Alle Jahre wieder beginnt kurz vor Einbruch der kalten Jahreszeit die hektische Suche nach Notübernach-tungsplätzen für Obdachlose in Berlin, denn sobald das Thermometer unter Null sinkt, droht beim Über-nachten im Freien der Erfrierungstod. „Wir müssen zu einer langfristigen Planung kommen“, kritisierte der Neuköllner Sozialstadtrat Jochen Biedermann (l.) im Januar diesen Jahres die bisherige Praxis im Land Berlin. „Nach der Kältehilfe ist vor der Kältehilfe“, sagte er damals dem FACETTEN-Magazin und forderte, dass spätestens im Frühsommer ein Konzept für die Saison 2017/2018 vorliegen müsse.
Pünktlich zum Abschluss der Kältehilfe-Saison 2016/17, die am 31. März endete, fand am vergangenen Montag ein Treffen für den Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen Ehrenamtlichen, Fachkräften, Verbandsvertretern und Politikern in der Kreuzberger Heilig Kreuz-Passion Kirche am Halleschen Tor statt. Als politisch Verant-wortliche waren zur Veranstaltung, die die GEBEWO pro organisiert hatte, Sozialsenatorin Elke Breitenbach (l.) und der Neuköllner Bezirksstadtrat Jochen Bieder-mann gekommen. Für die Diakonie nahm die Vorstandsvorsitzende Direktorin Pfarrerin Barbara Eschen am Treffen teil.
„Wir müssen das ganze System der Wohnungs-losenhilfe umstrukturieren“, erklärte Senatorin Breitenbach. Es müsse stärker darauf geachtet werden, den Wohnraumverlust bereits im Vorfeld zu vermeiden, wofür eine Neuregelung der AV Wohnen nötig sei. Die Obdachlosenarbeit und die Kältehilfe müssten sich besser darauf einstellen, dass mehr ältere Menschen und mehr Frauen unmittelbare Hilfe brauchen. Schließlich müssten verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um Obdachlose in das Regelsystem der Versorgungs-leistungen einzubeziehen bzw. besser zu integrieren. Zur niedrigschwelligen medizinischen Grundversorgung wohnungsloser Menschen steht ganzjährig bereits ein Arztmobil der Caritas an wechselnden Orten in der Stadt.
Für den April kündigte Senatorin Breitenbach ein Treffen mit den verantwortlichen Stadträten der Bezirke an, um die Kältehilfe im Vorfeld besser zu koor-dinieren. 1.000 Not-übernachtungsplätze sollen ab Herbst berlinweit eingerichtet werden, wie es in der Koalitionsver-einbarung festgehalten ist.
„Wir sind in Neukölln gerne bereit, in die Verantwor-tung zu gehen“, erklärte Bezirksstadtrat Biedermann auf dem Treffen. „Aber wir müssen in den Dialog kommen, damit wir frühzeitig auf die Träger zugehen können.“ Gernot Zessin von der Kubus gGmbH, die in der vergangenen Kältehilfe-Saison die Notübernach-tung in der Teupitzer Straße für 25 Gäste eingerichtet hatte, war ebenfalls in der Heilig Kreuz-Passion Kirche: „Wir sind nicht abgeneigt, in der kommenden Saison wieder eine Übernachtungseinrichtung anzubieten. Wir würden das gerne machen“, sagte er dem FACETTEN-Magazin am Rand der Veranstaltung.
Am morgigen Freitag lädt die Kubus gGmbh von 10 bis 18 Uhr zu ihrem 3. Ostermarkt ein. Es gibt neben zahlreichen Spielangeboten für Kinder auch die Gelegenheit, Spielzeug und Arbeiten aus Holz, Metall und Textil zu erwerben, die in den KUBUS-Werkstätten gefertigt wurden.
Filed under: berlin, kultur, migration und integration, neukölln, politik, soziales, stadtentwicklung | Tagged: berliner kältehilfe, heilig-kreuz-kirche berlin, jochen biedermann (grüne neukölln), kubus ggmbh, kubus-kältehilfestation teupitzer straße, neukölln, notübernachtung neukölln, obdachlosigkeit |