Ökonomie oder Ökologie? Begehrlichkeiten um das Tempelhofer Feld wird es weiter geben

Heute vor 10 Jahren, an einem verregneten Tag, starteten und landeten die letzten planmäßigen Flüge am Flughafen Berlin-Tempelhof; um 22.17 Uhr hob der letzte Linienflug nach Mannheim ab.

„In zwei Volksentscheiden haben die Berlinerinnen und Berliner 2008 und 2014 über die Zukunft des Flughafens Tempelhof entschieden und damit den Weg für eine partizipative und lebendige Stadtentwicklung frei gemacht“, erklärte die Senatorin Weiterlesen

Gegen den Neukölln-Trend

Je näher am Feld, desto entschlossener für dessen unverbaute Zukunft? Weitenteils trifft das in Neukölln zu, wo der Gesetzentwurf der Initiative 100 % Tempelhofer Feld beim Volksentscheid eine Zustimmung von 74,4 Prozent erfuhr. Für den Gegenent- wurf des Senats stoppte der Befürwortungs-Zählerstand bezirksweit bei  29,4 Prozent.

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Damit liegt  Neukölln mehr als 10 Prozent über bzw. unter dem Berlin-Ergebnis. Doch man muss nicht tief in den Süden zum Ortsteil Buckow gucken, um Weiterlesen

Tempelhofer Erklärung gegen das Vergessen

Noch sieben Wochen, dann können sich die Berliner Wähler für den einen oder ande- ren Gesetzentwurf und damit über die Zukunft des Tempelhofer Felds entscheiden. Ausgelassen werde bei den kontrovers geführten Diskussionen über die Nutzungs- pläne jedoch „die NS-Geschichte dieses historischen Ortes“, kritisiert der Förder- verein für ein Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld und erinnert:  „Auf  dem  Gelände existierten ein  SS-Gefängnis, das  Konzentrationslager

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Columbia-Haus sowie Zwangsarbeiterbaracken.“ Deshalb bedürfe es dringend ei- nes Gesamtkonzeptes für ein Gedenken auf dem Tempelhofer Feld Weiterlesen

Kiehlsteg, Tempelhofer Feld, Flüchtlingsunterkünfte, Job Center: Hitzige Debatten im Neuköllner BVV-Saal zu erwarten

Wenn sich Mittwoch die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung ab 17 Uhr im Rathaus zu ihrer 27. öffentlichen Sitzung der laufenden Legislaturperiode trifft, könnte es wieder voll werden auf den Besuchertribünen. Denn auf der Tagesordnung der sonnenuntergang tempelhofer feld_oderstraße neuköllnBVV stehen u. a. Große Anfragen und Anträge zu den brisanten Themen Kiehl- steg und Tempelhofer Feld.

„Gleiche Bedingungen beim Volksent- scheid THF“ lautet der Antrag, den DIE LINKE.Neukölln gemeinsam mit GRÜNE Neukölln einbringt. In ihm fordern die Frak- tionen beider Parteien, dass „die Bürgerini- tiative Tempelhofer Feld 100% ebenso wie der Senat auf dem Feld mit Ständen und temporären Bauten für ihren Volksentscheid werben kann.“ Um die Pläne des Senats, die verhindern wollen, dass Weiterlesen

Licht am Horizont: Der Weg zum Volksentscheid ist frei

Alle Spekulationen, ob das Volksbegehren über den Erhalt des Tempelhofer Felds erfolgreich war oder nicht, haben jetzt ein Ende. „Für ein Zustandekommen mussten 7 Prozent der 2.487.385 Stimmberechtigten, also 174.117 Personen, eine gültige Unterschrift für das Volksbegehren abgeben“, hatte die Landeswahlleiterin Dr. Petra Michaelis-Merzbach vor genau zwei Wochen, am Tag nach der Eintragungsfrist, er- klärt. Heute, nach der Auszählung aller  Unterschriften, gab sie nun bekannt, dass die

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Bemühungen der Neuköllner Initiative 100 % Tempelhofer Feld von 185.328 Berlinern durch die Abgabe gültiger Stimmen unterstützt wurden und der Weg Weiterlesen

Mehr Lichtermeer

Früher war eindeutig mehr Licht auf dem Tempelhofer Feld, das damals noch Flugha-

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fen Berlin-Tempelhof – oder kurz: THF – hieß. Heute ist es, nachdem sich die Sonne zur  Nachtschicht verzogen hat, finster  auf der polarisierenden Weiterlesen

Bis zum bitteren Ende

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Die Tempelhof Projekt GmbH gab vor wenigen Tagen einen neuen Flyer heraus, der über die Planungsziele für das Tempelhofer Feld einerseits und die Folgen eines erfolgreichen Volksbegehrens andererseits informiert.

Demo für Respekt und Stagnation

Dass sich der Berliner Senat vor sechs Wochen gegen das beantragte Volksbe-gehren zum Erhalt des Tempelhofer Felds ausgesprochen hat, ist eine Sache. Nichts anderes hatte die Demokratische Initiative 100% Tempelhofer Feld e. V. erwartet. Nun wird ihr Antrag vom Berliner Abgeordnetenhaus behandelt, und von dem wiederum erwartet der Verein, dass es den in der ersten Stufe zum Volksbegehren ausge- drückten Bürgerwillen respektiert. Gestern wurde diese Forderung mit einer Demon- stration auf dem Tempelhofer Feld  unterstrichen, an  der nach  Veranstalterangaben

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„einige hundert Menschen“ teilnahmen. Ferner sollte durch die Kundgebung, die im Neuköllner Bereich des Feldes endete, das Anliegen betont werden,alle Baumaß- nahmen und konkreten Planungen bis zum möglichen Volksentscheid im Mai 2014 auszusetzen.“ Das beträfe insbesondere die Aushebung eines 3 Hektar großen Wasserbeckens, die – wie Staatssekretär Christian Gaebler vier Tage vor der Ableh- nung des Volksbegehrens bekannt gab – im Herbst beginnen soll.

Der Anfang ist gemacht: Frisches Grün fürs Tempelhofer Feld

gaebler+schmidt_pk 1.baumpflanzung_tempelhofer feld_berlinEs hätte schlimmer kommen können, aber auch besser. Noch Freitagmorgen hatten Christian Gaebler (l.), Staatssekretär für Stadt-entwicklung beim Berliner Senat, und Grün Berlin-Geschäftsführer Christoph Schmidt (r.) damit gerechnet, im strömenden Regen die ersten neuen Bäume auf dem Tempelhofer pk 1.baumpflanzung_tempelhofer feldFeld pflanzen zu müssen. Doch dann war es am frühen Nachmittag nur noch herbstlich kalt und stürmisch. „Beste gärtnerische Bedingungen also“, fand Schmidt, „um die Bäume gut und nachhaltig in den Boden zu bringen.“

26 Gleditschien sind es, die nun im Bereich des Alten Hafens zu Vorreitern der „Qua- lifizierung der Parklandlandschaft anknüpfend an den Nutzerwünschen“ werden, wie Christian Gaebler es nannte. Denn Befragungungen hätten ergeben, dass das Bedürfnis der Besucher nach schattigen Aufenthaltsplätzen groß ist. Das sahen und sehen natürlich die Aktivisten der Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld gänzlich anders: Die Pflanzaktion sei eine „Auftaktveranstaltung der gegen den eindeutigen gaebler+schmidt_bi thf100_tempelhofer feldBürgerwillen geplanten Zerstörung des Feldes“, echauffierten sie sich nicht nur per Pressemitteilung, son- dern auch vor Ort. Gleditschien seien zudem „nicht standortgerecht“, hielten sie Gaebler und Schmidt vor, die wiederum das völlig anders sahen und sehen und darauf verwiesen, dass die Baumart selbstverständlich im Vorfeld mit dem Berliner Natur-schutzbeauftragten abgestimmt wur- de. Gleditschien seien Bäume, die mit Wind, Trockenheit, hohen Temperaturen, einem verdichteten Boden und somit mit den spezifischen Bedingungen des ehemaligen Flugfelds gut zurechtkommen, refe- rierte Gaebler. Dazu kämen die optischen Vorzüge der Gleditschie, die sich mit ihrer 1.baumpflanzung tempehofer feld_gaebler+schmidtSilhouette perfekt in das Gesamtbild des Parks einfüge.

Im Herbst, kündigte der Staatssekretär an, werden weitere 116, ebenfalls sorgfältig ausgesuchte Bäu- me auf dem Areal gepflanzt. Und nicht nur das: Außerdem werde dann begonnen, mit der Aus- hebung eines 3 Hektar großen Wasserbeckens den Wunsch vieler Besucher nach Wasserflächen zu realisieren. Das Resultat würden jedoch nicht nur attraktive Aufenthaltsbereiche in den Uferregionen sein, sondern auch ein „ökologisch und ökono- misch vernünftiges Regenwasser-Management“. Etwa 300.000 Euro fielen derzeit als Kosten für die Wasserbecken Übersicht_Copyright Gross MaxAbleitung des Regenwassers von der Tempelhofer Freiheit in den Landwehrkanal an. Geld, das man für das Gelände sinnvoller ein- setzen könne.

Des Weiteren werde in absehbarer Zeit die Neuordnung der Sportfelder am Columbiadamm gestartet, um die dringend benö- tigten Flächen für die Erweiterung des muslimischen Friedhofs schaffen zu können.

Die Umsetzung anderer Pläne liegt noch in fernerer Zukunft. Bis 2016 reicht das Zeitfenster, das Christian Gaebler für Projekte wie das Anlegen eines Nord-Süd-Radwegs, die Verbesserung der Infrastruktur in puncto Toiletten und Gastronomie, die Schaffung quartiersnaher Spiel- und Sportplätze, das Ausweiten von Urban bi thf100_1.baumpflanzung_tempelhofer feldGardening-Flächen und die Kennzeich- nung und Ausstellung historischer Spuren auf dem ehemaligen Flughafen nannte.

Die Visionen vom künftigen Sound des Tempelhofer Felds hatten die Aktiven der Bürgerinitiative gegen die Bebauung gleich dabei. Baulärm vom Band begleitete die Spatenstiche von Christian Gaebler und Christoph Schmidt. Die Aufgabe, die der Staatssekretär ihnen auftrug, dürfte schwieriger zu bewältigen sein: „Dann zeigen Sie mir doch die 85 Prozent der Berliner, die etwas gegen mehr Bäume hier haben!“ lautet sie.

=ensa=

Die fast perfekte Illusion

Wer gestern am späten Nachmittag das Tempelhofer Feld auf der Neuköllner Seite passierte, konnte  beim Anblick  der  nördlichen  Start- und  Landebahn  fast  meinen,

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dass mit einer äußerst unkonventionellen Runway-Befeuerung schon mal die Wie- derinbetriebnahme von THF geübt wird. Aber bereits Minuten später gingen die Lich- ter wieder aus. Wenige Stunden danach vermeldete die Bürgerinitiative 100 % Tem- pelhofer Feld, dass nun 33.382 Unterschriften gegen die vom Berliner Senat ge- plante Bebauung im Kasten seien. Heute Vormittag werden sie der Senatsverwal- tung übergeben.

Noch reicht’s nicht: Die Unterschriftensammlung gegen die Bebauung des Tempelhofer Felds geht weiter!

Sie haben sich bemüht. Bei Wind und Wetter haben Aktive der Initiative 100 % Tem- pelhofer Feld in den letzten Wochen mit ihren Unterschriftenlisten an den info-stand 100 prozent tempelhofer feldEingängen des Areals gestanden, um Unterstützer für das Anliegen zu gewinnen, die Bebauung des ehemaligen Flughafens zu verhindern. Auch in etlichen Läden in den Anrainer- kiezen lagen Klemmbretter mit Listen aus. „Mehr als 20.000 Unterschriften“ kamen so, wie Pressesprecher Felix Herzog ges- tern Abend vermeldete, in einem knappen Monat zusammen. Eine konkretere Zahl konnte er auf Anfrage nicht nennen, was die Schlussfolgerung zulässt, dass das Etappenziel von 23.000 Stimmen bis Mitte Januar nicht erreicht werden konnte. Respektabel ist aber auch der aktuelle Stand allemal. Die vielen Unterschriften seien ein Zeichen. „Wir wollen jetzt erst richtig loslegen und bereits in der ersten Phase des Volksbegehrens ein deutliches Signal an die Politik geben, dass viele Bürgerinnen und tempelhofer feld_oderstraße neuköllnBürger nicht mit den aktuellen Plänen des Senats einverstanden sind“, erklärt Herzog. Spätestens Mitte Februar sollen die Unterschriften nun eingereicht werden.

Auf mindestens 27.500 soll die Zahl bis dahin angewachsen sein. Unterm Strich könne man dann davon ausgehen, dass 20.000 Stimmen die Prüfung durch die Bezirksämter bestehen, d. h. von wahlbe- rechtigten Berlinern abgegeben wurden, als gültig gezählt werden und der Erfolg der ersten Phase des Volksbegehrens besiegelt ist. Deshalb bemühen sich die Aktiven der Bürgerinitiative auch in den nächsten Tagen und Wochen am Tempelhofer Feld und anderen Orten  weiter um Unterschriften von Unterstützern. Selbst wenn die ursprüngliche Planung, das Erwirken des Volksentscheids bis zur Bundestagswahl hinzukriegen, gekippt ist. „Dies ist jedoch nach Neuberechnung der Fristen aus gesetzlichen Gründen leider nicht möglich“, teilt die Pressestelle der Bürgerinitiative mit: „Wir rechnen nun damit, dass der Volksentscheid gleichzeitig mit den Euro- pawahlen Anfang Juni 2014 stattfinden wird.“

=ensa=

Vor der Stimmabgabe zum Singen für das Tempelhofer Feld

Etwa 3.000 Unterschriften waren es in der ersten Woche. Jetzt – gut zwei Wochen nach dem Start des Volksbegehrens – sind es bereits über 5.000 Menschen, die ihre Stimme gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes abgegeben haben. Bis zum 14. Januar, hofft die Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld, sollen 23.000 Unter- schriften  gesammelt sein. Dann könne  Berlins Regierendem  Bürgermeister Klaus

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Wowereit und seinem Senat ein Moratorium für den auf dem Feld geplanten Bau der Zentralen Landesbibliothek auferlegt werden. Heute  ruft die Initiative  ab 15.30 Uhr am Platz der Luftbrücke zum  Singen für das Tempelhofer Feld  auf, um dem Senat heimzuleuchten und die Stimmensammlung für den Erhalt der Freifläche zu forcieren.

Ein weites Feld für Interessenkonflikte

Ob er dauerhaft wetterfest ist, das müsse noch getestet werden, sagt die Grün Berlin-berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit,Mitarbeiterin hinter der Empfangstheke des neu- en Info-Pavillons auf dem Tempelhofer Feld. Man gehe aber davon aus. Ans Gegenteil wollte am ges- trigen Tag der Eröffnung erstmal niemand denken. Da standen das Innen- leben des angemieteten Holz-Glas-Containers und  die Umgebung im Vordergrund.

berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, staatssekretär christian gaeblerEtwa 1,5 Millionen Besucher nutzen das Gelände mit dem offiziellen Namen Tempelhofer Freiheit laut Staats- sekretär Christian Gaebler jährlich. „Mehr Männer als Frauen übrigens“, ergänzte er. Und 8,4 Prozent derer, die die Weite des ehemaligen Flughafens Tempelhof genie- ßen, seien Berlin-Touristen. Bemerkenswert außerdem, hob Gaebler hervor: „Unsere Befürchtungen vor stän- digen Vandalismus-Schäden haben sich nicht bewahr- heitet.“ Die Weitläufigkeit des Areals mit den nur wenigen uneinsehbaren Ecken sei offenbar nicht attraktiv für kriminelle Machenschaften. Doch genau diese Weitläu- berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, gf grün berlin gmbh christoph schmidtfigkeit wird nun beschnitten. 2013 beginne die Umge- staltung des Areals, das Schauplatz der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017  wird. „Im Info-Pavillon“, so Gaebler, „können sich die Besucher bis zum Oktober täglich ansehen, was genau passieren wird, und auch eigene info-pavillon tempelhofer freiheit, entwurf iga2017Ideen einbringen.“

Konkreter wurde Christian Schmidt. „Bei der ersten Baumaßnahme 2013 wird es sich um die Anpflanzung von etwa 2.000 Bäumen an den Rändern des Parks handeln“, kündigte der Geschäfts- führer der Grün Berlin GmbH an. Noch vorher werde man jedoch mit einem neu aufgestellten Team die Bürgergespräche wieder aufnehmen berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, landschaftsarchitekturbüro gross.max, eelco hooftmanund sich bemühen, bezirkliche Initiativen, die sich mit der Zukunft der Tempelhofer Freiheit beschäftigen, als Partner zu gewinnen. „2012 wird für uns ein Meilensteinjahr“, ist Schmidt sicher, der seine Begrüßung – wie auch Vorredner Gaebler – ohne Proteste einiger Pavillon-Eröffnungsgäste info-pavillon tempelhofer freiheit, entwurf gross.maxdurchbringen konnte.

In diesen Genuss kam Eelco Hooftman nicht, der mit sei- nem Team des schottischen Landschaftsarchitekturbüros Gross.Max den Wettbewerb für die Gestaltung der Tempelhofer Freiheit gewann. Schon der Plan, dort etwas gestalten zu wollen, macht den Holländer zur Reizfigur. Dass er darüber hinaus etliche Schlüsselwörter benutzte, die nicht nur die Aktiven der Bürgerinitiative 100 % Tempelhof in Aufruhr versetzten, tat ein Übriges. „Der Park ist Prozess statt Objekt“, „Gestaltung bedeutet einen Mehrwert für die Besucher“, „Historie des Ortes wird respektiert“, „das Gestaltungskonzept beruht auf berlin, eröffnung info-pavillon tempelhofer freiheit, protest, bürgerinitiative 100 % tempelhofFreiheit“, „die Tempelhofer Freiheit wird zum Volks- park des 21. Jahrhun- derts“: Das sei, habe oder biete das Feld schon jetzt alles und brauche daher niemand, waren sich die spontanen und organisier- ten Protestler einig.

Letztere bereiten derzeit alles für ein Volksbegehren vor, das nicht nur das 61,5 Mil- lionen-Projekt IGA 2017 verhindern, sondern grundsätzlich den dauerhaften Erhalt von Berlins größter Wiese sichern soll.

=ensa=

Eine Studie, die etwas andere Verdrängung in Neukölln und das Zerren ums Tempelhofer Feld

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„Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln“ heißt die 63-seitige Studie, die TOPOS Stadtforschung im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erstellte und Montagabend vor rund 100 Interessierten  in der Mensa des Campus Rütli präsentierte.

Deren wohl wichtigste Erkenntnis scheint, dass für die Situation im Norden des Bezirks der Begriff Gentrifizie- rung neu definiert werden muss. „Deutliche soziostruk- turelle Aufwertungstendenzen“, so die Studie, „sind nur im Gebiet Reuterplatz zu erkennen“. Dort gebe es den höchsten Anteil an Gentrifiern, jeder vierte Haushalt im Quartier falle in die Kategorie der Besserverdienenden. Für alle anderen Kieze gelte hingegen, dass in ihnen ein Zuzug vieler Pioniere, d. h. jungen Leuten mit hoher Bildung und eher niedrigem Einkommen, zu registrieren sei, sich aber keinesfalls ein Gentrifizierungsprozess abzeichne. Eine Verdrängung finde aber sehr wohl statt, schränkt Studienleiter  Sigmar Gude ein und weist damit auf die Neuköllner Eigenart des Gentrifizierungs-Begriffs hin: „Arme Mieter verdrängen noch ärmere Mieter.“

Schlussfolgerung kann also nur sein, dass auch für Geringverdiener finanzierbare Wohnungen gebraucht werden, um den Prozess zu stoppen. „Wohnungsbau auf dem Tempelhofer Feld“, schlug Ephraim Gothe, Staatssekretär für Bauen und Wohnen, als praktikable Maßnahme vor. Dort entstehende Neubauten, präzisierte er, seien aber selbstverständlich nicht für Einkommensschwache sondern für gehobenere Gehaltsklassen, um die Konkurrenzsituation auf dem Wohnungsmarkt zu entschärfen.

Mit der Zukunft des ehemaligen Tempelhofer Flughafens beschäftigte sich am Montagabend auch ein Anderer:  Dr. Lothar Köster, der Initiator der Bürgerinitiative „100 % Tempelhofer Feld“. Der Gesetzentwurf zum Volksbegehren/Volksentscheid zur vollständigen und dauerhaften Erhalt des jetzigen Zustands sei nun fertig, teilte er in einer Pressemeldung mit, wäh- rend Gothe auf dem Campus Rütli noch die TOPOS-Studie als Legitima- tion zur Bebauung der einzigartigen Fläche bemühte.

Im Wesentlichen, so die Bürgerini- tiative, schreibe dieses Gesetz den Verbleib des Tempelhofer Flugfeldes im Eigentum des Landes Berlin vor und verbiete die Veränderung durch Bebauung oder Umgestaltung. Das Tempelhofer Feld solle in seiner Gestalt langfristig erhalten und dauerhaft kostenlos zugänglich bleiben.

Der Gesetzentwurf werde „in den nächsten Tagen offiziell eingereicht“, kündigt Köster im Namen der Bürgerinitiative „100 % Tempelhofer Feld“ an. „Sobald die zuständige Senatsstelle für Stadtentwicklung und Umweldschutz ihre vom Gesetz vorge- schriebenen Kostenschätzungen erstellt haben, beginnen wir mit der Sammlung der Unterschriften.“ In der ersten Phase würden 20.000 gültige Unterschriften benötigt werden, um die Unterstützung der Bevölkerung Berlins für dieses Volksbegehren nachzuweisen. „Angesichts des breiten Zuspruchs und der klaren Alternativen wird diese erste Sammelphase keine erheblichen Probleme bereiten“, sind Lothar Köster und seine Mitstreiter überzeugt.

=ensa=

Getrennte Wege

Mit dem Wind ist das ja so ’ne Sache auf dem Tempelhofer Feld: Nirgendwo anders in Berlin hat er so viel Platz, sich ungehindert auszutoben und seine ganze Kraft zu ent- falten. Kaum etwas stellt sich ihm auf der etwa 400 Hektar großen Fläche in den Weg – wenn man mal von Spaziergängern, Rad- fahrern, Skatern und anderen Besuchern des Grüns zwischen Neukölln, Tempelhof und Kreuzberg absieht.

Besonders willkommen dürften dem Wind dabei alle Erwachsenen und Kinder sein, die ihm etwas zum Spielen mit aufs Tempelhofer Feld bringen: Drachen in allen möglichen Farben, Formen und Größen, die mal mehr und mal we- niger unter Kontrolle zu bringen sind. Denn wenn der Wind launische Böen übers Feld jagt, kommen vor allem Kitesurfer ins Schwitzen und Trudeln. Da kann’s dann schon leicht passie- ren, dass der Drachen und das Rollbrett getrennte Wege einschlagen und vor der Weiterfahrt erstmal die ein- zelnen Bestand- teile der Ausrüs- tung wieder ein- gesammelt und sortiert werden müssen. Meist bleibt es da nur bei wenigen Augenblicken der Trennung.

Auf alles andere als ein Miteinander verschiedener Interessen scheint es dagegen der Berliner Senat in Sachen Tempelhofer Feld abzusehen: Insbesondere auf der Neuköllner Seite entlang der Oderstraße sei die zu bebauende Fläche ausgeweitet worden, heißt es. Damit bekommen der Kommunikationswissenschaftler Dr. Lothar Köster und seine Initiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ eine steife Brise Rü- ckenwind: Sie planen ein Volksbegehren gegen die Bebauung des Geländes.

=ensa=