Maronen-Ernte am Sasarsteig als Zukunftsvision

sasarsteig_stadtbaum berlin_ev schule neukoellnWeil die Kinder der Evangelischen Schule Neukölln und auch ihre Eltern es so wollten, hat die Rosskastanie auf dem Platz am unteren Ende vom Sasarsteig seit gestern esskastanie_stadtbaum berlin_ev schule neukoellneine Nachbarin: eine Esskastanie. Noch ist das dreibeinige Holzge-stell, das sie stützt, zwar auffälliger als die Neue selber, doch das wird sich im Laufe der Zeit ändern.

Der Standort sei gut, ebenso das Granulat, in dem der aktuell rund 4 Meter hohe Baum wurzeln soll, sagt Derk Ehlert, der Wildtierexperte und Pressereferent von der Senatsverwaltung für Stadtent-wicklung und Umwelt. Die Bedingungen für einen „Jahrestrieb zwischen 40 und 60 Zentimetern“ seien also günstig: „Ausgewachsen erreicht eine Esskastanie dann locker 20 bis 30 Meter.“ Etwa ein Weiterlesen

„Husten, wir haben ein Problem!“: Spitzenplatz-Abonnement für Neukölln beim Feinstaubalarm

warnschild_euaqdem_feinstaub-demo neukoellnGestern früh am Rathaus Neukölln. Eine Frau im weißen Maleranzug mit Atemmaske hält ein Schild, auf dem steht: „Abgase töten. Feinstaub reizt die Schleimhäute, führt zu Husten, ver-schlimmert Asthma und kann Krebs verursa-chen.“ Die Frau gehört der fiktiven EU Air Quality Directive Enforcement Mission (EUAQDEM) an, die ausschließlich moderne Cargobikes mit und ohne E-Antrieb nutzt. Die EUAQDEM-Einheit, erläutert ein Flugblatt, „verlegt im Rahmen der humanitären Soforthilfe mobile Luftfilter-Einheiten nach Neukölln. Sie sind ausgerüstet mit Weiterlesen

Buslinie M41 – Weshalb gibt es einen Fahrplan?

Diese Frage leitete etliche weitere ein, die die Neuköllner Grünen-Abgeordnete Anja Kofbinger mit ihrem Parteikollegen Dirk Behrendt in einer schriftlichen Anfrage an den Berliner Senat gebündelt hatte. Um Informationen zur Pünktlichkeit auf der Route, zu Nutzungszahlen sowie zum  geplanten  Maßnahmenpaket  zur  M41-Beschleunigung

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ging es ihnen. Bis zum Ende der Sommerferien sei die Einrichtung einer zusätzlichen Busspur zwischen Fulda- und Pannierstraße geplant, kündigte Staatssekretär Chris-tian Gaebler in seiner Antwort an. Ferner avisierte er ab Ende August eine Verdich-tung der Taktzeiten auf vier Minuten in der nachmittäglichen Hauptverkehrszeit.

Demo für Respekt und Stagnation

Dass sich der Berliner Senat vor sechs Wochen gegen das beantragte Volksbe-gehren zum Erhalt des Tempelhofer Felds ausgesprochen hat, ist eine Sache. Nichts anderes hatte die Demokratische Initiative 100% Tempelhofer Feld e. V. erwartet. Nun wird ihr Antrag vom Berliner Abgeordnetenhaus behandelt, und von dem wiederum erwartet der Verein, dass es den in der ersten Stufe zum Volksbegehren ausge- drückten Bürgerwillen respektiert. Gestern wurde diese Forderung mit einer Demon- stration auf dem Tempelhofer Feld  unterstrichen, an  der nach  Veranstalterangaben

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„einige hundert Menschen“ teilnahmen. Ferner sollte durch die Kundgebung, die im Neuköllner Bereich des Feldes endete, das Anliegen betont werden,alle Baumaß- nahmen und konkreten Planungen bis zum möglichen Volksentscheid im Mai 2014 auszusetzen.“ Das beträfe insbesondere die Aushebung eines 3 Hektar großen Wasserbeckens, die – wie Staatssekretär Christian Gaebler vier Tage vor der Ableh- nung des Volksbegehrens bekannt gab – im Herbst beginnen soll.

Der Anfang ist gemacht: Frisches Grün fürs Tempelhofer Feld

gaebler+schmidt_pk 1.baumpflanzung_tempelhofer feld_berlinEs hätte schlimmer kommen können, aber auch besser. Noch Freitagmorgen hatten Christian Gaebler (l.), Staatssekretär für Stadt-entwicklung beim Berliner Senat, und Grün Berlin-Geschäftsführer Christoph Schmidt (r.) damit gerechnet, im strömenden Regen die ersten neuen Bäume auf dem Tempelhofer pk 1.baumpflanzung_tempelhofer feldFeld pflanzen zu müssen. Doch dann war es am frühen Nachmittag nur noch herbstlich kalt und stürmisch. „Beste gärtnerische Bedingungen also“, fand Schmidt, „um die Bäume gut und nachhaltig in den Boden zu bringen.“

26 Gleditschien sind es, die nun im Bereich des Alten Hafens zu Vorreitern der „Qua- lifizierung der Parklandlandschaft anknüpfend an den Nutzerwünschen“ werden, wie Christian Gaebler es nannte. Denn Befragungungen hätten ergeben, dass das Bedürfnis der Besucher nach schattigen Aufenthaltsplätzen groß ist. Das sahen und sehen natürlich die Aktivisten der Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld gänzlich anders: Die Pflanzaktion sei eine „Auftaktveranstaltung der gegen den eindeutigen gaebler+schmidt_bi thf100_tempelhofer feldBürgerwillen geplanten Zerstörung des Feldes“, echauffierten sie sich nicht nur per Pressemitteilung, son- dern auch vor Ort. Gleditschien seien zudem „nicht standortgerecht“, hielten sie Gaebler und Schmidt vor, die wiederum das völlig anders sahen und sehen und darauf verwiesen, dass die Baumart selbstverständlich im Vorfeld mit dem Berliner Natur-schutzbeauftragten abgestimmt wur- de. Gleditschien seien Bäume, die mit Wind, Trockenheit, hohen Temperaturen, einem verdichteten Boden und somit mit den spezifischen Bedingungen des ehemaligen Flugfelds gut zurechtkommen, refe- rierte Gaebler. Dazu kämen die optischen Vorzüge der Gleditschie, die sich mit ihrer 1.baumpflanzung tempehofer feld_gaebler+schmidtSilhouette perfekt in das Gesamtbild des Parks einfüge.

Im Herbst, kündigte der Staatssekretär an, werden weitere 116, ebenfalls sorgfältig ausgesuchte Bäu- me auf dem Areal gepflanzt. Und nicht nur das: Außerdem werde dann begonnen, mit der Aus- hebung eines 3 Hektar großen Wasserbeckens den Wunsch vieler Besucher nach Wasserflächen zu realisieren. Das Resultat würden jedoch nicht nur attraktive Aufenthaltsbereiche in den Uferregionen sein, sondern auch ein „ökologisch und ökono- misch vernünftiges Regenwasser-Management“. Etwa 300.000 Euro fielen derzeit als Kosten für die Wasserbecken Übersicht_Copyright Gross MaxAbleitung des Regenwassers von der Tempelhofer Freiheit in den Landwehrkanal an. Geld, das man für das Gelände sinnvoller ein- setzen könne.

Des Weiteren werde in absehbarer Zeit die Neuordnung der Sportfelder am Columbiadamm gestartet, um die dringend benö- tigten Flächen für die Erweiterung des muslimischen Friedhofs schaffen zu können.

Die Umsetzung anderer Pläne liegt noch in fernerer Zukunft. Bis 2016 reicht das Zeitfenster, das Christian Gaebler für Projekte wie das Anlegen eines Nord-Süd-Radwegs, die Verbesserung der Infrastruktur in puncto Toiletten und Gastronomie, die Schaffung quartiersnaher Spiel- und Sportplätze, das Ausweiten von Urban bi thf100_1.baumpflanzung_tempelhofer feldGardening-Flächen und die Kennzeich- nung und Ausstellung historischer Spuren auf dem ehemaligen Flughafen nannte.

Die Visionen vom künftigen Sound des Tempelhofer Felds hatten die Aktiven der Bürgerinitiative gegen die Bebauung gleich dabei. Baulärm vom Band begleitete die Spatenstiche von Christian Gaebler und Christoph Schmidt. Die Aufgabe, die der Staatssekretär ihnen auftrug, dürfte schwieriger zu bewältigen sein: „Dann zeigen Sie mir doch die 85 Prozent der Berliner, die etwas gegen mehr Bäume hier haben!“ lautet sie.

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ZukunftsBaum für Neukölln

zürgelbaum_fontanestr 26_neukölln„Das macht dem nichts aus“, beruhigt Jürgen Detering alle, die zweifeln, ob es denn wirklich angebracht ist, bei Minustemperaturen einen jungen Baum anzupflanzen. Strenge Kälte, heiße Sommer, Trockenperioden im Wechsel mit sintflutartigen Regenfällen: Der Zürgelbaum trotze allen Auswirkungen des Klimawandels, weiß der Gartenbau-Ingenieur der Firma Sievers garten & land- schaft, die das Exemplar lieferte und setzte – in ein hervorragendes Substrat und eine Baumscheibe mit Idealmaßen von 2 x 4 Metern, wie Detering betont.

Schließlich ist der Baum, der nun vor dem Haus in der Fontanestraße 26 steht und dort zu einer Endhöhe von über 15 Metern heranwachsen soll, nicht irgendein stadtbaumkampagne_fontanestraße neuköllnBaum. Er ist einerseits Pro- tagonist der neuen Stadt-baumkampagne des Berli- ner Senats und anderer- seits der erste Zukunfts- Baum, der von der Umwelt- Initiative Zukunft Stadt & Na- tur des Deutschen Fran- chise-Verbandes (DFV) ge- pflanzt wurde. Den Standort in Neukölln habe man ganz bewusst ausgewählt, weil hier Straßenbäume rarer als in anderen Bezirken seien, erklärt DFV-Geschäftsführer Torben L. Brodersen (r.),  bevor er gemeinsam mit Staats- gaebler+blesing+brodersen_stadtbaumkampagne neuköllnsekretär Christian Gaebler (l.) und Neuköllns Baustadtrat Thomas Ble- sing (M.) zur Schippe greift.

Er würde sich wünschen, dass sich andere Institutionen und Unterneh- men den DFV als Vorbild nehmen und das Programm Stadtbäume für Berlin tatkräftig unterstützen, sagt Gaebler. Rund 1.600 neue Bäume sollen im nächsten Jahr in den Straßen der Hauptstadt gepflanzt werden: Die An- schaffungskosten von 1.000 Euro pro Baum teilen sich die Spender und die Senats- verwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die finanziellen Aufwendungen für die stadtbaumkampagne berlin_fontanestraße neuköllnPflege übernimmt der jeweilige Bezirk.

Der Zürgelbaum in der Fontanestraße ist der erste von etwa 200 jungen Bäumen, die Neu- kölln im Rahmen der Stadtbaumkampagne bekommen soll. „Die Standorte und die dort zu pflanzenden Baumarten“, so Thomas Blesing, „wurden schon vom Bezirksamt ausgewählt und sind in einer interaktiven Karte eingetragen.“ Was noch fehlt, sind Spender. Das könnten – außer Einzelpersonen und Firmen – durchaus auch Hausgemeinschaften sein, die die erfor- derlichen 500 Euro zusammenlegen, um endlich einen eigenen Baum vor der Haustür oder in deren Nähe zu haben.

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Ein weites Feld für Interessenkonflikte

Ob er dauerhaft wetterfest ist, das müsse noch getestet werden, sagt die Grün Berlin-berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit,Mitarbeiterin hinter der Empfangstheke des neu- en Info-Pavillons auf dem Tempelhofer Feld. Man gehe aber davon aus. Ans Gegenteil wollte am ges- trigen Tag der Eröffnung erstmal niemand denken. Da standen das Innen- leben des angemieteten Holz-Glas-Containers und  die Umgebung im Vordergrund.

berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, staatssekretär christian gaeblerEtwa 1,5 Millionen Besucher nutzen das Gelände mit dem offiziellen Namen Tempelhofer Freiheit laut Staats- sekretär Christian Gaebler jährlich. „Mehr Männer als Frauen übrigens“, ergänzte er. Und 8,4 Prozent derer, die die Weite des ehemaligen Flughafens Tempelhof genie- ßen, seien Berlin-Touristen. Bemerkenswert außerdem, hob Gaebler hervor: „Unsere Befürchtungen vor stän- digen Vandalismus-Schäden haben sich nicht bewahr- heitet.“ Die Weitläufigkeit des Areals mit den nur wenigen uneinsehbaren Ecken sei offenbar nicht attraktiv für kriminelle Machenschaften. Doch genau diese Weitläu- berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, gf grün berlin gmbh christoph schmidtfigkeit wird nun beschnitten. 2013 beginne die Umge- staltung des Areals, das Schauplatz der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017  wird. „Im Info-Pavillon“, so Gaebler, „können sich die Besucher bis zum Oktober täglich ansehen, was genau passieren wird, und auch eigene info-pavillon tempelhofer freiheit, entwurf iga2017Ideen einbringen.“

Konkreter wurde Christian Schmidt. „Bei der ersten Baumaßnahme 2013 wird es sich um die Anpflanzung von etwa 2.000 Bäumen an den Rändern des Parks handeln“, kündigte der Geschäfts- führer der Grün Berlin GmbH an. Noch vorher werde man jedoch mit einem neu aufgestellten Team die Bürgergespräche wieder aufnehmen berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, landschaftsarchitekturbüro gross.max, eelco hooftmanund sich bemühen, bezirkliche Initiativen, die sich mit der Zukunft der Tempelhofer Freiheit beschäftigen, als Partner zu gewinnen. „2012 wird für uns ein Meilensteinjahr“, ist Schmidt sicher, der seine Begrüßung – wie auch Vorredner Gaebler – ohne Proteste einiger Pavillon-Eröffnungsgäste info-pavillon tempelhofer freiheit, entwurf gross.maxdurchbringen konnte.

In diesen Genuss kam Eelco Hooftman nicht, der mit sei- nem Team des schottischen Landschaftsarchitekturbüros Gross.Max den Wettbewerb für die Gestaltung der Tempelhofer Freiheit gewann. Schon der Plan, dort etwas gestalten zu wollen, macht den Holländer zur Reizfigur. Dass er darüber hinaus etliche Schlüsselwörter benutzte, die nicht nur die Aktiven der Bürgerinitiative 100 % Tempelhof in Aufruhr versetzten, tat ein Übriges. „Der Park ist Prozess statt Objekt“, „Gestaltung bedeutet einen Mehrwert für die Besucher“, „Historie des Ortes wird respektiert“, „das Gestaltungskonzept beruht auf berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, protest, bürgerinitiative 100 % tempelhofFreiheit“, „die Tempelhofer Freiheit wird zum Volks- park des 21. Jahrhun- derts“: Das sei, habe oder biete das Feld schon jetzt alles und brauche daher niemand, waren sich die spontanen und organisier- ten Protestler einig.

Letztere bereiten derzeit alles für ein Volksbegehren vor, das nicht nur das 61,5 Mil- lionen-Projekt IGA 2017 verhindern, sondern grundsätzlich den dauerhaften Erhalt von Berlins größter Wiese sichern soll.

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