Morus 14 verabschiedet sich mit der 815. Ausgabe von „Der Rollberg tafelt“ aus dem Gemeinschaftshaus

Eine öffentliche Institution und weit mehr als ein gewöhnlicher Mittagstisch ist die Initiative „Der Rollberg tafelt“, die 2002 unter dem Titel „Mieter kochen für Mieter“ im Gemeinschaftshaus in der Morusstraße 14 begründet wurde. Nachbarn, Politiker, Künstler, Unternehmer, Schriftsteller und lokale Akteure standen seit 2002 ein Mal wöchentlich am Mittwoch im Vereinshaus am Herd, um für Bewohner und Besucher des Quartiers zu kochen.

Doch zum Ende des Jahres muss der Morus 14 e. V. aus finanziellen Gründen das Gemeinschaftshaus und damit auch die Gemeinschaftsküche aufgeben. Frank Bourgett, der Leiter des Gemeinschaftshauses, und zwei Weiterlesen

Auf zu neuen Herausforderungen

Für gewöhnlich stehen Prominente, Politiker, Künstler, Unternehmer, Schriftsteller, Nachbarn und lokale Akteure aus dem Rollbergviertel beim wöchentlichen Mittagstisch „Der Rollberg tafelt“ im Gemeinschafts-haus Morus 14 und kochen für 60 bis 80 Gäste.

Dagegen stand am vergangenen Mittwoch ein freundlicher, leiser und unauffälliger junger Mann als Koch der Gemeinschaftsküche im Mittelpunkt: Ahmed Aly, gehörloser Bürohelfer des Vereins, feierte seinen Ausstand. „Bei Morus 14 steige ich aus. Ich will jetzt eine Berufsausbildung machen“, teilte der aus Ägypten stammende Weiterlesen

Eine feste Größe im Morus 14-Programm

Mieter kochen für Mieter im Rollbergviertel, eine Initiative die inzwischen unter dem Namen „Der Rollberg tafelt“ firmiert, ist seit 2002 ein Begriff in Neukölln. Die Initiatoren vom Verein Morus 14 können immer wieder nicht nur Vereinsmitglieder und Nachbarn aus dem Rollbergkiez, sondern auch Politiker, Künstler, Unternehmer und andere Prominente dazu bewegen, für die Allgemeinheit schmack-hafte Gerichte in der Küche des Gemein-schaftshauses zu kochen.

Vergangenen Mittwoch waren die Publizistin und Soziologin Dr. Necla Kelek sowie Mitarbeiterinnen der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes gekommen. Auf dem Speisezettel standen Weiterlesen

Kochen in anderen Dimensionen

Ginge es nach den beiden Kindern von Falko Liecke, dürfte dessen Repertoire am Herd ruhig etwas weniger umfangreich sein. „Fragt man die, was sie essen wollen, hört man immer nur: Nudeln“, sagt er. Neuköllns Stadtrat für Jugend und Gesundheit mag es – ebenso wie seine Frau – kulinarisch dann doch erheblich variantenreicher; sonst wäre ihm der Spaß am Bekochen der Familie wohl auch längst vergangen. „Wobei man sagen muss“, verrät Liecke, „dass ich das nicht in der Woche abends mache. Da gibt’s bei uns Stulle mit Brot, weil alle schon tagsüber eine warme sabine amelungsen, falko liecke, mieter kochen für mieter, gemeinschaftshaus morus 14, neuköllnMahlzeit hatten.“ Er sei ein  „typischer Wochenendkoch“.

Gestern warf der Bezirksstadtrat die- se Tradition zugunsten einer anderen über den Haufen: Unterstützt von seiner Mitarbeiterin Sabine Amelung- sen wirbelte Falko Liecke in der kleinen Küche des Gemeinschafts- hauses Morus 14, um den Gästen der wöchentlichen Aktion Der Rollberg tafelt – Mieter kochen für Mieter Schmackhaftes aufzutischen. Nach Geschnetzeltem, das er im Vorjahr zubereitet hatte, und einem vorherigen Ausflug in die asiatische Küche stand diesmal Bodenständiges auf der Menükarte des Kommunalpolitikers. Gurkensalat als Vorspeise, Blaubeerquark als Dessert und Hackbraten mit grünen Bohnen und Salzkartoffeln als Hauptgang. Dass immer am ersten Mittwoch des Monats auch mit Schweinefleisch gekocht werden darf, kam ihm sehr gelegen, gibt er zu: „Falscher Hase, also Hackbraten, gehört zu meinen Lieblingsgerichten.“

Gewöhnungsbedürftig seien allerdings die Mengenverhältnisse. Hier galt es 50 statt vier Portionen zu kochen. „Dass die Leute vom Morus 14 Erfahrungen mit solchen falko liecke, der rollberg tafelt - mieter kochen für mieter, gemeinschaftshaus morus 14, neuköllnDimensionen haben und auch wissen, wie lange es dauert bis das Wasser in den riesigen Töpfen kocht, ist schon sehr hilfreich“, findet Liecke. Acht Kilo- gramm Hackfleisch, berechneten sie, würde er benötigen; für den Nachtisch wurden 10 Pfund Quark und 5 Pfund frische Blaubeeren verarbeitet. Um den Einkauf musste sich der temporäre Küchenchef nicht kümmern, ebenso wenig ums Schälen der Kar- toffeln: „Aber auch ohne die Vorarbeiten bin ich hier schon seit kurz nach 9 beschäftigt. Da ist also ein halber Arbeitstag weg.“ Momentan ließe sich das allerdings ganz gut einrichten, weil während der Sommerferien die Uhren anders ticken. Außerdem mache ihm dieser Einsatz für einen guten Zweck ja auch Spaß. Das sieht Sabine Amelungsen genauso. Deshalb habe sie sofort zugesagt, als Liecke fragte, ob sie mitmachen  wolle – wohlwissend, dass ein gut  eingespieltes Team beim gemeinsa-

mieter kochen für mieter, gemeinschaftshaus morus 14, neukölln mieter kochen für mieter, gemeinschaftshaus morus 14, neukölln

men Werkeln in der kleinen Küche klar im Vorteil ist. „Mit dem Ergebnis bin ich wirklich zufrieden. Das ist alles richtig lecker geworden“, findet die Vorzimmer-Chefin, mieter kochen für mieter, gemeinschaftshaus morus 14, neuköllnals auch sie das Vergnügen nach der Arbeit hinter sich hat und die meisten Gäste den Speisesaal bereits wieder ebenso zufrieden wie satt verlassen haben.

Für viele Menschen aus dem Rollbergkiez ist es längst zur lieb gewonnenen Gewohnheit geworden, jeden Mittwoch im Gemeinschaftshaus zu tafeln. Auch Falko Liecke will wieder- kommen, um sie zu bekochen. „Einmal im Jahr“, sagt er, „versuche ich das einzurichten.“ Nächsten Mittwoch ist aber erstmal ein Morus 14-Vereinsmitglied dran.

=ensa=