Kunst, Theater und Musik im Freien in Neukölln entdecken

Einen freien Zugang zu Kunst und Kultur draußen in Neukölln: Das verspricht an diesem Wochenende das dreitägige Festival „Verhülltes entdecken!“. Neun ganz unterschiedliche, teils partizipative Kunstprojekte beschäftigen sich im Freien an verschiedenen Orten nicht nur mit den aktuellen Veränderungen in unserer Gesellschaft und unseren Gefühlen und Emotionen, sondern setzen sich auch mit dem Enthüllen von verdeckter oder vergessener Geschichte Weiterlesen

Made in Neukölln: „Woche der Sprache und des Lesens“ erstmals deutschlandweit

Noch 121 Tage, 4 Stunden, 55 Minuten und einige Sekunden bis zum Beginn der „Woche der Sprache und des Lesens 2019“ zeigte die Countdown-Uhr auf der Webseite des bundesweiten Lese-Festivals an, als gestern Abend einige Aktive zum Vorberei-tungstreffen zusammengekommen waren. Zufrieden konnte Projektleiter Ralf Tober im Büro des Aufbruch Neukölln e. V. in der Rixdorfer Uthmannstraße die neue Werbepostkarte vorstellen, die frisch aus der Druckerei gekommen war.

Das Vorbild der ersten deutschlandweiten Sprach-woche ist das Veranstaltungsformat „Woche der Sprache und des Lesens“, das der Verein 2006, 2008 sowie 2010 im Bezirk entwickelte und 2012 in ganz Berlin mit einem umfangreichen Weiterlesen

Projekt „Dialog – Aufbruch aus Neukölln“ macht regionale Aktionen zu bundesweiten

„Demokratie leben!“ heißt ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, mit dem der Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen in Deutschland ermöglicht und gefördert werden soll. Ziel des Bundes-programmes ist es, bewusste und unbewusste, insbesondere kulturspezifische Vorurteile zwischen verschiedensten Gruppen von Menschen zu thematisieren und abzubauen.

Der Aufbruch Neukölln e. V. stellte in diesem Zusammenhang gestern Mittag im Spiegelsaal des Deutschen Theaters in Mitte sein bundesweites Projekt „Dialog – Aufbruch aus Neukölln“ der Öffentlichkeit vor. Es wurde im September letzten Jahres begonnen und läuft bis Ende 2019. Weiterlesen

„Kazım, wie schaffen wir das?“: Biographie eines unermüdlichen Kulturmittlers aus Neukölln erschienen

Als Mensch, der beharrlich gegen Fremdheit, Sprachlosigkeit und Gewalt arbeitet und für ein friedliches Miteinander eintritt, ist der Neuköllner Kazım Erdoğan weit über die Grenzen Berlins bekannt geworden. 2012 erhielt er für seine Verdienste um das Zusammenleben in Deutschland das Bundesverdienstkreuz.

Im Ballhaus Naunynstraße wurde Mitte September die Biographie vorgestellt, die die Autorin und Reporterin Sonja Hartwig über Kazım Erdoğan geschrieben hat. Das Ergebnis ihrer Arbeit namens „Kazım, wie schaffen wir das?“ ist weit mehr als ein einfaches Portrait des Psychologen, Sozialarbeiters, Gründer der ersten Selbsthilfegruppe für türkische Männer und Vorsitzender Weiterlesen

Kommt jetzt in Neukölln der Wahlkampf in Fahrt?

Der richtige Schwung für die Bundestagswahl am 24. September fehlt bislang beim Wahlkampf in Neukölln, der eher unbemerkt mit einem Mehr-Parteien-Gespräch im Mai beim Britzer Bürgerverein begann.

Donnerstagabend stellte nun auf Einladung des Neu-köllner Bundestagsabgeordneten Dr. Fritz Felgentreu  der Berliner SPD-Landesvorsitzende Raed Saleh sein Buch „Ich Deutsch“ in der Alten Dorfschule in Rudow vor. Anschließend diskutierten die rund 50 Gäste angeregt über Salehs These einer „linken Leit-kultur“.

Bereits Anfang Juli hatte die Neuköllner Bundestagskandidatin Weiterlesen

„Wir können es uns nicht leisten, uns dem Luxus der Resignation hinzugeben“

genezareth-kirche-neukoellnDer 2005 ins Leben gerufene Abend der Begegnung zwischen Christen und Muslimen war auf dem besten Weg zu einer Neuköllner Tradition zu werden. Zehn Mal wurde in der Genezareth-Kirche am Nikolaustag, initiert von der Bürgerstiftung Neukölln, dem Türkisch-Deutschen Zentrum und dem Interkulturellen Zentrum Genezareth (IZG), das Miteinander von Religionen und Kulturen gefeiert, dann war Schluss. Ob nur vorübergehend oder für immer, stand in den Sternen.

„Es hat eine ganze Weile gedauert, bis deutlich wurde, dass es unter den Mitveranstaltern durchaus unterschiedliche Auffassungen über den Charakter der Veranstaltung gab“, resümierte Elisabeth Kruse, damals noch Pfarrerin der Genezareth-Gemeinde, seinerzeit. War es eine gemeinsame Aktion? Waren die einen Weiterlesen

„Das schwarze Wasser“: Inhaltsschwerer Kulturgenuss mit anschließender Publikumsdiskussion in der Neuköllner Oper

@martin koos.de_das schwarze wasser_neukoellner oper„Ich habe selten so ein anspruchsvolles Stück gesehen“, gestand in akzentfreiem Deutsch ein junger Mann, der nicht im geringsten den Eindruck machte, einer bildungsfernen Schicht anzugehören. „Sie müssen“, fuhr er Sonnabendnacht gegen elf Uhr fort, „die Schwellenangst weiter abbauen, damit noch mehr Menschen zu Ihnen kommen.“ Über zweihundert Zu-schauer hatten zuvor im fast ausverkauften Saal der Neuköllner Oper das Stück „Das schwarze Wasser“ gesehen: Im Musikstück der Brüder Vivan und Ketan Bhatti, das nach dem Weiterlesen

Neuköllner Verein startet bundesweite Online-Beratung für Glücksspielsüchtige

dax_bally wulff_neuköllnJeden Tag werden in Berlin mehr als 500.000 Euro in den Glücksspielautomaten der Stadt versenkt. Nach aktuellen Schätzungen haben mindestens 50.000 Berliner ein problematisches Spielverhalten, davon sind etwas mehr als die Hälfte krankhaft spielsüchtig. Kazim Kazim Erdogan_Daniel Bucholz_Kerstin Jüngling_Spielsucht-Onlineberatung Aufbruch NeuköllnErdogan (l.), Psychologe, Sozial- berater und Vor- sitzender des Auf- bruch Neukölln e.V., stellte daher ges- tern zusammen mit dem Berliner Abgeordneten Daniel Buchholz (SPD) sowie Kerstin Jüngling, Geschäftsfüh- rerin der Fachstelle für Suchtprävention Berlin, bei einer Pressekonferenz im Neuköllner Leuchtturm sein neuestes Projekt vor: Eine bundesweite Online-Beratung gegen Spielsucht in mehreren Weiterlesen

„Tausende von Berliner Jugendlichen sind gefährdet“

Wie viele es genau sind, ist unklar. Schätzungen gehen von rund 30 Berlinern und etwa 240 Deutschen insgesamt aus, die bereits nach Syrien gereist sind, um sich im özkaraca_erdogan_danschke_neuköllner leuchtturm_neuköllnDschihad mit ihrem bewaffneten Ein- satz die Eintrittskarte für das Paradies zu sichern. „Tausende von Berliner Jugendlichen sind gefährdet, von der perfiden Propaganda eingefangen zu werden“, ist Kazim Erdogan (M.) über- zeugt. Um die Problematik in die Öf- fentlichkeit zu bringen, lud der Vorsitzende des Aufbruch Neukölln e. V. Ende letzter Woche gemeinsam mit der Vätergruppe des Vereins zur Pressekonferenz in den Neuköllner Leuchtturm ein. Das Wichtigste sei nun, so Erdogan, die Weiterlesen

„Gewalt ist kein ethnisches Problem“: Gedenken am Tatort

kundgebung_flughafenstraße neuköllnMontag, am späten Nachmittag: Die Polizei hat die Zufahrt von der Hermann- in die Flughafenstraße  gesperrt, weil vor dem Haus mit der Nummer 35, wo vor einem Monat zwei Frauen erschossen wurden, eine Anti-Gewalt-Kundgebung stattfindet.

Aufgerufen zu ihr hat der Aufbruch Neukölln e. V., der sich mit seiner türkischen Väter- kundgebung_aufbruch neukölln_flughafenstraßesowie der Mütter- und Frauengruppe und verschiedenen anderen Projekten gegen Gewalt ein- setzt. Rund 80 Menschen, unter ihnen auch doppelmord_flughafenstraße neuköllndie Neuköllner Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler, sind gekommen, um zu demonstrieren, dass sie Gewalt ächten, und am Tatort mit einer Schweigeminute der ermordeten Frauen zu gedenken.

„Gewalt ist kein ethnisches Problem“, sagt Kazim Erdogan, der Vorsitzende des rührigen Vereins. Richtig, es sei ein Män- ner-Problem, findet eine Mutter, die zu gern wüsste, wie sie ihrem Sohn die Faszination an Ballerspielen nehmen kann. Natürlich ist ihr klar, dass nicht jeder, der als Kind oder Jugendlicher virtuell wild um sich schießt, später zum realen Gewalttäter wird. Aber sie kann sich auch nicht vorstellen, dass einschlägige PC-Spiele keine Spuren hinterlassen. Mit den Kids in Kontakt bleiben, offene Ohren für das haben, was sie bewegt, und reden, reden, reden – das sei das Wichtigste, was Eltern tun können. Oder müssen. Nicht nur die von Söhnen.

Unter dem Motto „Keine Angst vor Hilfe“ lädt die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG e. V.) am 27. Februar um 19.30 Uhr zu einem parti- zipativen Theaterabend im Heimathafen Neukölln ein.

=ensa=

Kollision der Emotionen

„Was für ein schauderhafter Anblick! Wenn ich könnte, würde ich da selber hochklettern und die Luftballons abmachen.“ Die alte Dame, die seit Jahrzehnten in börek haus_flughafenstraße neuköllnder Mainzer Straße wohnt, kommt beinahe täglich an der Bäckerei in der Neuköllner Flughafen-straße vorbei, die gestern vor einer Woche zum Tatort wurde.

Es ist wahrlich ein bizarres Stillleben, das sich am Börek Haus bietet: Über der mit Packpapier doppelmord börekhaus_flughafenstr neuköllnver- klebten Schaufenster- front eine üppige Luft- ballongirlande, leuch- tende Schilder an den Scheiben, die auf die Neueröffnung hinwei- sen, ein Polizeisiegel unter dem Türknauf und Kerzen und Blumen auf dem Fenstersims. Freude, Stolz, Trauer, Entsetzen und Wut prallen ungebremst aufeinander. „Eine Frau ist kein Objekt, man kann sie nicht besitzen“, steht auf einem handgeschriebenen, schwarz umrandeten Zettel. Der Mann, der in der erst kürzlich eröffneten Bäckerei seine Ex-Freundin und deren Schwester mit Kopfschüssen hinrichtete, sah das offenbar anders. Erstere starb noch am Tatort, letztere erlag Stunden später im Krankenhaus ihren Verletzungen.

In der Flughafenstraße geht das Leben weiter – vor dem Börek Haus etwas lang- samer und leiser. Kaum jemand geht achtlos und unberührt an dem Ort vorbei, an dem sich die beiden Schwestern eine neue berufliche Existenz aufbauen wollten und ihr Leben ließen.

=ensa=

Update (13.2.13): Der Verein Aufbruch Neukölln ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich am 18. Februar von 17 – 18 Uhr an einer Kundgebung gegen Gewalt in der Flughafenstr. 35 in Neukölln zu beteiligen.

An diesem Ort hat vor gut einem Monat ein Mann in einem Imbiss zwei Frauen getötet. Eine der erschossenen Frauen soll seine Ex-Partnerin gewesen sein, die andere ihre Schwester. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vätergruppe sowie der Mütter- und Frauengruppen des Vereins Aufbruch Neukölln haben einen Monat nach dieser Bluttat den dringenden Wunsch geäußert, den Tatort zu besuchen und der getöteten Schwestern zu gedenken. Unabhängig von der Herkunft des Täters und der Opfer sowie des Tatmotivs sei es wichtig, ein Zeichen zu setzen und Gewalt, wo auch immer sie vorkomme, zu ächten, sagten die Frauen und Männer, die sich regelmäßig in Gesprächskreisen treffen.

Schlaraffenland Hasenheide

Eine Besonderheit ist es wahrlich nicht, dass sich in der Neuköllner Hasenheide Menschen ins Gebüsch verdrücken. Den Ruf als Marktplatz für Drogendealer hat der Volkspark längst weg, und wo anders als im Schutz des Dickichts an den Wegesrändern lassen lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnsich besser relativ ungestört Verhandlungen führen oder Waren gegen Geld tauschen?

Gestern Mittag war das Interesse an den Sträuchern entlang der Nord-Süd-Achse der Grünanlage noch größer als sonst und es beschränkte sich ganz und gar nicht auf die üblichen Verdächtigen: Jogger drosselten ihr Tempo, um sich genauer anzusehen, was sie erspäht hatten. Hundehalter unterbrachen ihre Gassi- runden alle paar Meter, bückten sich nach dem, was kazim erdogan, lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnandere hinterlas- sen hatten und beäugten es eingehend.  Rad- fahrer fuhren Schrittgeschwindigkeit, um bloß nichts zu übersehen, was in Plastiktüten verpackt in den Sträuchern hing und habenswert gewe- sen wäre.

„Weit  über 3.000 Bücher  haben wir heute hier verteilt“, überschlägt Kazim Erlies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllndogan (r.), der Ini- tiator der Aktion, die aus der Ha- senheide nicht nur eine riesige Open Air-Biblio- thek machte, son- dern zugleich viel Aufmerksamkeit auf die am 1. Sep- lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllntember beginnende Woche der Sprache und des Lesens in Berlin  lenkte. An die 150 Schüler sowie Mitarbeiter sozialer Einrichtungen, sagt Erdogan, hätten lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllndabei geholfen, die Bücher an Bäume und Sträucher zu hängen, in Astgabeln zu klemmen, im lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnGras auszulegen und auf Bänken zu drappieren. Auch viele Mitglieder der türkischen Vätergruppe, die wie die Sprachwoche ein Projekt des von Erdo- gan geleiteten Vereins lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnAufbruch Neukölln ist, packten kräftig mit an, um Literarisches unters Volk zu bringen.

Kooperationspartner der Aktion „Lies mich … und gib mich weiter!“, die gestern parallel im Volkspark Friedrichshain stattfand und heute im Humboldthain und im Tiergarten fortgesetzt wird, ist der Berliner Büchertisch. „Wir haben etwa 80 Prozent der ins- lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllngesamt 10.000 Bücher gespendet, die in den vier Parks verschenkt werden. Der Rest kam von Ver- lagen“, sagt Ana Lichtwer, die Geschäftsführerin der Organisation. Bilderbücher, Kinderbücher, Belletris- lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllntisches vom Liebesro- man bis zum Thriller, Sachbücher, Bildbände – das Angebot ließ lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnkaum Wünsche offen. „Das war uns auch wichtig“, berichtet Lichtwer, „dass keine thematische Vorauswahl getroffen wird.“ Das Hauptkriterium sei gewesen, dass die Bücher in sehr gutem Zustand sind und Lust aufs Mitnehmen und Lesen machen.

lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnDas allein sei aber nicht das Ziel der Aktion, ergänzt Kemal Hür. Er ist Pressesprecher der Sprachwoche, die  seit 2006 zweijährlich im Bezirk Neukölln  gefei- ert wurde und nun erstmals berlinweit stattfindet. „Je- des Buch“, erklärt Hür, „ist nummeriert, hat einen Beipackzettel, der die Aktion erklärt, und soll nach dem Lesen weiterverschenkt werden.“ Vorher, so die Bitte der Veranstalter, solle man es jedoch im Feedback- formular bei  „Lies mich … und gib mich weiter!“  registrieren:  „Wir hoffen, dass alle dabei mitmachen.“ Beim Abschlussfest am 9. September werde eine erste Bilanz gezogen, inwieweit die Hoffnung sich erfüllt hat.

Für das Prinzip, das auf der Idee des vor 11 Jahren erfundenen Bookcrossings beruht,  interessierten sich gestern erstmal nur wenige derer, die in der Hasenheide lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnüberraschend auf ein literarisches Schlaraffenland stießen. „Kann man die Bücher wirklich einfach so mitnehmen?“, vergewisserten sich die Zögerlichen. Forschere Naturen sammelten kurzum ein, was auch nur ansatzweise lesenswert erschien. Kinder diverser Kita-Gruppen schwärmten aus, um Neues für die Bücherbestände ihrer Einrichtungen zu suchen und erkundigten sich bei jedem Fundstück, ob das auch tatsächlich ein Buch für Kinder sei. „Ich komme etwa ’ne halbe Stunde später!“, informierte ein  Mann telefonisch  die, mit  denen er  verabredet  war. Das könne man

lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnlies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnlies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnlies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neukölln

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sich doch nicht entgehen lassen, sich hier noch ein wenig genauer umzuschauen. Ob sie irgendwo englisch- oder französischsprachige Bücher gesehen hätte, lies mich-aktion, sprachwoche berlin, hasenheide neuköllnfragte er eine Frau, die schon reichlich Beute gemacht hatte. „Vereinzelt, auf der anderen Seite des Wegs“, be- richtete sie und wollte im Gegenzug von ihm wissen, ob er irgendwo interessante Bücher über historische Themen gesehen habe. Dass beim Verteilen der Bücher nicht nach Genres sortiert wurde, bemän- gelte sie, sei doch etwas schade. Ganz andere Probleme hatten dagegen etliche Jogger: Mit einem Buch pro Hand könne man ja locker weiterlaufen, bei mehreren würde es allerdings schwierig werden. „Deshalb“, entschied zumindest einer spontan, „brech ich meine Runde jetzt hier ab und guck nur noch nach Büchern.“ Lesen sei ihm fast genauso wichtig wie der tägliche Lauf durch die Hasenheide.

=ensa=

„Im eigenen Zuhause leben Frauen am gefährlichsten“

Zwei auf einen Schlag – mit diesem Slogan begannen die in der letzten Mai-Woche verschickten Presse-Informationen, die die Doppelveranstaltung am 7. Juni vor dem bzw. im 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neuköllnRathaus Neukölln ankündigten. Sylvia Edler, die Gleichstellungsbeauftragte des Be- zirks, hatte damit zur  5. Infobörse für Frauen auf dem Rathausvorplatz eingeladen, Jugend- stadtrat Falko Liecke zum Projekttag des Lokalen Aktionsplans Nord-Neukölln  im BVV- Saal. Doch dann kam die Nacht vom 3. auf den 4. Juni, in der im Nachbarbezirk Kreuzberg eine 30-Jährige zum Opfer bestialischster häuslicher Gewalt wurde. Das Wort  „Schlag“ 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neukölln, anti-gewalt-flaggetrifft – mitten ins Zentrum des Deplatzierten. Ließe es sich doch klammheimlich durch „Streich“ oder etwas ähnlich Unbelastetes ersetzen.

Um die 40 frauenpolitische Projekte, Vereine und Institutionen gehören dem Netzwerk Frauen in Neu- kölln an, das von Sylvia Edler initiiert wurde, jährlich die Infobörse veranstaltet und sich dafür einsetzt, „die  Chancengleichheit für Mädchen und Frauen  Realität werden zu lassen“. Wohlwissend, dass es in diesem Bereich „noch viel Handlungsbedarf“ gibt. Doch Themen wie Bildung, berufliche Orientierung und Qualifizierung rückten bei diesem Aktionstag aus aktuellem Anlass in den Hintergrund.

„Wir sind schockiert“, sagt Sylvia Edler. Ihre Stimme kippt immer wieder, als sie über 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neukölln, gleichstellungsbeauftragte sylvia edler, stadtrat falko lieckedas grausame Verbrechen an Sema- nur S. spricht. „Gewalt ist nicht hin- nehmbar und sie ist unabhängig von Einkommen, Bildung, Alter und Reli- gion.“ Frauen, berichtet die Neuköll- ner Gleichstellungsbeauftragte, wür- den  im eigenen Zuhause am gefähr- lichsten leben. Jede vierte Frau in Deutschland sei dort bereits Opfer seelischer oder körperlicher Gewalt gewesen, 80 Prozent der Taten wür- den von Männern verübt werden. Vor der Rathaustreppe haben sich einige Mitglieder des „Männer gegen Gewalt“-Projekts versammelt, das von der türkischen Väter- initiative männer gegen gewalt, aufbruch neukölln e.v., kazim erdogan, 5. frauen-infobörse neuköllngruppe des Aufbruch Neukölln e. V. angestoßen wurde. Sylvia Edler begrüßt den Initiator Kazim Er- dogan, betont die Wichtigkeit des Anliegens und des Signals, das durch das Projekt von der Community ausgehe. „Die Kapazitäten der Frauenhäuser sind immer ausgelastet, trotz des Gewaltschutzgesetzes, das viele Möglichkeiten geschaffen hat“, so die Gleich-stellungsbeauftragte. Die adäquateste Maßnahme sei der Platzverweis, der auf der Grundlage  „Wer schlägt, der geht“  fußt.

16.108 Fälle häuslicher Gewalt weise die Kriminalstatistik 2011 für Berlin aus. „Das sind  über 40 Einsätze pro Tag!“, mahnt Edler. Um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen, habe sie heute extra die Terre des Femmes-Fahne hissen lassen, schweigeminute für semanur s., 5. frauen-infobörse neukölln, rathausturm neuköllndie  sonst eigentlich nur am 25. November  über dem Rathaus-Vorplatz flattert. Um zehn nach 12 bittet Sylvia Edler um ein weiteres Zeichen: eine Schweigeminute für die getötete Kreuzbergerin.

„Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt in der Ber- liner Kriminalstatistik steigt eher, als dass sie sinkt“, sagt später ein Polizist vom Info-Stand der Polizei. Daraus dürfe man aber nicht schließen, dass die Gewalt zugenommen hat. Vielmehr sei es so, dass die massive Auf- klärungsarbeit über das Gewaltschutzgesetz Früchte trage und Vorkommnisse häuslicher Gewalt häufiger gemeldet würden.

=ensa=

Mit T-Shirts und Telefonen gegen Gewalt und Ratlosigkeit

gruppenbild männer gegen gewalt, aufbruch neukölln e.v.Wenn Dutzende Männer stolz ihre neuen T-Shirts mit dem Statement „Männer gegen Gewalt“ auf der Brust präsentieren wollen, wird es selbst im Neuköllner Leuchtturm zu eng. Also legten sie gestern kurzerhand für einen Moment die Emser Straße lahm. Das brachte zwar einem BVG- Bus der Linie 277 sowie einigen Autofahrer eine unerwünschte Zwangspause ein, sorgte aber andererseits auch für das erwünschte Maß an Aufmerksamkeit.

pk projektvorstellung aufbruch neukölln e.v., neuköllner leuchtturm, falko liecke, elfriede buben, farhad dilmaghani,kazim erdogan

v. l.: Falko Liecke (Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit), Elfriede Buben (Philip Morris GmbH), Farhad Dilmaghani (Staatssekretär des Berliner Senats), Kazim Erdogan (Aufbruch Neukölln e. V.)

„Männer gegen Gewalt“ ist eines der neuen Projekte, die die Vätergruppe des Aufbruch Neu- kölln e. V.  gestern bei einer Pressekonferenz vorstellte. Viel zu viel sei in den letzten Jahren im Rahmen von Integrationsprojekten für Mütter/ Frauen und Kinder getan worden, kritisiert Kazim Erdogan: „Aber dadurch sind die  Männer entschieden zu kurz gekommen.“ In diesem Bereich müsse endlich gehandelt werden. Erdogan ist einer, der handelt, und auch die Männer seiner vor fünf Jahren gegründeten türkischen Vätergruppe strotzen vor Aktivismus. Die Erfahrungen, die sie selber mit Gewalt gemacht haben, sind so unterschiedlich wie ihre Lebenswege. Einig sind sie sich jedoch, dass das Thema dringend aus der Tabuzone geholt werden muss. Helfen sollen dabei 2.000 T-Shirts, die in deutscher und türkischer Sprache Stellung beziehen. Dass die das Problem der Gewalt – selbst bei noch so starker öffentlicher Präsenz – nicht lösen, ist allen Beteiligten klar. „Sie sollen auch nur die Menschen für das Thema sensibilisieren und auf Straßen, in Schulen und Kitas Türöffner für Ge- spräche über Gewalt  sein“, sagt Kazim Erdogan und kündigt an, dass das Projekt mit weiteren Modulen fortgeführt wird. Wichtig sei, so Farhad Dilmaghanis Ein- schätzung, dass das Signal direkt von einer Community ausgehe, der das Stereotyp anonyme telefonberatung für männer, aufbruch neukölln e.v., elfriede buben, farhad dilmaghani, kamil duysakder Machokultur anhafte.

Mit dem anderen neuen Männer-Pro- jekt geht der Aufbruch Neukölln e. V. noch einen Schritt weiter. „Das weicht das Klischee vollends auf“, findet der Staatssekretär des Ressorts Arbeit, Frauen und Integration. Ab sofort bie- tet der Verein eine Telefonhotline an, die  Männer in Krisensituationen  rund um die Uhr  erreichen können, um angstfrei und anonym in deut- scher oder türkischer Sprache über ihre Probleme zu reden. Diejenigen, die ihnen zuhören und mit Rat oder auch Tat hilfreich unter die Arme greifen, sind Mitglieder der Vätergruppe. Zu sechst realisieren sie den Service, jeder von ihnen ist täglich vier Stunden lang stand-by. „Das Beruhigen des Anrufers und das Verhindern von Affekttaten steht bei der Beratung im Vordergrund“, erklärt Kazim Erdogan. Bei entsprechendem Bedarf sollen den Ratsuchenden Brücken zu Kriseneinrichtungen team anonyme telefonberatung für männer, aufbruch neukölln e.v.und Beratungsstellen gebaut werden, die sie ohne diese Erste-Hilfe-Maß- nahme nicht kontaktiert hätten.

Kamil Duysak (r.) ist einer dieser Brü- ckenbauer. Er hat sich eine der beiden Nachtschichten ausgesucht. Das mit dem Alltag zu vereinbaren, sei kein Problem, sagt Duysak, zumal seine Familie hinter seinem ehren- amtlichen Engagement stehe und ihn dabei unterstütze. „Sonst“, vermutet er, „ginge das auch gar nicht.“ Von anderer Seite werden die Aktivitäten des Vereins ebenfalls unterstützt. Dem Aufbruch Neukölln e. V. gelang es, die Firma Philip Morris zu gewinnen. „Wir haben in Neukölln ein Werk mit 1.400 Mitarbeitern und fördern solche niedrigschwelligen Projekte an unseren Standorten gerne.“ Bisher, so Unternehmenssprecherin Elfriede Buben, seien es ausschließlich Frauenprojekte gewesen. Trotzdem habe keine große Überzeugungs- arbeit geleistet werden müssen, da schließlich auch Frauen von der Förderung der Männerprojekte profitieren würden.

Ein weiterer Nutznießer der auf Männer ausgerichteten Angebote des Vereins um Kazim Erdogan ist zweifellos das Neuköllner Bezirksamt. „Unsere Angebote sind leider nicht immer passgenau“, räumt Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke ein. Dazu komme, dass vielen Menschen mit Migrationshintergrund das Vertrauen in bezirkliche Einrichtungen fehle: „Deshalb sind wir sehr dankbar für Projekte, die Tabuthemen aufgreifen und beim Überwinden von Hürden helfen.“ Ob und wie der Bezirk das Engagement der türkischen Männergruppe unterstützen will, die durchaus deutliche Parallelen zu den Stadtteilmüttern aufweist, ließ Liecke offen. Darüber, sagte er, könne man sprechen.

=ensa=

Expeditionen durchs Rollbergviertel

Die Berliner sind kiezfixiert, sagt man. Viele, so hört man immer wieder, verlassen das Viertel um die eigenen vier Wände nur, wenn es unbedingt nötig ist. Andererseits sind die Kenntnisse darüber, was sich entlang der vertrauten Pfade abspielt, aber oft nur sehr oberflächlich. Sogar im vergleichsweise überschaubaren Rollbergkiez ist kiezrundgänge rollbergkiez,neukölln,elke binjosdas nicht anders. Um diesen Zustand zu ändern, gibt es dort nun Kiezrundgänge zu vier verschie- denen Themenbereichen. Letzten Freitag startete die Veranstaltungsreihe mit einer Erkundung der sozialen Einrichtungen für die etwa 5.600 Menschen aus 30 Nationen, die im Quartier leben.

elke binjos, kiezrundgang rollbergkiez, neuköllnElke Binjos gehört seit 20 Jahren da- zu. Doch im Gegen- satz zu vielen Nach- barn weiß sie nicht nur was wo ist, sondern sie weiß auch, welche Insti- tution bei welchem Anliegen weiterhilft. Und sie kennt viele Geschichten und reichlich Geschicht- liches rund um den Kiez. Gute Voraussetzungen also, um anderen das Viertel samt seiner Akteure näher zu bringen. „Ob es dafür überhaupt einen Bedarf gibt“, sagt sie, „probieren wir jetzt einfach mal aus.“ Finanziert wird der Versuch durch Soziale Stadt-Mittel des Quartiersmanagements, was zwangsläufig dazu führt, dass die sonne rollbergkiez,neuköllnüberzeugte Rollbergerin außer als Sympathisantin der Projekte auch als Öffentlichkeitsarbeiterin für das QM unterwegs ist. Doch ohne dessen Förde- rung oder die der Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND scheint im Kiez um Alfred Trenkels Skulptur „Protuberanzen“ ohnehin wenig zu laufen.

In der Falkstraße ist die Projektdichte am höchsten. Elke Binjos bittet zunächst zur Besichtigung des Medienstandorts Rollbergsiedlung: Hier entstehen die Kiezzeitung Rollberginfo und die Filme der Kids Kietz News. „Inzwischen gehören über 50 Kinder und Jugendliche zum erweiterten Teilnehmerkreis, etwa 10 bis 15 davon kommen regelmäßig zu den Treffen“, erzählt Projektleiterin Friederike Hundert- mark. Zusammen mit ihrem Partner Hansgeorg Gantert weist die Regisseurin die Kids in die Videofilmerei ein. Der pädagogische Nebeneffekt ist, dass die jungen Rollberger für ihren Kiez sensibiliert werden, während Clips zwischen Fiktion und Berichterstattung entstehen. Außerdem gehört nun auch das Projekt Jugendwohnen im Kiez zu den Nutzern des Medienstandorts, das mit Serviceangeboten für Familien aufwartet.

Nur ein paar Schritte weiter ist der MaDonna Mädchentreff beheimatet. „Hier treffen sich hauptsächlich türkische und arabische Mädchen“, erklärt Elke Binjos im Vorbei- gehen. Dass es überwiegend Mädchen mit türkischem oder arabischem Migra- tionshintergrund sind, würde der Realität höchstwahrscheinlich näher kommen. Doch solche Feinheiten gehen im täglichen Mit- oder Nebeneinander gerne unter. Die familienkompetenzzentrum rollbergkiez, neuköllnnächste Station, das Familien- kompetenzzentrum, erleichtert das Differenzieren schon durch seine akkurate Ausschilderung. Hauptmieter des Gebäudes ist die AWO Südost, die in der Falkstraße auch ihr Projekt AWO ExChange, einen intergenera- tiven Freiwilligendienst, unterge- bracht hat. Alle anderen Räume sind an Projekte untervermietet, deren Ausrichtung im engeren oder weiteren Sinne aus Familienarbeit und -be- ratungsangeboten besteht. Heroes steht an einer Tür, Aufbruch Neukölln an einer anderen, nebenan sind die Termine der Rechts- und Schuldnerberatung ange- schlagen. Sogar eine Sporthalle gibt es, die von den Rollbergern gemietet werden kann. An diesem Vormittag ist sie ungenutzt.

Morgen um 10 Uhr startet Elke Binjos zu einem weiteren Kiezrundgang durchs Rollbergviertel: Schwerpunkt werden Stationen der Stille sein. Am 29. Oktober geht es dann um Kunst im Rollberg und am 5. November um Angebote für Kinder. Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos.

=ensa=