InfoBörse für Frauen* und Mädchen*

Das Netzwerk Frauen in Neukölln, der AK Mädchenarbeit des Bezirks und die Neuköllner Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler laden am morgigen Donnerstagnachmittag zu einer großen Infobörse auf den Alfred-Scholz-Platz am unteren Ende der Werbellinstraße ein. Initiativen, Vereine, Institutionen sowie Frauen- und Mädchenprojekte, die sich mit Berufs- und Weiterbildungsberatung, Qualifizierung, Empowerment, Selbsthilfe, Gewaltprävention und Hilfe in Notlagen beschäftigen, stellen sich vor. Moderiert wird die Veranstaltung von der Freestyle-Rapperin und Sängerin Leila Ey. Weiterlesen

Tabu-Thema „Häusliche Gewalt“ wächst in Krisenzeiten

Dass in gesellschaftlichen Extremsituation die Gewalt gegen die Schwächsten zunimmt, ist eine traurige Erkenntnis, die sich als Folgewirkung der Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weltweit gerade wieder bestätigt. Was aus epidemiologischer Sicht in Wuhan, New York und auch Berlin notwendig ist, führt zu sozialem Stress, innerfamiliären Spannungen und damit verbunden zu einem Anstieg häuslicher Gewalt, die sich vornehmlich gegen Frauen und Kinder richtet, weil manche Männer den Weg der gewaltfreien Konfliktbewältigung nicht kennen.

Mit Leuchtreklamen macht deshalb zum Beispiel der Weiße Ring in Weiterlesen

Oft werden rohe Gewalt und selbst Tötungsdelikte als Familiendrama bagatellisiert

„Gewalt kommt nicht in die Tüte“, hieß eine Kampagne, die vor einigen Jahren nicht nur in Neukölln für Aufsehen sorgte und auf das Problem häuslicher Gewalt aufmerksam machte. Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey kündigte kürzlich ein Aktionsprogramm gegen Gewalt an Frauen an.

Cordula Klein, die SPD-Fraktionsvorsitzende in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung, verfolgt das Thema kontinuierlich und fordert, häusliche Gewalt wirkungsvoll zu bekämpfen und die Opfer zu unterstützen. „Die von Franziska Giffey vorgestellten Zahlen des Bundeskriminalamtes zu Gewalt in der Partnerschaft machen wütend und betroffen“, erklärte Klein Weiterlesen

Projekte, die – auch in Neukölln – Leben retten

Der 25. November wird weltweit als „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ begangen, der auch 35 Jahre nach dem ersten Aktionstag 1981 leider nicht an Aktualität verloren hat. Um in Neukölln auf ihn aufmerksam zu machen, wurden tag-gegen-gewalt-an-frauen_rathaus-neukoellnDienstag auf dem Rathausvorplatz vier Flaggen gehisst, was zugleich der Auftakt für einige Veranstaltungen rund um den Anti-Gewalt-Tag in Neukölln war. Doch was geschieht auf Bundesebene? Wir haben uns bei Christina Schwarzer und Dr. Fritz Felgentreu, den Neuköllner Bundestagsabgeordneten, erkundigt:

„Etwa 40 % aller Frauen erleben in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt – die meisten von ihnen in den eigenen vier Wänden“, mahnte in Weiterlesen

Gewalt an Frauen und Mädchen – ein Thema, das an Aktualität nichts eingebüßt hat

Seit 1981 gibt es den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, seit 2002 in tag-gegen-gewalt-an-frauen_flaggen-rathaus-neukoellnDeutschland das Gewaltschutzgesetz, das giffey_biedermann_kennert_liecke_tag-gegen-gewalt-an-frauen_flaggen-rathaus-neukoelln„Häusliche Gewalt“ als Straftat definiert – und seit heute Morgen flattern vor dem Rathaus wieder vier Fahnen, die symbolisieren: „Neu-kölln sagt Nein zu Gewalt an Frauen und Mädchen!“

Erschütternd sei es, dass das Thema auch 35 Jahre nach dem ersten Aktionstag an Aktualität nichts eingebüßt habe, sagte Dr. Franziska Giffey (SPD) anlässlich der Flaggenhissung, an der Weiterlesen

Rat und Hilfe auf Augenhöhe

wildwasser-frauennachtcafe berlin-neuköllnViele, die noch vor dem Neukölln-Boom in den Richardkiez kamen, kennen den vorderen Teil des Ladens unweit von Sonnenallee und S-Bahn-Ring bereits. Von Juni 1973 bis No- vember 2012 hatte der Schuhmacher Manfred Elter die Räume gemietet und die Adresse Mareschstraße 14 zu einer Institution gemacht. Jahrzehntelang quoll eine Duftwolke aus Leder, Leim und Fußschweiß aus der Ladentür, wenn man über die Schwelle trat. „Zum Schluss war es auch noch eine Institution, aber nicht mehr als Schuhmacher-Werkstatt“, sagt Patrick Hein von der Baugenossenschaft Ideal, der das Gebäudeensemble gehört. Statt um die verbliebenen Kunden und die kompetente Reparatur ihrer Schuhe, kümmerte sich der gesundheitlich angeschlagene Elter letzten Endes vorwiegend um die Stamm- tischrunde mit seinen Kumpanen im Hinterzimmer. Entsprechend Weiterlesen

Gewusst wo

Wenn sich Neuköllns Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (Bündnis 90/Die Grünen) und die neue  Bundestagsabgeordnete Christina Schwarzer  (CDU) hinter der  Theke des

bernd szczepanski_aktionstag gewalt an frauen_neukölln  christina schwarzer

Kaiser’s Backshops im Hermann-Quartier betätigen, ist das kein Test, Weiterlesen

Was tun, wenn es knallt?

Wenn mein Nachbar seiner Frau – mal wieder – das Gesicht mit den Fäusten neu verziert und ich sie schreien und weinen höre, stehe ich seit Jahren vor derselben Frage: Was tun? Diskussionen mit anderen Nachbarn offenbarten auch deren Ratlosigkeit. Ist es richtig sich einzumischen? Und wenn ja: wie? Schön, dass es die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG), gibt. Hier kümmert man sich um Frauen und Kinder, die häusliche Gewalt erleben müssen, und bietet auch Menschen, die nicht wissen wie sie helfen sollen, Rat.

Jenni Rotter+Forumtheater Häusliche GewaltHarald Hahn+Forumtheater Häusliche GewaltMittwoch stellten Jennifer Rotter vom BIG e. V. und der Theaterpädagoge Harald Hahn im Studio des Heimat- hafen Neukölln das jüngste Ergebnis ihrer Arbeit vor: „Keine Angst vor Hilfe“, eine mit Laiendarstellerinen in einem dreitägigen Workshop als Forumtheater erarbeitete Inszenierung. Forumtheater ist das von dem Brasilianer Augusto Boal entwickelte „Theater der Unter- drückten“, eine Theaterform, bei der die  Zuschauer nicht passiv bleiben müssen, sondern aktiv mitwirken können. Denn oftmals stellen wir uns theoretisch Situationen vor und wie wir handeln würden, bewegen uns in der Praxis dann aber ganz anders. Vor allem in unbeForumtheater Häusliche Gewalt+Heimathafen Neuköllnrechenbaren Extremsituationen. Diese Theaterform bietet eine Übungsfläche.

Die acht Darstellerinnen im Alter zwi- schen etwa 20 und etwa 50 Jahren spielten zwei Alltagssituationen häus- licher Gewalt durch. Und das Publi- kum wurde aufgefordert sich einzu- mischen, den Platz einer Darstellerin einzunehmen und so zu agieren, wie man es selbst gern im Ernstfall tun würde. Es war beeindruckend und bedrückend. Die Situationen realistisch dargestellt. Die Menschen in ihrer Ratlosigkeit oder auch Ignoranz gut getroffen.

Mir war es ein wenig zu sozialpädagogisch im Zuschauerraum. Aber die Atmosphäre war gut. Manche der Frauen und Männer im Publikum erzählten von ihren Erfah- Heimathafen Neukölln+Forumtheater Häusliche Gewaltrungen mit Gewalt, und am Ende der Szenen zeigte Jennifer Rotter auf, was es noch für Reaktionsmöglichkeiten gibt. Denn wichtig ist natürlich der Selbst- und Opferschutz in eskalie- renden Situationen.

Harald Hahn führte souverän durch diesen außergewöhnlichen und lehr- reichen Theaterabend, für den leider keine Wiederaufführung geplant ist. Dabei müsste das Thema „Häusliche Gewalt“, von dem statistisch jede vierte Frau in Deutschland betroffen ist, dringend mehr in den Mittelpunkt gerückt werden, damit mehr Opfer und mehr, die helfen wollen, sich trauen etwas zu unternehmen.

Ich rief immer wieder die Polizei, wenn es nebenan wieder losging. Inzwischen reicht es auch schon, wenn ich darauf aufmerksam mache, dass ich Ohrenzeugin und bereit bin, die Ordnungshüter zu rufen. Da aber meine Nachbarin ihren Gatten nicht verlassen möchte, kann ich mehr leider nicht tun. Denn auch das offenbarte der Abend: Wenn ein Opfer nicht bereit ist, sich helfen zu lassen, hat man nur eine sehr geringe Handhabe. Aber hilflos ist man nicht. Ich wünsche mir mehr Zivilcourage – und das nicht nur in Neukölln.

=Anna Sinnlos=

Gewalt kommt nicht in die Tüte

Weil morgen Sonntag ist, tat man in Neukölln gestern schon so, als sei der  25. No- vember  und mit  ihm der  Internationale Tag  gegen Gewalt an Frauen:  An zwei Info-

aktionstag "nein zu gewalt an frauen", hermannquartier neukölln

ständen im HermannQuartier gaben Neuköllns Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler und Vertreter von Polizei, Weißer Ring sowie anderen Institutionen Auskünfte über das  richtige  Verhalten  bei  häuslicher  Gewalt.

„Im eigenen Zuhause leben Frauen am gefährlichsten“

Zwei auf einen Schlag – mit diesem Slogan begannen die in der letzten Mai-Woche verschickten Presse-Informationen, die die Doppelveranstaltung am 7. Juni vor dem bzw. im 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neuköllnRathaus Neukölln ankündigten. Sylvia Edler, die Gleichstellungsbeauftragte des Be- zirks, hatte damit zur  5. Infobörse für Frauen auf dem Rathausvorplatz eingeladen, Jugend- stadtrat Falko Liecke zum Projekttag des Lokalen Aktionsplans Nord-Neukölln  im BVV- Saal. Doch dann kam die Nacht vom 3. auf den 4. Juni, in der im Nachbarbezirk Kreuzberg eine 30-Jährige zum Opfer bestialischster häuslicher Gewalt wurde. Das Wort  „Schlag“ 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neukölln, anti-gewalt-flaggetrifft – mitten ins Zentrum des Deplatzierten. Ließe es sich doch klammheimlich durch „Streich“ oder etwas ähnlich Unbelastetes ersetzen.

Um die 40 frauenpolitische Projekte, Vereine und Institutionen gehören dem Netzwerk Frauen in Neu- kölln an, das von Sylvia Edler initiiert wurde, jährlich die Infobörse veranstaltet und sich dafür einsetzt, „die  Chancengleichheit für Mädchen und Frauen  Realität werden zu lassen“. Wohlwissend, dass es in diesem Bereich „noch viel Handlungsbedarf“ gibt. Doch Themen wie Bildung, berufliche Orientierung und Qualifizierung rückten bei diesem Aktionstag aus aktuellem Anlass in den Hintergrund.

„Wir sind schockiert“, sagt Sylvia Edler. Ihre Stimme kippt immer wieder, als sie über 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neukölln, gleichstellungsbeauftragte sylvia edler, stadtrat falko lieckedas grausame Verbrechen an Sema- nur S. spricht. „Gewalt ist nicht hin- nehmbar und sie ist unabhängig von Einkommen, Bildung, Alter und Reli- gion.“ Frauen, berichtet die Neuköll- ner Gleichstellungsbeauftragte, wür- den  im eigenen Zuhause am gefähr- lichsten leben. Jede vierte Frau in Deutschland sei dort bereits Opfer seelischer oder körperlicher Gewalt gewesen, 80 Prozent der Taten wür- den von Männern verübt werden. Vor der Rathaustreppe haben sich einige Mitglieder des „Männer gegen Gewalt“-Projekts versammelt, das von der türkischen Väter- initiative männer gegen gewalt, aufbruch neukölln e.v., kazim erdogan, 5. frauen-infobörse neuköllngruppe des Aufbruch Neukölln e. V. angestoßen wurde. Sylvia Edler begrüßt den Initiator Kazim Er- dogan, betont die Wichtigkeit des Anliegens und des Signals, das durch das Projekt von der Community ausgehe. „Die Kapazitäten der Frauenhäuser sind immer ausgelastet, trotz des Gewaltschutzgesetzes, das viele Möglichkeiten geschaffen hat“, so die Gleich-stellungsbeauftragte. Die adäquateste Maßnahme sei der Platzverweis, der auf der Grundlage  „Wer schlägt, der geht“  fußt.

16.108 Fälle häuslicher Gewalt weise die Kriminalstatistik 2011 für Berlin aus. „Das sind  über 40 Einsätze pro Tag!“, mahnt Edler. Um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen, habe sie heute extra die Terre des Femmes-Fahne hissen lassen, schweigeminute für semanur s., 5. frauen-infobörse neukölln, rathausturm neuköllndie  sonst eigentlich nur am 25. November  über dem Rathaus-Vorplatz flattert. Um zehn nach 12 bittet Sylvia Edler um ein weiteres Zeichen: eine Schweigeminute für die getötete Kreuzbergerin.

„Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt in der Ber- liner Kriminalstatistik steigt eher, als dass sie sinkt“, sagt später ein Polizist vom Info-Stand der Polizei. Daraus dürfe man aber nicht schließen, dass die Gewalt zugenommen hat. Vielmehr sei es so, dass die massive Auf- klärungsarbeit über das Gewaltschutzgesetz Früchte trage und Vorkommnisse häuslicher Gewalt häufiger gemeldet würden.

=ensa=