Neue Hingucker im Ganghoferkiez

routenskizze_fenster-galerie ganghoferkiez_neukoellnWeder die Ganghofer-, Donau- und Richard-, noch die Berthelsdorfer Straße haben einen Ruf als Bummelmeilen. Schaufenster, in die sich mehr als ein flüchtiger Blick lohnt, sind hier rar. In den nächsten Wochen ist das anders, denn Samstag hat  im Ganghoferkiez die Fenster-Galerie eröff-net: In insgesamt 15 Fenstern – manchmal auch Türen – entlang der Route haben Gewerbetreibende und soziale Einrichtungen für 15 Kunstwerke von Leuten aus der Nachbarschaft Platz gemacht.

Angestoßen wurde das vom Quartiersmanagement Ganghoferstraße geförderte Projekt, das zur Veran-staltungsreihe  Kiez trifft Kiez  gehört, durch Robin Spaetling und seine Kolleginnen vom Chariteam. „Manche von denen, die jetzt hier ihre Werke Weiterlesen

Enthüllung einer Botschaft vom gestoppten Wahnsinn

wandbild die axt muss weg_flughafenstr39 neukoellnLangsam, aber sicher greift sie stärker um sich: die Zeit der Entblätterung. Mit ihr zeigt sich – zur Freude von Architektur-Fotografen – vieles wie-der, was in den letzten Monaten verborgen war. So auch die Brandmauer des Hauses in der Flughafenstraße 39, auf der Silvia Götz und Gershom von Schwarze im Jahr 1992 ihr Wand-bild  „Die Axt muss weg!“  vollendeten.

Die Botschaft, erläutert Silvia Götz, beziehe sich auf die Doktrin der Kahlschlagssanierung, wie sie bis in die 1980er Jahre in Berlin und bundesdeutschen Großstädten praktiziert wurde: „Alter, wertvoller Baubestand wurde geopfert um Land für Weiterlesen

Langlebiges unter Kurzzeitigem

Die weiß-blauen Flaggen in den Straßen Nord-Neuköllns, die roten Seilschaften am Rathaus, das Liveboat  auf dem Tempelhofer Feld und vieles andere mehr: alles mor-

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gen wieder weg, genauso der Kinski Kulturverein. Etwas Langlebigeres entstand be- reits vorgestern in der  Neckarstraße mit dem Kunstprojekt  Es ist  eine Wand: Sechs

planungsskizze es ist eine wand_vollgutlager kindl-brauerei neukölln

Kunstschaffende, Klassen von drei Schulen und nicht zuletzt die Industriekletterer der Firma schwindelfrei  beteiligten sich daran, die mehr als 100 Meter  Weiterlesen

Große Kunst eines kleinen Jungen

Die Ansage, die Wände seines Zimmers nicht zu bemalen, dürfte bei Frieder auf taube Ohren stoßen. Vielleicht reizen die vergleichsweise mickrigen Ausmaße den Dreijährigen aber auch gar nicht: Schließlich hat er die ganze Seitenwand des  Hau- ses Britzer Damm 181 für sein großes Kunstwerk „Meine Oma“ zur Verfügung gestellt

frieders oma_fassadenbild britzer damm_neukölln

bekommen. Die Suche nach Bildnissen weiterer Familienmitglieder in der Neuköllner Wohnanlage ist übrigens zwecklos: Wie eine Mitarbeiterin der Hausverwaltung auf Anfrage mitteilte, handelt es sich bei Frieders Gemälde um ein Unikat.

Zentraler Kunstaktionstag im Körnerkiez

Was gestern auf dem Schierker Platz mit einem Cooking Exchange Workshop be- kunstaktionen zum mitmachen_schierker platz neuköllngann, gipfelt heute von 13 bis 17 Uhr dort im Zentralen Kunstaktionstag. Initiiert von der Kunstfiliale Körnerkiez, laden fünf Neuköllner Künstlerinnen zu Kunstaktionen zum Mitmachen ein, die im öffentlichen Raum den Dialog zwischen Generationen und Kulturen fördern sollen. Zugleich wol- len sie mit ihren von einer Bewohner- jury ausgewählten Projekten die krea- tive Vielfalt des Kiezes zeigen. Um Kulinarisches geht es dabei auch, aber  nicht  nur.

Wie machen die das?

An manchen Neuköllner Brandmauern sind es Schriftzüge wie Kotzkölln oder Kiez statt Kies, die zu dieser Frage führen. An anderen prangen Wandbilder  verschiedens- ter  Stilrichtungen, die  rätseln und  letztlich mehr  oder weniger viel  sportlich-akrobati-

schornstein-gemälde_neukölln brandmauer-graffiti_neukölln

schen Einsatz erahnen lassen. Unter weitaus komfortableren Bedingungen entstan- den indes Gemälde wie die „Rixdorfer Bühne“ : Es wurde 1981 als Auftragsarbeit von der Künstlergruppe Ratgeb auf die Brandmauer des Hauses Richardstraße 99 ge- pinselt und inzwischen von Kunst im öffentlichen zu Kunst im zugebauten Raum.

SEP5_TeaserIn der 5. Ausgabe unseres Sommer-E-Papers gibt es für Fans gedruckter Lektüre neben unseren textlastigen Beiträgen der letzten Wo- che Veranstaltungstipps für die nächsten Tage: Klick auf die Grafik öffnet das pdf-Dokument.

Späte Ehrung für frühe Kletterkünste

Viel Zeit war nicht, um sie zu entdecken. Nur drei Tage lang zierten 13 blaue Kera- mikkacheln den Körnerpark: Die deutsch-kanadische Künstlerin Belle Santos hatte bernhard thieß_the blue plaque_körnerpark neuköllnsich mit den Objekten namens The Blue Plaque am letzten Wochenende am B_Tour Festival beteiligt, das zu experimentellen geführten Stadttouren einlud.

Auch Bernhard Thieß, der bis vor we- nigen Wochen zusammen mit seiner Frau den Neuköllner Leuchtturm be- trieb, widmete die Künstlerin eine ihrer blauer Kacheln, die Weiterlesen

„Er ist schon ein recht arroganter Typ“

flamingo_tilman geiger_rixdorfer schmiede neuköllnAus welcher Richtung der Wind weht, ist ihm ziemlich wumpe. „Er ist schon ein recht arroganter Typ“, findet auch Tilman Geiger. Der Kunstschmied, der zusammen mit Martin Böck in der Schmiede in Rixdorf am Neuköllner Richardplatz arbeitet, hat den silber glänzenden Flamingo gebaut, der sich als Blickfang über dem Zaun des Grundstücks dreht. „In Anlehnung an Wet- terhähne auf Kirchturmspitzen“, ergänzt er, das Wort Anlehnung betonend. Denn dass sich der rund 40 Weiterlesen

Weniger Montagsmuffel in Neukölln?

Bei deutschen Arbeitnehmern ist er besonders unbeliebt (und entsprechend beliebt als Begründung für schlechte Laune, Lustlosigkeit und Aggressionen): der Montag, der durch das Inkrafttreten der DIN 1355 den Sonntag im deutschen Kalender von der

montagsmotto_neukölln

Pool Position des Wochenanfangs verdrängte. Heute ist wieder so einer, und falls die Stimmung in Neukölln besser als andernorts sein sollte, dann könnte Weiterlesen

Liebes Tagebuch!

Ist das Kunst oder kann das weg? Ja! Mit ihrem Journal à ciel ouvert, das anlässlich des Festivals 48 Stunden Neukölln entstand, wollen Hélène Pintier und Roberto Duarte nicht nur Gedanken von Anwohnern und Besuchern des Flughafenkiezes  öf-

journal a ciel ouvert_boddinplatz_neukölln journal a ciel ouvert_boddinplatz neukölln

fentlich zugänglich machen. Zugleich geht es ihnen auch um den Verfallsprozess des Tagebuchs unter freiem Himmel. Noch sind die mit Kreide auf das Pflaster vom Bod- dinplatz geschriebenen Texte gut zu lesen und könnten die Verweildauer manches Passanten auf dem Platz deutlich verlängern.

Alles andere als paradiesisch

Zuerst dachte ich, dass der Bambus auf dem Böhmischen Platz zum Krawatten-paradies geworden ist. Aber es ist das Kunstwerk  „777 Galgenstricke“, das hier  vor

artus unival_777 galgenstricke_neukölln 777 galgenstricke_artus unival_neukölln

vor einigen Tagen eingeweiht wurde. Seine Installation, teilt der Künstler Artus Unival mit, soll ein „symbolischer Ausdruck der  Kritik an Schlips- und Nadelstreifenanzug-Trägern“ in Wirtschaft und Politik, zugleich aber auch ein „ökologisches Expe- riment“ sein: Da die Schlipse aus unterschiedlichsten Materialien von Seide bis Polyacryl bestehen, würden sie unterschiedlich abgebaut werden. So, hofft Artus Unival, entsteht auf dem Platz im Neuköllner Richardkiez ein „lebendiges Denkmal“.

=Reinhold Steinle=

Zum Greifen nah

Wer in Berlin bis zum Horizont gucken will, geht normalerweise aufs Tempelhofer Feld. Dass er mitten in Neukölln, in der Saltykowstraße, viel besser zu sehen ist, ist kaum  bekannt. Mehr noch: In dieser Straße kann man den Horizont sogar anfassen –

rixdorfer horizont_werner brunner+monique rival_saltykowstraße neukölln

den Rixdorfer Horizont! Vor gut 15 Jahren malten  Werner Brunner und Monique Rival ihn auf die Fassade des Eckhauses, das außerdem viel Platz für Theatralisches bot.

Umgarnt

Zwar wird auch bei Bäumen häufig von Menschenhand nachgeholfen, doch sie wür- den es durchaus alleine schaffen,  ihre Stämme mit immer neuen Mustern zu ver- zieren. Letzteres lässt sich von den Pfählen der Verkehrsschilder und Straßenlaternen oder von Ampelmasten nicht  behaupten. Legt  bei ihnen keiner Hand an, bleiben sie,

platane_körnerpark neukölln umhäkelter laternenpfahl_neukölln

wie sie erschaffen wurden. Meist sind es Aufkleber, die das verhindern. Mehr Mühe hat man sich mit einem abgerüsteten, zum Fahrradbügel umgewidmeten Pfahl in der Altenbraker Straße im Neuköllner Körnerkiez gemacht: Der wurde, kunstvoll umhäkelt, zum wahren Eyecatcher.

Nichts für den ersten Blick

Manchmal  kommt – wie dieses Bild beweist – StreetArt  in Neukölln subtil  daher und

streetart_neukölln

verrät erst bei genauem Hinsehen ihren Sinn (oder Unsinn). Insofern unterscheidet sich die Kunst auf der Straße kein bisschen von der, die manchmal, angekündigt von verschwurbelten Beschreibungen, in Galerien und Ateliers gezeigt wird.

Yes, indeed!

Seit einer gefühlten Ewigkeit liegt eine hell- bis dunkelgraue Wolkendecke über Ber- lin. Da kommt  das optische Pendant, das sich  in Sichtweite der  Neuköllner  Bezirks-

kunst am zaun_tempelhofer feld_berlin

grenze am Zaun um das Tempelhofer Feld präsentiert, gerade recht: Aus bunten, miteinander verschlungenen Bändern entstand am Columbiadamm ein StreetArt- Werk, das Labsal für Augen und Seele ist und gern öfter beweisen darf, dass es auch perfekt vor eine himmelblaue Kulisse passt.

Mich laust der Affe!

Der Gorilla ist weg! Jahrelang stand die mächtige Metallskulptur vor dem Haus in der Hermannstraße 47 – dort  fehlt sie nun, und das Entsetzen  ist groß. Es ist  ein wenig

gorilla_batman elektronik neuköllnbatman elektronik_neukölln

so, als wäre klammheimlich die Friedrich Wilhelm I.-Statue von ihrem Sockel gesägt worden oder der Buddy-Bär vom Rathausvorplatz verschwunden. Doch wer sich ein wenig in der Umgebung umsieht, kann erleichtert feststellen: Der Gorilla, Werbe- träger für Muharrem Batmans Elektroschrottkunst, ist nicht weg, sondern nur um- gezogen – vor die  ehemalige Postfiliale  auf der Straßenseite gegenüber.

Natürlich verhüllt

Die Bewohner des Hauses, das an der Ecke Richardstraße/Herrnhuter Weg steht, haben reinweg gar nichts von dem Wandbild, das die Fassade des Gebäudes ziert. Auch direkte Gegenüber, die sich daran erfreuen können, gibt es nicht Aber vom Frühling bis zum Frühherbst ist ohnehin nur wenig von diesem Kunststück im öffentlichen Raum zu sehen, weil es vom Laub des Baumes, der davor steht, fast komplett verdeckt wird.

Schwarz-weiß-Malerei

fassaden-bemalung berthelsdorfer straße neukölln, streetart

… in der Berthelsdorfer Straße in Neukölln.

Ohne Wenn und Aber

An der Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ scheiden sich oft die Geister, nicht nur in Neukölln. In dem Fall dürften sich aber alle einig sein:  Das  kann nicht weg!

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Heute hier, morgen dort: das Freiluft-Atelier von William Wires

william wires, streetpainting reuterkiez neuköllnDaran, dass Menschen mit Fotoappa- raten durch die Straßen von Neukölln schlendern, um Augenblicke auf Zel- luloid oder Speicherkarten zu bannen, haben sich die meisten Neuköllner längst gewöhnt. Alles andere als all- täglich ist dagegen das Prozedere, mit dem William Wires aus seinen Neukölln-Eindrücken Bilder macht.

Ein Bürgersteig in der Friedelstraße, mitten im hippen Reuterkiez. Der Landwehrkanal ist gut 100 Meter entfernt, die längst über die Bezirksgrenzen hinaus bekannte Eisdiele  Fräulein Frost, mit der sich der Schauspieler Carsten Andörfer ein zweites Standbein aufgebaut hat, auf der william wires, streetpainting reuterkiez neukölln, fräulein frostStraßenseite direkt gegenüber. William Wires‘ Galerie braucht nicht viel Platz: Zwei Tafeln, die Werke des Mittfünfzigers im Postkar-tenformat zeigen, lehnen an seinem Fahrrad. Das Atelier ist noch kleiner: Mit einem Qua- dratmeter kommt der Künstler aus, wenn er in aller Öffentlich- keit seine Staffelei aufstellt, um unter freiem Himmel zu arbei- ten. Natürlich könnte er ebenso Fotos seiner Wunschmotive machen und aus diesen Vor- lagen in seinem Kreuzberger Atelier Öl-auf-Leinwand-Werke schaffen, sagt Wires. Aber … Einerseits ist er nicht nur Maler, sondern auch Architekt. Und andererseits: „Eine Kamera sieht viel weniger und ganz anders als die Augen, und ich  will  malen, was  ich  sehe.“ Die Farben, die Dreidimensionalität, die Perspektive und die At- william wires, streetpainting reuterkiez neuköllnmosphäre – alles solle so authen- tisch wie möglich sein.

Der Aspekt des Miteinanders dieser vier Komponenten ist es auch, der das schmucklose Haus auf der Straßenseite gegenüber für William Wires malenswert macht. Ja, bestä- tigt der Freiluft-Maler, auf den ersten Blick wirke es sehr schlicht und unauffällig, aber die fein abgestimm- ten Farbnuancen seien interessant. Ob ein Geschäft im Haus ist, dessen Inhaber als  Käufer des Bildes infrage kommen könnte, ist für den gebürtigen Amerikaner irrelevant. Wirklich groß sei das Interesse bei Berliner Gewerbetreibenden nicht, gemalte Außenansichten in ihren Läden präsentieren zu können. William Wires wird trotzdem weiter mit seinem mobilen Atelier durch die Stadt ziehen, um zu malen, was andere fotografieren.

In der Galerie Rutil (Liegnitzer Straße 34 in Berlin-Kreuzberg) ist noch bis zum 27. Mai die Ausstellung „Confronting Comfort“ mit Werken von William Wires zu sehen. Geöffnet ist donnerstags bis sonntags von 15 – 18 Uhr.

=ensa=