Deutsch-Amerikanisches Volksfest vor dem Aus?

Autorennen, Nachbarschaftsgärten mit Dorfplatz, öffentliche Gebäude, Townhouses oder einfach nichts: Die Vorstellungen, wofür künftig auf dem Tempelhofer Feld Platz sein soll, gehen weit auseinander. Auch der Schausteller und Volksfeste-Organisator Thilo-Harry Wollenschlaeger hat da so seine Ideen.

Er würde gerne im kommenden Sommer für etwa vier Wochen die Fläche am Tempelhofer Damm neben der Stadtauto- bahn mieten, bat Wollenschlae- ger den Stadtentwicklungssena- tor Michael Müller Ende August in einem Brief und teilte auch gleich mit, was er dort vorhat: Auf dem Gelände, das während der Olympischen Spiele in London dem Event Die Spiele in Berlin  zur Verfügung gestellt wurde, solle das 53. Deutsch-Ame- rikanische Volksfest stattfinden. Dessen ehemaliger Standort an der Heidestraße nahe dem Berliner Hauptbahnhof werde bebaut, erklärte Wollenschlaeger dem Senator und verwies zugleich auf die „lange amerikanische Tradition des Standorts Tempelhof“ sowie zahlreiche Umfragen, die ergeben hätten, dass das ehemalige Flugfeld „in breiten Teilen der Bevölkerung“ als Location für das Volksfest gewünscht werde. Zudem war dem Schreiben zu entnehmen, dass der Antrag sowohl von der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika als auch vom „Alliiertenmuseum Berlin, das ja ebenfalls nach Tempelhof umzieht“ unterstützt werde. „Wir würden uns freuen, Ihnen unser Konzept persönlich vorzustellen“, ließ Thilo-Harry Wollen- schlaeger den Senator außerdem wissen.

Aber dazu kam es gar nicht erst. Statt einer Einladung zu einem vertiefenden Gespräch über das Anliegen erhielt Wollenschlaeger von einer Sachbearbeiterin aus Müllers Ressort eine Absage für das temporäre Anmieten der Fläche, die gerade mal ein Fünfzigstel des gesamten Tempelhofer Feldes ausmacht: „Wir halten eine Nutzung oder teilweise Nutzung der Tempelhofer Freiheit durch Volksfest für unangemessen und es widerspricht den erarbeiteten Nutzungskonzepten für dieses Areal und ist der langfristigen Adressbildung nicht zuträglich. Das Areal soll künftig seiner historischen Bedeutung und seiner besonderen Lage in der Stadt ent- sprechende Nutzungen aufnehmen.“ Wenn das Deutsch-Amerikanische Volksfest keinen Bezug zur historischen Bedeutung des Ortes habe, der Luftbrücke und zu West-Berliner Zeiten Airport der amerikanischen Streitkräfte war, was dann?, fragt sich Wollenschlaeger nun. Ebenso unbegreiflich ist ihm, dass „der Senat, der bei seinen eigenen volksfestähnlichen Veranstaltungen komischerweise immer Schausteller engagiert“, jetzt ein Volksfest ablehnt – und damit auch Einnahmen im fünf- bis sechsstelligen Bereich.

Doch so schnell will Thilo-Harry Wollenschlaeger nicht aufgeben. Einen Alternativort zum Tempelhofer Feld gibt es für das traditionsreiche Deutsch-Amerikanische Volksfest ob des Baubooms in Berlin nicht; die Kapazitäten des zentralen Festplatzes am Kurt-Schumacher-Damm sind erschöpft. Dann, ist Wollenschlaeger entschlos- sen, müsse das Thema eben im Berliner Abgeordnetenhaus behandelt werden. Oder auf Bundesebene, wo längst erkannt wurde, dass Volksfeste in Deutschland zum  schützenswerten Kulturgut  gehören.

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Mr. Bean in London, Bohnen in Neukölln

Noch mehr sportliche Möglichkeiten als sonst bieten sich in den nächsten beiden Wochen auf dem Tempelhofer Feld. Täglich von 10 bis mindestens 22 Uhr können am Eingang Tempelhofer Damm  alle olympischen Wettkämpfe auf einer 100 Qua- dratmeter großen Videowand  verfolgt werden. Zusätzlich lassen sich auf der Event- fläche verschiedenste Sportarten kostenlos ausprobieren.

Schon knapp zwei Wochen bevor das olympische Feuer überhaupt London erreichte, begann am östlichen Rand des Tempelhofer Felds eine Olympiade der besonderen Art: Nicht  Menschen oder Menschen und Tiere treten hier gegeneinander  an, sondern  Pflanzen – genau  genommen:  Bohnen. In  einem  spannenden  Dreikampf

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mit den  Disziplinen Keimen, Wachsen und Klettern  wird im Hüttendorf Gecekondu der Sieger der  1. Bohnen-Olympiade  ermittelt. Etwas Geduld sollten Zuschauer allerdings schon mitbringen.