Knapp 10 Kilometer sind es vom Maybachufer am nördlichsten Zipfel Neuköllns bis zum südlichsten Ende von Buckow. Dort, wo Berlin auf Brandenburg trifft, ist man
immer noch in Neukölln, aber hier zeigt sich der Bezirk ländlich statt urban. Eine Facette, die viele Nord- Neuköllner nie sehen, einige aber wenigstens einmal im Jahr – wenn Bauer Mette auf seinem Feld an der Kreuzung Buckower Damm/Gerlinger Straße zum Buckower Strohballen- fest einlädt.
An diesem Wochenende ist es wieder soweit. Noch heute (ab 13 Uhr) und morgen (ab 10 Uhr) präsentiert sich die 16. Auflage des Strohballenfestes mit einer Mischung aus Rummel, musikalischem Bühnenprogramm und bäuerlichem Ambiente mit Kutsch- und Treckerfahrten, Westernreiten und Lassokünstlern. 
Gestern Nachmittag nach der Eröffnung des Festes war von letzte- rem allerdings noch nicht allzu viel zu se- hen: ein paar wenige Stände mit landwirt- schaftlichen Erzeug- nissen, Strohballen in Rollen und Quadern auf Anhängern, einige Ziegen zum Streicheln und vom strammen Westwind, der über das Feld blies, zerzauste Hühner.
Mehr als den Tieren machte die steife Brise jedoch denen zu schaffen, die Stellplätze für Marktstände und Zelte gemietet hatten, um dort ihre Produkte zu verkaufen, Speis‘



und Trank anzubieten oder bei kleineren Verletzungen und Unpässlichkeiten Erste Hilfe leisten zu können. „Wir hatten gerade alles dekoriert, als ein paar kräftige Böe kamen und alles wieder wegrissen“, erzählt eine Frau, die vor dem Gerippe ihres
Marktstandes steht, an dem Silberschmuck verkauft werden sollte. Die Nachbarstände, die dem Wind ebenfalls zuviel Angriffsfläche geboten hatten, sehen nicht anders aus. „Wenn die uns keinen anderen Platz geben“, sagt sie enttäuscht, „können wir das hier total vergessen. Alles wieder aufzubauen, hat bei den Windverhältnissen überhaupt keinen Sinn.“ Ein paar Meter weiter versuchen einige Leute verzweifelt, ein stabiles Zelt am Abheben zu hindern. Die aufblasbare Rutsche schräg gegenüber
liegt aus Sicherheitsgründen platt am Boden, die auf den Tischen ausgelegten Getränkekarten flattern über den stoppeligen Acker, die Sitze des Kettenkarussells rumpeln gegeneinander, wenn es nicht gerade seine
Runden dreht.
Der Besucher- strom hält sich am ersten Nachmittag des diesjährigen Stroh- ballenfestes (nicht zu verwechseln mit Popráci, dem Rixdorfer Strohballenrollen!) in Grenzen. „Viel Spaß macht’s ja auch nicht, wenn man immer Angst haben muss, dass einem was um die Ohren fliegt“, bedauert ein Fried- richshainer, der samt Familie zum x-ten Mal das Fest besucht. Bleibt die Hoffnung, dass heute und morgen mehr Menschen den Weg nach Buckow aufs Feld von Werner Mette finden – und dass der Wind nachlässt.
=ensa=
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