Hopfen, Malz und einige Umdrehungen

Der Bankdirektor Otto Swoboda war einer von acht Männern, die am 1. Februar 1872 in Rixdorf, wie Neukölln damals noch hieß, die Vereinsbrauerei Berliner Gastwirte sudhaus_ehemalige-kindl-brauerei-neukoellngründeten und so vor 145 Jahren den Prolog für ein bedeutendes Stück lokaler Wirtschaftsgeschichte schrieben. An der heutigen Rollbergstraße kauften sie Grundstücke, ließen Gebäude errichten und konnten bereits Mitte März 1873 den ersten Bierausstoß feiern. 1895 wurde das Unternehmen in Vereinsbrauerei Rixdorf umbenannt, 1911 in Berliner Kindl Brauerei, und im Herbst 2005 entschied der Oetker-Konzern, der 2004 Eigentümer Weiterlesen

Orte und ihre Geschichte(n): Kiezkunde für Anfänger und Fortgeschrittene

Ausgerechnet an diesem Wochenende, wenn wegen des Rixdorfer Weihnachts-markts besonders viele Menschen am Richardplatz 1_ausstellung-geschichte-richardplatz_frauenzentrum-neukoellnsind, die besonders wenig über die Gegend dort wissen, ist der Frauentreffpunkt Affidamento nur für geladene Gäste des Neuköll-ner Bezirksamts geöffnet – und somit auch die sehenswerte Ausstellung „Geschichte(n) im Quartier Richardplatz Süd“.

Zehn Adressen im Kiez hat sich das Team von Stadträumliches Lernen herausgepickt, um an ihnen einerseits den Wandel über Jahrhunderte hinweg bis in die Gegenwart in Texten und Bildern zu veranschaulichen und andererseits verschiedene thematische Aspekte zu beleuchten. Weiterlesen

So fern und doch so nah

schloss britz_neukoellnGut 10 Kilometer liegen zwischen dem Tier-park Friedrichsfelde und dem Schloss Britz. Unweit der Eisbärenanlage, wo sich die Erbbegräbnisstätte der Familie von Treskow befindet, ist man Neukölln aber ausgespro-chen nah: Denn Carl von Treskows Gemahlin Julie, die einer reichen Hugenottenfamilie entstammte, war die Schwester von Jean Jouanne, der wiederum erster bürgerlicher Besitzer vom Schloss Britz gewesen ist.

„Zeitreise Neukölln“ verhilft Flüchtlingen zu Orientierung

terminal 99xneukoelln_museum neukoellnDie Versuchung liegt direkt nebenan. „Kein Englisch!“, instruiert Diana Mercher die Frauen und Männer, die sich um ein Computerterminal im Museum Neukölln mercher_goesswald_vhs-deutschkurs_zeitreise neukoelln_museum neukoellnversammelt haben. Viele sind mit dem Englischen vertrauter als mit der deutschen Sprache, aber alle entschlossen, das zu ändern. Im Deutsch-kursus der VHS Neukölln haben die Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine, Pakistan und dem Iran bereits die Kompetenzstufe A2 erreicht. „Dabei sind einige erst seit fünf Wochen hier“, sagt Diana Mercher, die Dozentin, nicht ohne Stolz: „Sie entdecken gerade, was Demokratie bedeutet, haben eine riesige Hoffnung, sich schnell zu Weiterlesen

Weltpremiere im Museum Neukölln: Exponate der Dauerausstellung jetzt auch haptisch erlebbar

geschichtsspeicher_präsentation 3d-objekte_museum neukoellnIn der Dauerausstellung „99 x Neukölln“ können sich Besucher des Museums Neukölln schon seit Jahren durch 99 Originalobjekte und an Compu-terterminals über grundlegende Aspekte der Geschichte und Gegenwart des Bezirks informie- ren. Nun ist ein weiterer innovativer „museums- pädagogischer Quantensprung“ geglückt, wie Bezirksstadtrat Jan-Christopher Rämer vergange- nen Donnerstag bei einem Pressegespräch im Museum auf dem ehemaligen Gutshof Britz erklärte: „Ich bin sehr froh darüber, dass mit dem Einsatz von 3D-Objekten jetzt auch Blinde- und Sehbehinderte Exponate der ständigen Aus- stellung erfahren können.“

Möglich wird dies, weil mehrere Objekte vom 3D-Labor der Technischen Universität Berlin mit einem 3D-Scanner aufgenommen und in Kunststoff Weiterlesen

Weltgeschichte auf einen Neuköllner Kiez heruntergebrochen

titelseite leben im umfeld der martin-luther-kirche im ersten weltkrieg_berlin-neuköllnWenn nach dem Abschluss eines Projekts eine ge-druckte Dokumentation entsteht, gleicht diese oft einer von Logos gezierten Nabelschau, die für Unbeteiligte eher uninteressant ist und als Kernaussage impliziert, dass die in der Projektförderung kalkulierten Druck-kosten eben ausgegeben werden mussten.

Embleme von Förderern und Danksagungen fehlen auch in der Broschüre „Leben im Umfeld der Martin-Luther-Kirche im Ersten Weltkrieg“ nicht. Ansonsten unterscheidet sich das Produkt einer im letzten Jahr von der evangelischen Gemeinde veranstalteten Ge-schichtswerkstatt aber erheblich und ausgesprochen wohltuend von einschlägigen Publikationen. Wie haben die Menschen vor 100 Jahren in diesem Neuköllner Kirchenbezirk gelebt und wie war ihre Weiterlesen

Kiehl von oben bis unten

reinhold kiehl-haus_bürknerstr 29-30 neukoellnDer Architekt Reinhold Kiehl ist sicher vielen in Neukölln ein Begriff. Von 1905 bis 1912 war er Baustadtrat von Rixdorf, wie Neukölln damals noch hieß, und Leiter des neu geschaffenen Hochbau- amtes.

Viele kommunale und städtische Bauten in Neukölln wurden von ihm geplant. So entstanden u. a. das Rathaus Neukölln, das Stadtbad Neukölln sowie das Städ- tische Krankenhaus nach seinen Entwürfen. Weniger bekannt ist, Weiterlesen

Geschichte auf der Bühne: Heimathafen Neukölln plant Stück über Verfolgte im Nationalsozialismus und hofft auf das Mitwirken vieler Neuköllner

heimathafen neukölln_saalbau neukölln„In Neukölln lagerten die ‚Judenmöbel‘ im städtischen Saalbau.“ Es war dieser Satz auf Seite 457 des Buches „Zehn Brüder waren wir gewesen …“, der Julia von Schacky und Stefanie Aehnelt wieder an eine Idee erinnerte. „Wir wollten schon lange ein Stück machen, das sich mit dem Nationalsozialismus im Bezirk beschäftigt“, sagt letztere, die zu den Gründerinnen des Heimathafens Neukölln gehört und dessen Geschäfts-führung übernommen hat. Aus zeitlichen Gründen seien großer saal_saalbau neuköllnsie jedoch bisher nicht dazu gekommen. „Von der Saalbau-Vergangenheit in der Nazi-Zeit ist ja leider nicht viel bekannt“, er- gänzt von Schacky, Regis-seurin im Heimathafen-Team. „Deshalb war uns klar, dass ein so extrem retroperspektiver Ansatz sehr aufwändig werden würde. Und was dabei rauskommt, ist völlig unklar.“ Zumal es den Frauen vom Weiterlesen

Gebaut als Schulhaus, genutzt als Wohnhaus

Für die, die in der Kirchgasse 5 wohnen, ist die Adresse ihr Zuhause. Für andere ist es da, wo das Museum im Böhmischen Dorf ist. Und für die Bezirksgeschichte ist es der Standort eines der ältesten Gebäude Neuköllns. Am  14. November 1753, nur ein

schulhaus der böhmischen brüdergemeine_neukölln

halbes Jahr nach der Grundsteinlegung, weihte hier die Herrnhuter Brüdergemeine ihr Schul- und Anstaltshaus ein, das auch bis 1909 noch als Schule genutzt wurde und seitdem als Wohnhaus dient. Anfang der 1980er Jahre erfolgte Weiterlesen

25-jähriges Jubiläum der Partnerschaft zwischen Neukölln und Ústí nad Orlicí

Stadtwappen_von_Ústí_nad_OrlicíDie Berliner Mauer stand noch, als am 6. November 1989 der erste Teil des Städtepartnerschaftsvertrages zwischen Neu- kölln und Ústí nad Orlicí in der böhmischen Kreisstadt unterzeichnet wurde. Keine drei Wochen später, am 24. No- vember, konnten Tschechen und Deutsche in Neukölln bei der Unterzeichnung des zweiten Teils der Partnerschaftsverein- F1_Petr Šilar mit Teilnehmern der Partnerschaftsreise und Begleitern aus Horní Čermnábarung gemeinsam den Fall der Mauer feiern.

Der Verein Freunde Neuköllns e. V. machte anlässlich dieses geschichtsträchtigen Er- eignisses vom 25. bis 29. Oktober eine Jubiläumsreise nach Horní Čermná, dem Ort, aus dem die ersten böhmischen Exu- lanten 1737 nach Rixdorf kamen. Besucht wurden ebenfalls die tschechische Kreis- stadt Ústí nad Orlicí und die Landeshauptstadt Prag. Am 28. Oktober, dem tschechischen Nationalfeiertag, der an die Staatsgründung der Weiterlesen

Früher, heute und später?

Der 1. November 1899 war ein wichtiger Tag für Neukölln, das damals noch Rixdorf hieß und eine eigenständige Stadt war: An diesem Mittwoch vor 115 Jahren bekam Rixdorf eine örtliche Kriminalpolizei, und in der  Hermannstraße 227  wurde die  ers-

hermannstr flughafenstr_neukölln

te Polizeidirektion eingerichtet. Das Haus an der Kreuzung Flughafenstraße gibt es schon lange nicht mehr; die Adresse verkam zu einer „schwierigen Ecke“, die nach einer  städtebaulichen Neuordnung  verlangt, davon aber noch weit entfernt scheint.

Rixdorfer Vereinigung

Der 3. Oktober ist nicht nur gesamtdeutsch von Bedeutung. Auch für Neukölln bzw. Rixdorf  hat das Datum eine historische Relevanz: Denn es war  am 3. Oktober  1874,

musik bading_neukölln

also vor genau 140 Jahren, als Benjamin Schwarzenberg, ein Nachkomme böhmi- scher Exulanten, und Anna Marie Bading die  erste  Zivilehe  in Rixdorf  schlossen.

Kiloweise Fundstücke aus der Vergangenheit

Letzten Sonntag, am Tag des offenen Denkmals, auf dem Neubaugelände der Clay- Oberschule in Rudow: Auf dem rund 2 Hektar großen Areal waren zwischen 1939 und 1945 bis zu 1.500 Frauen und Männer in den drei miteinander verbundenen Zwangsarbeiterlagern Rudow I – III untergebracht. Allein die Arbeitsgemeinschaft 1_archäologische grabungen_zwangsarbeiterlager rudow_neuköllnRudow, ein Zusammenschluss rüstungs- naher Industriebetriebe, dem u. a. die Firma Eternit angehörte, beantragte am 21. Februar 1941 die Errichtung eines Barackenlagers für 207 Zwangsarbeite-rinnen und 56 Zwangsarbeiter auf dem Grundstück am Neudecker Weg.

In ganz Berlin gab es während des 2. Weltkriegs unterschiedlichen Schätzun- gen zufolge zwischen 3.000 und 6. 000 Lagerstandorte. Die Wirtschaftsbaracke des Lagers in Rudow auf dem früheren Gelände der Firma Eternit steht noch heute. Sie wird gerade dekontaminiert, um anschließend für den Schulneubau abgerissen zu werden. Hinter Weiterlesen

Zwischen Karl-Marx- und Hermannstraße

Die Ehre, die Hermann Boddin erst mit 59 zuteil wurde, erfuhr  Ernst Jonas, der über- dies die Vornamen Wilhelm, Karl  und  Ehrenfried trug, bereits im Alter von 54 Jahren:

jonasstraße_neukölln

Am 22. Mai 1897  bekam die Straße 205 a des Bebauungsplans den Namen  Jonas- straße. Fortan konnte der Pfarrer der 18 Jahre zuvor von ihm Weiterlesen

Vom Logo Rixdorfs zum Logo Neuköllns

Rixdorf war schon seit über vier Jahren eine Stadt, als es endlich auch sein Stadt- wappen bekam. Zwei Dutzend Entwürfe hatte es gebraucht, so die Überlieferung, bis einer vom Königlichen Heroldsamt genehmigt wurde: Am 29. Mai 1903 schließlich verlieh  Kaiser Wilhelm  II. der Stadt Rixdorf  ihr Wappen. Mit dem Hussitenkelch als

stadtwappen rixdorf_bezirkswappen berlin-neukoelln

Referenz an die böhmischen Exulanten, die 1737 nach Rixdorf gekommen waren, einem roten brandenburgischen Adler und dem Johanniterkreuz, das Weiterlesen