„Nur eine Frau“: ein cineastisches Denkmal für Hatun Sürücü

Drei Kopfschüsse, abgegeben von ihrem jüngsten Bruder, beendeten am 7. Februar 2005 nahe einer Bushaltestelle in der Oberlandstraße im Bezirk Tempelhof das Leben von Hatun Sürücü. Gut ein Jahr später, am 13. April 2006, wurde der Bruder für den Mord an der 23-Jährigen zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten verurteilt. „Hier wurde Hatun Sürücü am 7. Februar 2005 ermordet, weil sie sich Zwang und Unterdrückung ihrer Weiterlesen

„Wir standen uns extrem selber im Weg“

plakat lesung yigit muk_stadtbibliothek neukoellnAutorenlesungen finden in der Stadtbibliothek Neukölln normalerweise abends statt. Nicht so am vergangenen Donnerstag. „Es ist eine ungewöhnliche Zeit, aber wir haben auch einen ungewöhnlichen Autor zu Gast“, haack_muk_raemer_stadtbibliothek neukoellnbegrüßte Bibliothekar Ralph Haack (l.) das Publikum, bevor er Yiğit Muk (M.) vor-stellte, der seine Karriere vom Hauptschulproll zum Einser-Abiturienten in dem Buch „Muksmäuschenschlau“ veröffentlicht hat. Was weder Haack und Ehrengast Jan-Christopher Rämer (r.), noch die Schulklassen im vollbesetzten Saal der Bücherei ahnen konnten: Es wurde auch eine Weiterlesen

Außergewöhnliche Töne

Was haben der Sänger und Komponist Udo Jürgens und der Neuköllner Musiker Jürgen Heidemann gemeinsam? Zunächst sind es selbstverständlich die nament- lichen Übereinstimmungen, die ins Auge fallen. Aber die Künstler verbindet noch mehr: Beide sind nach ihren Konzerten oft klatschnass.

Bei Jürgen Heidemann ist es allerdings kein Schweiß, der sein Hemd durchtränkt. Er rackert sich nicht am Piano ab, singt nicht bis zur Erschöpfung oder tobt über die Bühne. Nein, es ist vor allem die Nähe zum Instrument und die Art und Weise, wie ihm Töne entlockt werden, die den 34-Jährigen nass macht. Denn Jürgen Heidemann gehört zu denen, die die alte Kunst des Musizierens mit Klangsteinen für sich entdeckt haben und meisterhaft beherrschen.

Ohne eine Schüssel mit Wasser geht bei den Instrumenten gar nichts. Heidemanns Hände müssen nass sein,  will er Granitsteine zum Klingen bringen, die ob ihrer Formen- und Farbenvielfalt auch als Deko- Elemente fürs Wohnzimmer geeignet wären oder als Skulpturen in Galerien durchgingen. Ihre akustischen Qualitäten werden erst durch einen wie Jürgen Heidemann offenbar. Streicht er sanft mit flachen Händen über die Steine, steigen imposante Klangwolken aus satten Basstönen, melodischen Mitten und intensiven hohen Tönen zwischen den La- mellen auf.

Noch eindrucksvoller und facet- tenreicher wird das Hörerlebnis, wenn der Klangsteinmusiker  Jürgen Heidemann zusammen mit seiner Partnerin, der Vio- linistin Hoshiko Yamane, auftritt: Am 3. Dezember sind die bei- den Künstler mit ihrem musika- lischen Dialog der Elemente Holz (=Ki) und Stein (=Seki) als Duo KiSeki im Museum Neukölln auf dem Gutshof Schloss Britz zu Gast.

Heidemann geht es jedoch längst nicht nur um Klangkunst und Konzertantes. 2009 gründete der examinierte Lehrer die private Musikschule Klangwolke, in der Kinder das Musizieren mit Steinen und verschiedenen anderen Instrument erlernen können. Sehr spezielle Kurse wird es dagegen im Vorfeld des KiSeki-Konzerts im Museum Neu- kölln geben: „Ende November starten dort Workshops zum Musizieren mit Kiesel- steinen“, kündigt Jürgen Heidemann an. Er demonstriert mit zwei Exemplaren, dass die bei gekonnter Handhabung nicht nur einen Takt anschlagen, sondern auch höchst unter- schiedliche Töne von sich geben können. In erster Linie seien die Workshops jedoch ein Projekt zur Gewaltprävention, bei dem Kinder erfahren, dass Steine zu mehr als zu Wurfgeschossen taugen.

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