„Nur eine Frau“: ein cineastisches Denkmal für Hatun Sürücü

Drei Kopfschüsse, abgegeben von ihrem jüngsten Bruder, beendeten am 7. Februar 2005 nahe einer Bushaltestelle in der Oberlandstraße im Bezirk Tempelhof das Leben von Hatun Sürücü. Gut ein Jahr später, am 13. April 2006, wurde der Bruder für den Mord an der 23-Jährigen zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten verurteilt. „Hier wurde Hatun Sürücü am 7. Februar 2005 ermordet, weil sie sich Zwang und Unterdrückung ihrer Weiterlesen

Geschichte in Bildern in einem neuen Buch über den Flughafen Tempelhof

Heute jährt es sich zum siebten Mal, dass das Tempelhofer Feld wieder für die Bevölkerung zugänglich gemacht wurde. Sicher, die Sportarten die auf der Freifläche zwischen Neukölln, Kreuzberg und Tempelhof betrieben werden, haben sich geändert, aber auch vor gut 100 Jahren ließen hier – nicht anders heute – Hundebesitzer ihre Hunde laufen, machten Familien ein Picknick oder genossen Spazier-gänger die Weite des Feldes.

Nun hat der Sutton Verlag einen Bildband mit dem Titel „Der Flughafen Tempelhof in alten Bildern“ herausgegeben. Gesucht und zusammengestellt Weiterlesen

Nicht nur ohne Vokale

plakat berlin circus festival_tempelhoferfeld neukoellnAus der Ferne betrachtet deutet nichts darauf hin, dass vieles anders ist: Das rot-gelbe Zelt auf der Westseite des Tempelhofer Felds setzt automatisch Erinnerungen an den berlin circus festival_tempelhoferfeldGeruch von Sägespäne, an dressierte Tiere, tollpatschige Clowns und waghalsige Akro-baten in Gang. Doch die Plaka-te auf der gut 2 Kilometer entfernten Neuköllner Seite las-sen erahnen, dass vis-à-vis neue zirzensische Eindrücke geschaffen werden. Während beim Namen des Festivals für zeitgenössischen Circus auf Vokale verzichtet wird, kommt das Programm mit 16 Shows von über 30 Künstlern aus ganz Weiterlesen

Temporäre Traumlandschaft auf dem Tempelhofer Feld

ovids traum_luftgarten tempelhofer feld_berlinWenn andere Theater Sommerpause machen, weil das Publikum nur schwer in geschlossene Räume zu locken ist, hat das Theater Anu Hochsaison. „Wir kommen gerade aus Lauffen am Ne- ckar, wo wir zum 100-jährigen Stadt-jubiläum ‚Im Irrgarten der Geschichte‘ gespielt haben“, berichtet Bille Behr, die zusammen mit ihrem Mann das von ihm gegründete Theater leitet. Die Inszenierung ‚Ovids Traum‘ gastierte zeitgleich in Norddeutschland und kam erst am Wochenende nach Hause zurück, wo sie nun auch zwei Wochen lang bleiben darf, weil ab morgen acht Auf- führungen auf dem Tempelhofer Feld anstehen. Seit gestern wird Weiterlesen

Der Countdown läuft: Volksbegehren auf der Zielgeraden

startbahn nord_tempelhofer feld_neuköllnHeute in einer Woche ist alles gelaufen. Dann wurden sämtliche Listen mit den Unterschrif- ten der Volksentscheid-Befürworter und/oder Bebauungs-Gegner von der Neuköllner Initia- tive 100 % Tempelhofer Feld an die Berliner Landeswahlleiterin übergeben – und das Ban- gen beginnt.

Über 200.000 Stimmen müssen bis nächsten Montag mindestens gesammelt sein, um hof- fen zu können, dass nach der Prüfung durch die Bezirksämter 172.880 gültige Stimmen übrigbleiben, kalkuliert die Initiative. Denn gül- tig sind nur die Unterschriften wahlberechtigter Berliner. Was sich Kinder und Ju- gendliche, Migranten ohne deutsche Staatsbürgerschaft oder Leute, die Weiterlesen

Installation als Ort für Gespräche auf dem Tempelhofer Feld

TRG-Installation_Tempelhofer Feld_BerlinBlau gehörte bislang nicht zu den Farben, die auf dem Tempelhofer Feld den Ton angaben. Das ist nun anders: Nahe dem Haupteingang Columbiadamm auf dem Pionierfeld des Treffpunkt Religion und Gesellschaft (TRG) e. V. wurde Donnerstag die leuchtendblaue Installation mit dem programmatischen Namen „Zusammen-kommen, auseinandersetzen, gemeinsam weitergehen“ mit einem Pre-Opening der Öffentlichkeit übergeben: Aus 49 Stahlrohr-Hockern, die in zwei konzentrischen Kreisen angeordnet sind, besteht Weiterlesen

Wo das Weitermachen schmerzt und das Aufgeben richtig weh tut: Firefighter Challenge auf dem Tempelhofer Feld

Berlin Firefighter Combat Challenge_Tempelhofer FeldVon weitem sieht es aus, als seien Feuerwehren, Rettungswagen und THW zum Großeinsatz auf das Tem- pelhofer Feld ausgerückt. Doch was am westlichen Ende der südlichen Landebahn stattfindet, ist kein Notfall. Ernst ist die Sache aber schon: Über 800 Feuerwehrleute aus zehn Natio- nen treten hier, bei der Berlin Fire- fighter Combat Challenge, seit vorgestern gegeneinander an. In einem Wettkampf, den sie „The Toughest 2 Minutes in Sports“ nennen, wird noch Weiterlesen

10 von 13 von 27: Enthüllung neuer Infotafeln zur Geschichte des Tempelhofer Feldes

flughafengebäude_tempelhofer freiheitEs herrschte Segelwetter gestern Vormittag am Platz der Luftbrücke. Hier, vor dem Gebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof,  sollen zwei Tafeln des Infor- mationspfades feierlich enthüllt werden – stellvertretend für 10 Tafeln, die an diesem Tage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Genau genommen sind es 13, für die rund 60.000 Euro in Weiterlesen

Anpassung statt Umbau

insek tempelhofer freiheit-verflechtungsgebieteNach einer Stunde geduldigen Zuhörens reichte es manchem aus dem Publikum. Lange genug hatten Stadtplaner des Ber- liner Senats und der Planergemeinschaft Kohlbrenner eG ihre Mischung aus Wahr- scheinlichkeitsrechnung und Mengenleh- re rund um das Tempelhofer Feld zum Besten gegeben. „Beim ersten Treffen gab es noch den Ansatz, dass die Kieze besser miteinander vernetzt werden sollen. Davon ist jetzt nichts mehr zu sehen! Stattdessen deutet alles darauf hin, die größten sozialen Verwundungen stillen zu wollen“, empörte sich ein Mann. „Die aktuelle Planung macht den Kiez um die Silberstein- straße zum Vakuum! Was ist aus der Idee geworden, da ein Familienzentrum einzurichten? Wurde die gestrichen?“, monierte eine Frau.

2.Stadtwerkstatt_INSEK Tempelhofer FreiheitEtwa 50 Leute waren zur 2. Stadtwerkstatt in die Zollgarage des ehemaligen Flug- hafens Tempelhof gekommen, die meisten von ihnen Anwohner der Kieze rund um das Tempelhofer Feld. Verflechtungsge- biete werden die nun genannt, weil der Senat nicht nur auf der Freifläche in Form eines Masterplans Großes vorhat, sondern durch ein Integriertes Stadtentwicklungs- konzept (INSEK) auch in den Anrainerbe- reichen strukturelle und bauliche Veränderungen geschaffen werden sollen. Auf Neuköllner Grund und Boden wird davon das Quartier um die Schillerpromenade dirk böttcher senstadt_2. insek tempelhofer feldund die Silbersteinstraße betroffen sein.

Diese beiden Kieze sollen durch das Programm Stadt- umbau West gefördert werden. Wobei man nicht von einem Stadtumbau sprechen könne, betonte Senats- mitarbeiter Dirk Böttcher (r.): „Es ist eine Anpassung, bei der mehr Verbindungen zum ehemaligen Flugfeld ent- stehen und die Infrastruktur in den Gebieten gestärkt werden soll.“ Über 10 Jahre solle sich der Förderzeit- raum etwa belaufen und jährlich um die 3 Millionen Euro in jeden der Verflechtungsbereiche fließen lassen – für Wegbegrünungen, Querungsmaßnahmen und die Sa- nierung von Kitas, Schulen und Jugend-Freizeitein- richtungen. „Dass es mit dem angeregten Umbau des Kindergartens in der Silber- steinstraße zum Familienzentrum nicht klappen wird“, begründete Böttcher, „hat udo dittfurth planergemeinschaft_corinna borch senstadt_2. insek tempelhofer felddamit zu tun, dass  Sanierungen in gemieteten Räumen nicht förderfähig  sind.“

Das wollte auch Udo Dittfurth (l.) von der Planergemeinschaft nicht dementieren, grundsätzlich verwies er aber darauf, dass man sich zunächst erst in der Phase befinde, „strategisch an den Raum zu gehen“. Das sei in etwa mit der Entschei- dung für eine Region für die nächste Urlaubsreise vergleichbar: „Vor den nächsten Schritten ist noch Zeit zum Nach- denken.“ Die Grundlagen für dieses Nachdenken, so Dittfurth, würden die Anregungen bilden, 2. insek tempelhofer freiheit_maßnahmenplandie im Bürgerbeteiligungs- verfahren geäußert wurden oder noch werden. Aus ihnen sei einerseits ein 112 einzelne Punkte umfassender Maßnahmenplan entwi- ckelt worden, und andererseits habe man eine kommentierte, bereits mit Prioritäten versehene Maßnahmenliste erstellt.

Im Bereich der Hasenheide liegt die höchste Dringlichkeit auf straßenbaulichen Projekten, im Schillerkiez auf Gehwegausbes- serungen, einer Umgestaltung des entwidmeten St. Thomas-Friedhofs zur Grün- fläche, der Sanierung von Spielplätzen sowie einer geregelten Querungsmöglichkeit ursula flecken planergemeinschaft_2. insek tempelhofer feldüber die Hermann- in Höhe der Thomas- straße. Im Silbersteinkiez ist es die Sanierung der Kita Rappelkiste, die die aktuelle Prioritätenliste anführt. „Außer- dem“, erklärte Dittfurths Kollegin Ursula Flecken (l.), „soll mit einer Parksuchver- kehr-Analyse herausgefunden werden, welche Maßnahmen unter diesem Aspekt in den Kiezen notwendig werden.“ Alles in allem, meinte die Architektin, gehe es darum, durch die Bündelung von Projekten in räumlich erkennbaren Gebieten Impulse für die Entwicklung der Verflechtungsbereiche zu schaffen.

Wenn alles wie geplant verläuft, werde der Berliner Senat die laut Dirk Böttcher im August zum Stadtentwicklungsgebiet erklären. Ab 2014 gebe es dann Geld. Dass sich die Folgen des Zensus – sprich die Rückzahlungen und Kürzungen beim Länderfinanzausgleich – auf die Höhe der Fördermittel  auswirken, hält der Stadt- planer für unwahrscheinlich. Auch wegen des hohen Drittmittelanteils, der von den Schulverwaltungen als Beteiligung für die Sanierung von Bildungseinrichtungen erwartet werde. „Aber letztlich“, sagt Böttcher, „ist natürlich alles vom Haushalts- beschluss im November oder Dezember abhängig.“ Erst mit dem entscheidet sich, wohin die Reise für die Kieze rund ums Tempelhofer Feld geht.

Anregungen für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept können noch bis zum 20. Juni 2013 an mail[at]planergemeinschaft.de geschickt werden (Stichwort: INSEK Tempelhofer Freiheit und Umfeld).

=ensa=

Viel Genuss und wenig Zeit

next organic berlin_flughafen tempelhofKaum war sie da, war sie auch schon wieder weg. Nur acht Stunden währte am vergangenen Sonntag die Next Organic Berlin (NOB) – und mit ihr die Ver- wandlung der Haupthalle des ehemaligen Flug- hafens Tempelhof in eine  kulinarische Erlebniswelt, bei der auch Neukölln beachtliche Akzente setzte. 

„Bereits um 12 Uhr, also zwei Stunden nach der Öffnung, konnten wir den 500. Besucher zählen“, verkündet Pressesprecherin Kati Drescher beim Rundgang für Medienvertreter, der zu 10 Ausstellern führt und das breite Spektrum der insgesamt 165 Unternehmen umreißen soll, die sich hier präsentieren. Ihr gemeinsamer Nenner 4_next organic berlinsind ökosozial innovative Bio-Produkte. Die stellen sie her, verarbeiten oder vermarkten sie – als Start Up- Betriebe oder als Firmen, die sich längst am Markt etabliert haben. „Wir möchten den Begriff Bio aufbrechen und die Schnitt- stelle zwischen kleinen Manufakturen, Unter- nehmen oder Innovatoren und Handel, Hotel- lerie oder Gastronomie neu managen“, fasst Michael Frühbis vom Le Schicken Verlag, NOB-Ko-Veranstalter und Kurator der Gas- tro-Lounge „Foodopisten“, das Konzept der Fachmesse zusammen. Fachmesse, erklärt er noch, wolle man aber eigentlich auch nicht genannt werden, denn die Next Organic Berlin verstehe sich eher als eine „Kombination aus interdisziplinärer Vernetzungs-Plattform, Marktplatz und Trendshow“.

Einer, der den Sprung von der Idee zum Produkt mit Erfolgskurs-Potenzial bereits geschafft hat, ist Nils Beierlein (l.). „Mein Gedanke war, den besten Eistee der Welt auf den Markt bringen zu wollen“, erzählt er. AiLaike heißt das Ergebnis, das auf einem über 100 Jahre alten  Rezept, richtigem  Tee, rein pflanzlicher  Süße und  hoch-

ailaike_next organic berlin 1_next organic berlin

wertigen Früchten basiert. „Saft kommt mir nicht in die Flasche“, versichert der Jung-Unternehmer aus Mainz, „denn der würde den Teegeschmack total verfälschen.“ Um ein besonderes Geschmackserlebnis geht es auch Domantas Uzpalis, der vor drei Jahren in seiner Heimat Litauen Chocolate Naive (l.) gründete. Ebenso wichtig ist dem Chocolatier jedoch, dass Schokolade wieder als Genussmittel in den Fokus des Verbrauchers rückt. Seine Produkte, so die Philosophie, sollen dabei helfen, eine Brücke zwischen den Bohnenbauern und den Kunden zu schlagen. Boris Grö- nemeyer (r.) hat sich dagegen ganz dem Herzhaften verschrieben. Mit King of Salt nutzt  er das Urmeersalz  der zuvor  lange brach  liegenden Quelle in Bad  Essen, ver-

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edelt es und kreiert in einem Spezialverfahren Salze zum Sprühen, um eine perfekt portionierbare Würzbasis zu schaffen.

Originell, innovativ und qualitativ hochwertig, das sind Begriffe, die auf der Next Organic Berlin allgegenwärtig sind und mit Leben erfüllt werden: Von den Foo- dopisten (l.), die bei ihren Live-Koch-Shows „unjerollten Rollmops“, „Fünf Elemente“, einen  „Keine-Eier-Salat“  oder  „Vertikales Schwein“  zum  Verkosten anbieten, in  den

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verschiedenen Themenbereichen wie auch an jedem einzelnen Stand. Speise- und Edelpilze, die nun dank chido’s auf Kaffeesatz gezogen werden können, veganes und laktosefreies Eis von Helador, das vor sechs Jahren in Berlin gegründete Ge- tränkekollektiv Gekko, Limonaden zum Selbermixen, Käse, Honig, Weine und hoch- prozentige Spirituosen. Wer der Verlockung nicht widerstehen kann und überall next organic berlin_kiez gourmet neuköllnprobieren möchte, braucht einen kernge- sunden Magen.

Wer die kulinarischen Facetten Neuköllns von hinten nach vorne aufrollen möchte, fängt in dem Bereich an, der früher Passa-gieren vorbehalten war. Hier hat das von dem Koch Johannes Kamprad gegründete Unternehmen Kiez Gourmet Neukoelln sei- ne NOB-Dependance, um Feinschmecker mit Wasserbüffel Filetpickfein neukölln_next organic berlinsandwiches, Ciabatta, Grün- kernbratlingen und schottischem Apple Pie auf eine lukullische Expedition zu schicken.

Um Entdeckungen geht es auch bei Pickfein: Die in der Richardstraße ansässige Start Up-Firma von De- nise Roosenboom und Max Kahls verbindet Ge- schmackserlebnisse mit räumlicher Orientierung, in- dem sie ihren kostbaren Stadtplan mit Leckereien Berliner Manufakturen im Probierformat kombiniert.

next organic berlin_rice up neuköllnLängst vom Ge- heimtipp zur be- gehrten Döner- oder Currywurst-Alternative haben sich die Oni- giris von Rice Up gemausert. Tausende der japanischen Reissnacks werden täglich herge- stellt und in der zwischen Neukölln und Kreuz- berg gelegenen U8-Station Schönleinstraße so- next organic berlin_feinschlicht neuköllnwie in allen Bio Company-Filialen verkauft.

Auch feinschlicht, Falko Schumanns Manu- faktur für gutes Fruchten, hat gleich meh- rere Standbeine für den Verkauf ihrer Obst- und Gemüseaufstriche, Senfe und Chut- neys. Seit fast einem Jahr gibt es einen Laden in der Sonnenallee, zusätzlich wer- den per Lastenfahrrad Wochenmärkte und next organic berlin_märkisches landbrot neuköllnFeste in ganz Berlin angesteuert, um Fein- schlichtes an den Gourmet zu bringen.

Besonders groß war die Neukölln-Präsenz bei der ersten Next Organic Berlin jedoch im Brot- Bereich. Mit Katharina Rottmanns Endorphina Backkunst und der Traditionsfirma Märkisches Landbrot frühlingsbrot_märkisches landbrot neuköllnwaren gleich zwei Bäckereibetriebe aus dem Bezirk vertreten, die mit hochwertigen Zutaten und einer gesunden Mischung zwischen Traditionsbewusstsein und Experimentierfreudigkeit immer neue Grund- lagen für variantenreiche Stullen schaffen.

Bezeichnenderweise war es auch eine Neuköllnerin, die die „Täglich Brot“-Area kuratiert hatte. Cathrin Brandes, die sich nicht nur in ihrem Foodblog Tidbits, sondern cathrin brandes+speisenclub neukölln_next organic berlinauch mit dem Speisenclub Neukölln dem Genuss des Essens widmet, rückte mit ihrem Marktplatz das Thema Brot in den Mittelpunkt des Interesses. „Berlin“, findet sie, „hat besseres Brot als man denkt.“ Bei verschiedenen Verkostungs-Aktionen konnte das gleich getestet werden.

„Einer Fortführung des Konzepts steht nichts im Wege“, resümierten die Veranstalter nach dem Ende der NOB-Premiere: Die Idee einer interdisziplinären Plattform mit Erlebnischarakter als Verbindung zwischen der Next Food Generation, etablierten Großhändlern und Einkäufern, wurde von etwa 2.500 Besuchern goutiert. Ob man im nächsten Jahr von der Fachbesucherregelung abrückt und vielleicht sogar länger als acht Stunden öffnet, sei aber noch nicht absehbar.

So innovativ wie die Next Organic Berlin sind auch die Nachwirkungen: Heute ab 18 Uhr laden die Veranstalter in Kooperation mit dem Projekt Umdenken und Slow Food Youth zum Reste-Essen in der Markthalle IX (Eisenbahnstraße 42/43, Berlin-Kreuzberg) ein.

=ensa=

Der Anfang ist gemacht: Frisches Grün fürs Tempelhofer Feld

gaebler+schmidt_pk 1.baumpflanzung_tempelhofer feld_berlinEs hätte schlimmer kommen können, aber auch besser. Noch Freitagmorgen hatten Christian Gaebler (l.), Staatssekretär für Stadt-entwicklung beim Berliner Senat, und Grün Berlin-Geschäftsführer Christoph Schmidt (r.) damit gerechnet, im strömenden Regen die ersten neuen Bäume auf dem Tempelhofer pk 1.baumpflanzung_tempelhofer feldFeld pflanzen zu müssen. Doch dann war es am frühen Nachmittag nur noch herbstlich kalt und stürmisch. „Beste gärtnerische Bedingungen also“, fand Schmidt, „um die Bäume gut und nachhaltig in den Boden zu bringen.“

26 Gleditschien sind es, die nun im Bereich des Alten Hafens zu Vorreitern der „Qua- lifizierung der Parklandlandschaft anknüpfend an den Nutzerwünschen“ werden, wie Christian Gaebler es nannte. Denn Befragungungen hätten ergeben, dass das Bedürfnis der Besucher nach schattigen Aufenthaltsplätzen groß ist. Das sahen und sehen natürlich die Aktivisten der Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld gänzlich anders: Die Pflanzaktion sei eine „Auftaktveranstaltung der gegen den eindeutigen gaebler+schmidt_bi thf100_tempelhofer feldBürgerwillen geplanten Zerstörung des Feldes“, echauffierten sie sich nicht nur per Pressemitteilung, son- dern auch vor Ort. Gleditschien seien zudem „nicht standortgerecht“, hielten sie Gaebler und Schmidt vor, die wiederum das völlig anders sahen und sehen und darauf verwiesen, dass die Baumart selbstverständlich im Vorfeld mit dem Berliner Natur-schutzbeauftragten abgestimmt wur- de. Gleditschien seien Bäume, die mit Wind, Trockenheit, hohen Temperaturen, einem verdichteten Boden und somit mit den spezifischen Bedingungen des ehemaligen Flugfelds gut zurechtkommen, refe- rierte Gaebler. Dazu kämen die optischen Vorzüge der Gleditschie, die sich mit ihrer 1.baumpflanzung tempehofer feld_gaebler+schmidtSilhouette perfekt in das Gesamtbild des Parks einfüge.

Im Herbst, kündigte der Staatssekretär an, werden weitere 116, ebenfalls sorgfältig ausgesuchte Bäu- me auf dem Areal gepflanzt. Und nicht nur das: Außerdem werde dann begonnen, mit der Aus- hebung eines 3 Hektar großen Wasserbeckens den Wunsch vieler Besucher nach Wasserflächen zu realisieren. Das Resultat würden jedoch nicht nur attraktive Aufenthaltsbereiche in den Uferregionen sein, sondern auch ein „ökologisch und ökono- misch vernünftiges Regenwasser-Management“. Etwa 300.000 Euro fielen derzeit als Kosten für die Wasserbecken Übersicht_Copyright Gross MaxAbleitung des Regenwassers von der Tempelhofer Freiheit in den Landwehrkanal an. Geld, das man für das Gelände sinnvoller ein- setzen könne.

Des Weiteren werde in absehbarer Zeit die Neuordnung der Sportfelder am Columbiadamm gestartet, um die dringend benö- tigten Flächen für die Erweiterung des muslimischen Friedhofs schaffen zu können.

Die Umsetzung anderer Pläne liegt noch in fernerer Zukunft. Bis 2016 reicht das Zeitfenster, das Christian Gaebler für Projekte wie das Anlegen eines Nord-Süd-Radwegs, die Verbesserung der Infrastruktur in puncto Toiletten und Gastronomie, die Schaffung quartiersnaher Spiel- und Sportplätze, das Ausweiten von Urban bi thf100_1.baumpflanzung_tempelhofer feldGardening-Flächen und die Kennzeich- nung und Ausstellung historischer Spuren auf dem ehemaligen Flughafen nannte.

Die Visionen vom künftigen Sound des Tempelhofer Felds hatten die Aktiven der Bürgerinitiative gegen die Bebauung gleich dabei. Baulärm vom Band begleitete die Spatenstiche von Christian Gaebler und Christoph Schmidt. Die Aufgabe, die der Staatssekretär ihnen auftrug, dürfte schwieriger zu bewältigen sein: „Dann zeigen Sie mir doch die 85 Prozent der Berliner, die etwas gegen mehr Bäume hier haben!“ lautet sie.

=ensa=

Aus Ehemaligem wird Zukünftiges: letzte Führungen durch den Bauteil H2rd

Die Orientierung auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof ist nicht leicht. Ortsangaben mit Begriffen wie Hangar, Tor, Eingang, Gebäudeteil und Aufgang treiben manchen Besucher an den Rand der Verzweiflung. „Das Leitsystem bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofmüssen wir dringend verbessern“, stellte so kürzlich auch Martin Pallgen, Presse- sprecher der Tempelhof Projekt GmbH, fest. Vergleichsweise leicht zu finden ist dagegen das ehemalige Offiziershotel – wenn man es nicht auf den Plänen sucht, fassade_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofdie auf dem Areal stehen. Denn dort heißt es nur Bau- teil H2rd.

An den Ostertagen wird es in dem Trakt am Platz der Luftbrücke noch einmal richtig voll werden. Dann nämlich bietet sich die letzte Gelegenheit, das Gebäude vor seiner bevorstehenden  Sanierung und dem Umbau zu einem flur eg_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofKreativzentrum zu besichtigen. Es ist das zweite Mal, dass es neu gestaltet wird, um den Be- dürfnissen einer veränderten Nutzung zu genügen.

„1935“, erklärt Birgit Ohström, „haben die Nazis mit der Errichtung des größten Baudenkmals Europas begonnen. Aber ganz fertig geworden sind sie nie, weil das Tau- sendjährige Reich eben früher als von ihnen geplant zu Ende gegangen ist.“ Von außen sah und sehe seitdem birgit ohström_berlin kompaktalles ganz wunderbar aus, sagt die Stadtführerin, „aber das war’s dann auch schon.“ 1938 zog die Hauptverwaltung der Lufthansa in das Gebäude. 1950 wurde mit dem Wiederaufbau des im Krieg weit- gehend ausgebrannten Anwesens für die US Air Force begonnen, die es in Columbia House umbenannte, hier  ihren Officers‘ Club und  ein Offizierskasino einrichtete und die vorherigen Büros in den Obergeschossen zu Offiziers-unterkünften umgestalten ließ.

Was einen dort erwartet, lässt sich im Erdgeschoss noch nicht erahnen: Der Empfangsbereich wirkt seit seiner Komplettrenovierung vor 26 Jahren edel-funktional; saal_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofdas riesige ehemalige Restaurant mit dem abgewetzten blauen Velours und angestaubten verspiegelten Wand- elementen versprüht Retro-Prunk. Es riecht, als wären die Fenster und Tü- ren zur angrenzenden Terrasse seit Jahren nicht mehr geöffnet gewesen.

Als Restaurant solle es auch künftig wieder genutzt werden, informiert Bir- git Ohström. Denn der Umbau des denkmalgeschützten, viergeschossi- gen Gebäudeteils  verfolge nicht nur das Ziel, jungen und arrivierten Kreativen Büros und Ateliers anzubieten. „Zur Planung gehören auch öffentliche Bereiche mit treppenhaus_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofKonferenz- und Veranstaltungssälen, eben dem Restaurant und einem Besucherzentrum mit Café.“ Ideen, das einstige Hotel wieder als Hotel in Betrieb zu nehmen, seien verworfen worden. Aus einleuch- tenden Gründen, wie sich später zeigt.

Durch das weitgehend original erhaltene Treppen- haus geht es hinauf in die 1. Etage. Birgit Ohström weist auf das Treppengeländer hin, das sich vom Keller bis unters Dach zieht: „Es ist komplett aus Aluminium.“ So wie er nach Plänen von Ernst Sage- biel, einem der bedeutendsten Architekten der NS-Zeit, gebaut wurde, ist auch der Eichensaal erhalten. Über zwei Stockwerke reicht der mit düs- terem Eichenholz vertäfelte  Raum, der zudem auf Schritt und Tritt durch Eichenblatt-Ornamente daran erinnert, weshalb er heißt, wie er heißt. Eine eingebaute Leinwand

eichensaal_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofeichensaal-kronleuchter_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhof

machte den rund 6 Meter hohen Saal zum Konferenz- und Vortragsraum der Luft- hansa – und ein Wasserschaden in der darüber liegenden Etage große Teile des wendeltreppe_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofEichenparketts kaputt.

In den einstigen Büros und späteren Hotelzimmern für durchreisende Offiziere der US Air Force ist es eine Mischung aus Verfall und amerikanischen innenarchi-tektonischen Vorlieben, die ihnen zugesetzt hat. Ram- ponierte, schwere Stores hängen vor milchigen Fenstern, die begonnene Beseitigung der Teppiche förderte edlen Parkettboden zutage,  die Wände und Decken sind so vergilbt wie die Heizkörper und Fensterrahmen, farblich dominieren Schlamm- und Brauntöne, die Bäder haben die Zeit, in der sie als modern galten, lange hinter sich. „Nach heutigen Maßstäben sind die Räume viel zu klein, um sie in einer gehoben Kategorie als Hotelzimmer vermieten zu können“, stellt Birgit Ohström fest und führt in

zimmer_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofoffizierswohnung_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofbad_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhof

die ehemalige Offizierssuite am Ende des schier unendlichen Flurs. Dass sich privilegiert fühlen konnte, wer einst in den drei Zimmern wohnen durfte, wird noch hotel-flur_bauteil h2rd_ehem. offiziershotel_flughafen berlin-tempelhofheute deutlich. Obwohl auch diesen Gemächern nicht mehr als morbider Charme geblieben ist.

Nach dem denkmalschutzgerechten Umbau wird von dem nichts mehr zu sehen. Wo nun historische Spuren durch fast acht Jahrzehnte führen, wird dann alles hell, freundlich und topmodern sein. „Es ist an der Zeit, dass aus diesem spannenden, immer mehr verfallenden Gebäude endlich was ge- macht wird“, findet Birgit Ohström. Man kann nicht anders als ihr recht zu geben.

Am 31. März und 1. April werden letztmalig vor der Sanierung und dem Umbau des Gebäudes Führungen durch das frühere Offiziershotel angeboten. Tickets kosten 10 Euro (erm. 6 Euro); eine Anmeldung ist ratsam.

=ensa=

Yes, indeed!

Seit einer gefühlten Ewigkeit liegt eine hell- bis dunkelgraue Wolkendecke über Ber- lin. Da kommt  das optische Pendant, das sich  in Sichtweite der  Neuköllner  Bezirks-

kunst am zaun_tempelhofer feld_berlin

grenze am Zaun um das Tempelhofer Feld präsentiert, gerade recht: Aus bunten, miteinander verschlungenen Bändern entstand am Columbiadamm ein StreetArt- Werk, das Labsal für Augen und Seele ist und gern öfter beweisen darf, dass es auch perfekt vor eine himmelblaue Kulisse passt.

Das Erbe unter unseren Füßen

Rostige Nägel, eine Rasiercreme-Tube, Flaschen,  Scherben von Tellern mit dem Aufdruck „Schönheit der Arbeit“, ein Schaltplan, Identitätsmarken grabungen 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlinamerikanischer Soldaten, Emaille-Töpfe, Grabstellen und Sarg- griffe, Tuben mit Salben gegen Geschlechts- krankheiten, Gabeln, Reste von Stahlhelmen, Kämme, ein Souvenir für Ursula, Flugzeugteile:  Die vor einem Vierteljahr begonnene Spuren- suche auf dem Tempelhofer Feld (wir berich- teten)  hat ein so skurriles wie makaberes Sam- melsurium zutage gefördert. Gestern stellten die an den Grabungen beteiligten Institutionen einige der knapp 10.000 Fundstücke vor, die innerhalb weniger Wochen auf der Fläche des Lilienthal-Zwangsarbeiterlagers der Lufthansa geborgen wer- grabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlinden konnten.

„Es ist besonders die Menge, die uns überrascht hat“, sagt Landes- konservator Prof. Dr. Jörg Haspel (2. v. l.), „und die Tatsache, dass vieles so dicht unter der Grasnarbe lag.“ Schon in 30 Zentimetern Tiefe wurde aus dem Suchen ein Finden. Den- noch seien es extrem schwere Gra- bungen gewesen, betont Dr. Karin Wagner (r.), die im Landesdenkmalamt Berlin den Fachbereich Archäologie leitet. grabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlin, jan trenner (grabungsleitung)Schließlich hätten die Wissenschaftler in belasteten, womöglich noch mit Kampfmitteln kontaminierten Bö- den nach dem „Erbe unter unseren Füßen“ gesucht. Was das praktisch bedeutete, veranschaulicht Gra- bungsleiter Jan Trenner mit einem kniehohen Metall- gefäß, das beim Auffinden für Adrenalinschübe sorgte. Dass es sich bei dem Exponat um einen Behälter handelt, in dem Nahrungsmittel aufbewahrt wurden, sei erst durch Untersuchungen festgestellt worden.

Bei anderen Dingen war es trotz der Komplexität der Nutzung des Gebiets leichter, ihnen ihre Geschichten zu entlocken. Die Toilettenartikel sind Zeugnisse der Besatzungszeit. Die Sarggriffe gehen auf die Zeit vor dem 1. Weltkrieg zurück, als der Friedhof am Columbia- damm, der heute durch eine Backsteinmauer vom Tempelhofer Feld getrennt ist, weit bis in das ehemalige Flughafenareal hineinragte. „Die Flugzeugteile stammen von Kampfmaschinen, die  während des 2. Weltkriegs hier in den Werkshallen der Lufthansa von Zwangsarbeitern montiert und repariert wurden“, erklärt Prof. Dr. Reinhard Bernbeck (M.) vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der FU Berlin. „Die  vielen gefundenen Nägel,  die alle  bei  7  Zentimetern umgebogen sind, lassen

grabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlingrabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlin

grabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlingrabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlin

grabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlinauf die Dicke der Holzwände der 12 Meter langen Baracken des Lagers schließen.“ Etwa 4.000 Männer und Frauen aus Frankreich, Belgien und Osteuropa wur- den hier von der Lufthansa als Zwangs-arbeiter für die Rüstungsindustrie einge-setzt, schätzt man. Konkretes, so Bern- beck, gehe aus einem Forschungsbe- richt hervor, der allerdings vom Luftfahrt-Konzern  nicht zugänglich  gemacht wer- de. Der Dokumentarfilm „Fliegen heißt Siegen: Die verdrängte Geschichte der Deutschen Lufthansa“ sei diesbezüglich aber auch sehr aufschlussreich, bemerkt Professor Haspel. Durch die Grabungen auf dem Tempelhofer Feld kommt grabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlinweiteres Licht in das abgedunkelte Kapitel der Vergangenheit der Kranich-Airline.

Zudem leisten die Funde einen wertvollen Beitrag zur Stadtgeschichte. Inwieweit die haptischen Relikte der Nazi-Zeit Einfluss auf die Konzepte für die künftige Nutzung des Tempelhofer Felds haben werden, ist noch unklar. Fakt ist, dass die Wissen- schaftler im kommenden Jahr gerne ihre archäologischen Grabungen im Bereich des KZ Columbiahaus und des Richthofen-Lagers fortsetzen würden. Derzeit werde grabungsfunde 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlinmit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an der Verlängerung der Kooperationsvereinbarung gearbeitet, sagt Landeskonservator Haspel. Auch sei eine Experten-gruppe unter Andreas Nachama, dem Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, eingerichtet worden, die ein Gedenkstättenkonzept für das Tempelhofer Feld entwi- ckeln werde.

„Wir begreifen die Ausgrabung und die Würdigung der Funde aber auch als Vorbereitung auf das Berliner The- menjahr 2013 und grabung 2012, lufthansa-zwangsarbeiterlager, tempelhofer feld berlin, jan trennerden Tag des offenen Denkmals im nächsten Tag“, sagt Jörg Haspel. Ersteres werde unter dem Motto „Zerstörte Vielfalt – Berlin in der Zeit des Nationalsozia- lismus“ stehen, letzter beschäftigt sich mit dem Aspekt „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“. Das seien doch geeignete Anlässe, sich in- tensiv mit der eminent wichtigen Frage zu beschäftigen, wie man nationalsozialis- tische Großanlagen erhalten, erschließen und für nachfolgende Generationen entwickeln kann, findet er.

=ensa=

Für jeden etwas

Voll war es am Wochenende auf dem Tempelhofer Feld – und das lag nicht nur am schönen Wetter, sondern auch an den Veranstaltungen, die dort stattfanden: Am Eingang Columbiadamm zog der 22. Tag der Erinnerung und Mahnung mit Aus- stellungen, Diskussionen, Bühnenprogramm, Kinderfest und etwa 70 Infoständen von  Initiativen und  Institutionen, die  das  Erinnern an  Opfer des  NS-Regimes wach

22. tag der erinnerung und mahnung, tempelhofer feld berlin22. tag der erinnerung und mahnung, tempelhofer feld berlin, kz columbiadamm, zwangsarbeiterlager tempelhofer feld22. tag der erinnerung und mahnung, tempelhofer feld berlin

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halten und sich gegen Rassismus und Neonazimus engagieren, scharenweise Besucher an. Thematischer Schwerpunkt waren das KZ Columbia-Haus und das Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens. Im Mittelpunkt der Diskussionsrunden im Zelt stand dagegen vor allem der gegenwärtige Ras- sismus, den u. a. Mouctar Bah von der Oury Jalloh-Gedenkinitiative so eindringlich schilderte, dass dem Publikum der Atem stockte.

Zum Kontrastprogramm waren es nur wenige Schritte: Gegenüber vom Aktionstag-Gelände wurde – begleitet von Jubel, Anfeuerungsrufen, Applaus und dem Gebrüll der Teams – die  15. Deutsche Jugger-Meisterschaft ausgetragen. Sie war  zugleich

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die dritte Auflage der German Open der noch jungen Sportart Jugger, die mar- tialischer aussieht als sie ist und sich überdies dadurch von anderen unterscheidet, dass Frauen und Männer zusammen in gemischten Teams gepolsterte Keulen und Kugeln schwingen, um die Gegner am Torerfolg zu hindern.

Weniger lautstark, aber nicht minder lebhaft, ging es bereits am Vortag beim  1. Bau- ernmarkt des Allmende-Kontors zu. Obwohl die Zahl der Stände noch sehr über- schaubar  war, strömten  reichlich  Besucher in  den  Nachbarschaftsgarten. Ob  aus

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dem Testballon  etwas Regelmäßiges wird, ist  noch ungewiss. Das müsse man erst mit  den Anbietern diskutieren, erklärten die Veranstalter. Sicher ist aber, dass es kein Ganzjahres-Event werden soll, denn dafür sei das Tempelhofer Feld als Standort denkbar ungeeignet.

Mr. Bean in London, Bohnen in Neukölln

Noch mehr sportliche Möglichkeiten als sonst bieten sich in den nächsten beiden Wochen auf dem Tempelhofer Feld. Täglich von 10 bis mindestens 22 Uhr können am Eingang Tempelhofer Damm  alle olympischen Wettkämpfe auf einer 100 Qua- dratmeter großen Videowand  verfolgt werden. Zusätzlich lassen sich auf der Event- fläche verschiedenste Sportarten kostenlos ausprobieren.

Schon knapp zwei Wochen bevor das olympische Feuer überhaupt London erreichte, begann am östlichen Rand des Tempelhofer Felds eine Olympiade der besonderen Art: Nicht  Menschen oder Menschen und Tiere treten hier gegeneinander  an, sondern  Pflanzen – genau  genommen:  Bohnen. In  einem  spannenden  Dreikampf

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mit den  Disziplinen Keimen, Wachsen und Klettern  wird im Hüttendorf Gecekondu der Sieger der  1. Bohnen-Olympiade  ermittelt. Etwas Geduld sollten Zuschauer allerdings schon mitbringen.

Das Loch ist das Ziel

walburga pauels, nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlin„Eigentlich müsste meine Bahn ja mit  Besen gespielt werden“, findet  die Berliner Künstlerin Walburga Pauels. Schließlich denke jeder bei ihrem Vornamen walburga pauels, nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlinso- fort an feiernde He- xen und die Walpur- gisnacht. Aber so weit sollen sich die nuture Mini ART Golf– Bahnen dann wohl doch nicht von gängigen Minigolf-Parcours entfernen. Vorgestern startete die Anlage, die auf originelle Weise Freizeitsport mit Kunst ver- nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlinbindet, offiziell in ih- re zweite Saison als Pionierprojekt auf dem Tempelhofer Feld. Walburga Pauels Bahn, die den Namen „Undine im Elysium“ trägt, ist eine der vier Neu-Kreationen – und tückischer als sie zunächst erscheint. „Die Kieselsteine direkt nach dem Abschlag haben es wirklich in sich“, findet einer der ersten Spieler. Wenn der Ball zwischen denen liegen bleibe, werde es schwierig. Für die Künstlerin indes war der zweite Teil der Strecke nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlin, melanie schmidtdie weitaus größere Herausforderung. Denn der Wasserstrahl aus der Dusche über dem Kopf der Undine, der – beim Einlochen des Balls von einem Sensor aktiviert wird – tat nur in der Werkstatt, was er tun sollte: in ein Bassin plät- schern. Ob des ständigen Windes auf dem Tempelhofer Feld wehte der Strahl jedoch zu- nächst ständig am Auffangbecken vorbei und traf die Beine derer, die zur falschen Zeit am fal- schen Ort standen. „Da musste viel nach- eckhard roth, nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlingearbeitet wer- den, bis alles klappte“, gesteht Walburga  Pauels.

Die meisten anderen Bahnen konnten ihre Praxis- tauglich- und Bespielbarkeit bereits im letzten Jahr jens hikel, nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlinunter Beweis stellen. Mehr als 20.000 Mini- golfer zählte der nu- ture ART e. V. bisher auf der 1.600 Quadrat- meter großen Anlage, die durch die Initiative des Künstlers Christoph Ernst realisiert wurde und auf spielerische Weise Kunst, guisun jang, nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlinÖkologie und Tech- nik vermitteln soll. Oder, wie auf der Bahn von  Guisun Jang, auch zu meditativen Mo- menten verhilft.

Spricht man jedoch mit Besuchern, die sich schon hier ihre Zeit vertrieben haben, betonen die vor nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlin, uli schärerallem den Spaßfak- tor. „So viel wie auf dieser Anlage lachen sonst beim Minigolf nicht“, sagt eine Rentnerin, die bereits mehr- fach mit ihrer Familie oder Freunden zu Gast war. Eine nuture mini art golf, tempelhofer feld, pionierprojekt tempelhofer freiheit, berlin, kirsten reynolds + bastiaan marisLieblingsbahn? Nein, die habe sie nicht, weil alle so grundverschieden seien, dass man sich schwer entscheiden könne. „Aber die gehört unbe- dingt zu meinen Favoriten“, findet die Neuköllnerin und zeigt auf die Bahn des britisch-niederländischen Künstlerduos Kirsten Reynolds und Bastiaan Maris. „The Last Hole“ heißt diese und ist auch eine der Neuigkeiten. Hunderte alter James Last-LPs wur- den von Reynolds und Maris zu verschieden großen Rundbögen, teils beweglichen Schluchten und so zu einer freizeitsportlichen Herausforderung recycelt. „Das hätte ich mal sehen sollen, bevor wir unsere ganzen alten Schallplatten auf dem Flohmarkt verhökert haben“, ärgert sich ein Zehlendorfer. Sein Garten sei groß genug für die eine oder andere Minigolf-Bahn.

Die nuture Mini ART Golf-Anlage  nahe dem Eingang Columbiadamm ist täglich von 13 Uhr bis zum Sonnenuntergang  geöffnet. Eine Spielrunde kostet 5 Euro (ermäßigt 3,50 Euro).

=ensa=

Problem erkannt, Problem gebannt

Wenn in Neukölln öffentliche Plätze zu Treffpunkten Trinkfreudiger zu werden drohen oder es bereits geworden sind, ist es dort mit der Gemütlichkeit zuweilen schnell vorbei: Durch das Entfernen von Tischen oder auch Bänken werden unmiss- verständliche Signale gesetzt. Den angestrebten Effekt der Vertreibung erreichen diese drakonischen Maßnahmen jedoch – dank der Kreativität und Genügsamkeit der Betroffenen – jedoch nicht  zwangsläufig. Oft gesellt sich noch der Unmut derer hinzu, die Bänke auf Plätzen oder in Grünanlagen gemein- hin unalkoholisiert nutzen und sich ihrer Rast- stätten beraubt fühlen.

In der Oberlandstraße in Tempelhof, zwischen der Neuköllner Bezirksgrenze, den Studios der Berliner Union-Film und dem Bahlsen-Fabrik- verkauf, sah und sieht die Situation trotz ähn- licher Problemlage anders aus. Auch hier, auf dem Bürgersteig vor dem Parkplatz eines Super- und Getränkemarkts, kommt man gerne zum kleinen Umtrunk und  zu geselligem Palavern zusammen. Auf Komfort in Form von Sitzplätzen muss dabei seit jeher verzichtet werden. Es ist eher wie in einer Open Air-Kneipe, mit der kalten Betonmauer des Parkplatzes als Theke. Der Beliebtheit des Treffpunkts kann das nichts anhaben.

„Vor einiger Zeit haben die mal ’nen Anpfiff wegen ihres Mülls bekommen“, erinnert sich ein Mitarbeiter des FRISTO Getränkemarkts. Ein weiterer hätte den Platzverweis bedeutet. Doch statt den zu riskieren, sorgte die Clique selber für Abhilfe: mit simplen Müllsäcken, die regelmäßig entsorgt und substituiert werden. „Das funktioniert erstaunlich gut. Vermüllungsprobleme gibt’s seitdem nicht mehr.“

=ensa=

Verrückte Welt

Da staunt der Fachmann und … der Reiher wundert sich: Es ist Oktober, das Laub entweder noch grün oder schon bunt, der Himmel strahlendblau und die Menschen sitzen stundenlang in luftiger Sommerkleidung auf Wiesen herum, statt in Woll- pullovern vor den Heizungen. In Berlin ist endlich die kostbare Fracht namens Sommer an- gekommen – zwar ein bisschen spät, aber immerhin. Vergessen ist das Gemaule über den vor 20 Jahren als Feiertag gestrichenen 17. Juni und den als Ersatz in die Bresche gesprungenen  3. Oktober: In diesem Jahr ist das schier Unglaubliche passiert, und der längst nicht mehr neue Tag der Deutschen Einheit dem alten Tag der  deutschen  Einheit  temperatur-  und wettermäßig  in nichts  nach.

   

So hängt sich an den verspäteten Sommer gleich noch die Erkenntnis, dass der gesetzlich verordnete Feiertagstausch  auch für Berliner mit „Nüscht wie raus zum Wannsee“- oder Grill-Ambitionen nicht zwingend einen Nachteil bedeuten muss.

=ensa=

Spektakulärer Rekordversuch zum 50. Geburtstag

Es ist ein wunderbarer sonniger Herbst- tag. Wie in längst vergangenen Tagen gelangt man über das General Aviation Terminal (GAT) aufs Tempelhofer Feld. Der Blick fällt zuerst auf den „Troop Car- rier“ mit der Nummer 5557, dann allerdings auf sieben Bomben- attrappen und eine kleine Menschengruppe vor dem Transparent mit der Aufschrift „Pyro- World – Europäische Fach- und Consu- mer Messe für Pyrotechnik“: Der Mes- severanstalter hat zur Pressekonferenz auf dem ehemaligen Flughafen Tempel- hof geladen.

Wie von Pyro-World-Chef Christian Dett- mer, einem staatlich geprüften Feuer- werker, sowie Thomas Wagner und Udo Neumann von der Bavaria Fireworks zu erfahren ist, können sich Feuerwerksfans freuen, denn am zweiten November-Wochenende findet erstmals eine Messe zur Pyrotechnik hier auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt. Aussteller aus aller Welt werden im Hangar 5 und auf dem Vorfeld ihre Feuerwerksprodukte präsentieren. Wohlgemerkt, hier geht es nicht um Sil- vesterböller und -raketen, sondern um hochkarätige Pyrotechnik mit Insider-News im Trade-Bereich. Dazu wird es allgemein verständliche Informationen für die Öffentlichkeit geben, die sich für Feuerwerke und insbesondere den sicheren Umgang mit pyrotechnischen Artikeln interessiert. Begleitet wird die Messe von täglich bis zu vier Feuerwerk-Shows, die nicht nur auf dem Tempelhofer Feld und bis nach Neukölln, sondern weit über die Stadt zu sehen sein werden.

Als Highlight konnte die international renommierte Vulcan International Pyrotechnics Ltd. für eine Eröffnungs-Feuerwerks-Show der Superlative gewonnen werden. Krönender Abschluss wird eine große Party mit musikalischen Live-Acts und einem Rekordversuch sein: Die Bavaria Fireworks will die größte jemals in Europa geschossene Kugelbombe 600 oder besser noch 800 Meter hoch in den Himmel katapultieren. Einen Durchmesser von 96 bis 97 Zentimetern und ein Gewicht von mindestens 350 Kilogramm wird sie haben.

Von Udo Neumann, der am Tag des Rekordversuchs seinen 50. Geburtstag feiern wird, erfahre ich weitere Einzel- heiten. Die “Abschussrampe” wird ein Mörser, aus Glasfaser verstärktem Kunststoff (GFK) sein. Der muss – wie die Bombe selbst – erst noch ange- fertigt werden. Die Profi-Feuerwerker mutmaßen, dass er circa 2 Meter lang sein wird, die Wanddicke wird min- destens 12 Zentimeter betragen, sein Innendurchmesser 1.000 Millimeter, also etwas größer als die Bombe sein. Dieses Etwas trägt wesentlich zum Gelingen des Versuchs bei. Ist der Ringspalt zu klein, könnte die Hülle der Bombe, die aus Pappmaché besteht, Schaden nehmen, ist er zu groß, wird die gewünschte Höhe nicht erreicht. Der GFK-Mörser wird ein Gewicht haben, das nur noch mit einem Kran zu bewältigen ist; von dem wird er dann in ganzer Länge ins Erdreich versenkt.

Die Bombe selbst muss so konstruiert sein, dass sie zum Einen so leicht wie möglich ist, um die optimale Höhe zu erreichen, zum Anderen so stabil sein, das gesamte „Innenleben“ zusammenzuhalten. Das wiederum besteht aus einer Vielzahl von Einzelbomben. Demzufolge bedarf es dreier exakt aufeinander abgestimmter Zündungen: Die erste wird die Beschleunigung der Gesamtkugel bewirken, die zweite die Einzelkugeln auseinandertreiben und die dritte schließlich dann die eigentlichen Effekte bewirken. Der Wirkungsdurchmesser soll rund 500 Meter be- tragen. Das hat es in Europa noch nicht gegeben.

Auf die Frage, was dieser Versuch kosten wird, werden Zahlen genannt, die bis zu 50.000 Euro reichen. Man mag zu solchen Experi- menten stehen, wie man will –  wer die Begeiste- rung  von Thomas Wagner, Christian Dettmer und Udo Neumann (v. l. n. r.) erlebt hat, kommt nicht umhin, selbst zumindest ein we- nig neugierig gemacht worden zu sein.

=kiezkieker=