Neuköllner Fensterplatz

hund im fenster_neukölln

Oder: Probier’s mal mit Gemütlichkeit!

Prost statt Post

Richtig ist, dass sich dieser Flaschenpostkasten ganz in der Nähe des Neuköllner Schiffahrtskanals  befindet. Davon, dass einmal  Briefe statt Hochprozentigem  in den

fundstück_finowstraße neukölln

Flachmännern steckten, ist trotzdem nicht auszugehen. Eher scheint es so zu sein, dass hier, in der Finowstraße, der ausgediente Postkasten von findigen Neuköllnern als Theke zweckentfremdet wird. Prost!

Vom Abstrakten zum Konkreten

Was ist drin? Der regelmäßig vom Statistischen Bundesamt ermittelte  Warenkorb  ist ein recht  nebulöses Etwas.  Weniger geheimnisvoll  gibt  sich die  Regionalausgabe,

neuköllner warenkorb

der Neuköllner Warenkorb. An vielen Stellen im Bezirk begegnet man ihm und kann so im Vorbeigehen tiefe Einblicke in das breitgefächerte Konsumverhalten der Neu- köllner gewinnen.

Duplizität der Ereignisse

Was für  Radfahrer in Neukölln  Alltag ist, nämlich: das Problem des Parkplatzfindens,

fahrrad-parkplatz_neukölln

hackenporsche-parkplatz_neukölln

ereilt  an Samstagen in vielen Discountern im Bezirk gern auch andere Zweiradnutzer.

Es ist, was es ist

Da Neukölln nicht  Baden-Baden oder Kampen und die Hermannstraße nicht  die Kö-

zauberkönig neukölln

nigsallee ist, hält man sich beim Zauberkönig nicht mit blumigen Umschreibungen auf, sondern drückt es ganz unmissverständlich aus.

Weniger Montagsmuffel in Neukölln?

Bei deutschen Arbeitnehmern ist er besonders unbeliebt (und entsprechend beliebt als Begründung für schlechte Laune, Lustlosigkeit und Aggressionen): der Montag, der durch das Inkrafttreten der DIN 1355 den Sonntag im deutschen Kalender von der

montagsmotto_neukölln

Pool Position des Wochenanfangs verdrängte. Heute ist wieder so einer, und falls die Stimmung in Neukölln besser als andernorts sein sollte, dann könnte Weiterlesen

Der Spatz vom Hermannplatz

Höflichkeitsfloskeln sind nicht sein Ding. Er  fragt die Besucher des Restaurant-Cafés

dachterrasse karstadt hermannplatz_neukölln

auf der Dachterrasse  vom Karstadt am Hermannplatz nicht, ob er sich dazu setzen darf, sondern macht es einfach. Auf Gesellschaft kommt es ihm dabei nicht an, oft stört die eher. Wichtiger ist ihm ein ordentlich vollgekrümelter Tisch. Mit der Frage, ob er sich bedienen darf, hält er sich selbstverständlich auch nicht auf. In einem Spat- zenleben ist Schnelligkeit entscheidender als Umgangsformen.

Große und kleine Wünsche

Wenn sich die Natur noch etwas Zeit lässt und die Zukunft partout dort bleiben will, wo sie hingehört, dann greift das pfiffige Kind zur Kreide und malt mitten in Neukölln auf einen asphaltierten  Weg, was es sich wünscht. Dann treffen Street Art und Urban

blumenweg_neukölln

Gardening aufeinander und führen plakativ zum Revival der Sehnsucht, mit der einst eine Bausparkasse warb: „Wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden.“

Klar wie Kloßbrühe

Normalerweise  sind  Neuköllner für  ihre unmissverständliche   Ausdrucksweise  be-

pupser kindermode_neukölln

kannt. Das spiegelt sich außer beim Zwischenmenschlichen auch oft bei der Namensgebung für ihre Läden wider. Umso auffälliger ist  es, wenn  jemand  von die-

öffnungszeiten_neukölln

sem Gebaren abweicht und mit vielen Wörtern etwas ausdrückt, was letztlich doch nur weitere Fragen statt Klarheit ergibt.

Zurück auf Anfang

Das Kapitel Neukölln hört genauso auf, wie es begonnen hat. „Als ich vor 10 Jahren hergezogen bin, hab ich flennend meinen Kram ausgepackt, weil ich kein bisschen Lust  auf Neukölln hatte und niemanden hier  kannte“, sagt sie, den Inhalt des  Trans-

umzug_neukölln

porters taxierend, der vor dem Haus in der Nähe des Körnerparks steht. „Und jetzt heule ich wieder, weil ich viele wunderbare Leute und Neukölln zurücklassen muss.“ Wäre ihr der Traumjob in Berlin angeboten worden, wäre ein Umzug kein Thema gewesen. „Mit dem Gehalt könnte ich mir sogar die Miete locker leisten, die mein Nachmieter zahlen soll“, meint sie. Die sei doppelt so hoch wie das, was sie mit Werkverträgen und Minijobs für die knapp 60 Quadratmeter aufbringen musste.

Entartet

Doch, ja, es sehe schon wie ein Eichhörnchen aus, bestätigt das Mädchen, das mit seiner Mutter auf  dem Bürgersteig steht. Beide  beobachten staunend  das rotbraune

eichhörnchen_neukölln

Tier mit dem buschigen Schwanz, das blitzschnell und geschickt über die kahlen Äste der Bäume auf einem Neuköllner Schulhof turnt. „Aber das kann trotzdem kein Eich- hörnchen sein, Mama“, stellt das Kind fest. In der Schule hätten sie gelernt, dass Eichhörnchen im Winter  Winterruhe  machen und nun sei Winter und wenn das Ruhe sein soll …

K wie Katze … oder Kuh

kuh-katzeWenn man das, was einem abhan- den gekommen ist, so konkret und allgemeinverständlich wie möglich beschreibt, steigen die Chancen, es wieder zu kriegen: Auch die Besitzer einer verlustigen Neuköllner Katze machten sich die Strategie zu eigen.

kuh_gutshof britz_neuköllnDass Kühe schwarz-weiß (oder braun), auf jeden Fall aber nicht lila-weiß wie die Milka-Kuh sind, setzten sie dabei offenbar als bekannt voraus; sonst würde die Erklärung schließlich hinter der Feststellung stehen. Wer sich in Neukölln davon überzeugen will, kann das auf dem Gutshof Britz oder noch weiter im Süden des Bezirks bei Bauer Mette und dem Milchhof Mendler tun.

Schnäppchenparadies Neukölln

Liebe  kann man  nicht kaufen, das ist  landläufige Meinung. Dieser  Kaugummi-Auto- mat  in der  Allerstraße  beweist zweifellos das Gegenteil und bietet  Agape – wie  das

agape_kaugummi-automat neukölln

Phänomen Liebe in der antiken griechischen Literatur genannt wurde – wahlweise für 5 oder 20 Cent  an. Und das nicht nur zum Fest der Liebe, sondern an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr, falls er nicht gerade kaputt ist.

Ungemütliche Aussichten

winterfester fahrradsattel_neuköllnBei Autos gehören Sitzheizungen zum Standard oder können problemlos nachgerüstet werden, wenn Rücken, Hintern und Oberschenkel nach Wär- me verlangen. Radfahrer können die- sem Bedürfnis nur sehr viel einge- schränkter nachkommen. Entspre- chend ungemütlich ist es in der kalten Jahreszeit für sie.

Ungemütlicher wird es auch in Neu- kölln, wenn nicht jetzt gehandelt wird. Denn: Bewahrheitet sich die Bevölkerungsprognose für Berlin und die Berliner Bezirke 2011 – 2030, die Stadtentwicklungssenator Michael Müller gestern in einer Sitzung des Senats vorstellte, wird die Zahl der Neuköllner  bis 2030 auf rund 338.000 (+ 6,5 %) angewachsen sein und etwa 20.000 Menschen mehr als aktuell werden Wohnraum brauchen. Andere Bezirke trifft es noch härter: Bei Spitzenreiter Pankow wird für die nächsten 18 Jahre sogar ein Wachstum von 16,3 % erwartet.

Auf der Sonnenseite

„Das hab ich wirklich noch nie erlebt!“, sagt die rüstige 78-Jährige. Von der östlichen Straßenseite der Sonnenallee habe sie gestern Mittag auf die westliche hinüber gehen wollen, an einer Fußgängerampel. Die warme Herbstsonne strahlte auf die stadteinwärts führenden Fahrspuren und die Mittelinsel, alles westlich davon lag im Schatten. „Es war ein komplett spontaner Entschluss, noch ein wenig auf der Mittelinsel verweilen zu wollen, um dort die Sonnenstrahlen zu genießen“, er- zählt die Rentnerin. Um es beim Sonnenbaden etwas bequemer zu haben, habe sie sich an den Am- pelmast gelehnt: „Das war so herr- lich, dass ich mehrere Grünphasen vergehen lassen hab.“ Der Gipfel der Herrlichkeit sei jedoch gewesen, dass keine einzige Grünphase ver- ging, ohne dass sie nicht von Wild- fremden besorgt gefragt wurde, ob es ihr nicht gut gehe oder sie Hilfe beim Überqueren der Straße brauche. Dass es solche Erlebnisse gibt, müsse man doch auch mal festhalten – bei all der Brutalität, Ignoranz und Gedankenlosigkeit, die in Berlin herrscht, findet sie.

Luft nach oben

juliusstraße neubritz, neukölln

Nicht jeder und alles in Neukölln will hoch hinaus, wie dieser Lückenfüller in der Juliusstraße  im Ortsteil Neubritz beweist. Dabei wäre durchaus noch Luft nach oben.

Gewusst wie!

Was beim Hightech-Kaffeeautomaten zu beachten ist, welche Zugangsdaten für die Nutzung des WLAN-Netzes gebraucht werden, wie die Gas-Therme eingeschaltet wird, an welche in der Nachbarschaft wohnenden Freunde sie sich in Notfällen wenden können … Alles mögliche hatte das Paar aus Seattle bereits per E-Mail erfahren, bevor es für zwei Wochen nach Berlin kam und das Urlaubsdomizil mitten in

durchsteckschloss, berliner schlüssel

Neukölln bezog. Nur über die Prozedur, wie man überhaupt ins Haus kommt, hatten die Gastgeber kein Wort verloren. Bestimmt eine halbe Stunde hätten sie durch Drehen, Ziehen, Ruckeln, Fingerspitzengefühl und sanfte Gewalt versucht, den eigen- artigen Schlüssel wieder aus dem ungewöhnlichen Schloss der offenen Haustür zu kriegen, erzählen die beiden Amerikaner kichernd. Dann sei endlich eine Nachbarin gekommen und habe sie in das Geheimnis des  Berliner Schlüssels  eingeweiht.

Was mancher Neuköllner gerne wäre …

… ist jeder einzelne von denen bereits: ein Star.

Alarm!

In Neukölln ist Hopfen und Malz verloren: Das kann bestenfalls nur eine Halbwahrheit sein – wie ein Blick in den  Gerlachsheimer Weg  zeigt, wo dieses Foto entstand. Was

in Neukölln noch alles verloren ist und sogar für ganz Deutschland auf der Streichliste steht, hat der seit 11 Jahren amtierende Bürgermeister des Bezirks in einem 400 Seiten-Wälzer namens „Neukölln ist überall“  seziert. Der erscheint am kommenden Freitag und wird noch vor der offiziellen Buchpremiere (am 4. Oktober in der Urania) im TV-Talk von Sandra Maischberger vorgestellt. Erst am 8. November präsentiert sich der Autor mit seinem Buch, in dem er – so der Ullstein-Verlag – „Alarm schlägt“ und die „Realität in Berlins Problembezirk Nr. 1“ zu Papier bringt, in Neukölln – aber nicht in dessen Norden, sondern weit  im Süden in den Gropius-Passagen. Wer nicht mehr so lange warten will, kann sich schon heute Exklusiv-Auszüge in der neuen BILD-Serie „Die bittere Wahrheit über Multi-Kulti“  zu Gemüte führen.

Neukölln wird bunt(er)

Selbst wenn er sich noch so sehr bemüht, allzu charakteristische Vorboten in ent- legenen Ecken Neuköllns zu verstecken, ist doch deutlich spürbar, dass er im Anmarsch ist: der Nachfolger des Herbstes 2011!