Protestkundgebung für Inklusion auf dem Lipschitzplatz in der Gropiusstadt

Deutschland kommt seinen Verpflichtungen aus der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK),  die seit dem 26. März 2009 für das Land verbindlich ist, noch immer nicht ausreichend nach. Darauf hat anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, der am heutigen 5.Mai begangen wird, unter anderem die Aktion Mensch hingewiesen, die jüngst eine Studie der britischen Juristin Fiona MacDonald  zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Auftrag gegeben hat. In Neukölln rief bereits am vergangenen Freitag, 3. Mai, ein kirchlich-soziales Bündnis in der Gropiusstadt zu einem Protesttag für Inklusion auf. Höhepunkt war am Freitagmittag eine Kundgebung auf dem Lipschitzplatz (r,), zu der auch die Inklusions-Band RockAntrieb  und ein großes Demokratiemobil in einem Berliner Doppeldecker gekommen waren. „Gemeinsam stehen wir für Inklusion und protestieren für bessere Bedingungen. Das Eintreten für ein gleichberechtigtes Miteinander, Teilhabe und ein menschenwürdiges Miteinander für alle Menschen ist unser dringliches Anliegen“, sagte Nora Rämer, Pfarrerin im Zentrum Dreieinigkeit, das zu den Initiatoren des Protesttages gehörte.

Betroffene überreichten Bezirksbürgermeister Martin Hikel (r.) sowie den Stadträtinnen Karin Korte (l.) und Sarah Nagel (2.v.l.) ihre Forderungen für mehr Inklusion. „Wisst ihr, was wir brauchen, um gut zu leben?“ schreiben die Inklusions-Aktiven und fordern die Verantwortlichen auf: „Fragt uns!“ Gefordert werden für den öffentlichen Raum weniger Barrieren, mehr Beleuchtung und Hitzeschutz sowie inklusive Bildungs-. Kultur- und Sportangebote für alle vor Ort. Teilhabe brauche politischen Willen, Assistenz und Personal. Sparen sei nicht möglich. Mit dem Appell: „Wir sind alle gleich, aber unterschiedlich. Denkt daran, wenn ihr Pläne macht!“, endet der kurze Forderungskatalog. Hikel, Korte und Nagel versprachen, alles zu tun, was im Rahmen ihrer bezirklichen Möglichkeiten liegt, um Neukölln inklusiver zu machen, wobei das Bezirksamt seit vielen Jahren von Katharina Smaldino, der Neuköllner Beauftragten für Menschen mit Behinderung, engagiert unterstützt wird. Bezirksstadträtin Nagel erinnerte an den Inklusions-Aktivisten Raúl Aguayo-Krauthausen und zitierte den Titel seines Buches: „Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.“

Erstmals vergab die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Freitagmittag zudem einen Preis für gelebte, gute Inklusion. Drei der insgesamt sechs ausgezeichneten Initiativen kommen aus Neukölln. Pröbstin Christina Maria Bammel (M.) überreichte die Preise und Urkunden unter anderem an eine Grundschulklasse der Walter-Gropius-Schule, an die Kita der Dreieinigkeitsgemeinde sowie an den Literaturclub des Campus Efeuweg. Die Gewinnerinnen und Gewinner des Inklusionspreises erhielten einen Gutschein für ein inklusives Restaurant in Berlin. Dort können sie sich mit den anderen Preisträgerinnen und Preisträgern treffen und sich über ihre Projekte austauschen. So kann das Wissen über gelungene Inklusion weitergegeben werden.

=Christian Kölling=

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