Es ist mehr als ein Hauch von Afrika, der neuerdings durch die Selchower Straße in Neukölln weht. Eine ganze Savannenlandschaft zieht sich seit letzter Woche am Parterre des Hauses mit der Nummer 33 entlang. „Vielen gefällt das“, weiß Álvaro Sendra González, „mir aber gar nicht.“ Dem Spanier gehört der Laden, über dem Pequod Books steht und an dessen Tür nun ein Zettel mit dem Hinweis „Nein, hier

wird kein Elefantenfutter verkauft“ klebt. Das sei seine Art von Protest, sagt er. Alle Be- mühungen im Vorfeld Einfluss auf die Motiv-auswahl zu nehmen, seien leider geschei- tert: „Gegen eine Fassade mit etwas Lite- rarischem oder Maritimem hätte ich ja gar nichts gehabt.“ Doch diese Vorschläge von Álvaro Sendra González waren es nicht, die realisiert wurden.
Hinter den wilden Tieren und der afrikani- schen Steppe ist das genaue Gegenteil der Fall. Mit Pequod Books setzt der Fotograf, der vor über sieben Jahren nach Berlin kam, von A bis Z seine eigene Idee eines vielsprachigen Antiquariats um. Benannt ist der Laden nach dem Schiff, mit dem Kapitän Ahab in Herman Melvilles
Roman Moby Dick jagte: „Eines meiner Lieblingsbücher.“ Im Angebot sind Klassiker der Weltliteratur, aber auch Sachbücher, Dictionarys, Kinderbücher und jüngere Belletristik in über 15 verschiedenen Sprachen. „Englische Bücher sind natürlich die Topseller, weil das die Sprache ist, die die meisten meiner Kunden können“, sagt der Jungunternehmer. Auch deutsche Werke füllen viele Meter in den fast deckenhohen Regalwänden. Über- schaubarer ist die Auswahl an
Büchern in serbischer, türkischer, lateinischer, chinesischer, finnischer, spanischer, hebräischer, spanischer oder rumänischer Sprache. Doch anders als in anderen Secondhand- Buchhandlungen sind sie hier nicht als multilinguales Potpourri zusammengewürfelt, sondern feinsäuber- lich sortiert.
Für etwa 12.000 Bücher wäre im Laden Platz. Knapp 8.000, schätzt Álvaro Sendra González, stehen derzeit in den Regalen, um für maximal 6 Euro neue Besitzer zu finden: „Der Durchschnittspreis liegt bei 3,50 Euro, und wer mir ein Buch verkauft, kriegt dafür einen Euro.“ Mehr Bücher in deutschen Dialekten, überlegt er, hätte er gerne. Dann könnte auch diese Sparte ein Extrafach bekommen. Eines wird aber sicher nie bei Pequod Books in der Selchower Straße 33 verkauft werden: Elefantenfutter.
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