Es hätte schlimmer kommen können, aber auch besser. Noch Freitagmorgen hatten Christian Gaebler (l.), Staatssekretär für Stadt-entwicklung beim Berliner Senat, und Grün Berlin-Geschäftsführer Christoph Schmidt (r.) damit gerechnet, im strömenden Regen die ersten neuen Bäume auf dem Tempelhofer
Feld pflanzen zu müssen. Doch dann war es am frühen Nachmittag nur noch herbstlich kalt und stürmisch. „Beste gärtnerische Bedingungen also“, fand Schmidt, „um die Bäume gut und nachhaltig in den Boden zu bringen.“
26 Gleditschien sind es, die nun im Bereich des Alten Hafens zu Vorreitern der „Qua- lifizierung der Parklandlandschaft anknüpfend an den Nutzerwünschen“ werden, wie Christian Gaebler es nannte. Denn Befragungungen hätten ergeben, dass das Bedürfnis der Besucher nach schattigen Aufenthaltsplätzen groß ist. Das sahen und sehen natürlich die Aktivisten der Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld gänzlich anders: Die Pflanzaktion sei eine „Auftaktveranstaltung der gegen den eindeutigen
Bürgerwillen geplanten Zerstörung des Feldes“, echauffierten sie sich nicht nur per Pressemitteilung, son- dern auch vor Ort. Gleditschien seien zudem „nicht standortgerecht“, hielten sie Gaebler und Schmidt vor, die wiederum das völlig anders sahen und sehen und darauf verwiesen, dass die Baumart selbstverständlich im Vorfeld mit dem Berliner Natur-schutzbeauftragten abgestimmt wur- de. Gleditschien seien Bäume, die mit Wind, Trockenheit, hohen Temperaturen, einem verdichteten Boden und somit mit den spezifischen Bedingungen des ehemaligen Flugfelds gut zurechtkommen, refe- rierte Gaebler. Dazu kämen die optischen Vorzüge der Gleditschie, die sich mit ihrer
Silhouette perfekt in das Gesamtbild des Parks einfüge.
Im Herbst, kündigte der Staatssekretär an, werden weitere 116, ebenfalls sorgfältig ausgesuchte Bäu- me auf dem Areal gepflanzt. Und nicht nur das: Außerdem werde dann begonnen, mit der Aus- hebung eines 3 Hektar großen Wasserbeckens den Wunsch vieler Besucher nach Wasserflächen zu realisieren. Das Resultat würden jedoch nicht nur attraktive Aufenthaltsbereiche in den Uferregionen sein, sondern auch ein „ökologisch und ökono- misch vernünftiges Regenwasser-Management“. Etwa 300.000 Euro fielen derzeit als Kosten für die
Ableitung des Regenwassers von der Tempelhofer Freiheit in den Landwehrkanal an. Geld, das man für das Gelände sinnvoller ein- setzen könne.
Des Weiteren werde in absehbarer Zeit die Neuordnung der Sportfelder am Columbiadamm gestartet, um die dringend benö- tigten Flächen für die Erweiterung des muslimischen Friedhofs schaffen zu können.
Die Umsetzung anderer Pläne liegt noch in fernerer Zukunft. Bis 2016 reicht das Zeitfenster, das Christian Gaebler für Projekte wie das Anlegen eines Nord-Süd-Radwegs, die Verbesserung der Infrastruktur in puncto Toiletten und Gastronomie, die Schaffung quartiersnaher Spiel- und Sportplätze, das Ausweiten von Urban
Gardening-Flächen und die Kennzeich- nung und Ausstellung historischer Spuren auf dem ehemaligen Flughafen nannte.
Die Visionen vom künftigen Sound des Tempelhofer Felds hatten die Aktiven der Bürgerinitiative gegen die Bebauung gleich dabei. Baulärm vom Band begleitete die Spatenstiche von Christian Gaebler und Christoph Schmidt. Die Aufgabe, die der Staatssekretär ihnen auftrug, dürfte schwieriger zu bewältigen sein: „Dann zeigen Sie mir doch die 85 Prozent der Berliner, die etwas gegen mehr Bäume hier haben!“ lautet sie.
=ensa=
Filed under: berlin | Tagged: 1. baumpflanzung tempelhofer freiheit, berlin, christian gaebler (staatssekretär senatsverwaltung für stadtentwicklung und umwelt), christoph schmidt (gf grün berlin gmbh), initiative 100 prozent tempelhofer feld, landwehrkanal, tempelhof, tempelhofer feld | Kommentare deaktiviert für Der Anfang ist gemacht: Frisches Grün fürs Tempelhofer Feld