17. Todestag von Hatun Sürücü: Gedenken in Neukölln und Tempelhof

Zahlreiche Kränze und Gebinde schmückten am Montagvormittag den Gedenkstein an der Tempelhofer Oberlandstraße, der an einen sogenannten „Ehrenmord“ erinnert, der Berlin erschütterte, und bundesweit eine Debatte über die Ehrvorstellungen muslimischer Familien in Deutschland auslöste. „Hier wurde Hatun Sürücü am 7. Februar 2005 ermordet, weil sie sich Zwang und Unterdrückung ihrer Familie nicht unterwarf, sondern ein selbstbestimmtes Leben führte. Zum Gedenken an sie und die weiteren Opfer von Gewalt gegen Weiterlesen

Ohne Wenn und Aber verboten

Seit dem 22. Juli 2017 ist das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen in Kraft. In Deutschland dürfen Ehen seitdem erst ab 18 Jahren geschlossen werden. Ausnahmen gibt es nicht mehr. Auch religiöse oder traditionelle Handlungen oder Verträge mit Minder-jährigen zur Verlobung sind verboten, und wer an einer religiösen Trauung teilnimmt, kann laut einer Mittei-lung des Neuköllner Bezirksamts mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro belegt werden.

Am 7. März lädt das Jugendamt Neukölln Interessierte von 9.30 bis 12 Uhr zu einem Fachtag zum Verbot von Kinderehen ins JKW Grenzallee ein. Bei der mit der Gleichstellungsbeauftragten organisierten Veranstal-tung geben Expertinnen Einblicke in Theorie und Praxis der Hilfe für Betroffene.

Eine feste Größe im Morus 14-Programm

Mieter kochen für Mieter im Rollbergviertel, eine Initiative die inzwischen unter dem Namen „Der Rollberg tafelt“ firmiert, ist seit 2002 ein Begriff in Neukölln. Die Initiatoren vom Verein Morus 14 können immer wieder nicht nur Vereinsmitglieder und Nachbarn aus dem Rollbergkiez, sondern auch Politiker, Künstler, Unternehmer und andere Prominente dazu bewegen, für die Allgemeinheit schmack-hafte Gerichte in der Küche des Gemein-schaftshauses zu kochen.

Vergangenen Mittwoch waren die Publizistin und Soziologin Dr. Necla Kelek sowie Mitarbeiterinnen der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes gekommen. Auf dem Speisezettel standen Weiterlesen

„Im eigenen Zuhause leben Frauen am gefährlichsten“

Zwei auf einen Schlag – mit diesem Slogan begannen die in der letzten Mai-Woche verschickten Presse-Informationen, die die Doppelveranstaltung am 7. Juni vor dem bzw. im 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neuköllnRathaus Neukölln ankündigten. Sylvia Edler, die Gleichstellungsbeauftragte des Be- zirks, hatte damit zur  5. Infobörse für Frauen auf dem Rathausvorplatz eingeladen, Jugend- stadtrat Falko Liecke zum Projekttag des Lokalen Aktionsplans Nord-Neukölln  im BVV- Saal. Doch dann kam die Nacht vom 3. auf den 4. Juni, in der im Nachbarbezirk Kreuzberg eine 30-Jährige zum Opfer bestialischster häuslicher Gewalt wurde. Das Wort  „Schlag“ 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neukölln, anti-gewalt-flaggetrifft – mitten ins Zentrum des Deplatzierten. Ließe es sich doch klammheimlich durch „Streich“ oder etwas ähnlich Unbelastetes ersetzen.

Um die 40 frauenpolitische Projekte, Vereine und Institutionen gehören dem Netzwerk Frauen in Neu- kölln an, das von Sylvia Edler initiiert wurde, jährlich die Infobörse veranstaltet und sich dafür einsetzt, „die  Chancengleichheit für Mädchen und Frauen  Realität werden zu lassen“. Wohlwissend, dass es in diesem Bereich „noch viel Handlungsbedarf“ gibt. Doch Themen wie Bildung, berufliche Orientierung und Qualifizierung rückten bei diesem Aktionstag aus aktuellem Anlass in den Hintergrund.

„Wir sind schockiert“, sagt Sylvia Edler. Ihre Stimme kippt immer wieder, als sie über 5. infobörse für frauen in neukölln, rathaus neukölln, gleichstellungsbeauftragte sylvia edler, stadtrat falko lieckedas grausame Verbrechen an Sema- nur S. spricht. „Gewalt ist nicht hin- nehmbar und sie ist unabhängig von Einkommen, Bildung, Alter und Reli- gion.“ Frauen, berichtet die Neuköll- ner Gleichstellungsbeauftragte, wür- den  im eigenen Zuhause am gefähr- lichsten leben. Jede vierte Frau in Deutschland sei dort bereits Opfer seelischer oder körperlicher Gewalt gewesen, 80 Prozent der Taten wür- den von Männern verübt werden. Vor der Rathaustreppe haben sich einige Mitglieder des „Männer gegen Gewalt“-Projekts versammelt, das von der türkischen Väter- initiative männer gegen gewalt, aufbruch neukölln e.v., kazim erdogan, 5. frauen-infobörse neuköllngruppe des Aufbruch Neukölln e. V. angestoßen wurde. Sylvia Edler begrüßt den Initiator Kazim Er- dogan, betont die Wichtigkeit des Anliegens und des Signals, das durch das Projekt von der Community ausgehe. „Die Kapazitäten der Frauenhäuser sind immer ausgelastet, trotz des Gewaltschutzgesetzes, das viele Möglichkeiten geschaffen hat“, so die Gleich-stellungsbeauftragte. Die adäquateste Maßnahme sei der Platzverweis, der auf der Grundlage  „Wer schlägt, der geht“  fußt.

16.108 Fälle häuslicher Gewalt weise die Kriminalstatistik 2011 für Berlin aus. „Das sind  über 40 Einsätze pro Tag!“, mahnt Edler. Um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen, habe sie heute extra die Terre des Femmes-Fahne hissen lassen, schweigeminute für semanur s., 5. frauen-infobörse neukölln, rathausturm neuköllndie  sonst eigentlich nur am 25. November  über dem Rathaus-Vorplatz flattert. Um zehn nach 12 bittet Sylvia Edler um ein weiteres Zeichen: eine Schweigeminute für die getötete Kreuzbergerin.

„Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt in der Ber- liner Kriminalstatistik steigt eher, als dass sie sinkt“, sagt später ein Polizist vom Info-Stand der Polizei. Daraus dürfe man aber nicht schließen, dass die Gewalt zugenommen hat. Vielmehr sei es so, dass die massive Auf- klärungsarbeit über das Gewaltschutzgesetz Früchte trage und Vorkommnisse häuslicher Gewalt häufiger gemeldet würden.

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