Mieter kochen für Mieter im Rollbergviertel, eine Initiative die inzwischen unter dem Namen „Der Rollberg tafelt“ firmiert, ist seit 2002 ein Begriff in Neukölln. Die Initiatoren vom Verein Morus 14 können immer wieder nicht nur Vereinsmitglieder und Nachbarn aus dem Rollbergkiez, sondern auch Politiker,
Künstler, Unternehmer und andere Prominente dazu bewegen, für die Allgemeinheit schmack-hafte Gerichte in der Küche des Gemein-schaftshauses zu kochen.
Vergangenen Mittwoch waren die Publizistin und Soziologin Dr. Necla Kelek sowie Mitarbeiterinnen der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes gekommen. Auf dem Speisezettel standen Bulgursalat mit Blattsalaten als Vorspeise. Rinder-Lammgulasch mit Bulgur und Cacikals Hauptgericht sowie Obstsalat mit Joghurt und Honig zum Nachtisch. Ein Essen, das aus der ostanatolischen Region Van kommt, wie Gemeinschaftshaus-Leiter Frank Bourgett erklärte. Necla Kelek, die auch Mitglied des Vereins Morus 14 ist, stellte die im März laufende Veranstaltungsreihe „Nein zu Früh- und Zwangsverheiratung!“ von Terre des Femmes vor. „Auf dem Papier haben sich im letzten Jahrzehnt die Rechte von
Mädchen und Frauen ver-bessert“, sagte Kelek. In der Praxis würden aber trotzdem oft minderjährige Mädchen verheiratet, obwohl in der Türkei das gesetzliche Heiratsalter bei 18 Jahren läge. „Minderjährige Mädchen werden auch nach Deutschland verheiratet, andere bleiben nach einem vermeintlichen Sommerurlaub in der Türkei als Ehefrauen zurück“, berichtete die Islamkritkerin und Frauenrechtlerin. In der Region Van, die rund 400.000 zumeist kurdischstämmige Einwohner zählt, unterstützt die Frauenrechtsorganisation den unabhängigen Verein YAKA-KOOP. Er bietet juristische und psychologische Beratung und hilft Frauen in Not bei Zwangsverheiratung, Missbrauch und Gewalt
im Namen der Ehre.
Gilles Duhem (r.), der seit der Gründung von Morus 14 das operative Geschäft leitet, freute sich sehr, dass die Schriftstellerin Deborah Feldman (l.) zum Essen gekommen war. In ihrem autobiographischen Debütroman „Unorthodox“, der 2012 in den USA zum Bestseller wurde und 2016 in deutscher Übersetzung erschien, berichtet Feldman, die selbst mit 17 Jahren in einer arrangierten Ehe verheiratet wurde, über das Leben ultraorthodoxer Juden. „Ich habe das Buch verschlungen“, kommentierte Duhem.
Am kommenden Mittwoch wird ab 12.30 Uhr im Gemeinschaftshaus in der Morusstraße 14 ein aus Porree-Salat, buntem Fleischtopf mit viel Gemüse und Schokoladen-Quarkspeise bestehendes Drei-Gänge-Menü serviert.
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