Das größte Türchen, wie bei han- delsüblichen Schoko-Adventska- lendern, wird hier heute nicht ge- öffnet. Stattdessen schieben wir zur Feier des Tages dieses an- heimelnd dekorierte Fenster ei- nen Spaltbreit auf. Was ist wohl dahinter? Das fragten sich viele, die während des Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarktes über den Hof von Kutschen-Schöne, in den es zeigt, schlenderten. Geht es da- hinter so beschaulich zu, wie durch die in weichen Falten fal- lende Gardine, das warme Licht und die aus buntem Transparent- papier gebastelte Kerzengalerie suggeriert wird? Oder liegen gar Welten zwischen dem Anschein und der Realität? Gehört das Fenster womöglich zu einem Büro? Befindet sich in dem Zimmer eine Hochglanz-Hightech-Küche? Lebt dort eine alte Dame, die ein Fall fürs Pflegeheim wäre, würde ihre Familie sich nicht liebevoll um sie kümmern? Schützt die Gardine vor unerwünschten Einblicken in ein unauf- geräumtes, mit Star Trek-Fanartikeln vollgestopftes Jugendzimmer?
Das stimme alles nicht, weiß Martina Rosenthal-Schöne, die das traditionsreiche Fuhrunternehmen am Neuköllner Richardplatz zusammen mit zwei Familienmitglie- dern in 5. Generation leitet: „Das Fenster gehört zur Wohnung unserer Mieter, und die haben dort ihren gemütlichen Essplatz.“
Wir wünschen schöne, friedliche Festtage ohne unliebsame Bescherungen und möchten schon jetzt darauf hinweisen, dass es auch in diesem Jahr hier wieder ein Zwischen-den-Jahren-Gewinnspiel geben wird. Und allen, die sich schon immer gefragt haben „Wann fängt Weihnachten an?“, empfehlen wir das wundervolle gleichnamige Gedicht von Rolf Kremer:
„Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei dem Stummen verweilt
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut wird und das Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkeln ein winziges Licht
Geborgenheit helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist, drauf zu, dann,
ja, dann fängt Weihnachten an.“
In diesem Sinne …
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