie den latenten Rassismus in der evangelischen Kirche und verdeutlicht ihn anhand struktureller Fakten sowie biografischer Erfahrungen. Am 30. Juni liest sie auf Einladung der Pfarrerinnen Lena Müller und Lioba Diez von der Initiative „Spirit & Soul“  in der Neuköllner Genezarethkirche am Herrfurthplatz. Weiterlesen

Wanderausstellung „Frieden geht anders“ in der Genezarethkirche

„Friede ist keine Selbstverständlichkeit. Ihn zu wahren, zu fördern und zu erneuern, ist eine immerwährende Aufgabe“, stellt die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) gleich am Anfang ihrer Friedensdenkschrift fest. Es ist also folgerichtig, dass die Wanderausstellung „Frieden geht anders“ mit einem umfangreichen Begleitprogramm in der Neuköllner Genezarethkirche beim Projekt Startbahn zu Gast ist. „Frieden ist eine Herzensaufgabe aller Religionen“, betonte Pfarrerin Susann Kachel zur Ausstellungseröffnung am Mittwochnachmittag im Weiterlesen

Evangelische Kirche eröffnet „Startbahn“ im Neuköllner Schillerkiez

„Wenn man hier von Gott spricht, sind schon viele raus. Wenn wir von Spiritualität sprechen, können sich viele wieder einbringen.“ Jasmin El-Manhy ist Pfarrerin im Evangelischen Kirchenkreis Neukölln und seit kurzem Geschäftsführerin des Projektes Startbahn. Das Ansehen und die Entwicklungschancen der evangelischen Kirche im Neuköllner Schillerkiez schätzt sie unprätentiös ein: „Mit ‚Startbahn‘ möchten wir die Genezareth-Kirche für den Kiez öffnen“, sagt die Pfarrerin, die zuvor sechs Jahre lang in der geschichtsträchtigen Gethsemanekirche in Weiterlesen

Margot Friedländer zu Gast in der Genezareth-Kirche am Herrfurthplatz

Margot Friedländer, die im November 1921 in der Kreuzberger Lindenstraße unter dem Familiennamen Bendheim geboren wurde, ist Überlebende des Holocaust. Mit ihrem vier Jahre jüngeren Bruder Ralph und ihrer Mutter Auguste lebte sie bis Januar 1943 in der Skalitzer Straße 32, wo heute drei Stolpersteine an die Familie erinnern. Die drei Juden versuchten nach der Machtübernahme der Nazis mehrmals auszuwandern und planten gerade ihre Flucht aus Deutschland, als Ralph Bendheim von der Gestapo verhaftet wurde. Auguste Bendheim stellte Weiterlesen

Ausstellung in der Genezareth-Kirche erinnert an HAP Grieshaber

Zu Ehren des Graphikers Helmut Andreas Paul Grieshaber, der am 15. Februar 1909 im schwäbischen Ort Rot an der Rot geboren wurde und im Mai 1981 starb, zeigt die Genezareth-Gemeinde am Herrfurthplatz eine Ausstellung von acht Reproduktionen seiner „Passion“ genannten Holzschnitte zum Leben, Sterben und Auferstehen Jesu.

„Mich haben die Bilder fasziniert, weil sie in ihrer Sachlichkeit so nah am Bibeltext sind“, sagte Pfarrer Reinhard Kees gestern Vormittag nach dem Gottes-dienst bei der Vernissage. HAP Grieshaber konnte als verfemter Künstler während der Zeit des Nationalsozialismus Weiterlesen

Abend der Begegnung in Neukölln zum 70. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte

Interreligiöse Feste sind in Neukölln nichts Neues. Schon seit 2005 findet, maßgeblich von der Bürgerstiftung Neukölln initiiert, alljährlich ein Abend der Begegnung statt, der sich dem Dialog verschiedener Glaubensrichtun-gen verschrieben hat. Zu einer interreligiösen Festveranstal-tung anlässlich des 70. Jahrestages der Erklärung der Menschenrechte hat am Montag der Treffpunkt Religion und Gesellschaft e.V. in Kooperation mit der Sehitlik Moschee, der Neuköllner Begegnungsstätte NBS und anderen Institutionen in das Interkul-turelle Zentrum Genezareth (IZG) am Herrfurthplatz eingeladen.  Weiterlesen

„neuköllner originaltöne 2018“: Stündlich wechselnde Konzerte und Performances neuer Musik

An diesem Wochenende findet zum 15. Mal das Festival „neuköllner originaltöne“ für neue und aktuelle Musik in der Genezarethkirche auf dem Herrfurthplatz statt. Gestern Nachmittag wurde das Musikereignis mit dem Stück „Rolling Stones für Cello-Ensem-ble und Murmelbahnen“ eröffnet.

Mit Absicht steht über der vielschichtigen Musikveranstaltung, die die ganze Bandbreite Neuer Musik abdeckt, auch in diesem Jahr kein Motto. Vielmehr konnten Musiker und Musiklehrer ihre Weiterlesen

„Bring ein Buch, nimm ein Buch, lies ein Buch“ – Ostermontag an der BücherboXX am Herrfurthplatz

Weltweit wird am 2. April, dem Geburtstag des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen, der Internationale Kinderbuchtag begangen. Weil der Aktionstag in diesem Jahr auf Ostermontag fiel, gaben einige Aktive aus der Berliner Bookcrossing-Gruppe ganz spontan eine Aktion im Internet bekannt: Sie wollten nachmittags in Neukölln an der BücherboXX auf dem Herrfurthplatz aus Andersens Märchen vorlesen und hatten zahlreiche Kinderbücher zusammen mit ein paar Osterüberraschungen für die Kinder mitgebracht. Doch statt Märchen anzuhören, wollten Kinder und Erwachsene lieber die ersten Frühlingssonnenstrahlen genießen. „Wir haben die Aktion wohl zu kurzfristig angekündigt“, räumte Jaqueline Hayden (r.) ein. Auch wenn Weiterlesen

Premiere fernab des Südens

So weit im Norden Neuköllns wie gestern war er noch nie. „2008 gab es den ersten Kreiskirchentag in der Gropiusstadt, wo er 2010 wieder stattfand“, berichtet kreiskirchentag2016 neukoellnEbba Zimmermann, die Öffentlichkeitsbeauftragte beim Ev. Kirchenkreis Neukölln. 2012 war er dann in Königs-Wusterhausen, weil seit einer Fusion auch einige Gemeinden in Brandenburg Mitglieder des Neuköllner Kirchenkreises sind: „Und 2014 fiel er wegen einer anderen Großveranstaltung ganz aus.“

Nun also die Premiere in Nord-Neukölln, mit dem Motto „Weltweit – weltoffen“ und der Genezareth-Kirche am Herrfurthplatz als Gast-geberin. „Gemeinden, die so optimale örtliche Bedingungen bieten, Weiterlesen

Feiern an Feuern

Der Besuch eines Osterfeuers gehört für viele zum Osterfest wie das Eiersuchen oder die Teilnahme an einem Ostermarsch. Auch in Neukölln gibt es Gelegenheiten, osterfeuer britzer garten neukoelln_foto heinz schreiberdem Brauch beizuwohnen, der die Wieder-auferstehung, das Verabschieden des Winters und das Begrüßen des Frühlings symbolisiert: Im Britzer Garten lodert das große Osterfeuer schon heute, ein vergleichsweise kleines wird dagegen morgen – wenige Stunden nach Inkrafttreten der Sommerzeit – zum Frühgottes-dienst um 6 Uhr vor der Genezareth-Kirche angezündet. Ab mittags lädt dann der Milchhof Mendler zu seinem traditionellen Osterfamilienfest mit Eiersuchen, Treckerfahrten, Live-Musik und Osterfeuer ein.

Annäherung mit vielen Fragen und noch mehr Antworten an jüdische Lebenswelten

judentum-gespraechsreihe_genezareth-kirche neuköllnJüdisches Leben spielte in Berlin lange eine große Rolle. Vor 90 Jahren wohnten rund 173.000 Menschen jüdischen Glaubens in der Stadt und prägten sie. Auch synagoge neukoellnin der Nähe des Neuköllner Rathauses, in der Isarstraße, gab es damals eine Synago-ge. Den 2. Weltkrieg und das Ende des Nazi-Regimes haben nur knapp 9.000 Juden in der Hauptstadt er- und überlebt.

Vor allem durch den Zuzug von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Stärke der jüdischen Gemeinde in Berlin seit den 1990er Jahren wieder an: Heute zählt sie über 10.000 Mitglieder Weiterlesen

Süßes und Praktisches nach einem Abend mit schwerer Kost

sarglager_markaz islamische bestattungen_neuköllnEs ist eine schwierige Entscheidung, die die Abgeordneten des Bundestages in genau einem Monat treffen wollen, denn es geht um Leben und Tod. und um die im Grund-gesetz verbriefte Würde des Menschen. Oder genauer: Darum, ob und wie künftig in Deutschland das Sterben durch Sterbehilfe, der assistierte Suizid, juristisch geregelt werden soll.

Die Genezareth-Kirche war gut und von Menschen ver-schiedenster Altersgruppen besucht, als kürzlich in ihr dieses komplexe Thema im Rahmen der Reihe Kirche eine Stimme geben behandelt wurde; die Neuköllner Bun-destagsabgeordneten Christina Schwarzer (CDU) und Dr. Fritz Felgentreu (SPD) waren nicht darunter. Auf dem Podium hatte neben Gemein-depfarrerin Ingrid Schröter der evangelische Theologie-Professor Dr. Notger Slenczka Platz genommen. Er habe seinen Zivildienst in der Altenpflege Weiterlesen

Neuköllner Musikfestival mit 20 Weltpremieren

Um bellende Hunde, multilingual johlendes Partyvolk und rumpelnde Rollkoffer geht es bei „neukÖllner originaltÖne“ nicht, sondern um Musik. Seit gestern bieten bei der 13. Auflage des Festivals in der Genezareth-Kirche über 180 Mitwirkende – von hochrangigen Künstlern bis zu Musikschülern, vom Orchester  bis hin zu Solisten – in

neukoellner originaltoene2015_genezarethkirche neukölln

insgesamt 14 Konzerten das breite Spektrum neuerer und neuester Musik dar. 20 der Werke sind so neu, dass es sich bei ihren Aufführungen um Weltpremieren handelt.  Heute wird das Festival von 14 bis 22 Uhr mit diesem Programm fortgesetzt; der Eintritt ist frei.

Von einem roten Mercedes 300 SL, Kartoffelläden, Trümmerbergen und einer Kindheit und Jugend in der „Topgegend von Neukölln“

schillerpromenade 42_neukölln„Da oben haben wir gewohnt.“ Ralf Lambertz zeigt zur ersten Etage des Hauses Schillerpromenade 42. Wir, das waren die Eltern und seine beiden Schwestern. In einer 2-Raum-Wohnung lebten damals alle. „Aber schon mit schillerpromenade_selchower straße_neuköllnBad!“, fügt er gleich noch dazu. In dieser Wohnung verbrachte der heute 73-Jährige die ersten 22 Jahre seines Lebens. Erst 1963 zog er dort aus: „Meine Eltern waren wohl um 1938 eingezogen und wohnten noch bis zum Jahr 1972 in der Schillerpromenade 42.“ Lambertz schaut sich überrascht um. Seit Jahren war er schon nicht mehr am Ort seiner Kindheit und Jugend. „An der Ecke zur Selchower Straße gab es damals ein Le- bensmittelgeschäft, wo man – wie fast überall – anschrei- ben lassen konnte, und im Parterre unseres Hauseingangs war erst ein Kartoffelladen und dann ein Klempner.“ Heute ist eine Weiterlesen

Mahnendes Eingreifen, wo Menschenrechte verletzt sind

genezareth-kirche_neuköllnWenn alle anderen Möglichkeiten ausge-schöpft sind, ist er da: Vor über 30 Jahren nahm der ökumenische Verein Asyl in der Kirche, zunächst als Initiative, seine Arbeit auf und richtete das bundesweit erste Kirchenasyl in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche ein. Seitdem ist er für Menschen, die ihre Heimatländer verließen, als Flücht- linge nach Deutschland kamen, das Asyl- bewerber-Verfahren durchliefen, nicht aner- kannt wurden und nun abgeschoben wer- den sollen, die letzte Hoffnung. Ein Licht- blick in der dunklen Gegenwart, die eine noch finsterere Zukunft befürchten lässt.

Derzeit nehmen acht Gemeinden in Berlin Menschen ins Kirchenasyl auf. „Aktuell betreuen wir 14 Personen, darunter zwei Familien“, berichtete Peter Becker vom Vorstand des Asyl in der Kirche e. V. Berlin letzten Sonntag in der Weiterlesen

Stilles Spektakel

Hätte  Silvester hierzulande nicht  die leidige  Angewohnheit, regelmäßig  in eine Jah-

estrel_weiße siedlung_wasserturm leykestr_turm genezareth-kirche neuköllnaussicht_turm genezareth-kirche neuköllnaussicht südosten_turm genezareth-kirche neukölln

reszeit namens Winter zu fallen, und stünde die Genezareth-Kirche nicht mitten in Neukölln, dann, ja, dann gäbe es gute Chancen, hier heute Fotos vom Spektakel am Himmel über Berlin in der vergangenen Nacht zu sehen. Weil aber der Winter mit Temperaturen einhergeht, die in 30 Metern Höhe noch unangenehmer sind, und Neu- kölln in der Silvesternacht  kein Ort ist, wo man sich gerne draußen Weiterlesen

„Das werden auch Sie nicht verhindern können!“

ich schmeiß alles hin und werd prinzessin-shirtEin Abend zum Mitreden über das Thema „Aufwer- tung für alle – geht das?“ sollte es werden. Dazu hatte zumindest das Quartiersmanagement Schillerprome- nade vorgestern im Rahmen seiner Woche des Be- suchs in die Neuköllner Genezareth-Kirche eingeladen. Doch dann wurde schnell klar, dass das Mitreden fürs Gros der Besucher schwierig werden und ein Dialog zwischen Podium und Publikum ob der gegenläufigen Ambitionen einer Störer-Gruppe kaum zustandekom- men dürfte.

Bunter, jünger, im Großen und Ganzen besser und multikultureller sei der Schillerkiez seit der Öffnung des Tempelhofer Felds geworden. Es gebe mehr Läden, Gastronomie, Weiterlesen

Vergangenheitssuche in der Gegenwart

„Das hätte ich nicht gedacht“, sagt sie staunend. Was die Frau sieht, mag so gar nicht zu dem passen, was sie erwartet hatte. „Wenn im Fernsehen über Neukölln berichtet wird, dann ja auch manchmal über die Geschwindigkeit, mit der sich der Bezirk ver- herbst_neuköllnändert“, erklärt sie und streicht über den Handlauf des Trep- pengeländers. „Daher hatte ich geglaubt, dass nichts mehr ist, wie es früher war und mir mein alter Kiez wie ein fremder vorkommt.“

Aber so sei es ja gar nicht, stellt sie erleichtert fest. Das ver- gitterte Fenster zum Hof, das Treppengeländer, die verzierten Holztafeln, auf denen die Klingeln neben den Wohnungstüren angebracht sind. „Das gab es auch alles schon, als wir von 1944 bis 1954 hier wohnten.“ Ihr Großvater habe damals einen Laden im Haus gehabt: „Sogar das Schild über dem Schaufenster ist noch da.“ Da der Rost ihm stark zugesetzt hat, muss man inzwischen aber sehr genau hingucken, um den Schriftzug zu erkennen. „Nebenan war eine Kohlenhand-lung“, erinnert sich die Frau. Plötzlich ist die Vergangenheit wieder ganz nah. „Würde mir jemand sagen, dass ich vor fast 50 Jahren zuletzt hier im Hausflur gestanden hab, wür- de ich den für verrückt erklären.“ Schauermann habe der da- malige Hausmeister geheißen. Auch er habe kräftig mit angepackt, Weiterlesen

„Du fliehst aus deinem Land und dann passiert dir so was“

heimathafen neukölln_asyl-monologeEs ist die Kurdin Safiye, die das sagt. Ebenso gut könnte die Feststellung aber aus dem Mund des Togolesen Ali oder des Äthiopiers Felleke kom- men. Alle drei sind Asylanten und ihre Biographien und Erfahrungen exem- plarisch für die unzähliger anderer Menschen, die in ihre Heimat verlas- sen mussten, um das eigene Leben zu retten. Für „Die Asyl-Monologe“ haben die Geschichten von Safiye, Felleke und Ali Körper und Stimmen Weiterlesen