Der Anfang ist gemacht: Letzten Mittwoch enthüllten Michael Müller, Berlins Senator für Stadtentwicklung, und der Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, André Schmitz, die ersten drei Infotafeln zur Geschichte des Tempelhofer Felds. Eine klärt
über das ehemalige Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände auf, die beiden anderen über das KZ Columbia-Haus. „Am Ende werden es etwa 20 Tafeln sein, die an geschichtsträchtigen Stellen Einblicke in die Historie geben“, kündigt Daniela Augenstein von der Pressestelle der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an. Da- bei solle ein zeitlicher Bogen von der Rodung des Feldes bis zur zivilen Luftfahrt im geteilten Berlin gespannt und der Zeit zwischen 1933 und 1945 besondere Aufmerksamkeit gewid- met werden.
Aber nicht nur deshalb traf man die Ent- scheidung, mit den ersten Stationen Themen der NS-Vergangenheit aufzugreifen. Ein weite- rer Grund war, dass vom KZ Columbia-Haus wie auch vom Zwangsarbeiterlager oberirdisch längst nichts mehr zu sehen ist. Folglich müsse, so Michael Müller, das Leiden vieler KZ-Häftlinge und Zwangs- arbeiter an diesem Ort erst wieder in Erinnerung gerufen werden. „Die Informations- tafeln“, hofft der Senator, „werden dazu beitragen.“ Andererseits steckt auch die Forschung über das Zwangsarbeiterlager auf dem Tempelhofer Feld noch in einem Stadium, das Fragen nach den Ausmaßen des Lagerkomplexes offen lässt.
Bodenspuren, hält die Infotafel nahe dem TIB- Softball-Feld fest, würden „erst demnächst ge- nauer untersucht“ werden.
Weitgehend erforscht ist hingegen die Ge- schichte des Konzentrationslagers Columbia- Haus. 1896 erbaut, diente es knapp 30 Jahre als Gefängnis. In den frühen Jahren der national- sozialistischen Herrschaft, ist den Edelstahltafeln vor dem Hangar 2 des Flughafengebäudes zu entnehmen, war das Columbia-Haus eine der schlimmsten Folterstätten und das einzige offizielle KZ der SS auf Berliner Stadtgebiet. Insgesamt seien im Columbia-Haus mindestens 8.000 Männer ein- gesperrt gewesen. Im
November 1936 wurde das KZ Columbia-Haus schließlich aufgelöst, im Zuge des Flughafenneubaus erfolgte zwei Jah- re später der Abriss.
Das Tempelhofer Feld sei Brenn- punkt Berliner und Deutscher Zeit- geschichte, sagte Staatssekretär An- dré Schmitz anlässlich der Enthüllung der ersten drei Infotafeln und erin- nerte: „Bevor es mit der Luftbrücke zum Symbol der Freiheit wurde, war es lange Jahre ein Ort der Unterdrückung, und der Unfreiheit. Wir werden unserer widersprüchlichen Geschichte im 20. Jahrhundert nur dann gerecht, wenn wir sie in ihrer Gesamtheit in den Blick nehmen, gewichten und bewerten.“
Wann und wo die nächsten der deutsch-englischen Text-Bild-Tafeln aufgestellt werden, die inhaltlich vom Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart (BFGG) in enger Kooperation mit Historikern erarbeitet wurden, lässt sich laut Daniela Au- genstein momentan noch nicht sagen. Sicher sei jedoch, dass der Gedenkpfad zur Geschichte des Tempelhofer Felds peu à peu wachsen werde.
=ensa=
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