Leitfaden des Bezirksamtes legt dar, wie Neukölln künftig die sogenannte „freiwillige Obdachlosigkeit“ regulieren will

„Berlin kann und muss mehr tun, um die Gefahren für obdachlose Menschen abzuwenden. Die sogenannte ‚freiwillige Obdachlosigkeit‘ auf unseren Straßen und Grünanlagen kann aber deswegen nicht vollkommen unreguliert bleiben.“ So stellte Sozialstadtrat Falko Liecke am Dienstag die Veröffentlichung des Neuköllner Leitfadens Obdachlosigkeit vor. „Ziel des Leitfadens ist der transparente Umgang mit Obdachlosigkeit im Bezirk Neukölln.“ Der über 20-seitige Leitfaden, der als eine Selbstbindung der Verwaltung zu verstehen ist, soll bei strittigen Entscheidungen im Umgang mit Obdachlosen ein Verständnis für das administrative Handeln des Bezirks Weiterlesen

Bundesweiter Wohnungslosenbericht will belastbare Informationen bieten

Einzelne tragische Ereignisse wie der Tod des Musikers Marco Reckinger auf einer Straße im Schillerkiez oder berlinweite Unterstützungskampagnen wie die „Zeit der Solidarität“ holen die Dauerphänomene Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit auch in Neukölln immer wieder einmal an die Oberfläche des öffentlichen Bewusstseins. Die grundsätzliche Zuständigkeit für das weite Politikfeld „Wohnungslosigkeit“ ging in der Bundesregierung zum Anfang des Jahres vom Ministerium für Arbeit und Soziales auf das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen über. In Deutschland waren nach offiziellen Weiterlesen

Diskussion zur Situation wohnungsloser und obdachloser Frauen in Berlin

In der Nacht vom 22. Juni werden Freiwilligen-Teams zum zweiten Mal erfassen, wie viele Menschen in Berlin von Obdachlosigkeit betroffen sind. Im Vorfeld der Aktion, die den Namen „Zeit der Solidarität“ trägt, richtet die Berliner Landeszentrale für politische Bildung eine mehrteilige Diskussionsreihe aus, die der Verband soziokulturelle Arbeit organisierte. „Ohne Wohnung, ohne Schutz. Zur Situation wohnungsloser Frauen in Berlin“ hieß das Thema des zweiten Diskussionsabends, der am Donnerstag vor rund 50 Besucherinnen und Besuchern im Domizil der Weiterlesen

Trauer im Schillerkiez: „Sehr viele wollten Marco helfen, aber er blieb stur“

Niemand muss in Berlin auf der Straße leben. Rund 50.000 Menschen, darunter etwa 15.000 Geflüchtete, sind in der Stadt auf Grundlage des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes (ASOG) in Wohnungen, ASOG-Unterkünften, Hostels oder in anderen Einrichtungen untergebracht. Umgekehrt wäre es falsch anzunehmen, dass sich mindestens 2.000 Obdachlose in Berlin, die während der ersten Nacht der Solidarität im letzten Jahr von Freiwilligen gezählt wurden, alle aus freiem Willen und eigenem Antrieb bewusst für das Leben auf der Straße entschieden Weiterlesen

Zwei Telefonnummern, die in diesem Winter wieder Leben retten können

„Teilweise bedeckt, verbreitet Frost, Tiefsttemperatur -3 Grad Celsius, Wind aus Südost.“ Wettermeldungen wie diese aus der vergangenen Nacht erinnern uns an den bevorstehenden Winter. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt, um klar und deutlich auf zwei Telefonnummer hinzuweisen:

Unter 0178 / 523 58 38 sind zwischen 20.30 und 2 Uhr die beiden Kältebusse der Stadtmission zu erreichen. Unter 030 / 600 300 1010 kann zwischen 18 und 24 Uhr der Weiterlesen

Zu Hause bleiben kann nur, wer eins hat

Eine Aufnahme des bekannten Graffiti-Motivs und viele andere Fotos, die die besonderen Schwierigkeiten obdachloser Menschen während der Pandemie zum Thema machen, gehören zur Ausstellung „Mitten drin draußen – Ohne Obdach in der Stadt“. Ab morgen sind die Bilder von Matthias Coers im Rathaus Neukölln zu sehen. Mit Interviews und Fotos nähert sich der Fotograf und Filmemacher der Alltäglichkeit von Obdachlosigkeit in Berlin an – mit Blick auf die Obdachlosen und ihre Perspektive, aber auch mit Blick auf die Perspektive engagierter Menschen in der Weiterlesen

Auch Obdachlose integrieren, aber wie?

„Wir dürfen die Obdachlosen nicht aufgeben, sonst geben wir uns selbst auf“, lautet das Credo der Ärztin Dr. Jenny De la Torre Castro, die 1994 erstmals Menschen ohne Krankenversicherung in einem winzigen Behandlungszimmer im Ostbahnhof kostenlos medizinisch versorgte und die sich zwölf Jahre später mit der Eröffnung eines Gesundheitszentrums für Obdachlose in Berlin Mitte einen Traum erfüllte.

Nicht alle denken aber wie die aus Peru stammende Medizinerin, Weiterlesen

Gute Perspektive statt ungewisser Zukunft

Es hätte nicht viel gefehlt und rund 170 Menschen aus einem Neuköllner Obdachlosenwohnheim wären wieder auf der Straße gelandet: Am 21. April erhielten sie vom Betreiber der Unterkunft die Mitteilung, dass sie wegen der Kündigung des Gebäudemiet-verhältnisses zum Ende des laufenden Monats spätestens bis zum 26. April ausziehen müssen. Zeitgleich wurde das Bezirksamt darüber informiert und erfuhr so, dass es auch mit der Berlin Castle-Betreuung und Begleitung-GmbH – wie das im Zusammenhang mit Flüchtlingsunterkünften in die Kritik geratene Unternehmen PeWoBe seit seiner Umbenennung heißt – Probleme gibt.

Der Bezirk habe zur Betreuung der verunsicherten Bewohner umgehend Sozial-arbeiter in der Lahnstraße 56 eingesetzt. Parallel wurden, wie Weiterlesen

BVV Neukölln beschließt Transparenz beim Zugang zu mehr politischer Beteiligung

Mehr Anstrengungen, um Obdachlose in die Gesellschaft einzugliedern, mahnte kürzlich bei einer Veranstaltung Sozialsenatorin Elke Breiten-bach (Linke) an. Dass Nachbesserungsbedarf nicht nur bei der Prävention vor Wohnungsverlust und bei der Integration obdachloser Menschen in das Regelsystem der Krankenversorgung besteht, sondern auch die Möglichkeiten zur politischen Beteiligung – wie z. B. an Wahlen – verbesserungsfähig sind, zeigt die Annahme des Antrages „Wahlrecht für Obdachlose sicherstellen“ auf der Weiterlesen

Anlauf zur Kältehilfe-Saison 2017/18

Alle Jahre wieder beginnt kurz vor Einbruch der kalten Jahreszeit die hektische Suche nach Notübernach-tungsplätzen für Obdachlose in Berlin, denn sobald das Thermometer unter Null sinkt, droht beim Über-nachten im Freien der Erfrierungstod. „Wir müssen zu einer langfristigen Planung kommen“, kritisierte der Neuköllner Sozialstadtrat Jochen Biedermann (l.) im Januar diesen Jahres die bisherige Praxis im Land Berlin. „Nach der Kältehilfe ist vor der Kältehilfe“, sagte er damals dem FACETTEN-Magazin und forderte, dass spätestens im Frühsommer ein Konzept für die Saison 2017/2018 vorliegen müsse.

Pünktlich zum Abschluss der Kältehilfe-Saison 2016/17, die am 31. März endete, fand am vergangenen Montag ein Treffen für den Erfahrungs- und Weiterlesen

Rund 550 vorhanden, etwa 800 nötig: Lebensgefährliches Defizit bei Schlafplätzen für Wohnungslose in Berlin

u-bahn-station-hermannstrasse_neukoellnSchnee, Bodenfrost, Minusgrade, gefährliches Glatteis auf den Straßen, warnte der Deutsche Wetterdienst am vergangenen Wochenende. Besonders ernst wird es im Januar für Wohnungslose. Sinkt das Thermo-meter unter Null, droht beim Übernachten im Freien der Erfrierungstod. Allein in Berlin leben 3.000 bis 6.000 Wohnungslose – so schätzen Experten – auf der Straße. Eine genaue Statistik gibt es nicht.

„Wir scheuen keinen Aufwand, damit die, die wenig haben, auch etwas bekommen“, versprach der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke am Sonnabend. Er war zur 2. Spendenaktion für Obdach-lose als ein Gast von vielen vor die Bahnhofsmission am Zoo in der Charlottenburger Jebensstraße auf die Bühne gekommen. An rund zwei Dutzend Weiterlesen

Aus dem Leben auf der Straße gerissen

U8 leinestr neukoellnEin Stück Bürgersteig an der Treppe zur U8-Station Leinestraße war für ihn so etwas wie ein Zuhause. Aus einem großen blauen Schirm hatte er sich ein Dach gebaut, das ihn und seine Habseligkeiten vor Niederschlägen oder sengender Sonne schützte; der U-Bahn-Schacht U8 leinestr berlin - neukoellnblies ein wenig Wärme  in die Unter-kunft, viele, die gerade im benachbarten Discounter eingekauft hatten, gaben ihm Lebensmittel oder das Wechselgeld. Vor genau einer Woche hatten sie noch versucht, ihm das Leben zu retten, indem sie den Notarzt riefen. Doch der Wohnungslose, den wohl die meisten aus dem Schillerkiez „kannten“, schaffte es nicht und starb; seitdem erinnern Kerzen und Blumen an der Neuköllner U-Bahn-Station an ihn. (Infos über die Berliner Kältehilfe hier.)

Details aus dem Neuköllner Nord-Süd-Gefälle

obdachlosigkeit neukoelln_foto irenaeus ilnickiWer sich nicht auf eigene Eindrücke verlassen, sondern wissen will, wie es den Neuköllnerin-nen und Neuköllnern geht, wie sie leben und wohnen, kann das seit einigen Tagen in einem neuen Kompendium nachschlagen: dem So-zialbericht Neukölln. „Er beschreibt nicht nur die demographischen, sozialen, kulturellen und gesundheitlichen Besonderheiten unseres bunten Bezirks anhand neuester Zahlen – sondern ermöglicht zudem anschauliche Vergleiche der Neuköllner Kieze untereinander, zu anderen Weiterlesen

Würdiger, feierlicher Abschied auf dem St. Thomas-Friedhof

gedenkstelle rolf schmitti schmitt_boddinplatz neuköllnDie Bank auf dem Boddinplatz, auf der Rolf „Schmitti“ Schmitt am 11. August starb, ist immer noch mit letzten Grüßen, Blumen und Kerzen geschmückt. Die Urne mit der Asche des Mannes, dessen Zuhause die Bank war, wurde am vergangenen Dienstag auf dem Neuköllner St. Thomas-Friedhof beigesetzt – so würdig und feierlich, wie es sich die Nachbarn und Bekann-ten gewünscht und durch Spenden ermöglicht hatten. „Es waren um die 30 Leute bei der Be-erdigung“, sagt Bernd Volkert vom Café Laidak, wo die Spendensammlung und alles Organisa-torische koordiniert wurde. Am Grab wurde musiziert und mit drei Wortbeiträgen an den verstorbenen Obdachlosen erinnert. „Alle“, so Volkert, „fanden den Ablauf in ruhiger Trauer und Gedenken sehr angemessen.“ Das eingesam-melte Geld, das nicht mehr für die Bestattungskosten benötigt wurde, wird „vermutlich an die offene Drogenarbeit gespendet“.

Nicht anonym, sondern würdig und mit einer Feier

gedenkbank rolf schmitti schmitt_neuköllnSein Zuhause war seit rund drei Monaten eine Bank auf dem Boddinplatz mitten in Neukölln zwischen Karl-Marx- und Hermann-straße. Vergangenen Dienstag wurde Rolf „Schmitti“ Schmitt frühmorgens tot auf sei-ner Bank gefunden.

Bekannte und Anwohner des Boddinplatzes sammeln nun für eine würdige Beerdigung des 52-Jährigen. Bis zum nächsten Freitag wollen sie 700 Euro zusammenbekommen, um Rolf Schmitt nicht anonym, sondern angemessen und mit einer Feier beizusetzen. „Er hat bei uns immer Weiterlesen

Unter dem Dach der Kirche: Obdachlosen-Nachtcafés in Neuköllner Gemeinden

„Was machen eigentlich die Kirchen?“ Diese Frage stellen vor allem dann viele, wenn – wie jetzt – eine Jahreszeit namens Winter auf das gesamtgesellschaftliche Problem obdachlosen-nachtlager_philipp-melanchthon-kirche neuköllnnamens Obdachlosigkeit trifft. Drei Neuköllner Gemeinden geben darauf so unmissverständ- liche wie tatkräftige Antworten: Sie helfen!

Noch bis zum 22. März öffnet die Philipp-Me- lanchthon-Gemeinde in Neubritz immer sonna- bends ab 21.30 Uhr ihre Kirche und macht den Sakralraum zum Obdachlosennachtlager (Kra- noldstr. 16/Eingang Brautkapelle; Tel. 625 30 02 und während der Öffnungszeiten 628 421 79) für bis zu 60 Frauen und Männer. Die Hilfebe- dürftigen bekommen außer Isomatte und Decke ein Abendessen sowie ein Frühstück und kön- nen im Gemeindehaus duschen und ihre Klei- dung waschen. Abends steht ihnen ein Arzt zur Verfügung; zudem nehmen sich vier Betreuer der Logis-Gäste an – und räumen wieder auf, damit am Sonntagvormittag der Gottesdienst stattfinden kann.

Jeden Freitag lädt die katholische St. Richard-Gemeinde ab 19.30 Uhr (letzter Einlass um 21.30 Uhr) zum Nachtcafé ein (Braunschweiger Str. 18/Eingang Schudomastr.; Tel. 680 570 26). Bis zu 25 Frauen und Männer können hier ver- weilen oder übernachten.

Ebenfalls freitags richtet die evangelische Mar- tin-Luther-Gemeinde ab 20 Uhr (letzter Einlass um 23 Uhr) ihr Obdachlosennachtcafé aus (Ful- dastraße 50/3. OG; Tel. 609 774 90 und während der Öffnungszeiten 609 774 928). Es gibt Platz für 25 Frauen und Männer; das Mitbringen von Tieren ist nicht erlaubt, ebenso das Konsu- mieren von Drogen und Alkohol.

Die Berliner Kältehilfe hat einen Kältehilfe-Wegweiser erstellt, der über Hilfen für Obdachlose, Notunterkünfte, Tagesstätten und Nachtcafés in allen Bezirken informiert.

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„Darf ick dit wirklich allet mitnehm?“

trixie-tisch_frank zanders obdachlosenfest_estrel_neukölln„Ham Se och wat für Katzen?“, „Kann man dit och für Ratten nehmen?“ oder „Darf ick dit wirklich allet mitnehm?“ Das sind die Fragen, die den guten Helfer- lein am Trixie Heimtierbedarf-Stand gestern bei Frank Zanders 19. Weihnachtsfest für Obdachlose und Be- dürftige pausenlos gestellt werden. Insgesamt 17.000 Geschenkbeutel mit Hundefutter und -leckerlies oder geschenke für hundehalter_frank zanders obdachlosenfest_estrel_neuköllngleichem für Katzen und Nagetiere, Kratzbäume, riesige Schlafkissen, Transportboxen, Leinen, Geschirre, Halsbänder füllen die Tische im Ho- tel Estrel. Auch die Tierarztpraxis Peter Rosin ist wieder vor Ort. Schon eine Stunde nach Einlass Weiterlesen

Mit Kind und Kegel

obdachlosenunterkunft die teupe_neukölln„Der trinkende Wohnungslose, der auf der Straße lebt, ist nicht mehr die Norm. Ob- dachlosigkeit ist in die Mitte der Gesell- schaft gerückt“, sagt Marcel Deck, und er muss es wissen. Denn Deck leitet das Neuköllner Erstaufnahmeheim Die Teupe und hat täglich mit den Auswirkungen des Engpasses auf dem Berliner Wohnungs- markt zu tun. 150 Plätze in 75 möblierten Zweibettzimmern stehen bedürftigen Män- nern und Frauen im Haus 1 der Einrichtung zur Verfügung. Zusätzlich gibt es eine Notaufnahme mit sechs Betten. „In 2012“, be- richtet Marcel Deck, „hatten wir eine Auslastung von 84,9 Prozent.“ Vor Weiterlesen

„Die älteste Bewohnerin ist 92 Jahre, die jüngste 17 Tage alt“

einzelzimmer domus-rixdorf_neuköllnEin Glas mit Süßigkeiten steht schon als Willkommensgeschenk bereit, das Zimmer mit Bett, Schrank, Tisch, Stuhl und Kühl- schrank ist picobello geputzt. Heute wird es bezogen. „Dann sind wir komplett belegt“, sagt Susanne Hirse, die das im letzten Monat eröffnete Domus-Rixdorf leitet. Wä- re sie Hoteldirektorin, hätte sie guten Grund, stolz auf diese Auslastung zu sein. Aber das Domus-Rixdorf ist kein Hotel, sondern Neuköllns erstes Wohnheim für obdachlose Frauen. Hier, in der Nähe des Neuköllner Schiffahrtskanals, sollen sie vorübergehend – was durchaus Monate bedeuten kann – ein neues Weiterlesen

Warme Getränke und warme Herzen: Tee- und Wärmestube Neukölln feiert ihr 30-jähriges Bestehen

kirchenfest genezareth-kirche neuköllnWährend draußen schon auf das Kirchenfest am kommenden Sonntag hingewiesen wurde, fei- erte man in der Genezareth-Kirche vorgestern Nachmittag erstmal einen runden Geburtstag: geburtstagskuchen_30 jahre tuw neuköllndas 30-jährige Be- stehen der Tee- und Wärmestube Neu- kölln.

Es war die Pfarrerin Annemarie Werner, die das Hilfs- projekt samt Kleiderkammer für Weiterlesen