Areal der ehemaligen Frauenklinik soll zur Brücke zwischen wirtschaftlichem Erfolg und karitativem Engagement werden

frauenklinik mariendorfer weg_neuköllnSchön ist es am Mariendorfer Weg rund um die ehemalige Frauenklinik, die 2005 ihren Kranken-hausbetrieb auf der 55.000 Quadratmeter großen Fläche einstellte, schon lange nicht mehr. Auf beiden Seiten der stark befahrenen Straße stehen Ruinen mit eingeworfenen Scheiben und beschmierten Fassaden. Das Areal ist wegen Vandalismus, Brandstiftungen, Schrottdiebstählen, illegalen Partys und unangemeldeten Bewohnern als dauerhaftes Ärgernis bekannt geworden. Erste Pläne, hier und auf einem Teil des gegenüber-liegenden Geländes, das zum Emmaus Friedhof gehört, einmal rund 1.000 Wohnungen entstehen zu lassen, wurden schon im September 2013 vorgestellt. „Das kann eine ganz tolle Wohngegend werden“, prognostizierte Baustadtrat Thomas Blesing damals, als das Gelände noch der Comer Group gehörte, die den Bau von Eigentumswohnungen plante. Im Januar 2015 kaufte die AVILA-Gruppe, zu der auch das katholische Petruswerk gehört, ihr das Areal ab, um auf dem Areal eine Brücke zwischen wirtschaftlichem Erfolg und karitativem Engagement zu schlagen. Vorgestern stellten mit Dr. Douglas Fernando und dem Architekten Manuel Alvarez Vertreter des sozial engagierten Immobilienehemalige frauenklinik neuköllnkonzerns ihre aktuellen Pläne dem Stadtentwicklungsausschuss der Neuköll-ner Bezirksverordnetenversammlung vor.

„Ich garantiere, das Projekt innerhalb kurzer Zeit zu Ende zu bringen“, versprach Dr. Fernando, der sich den Bezirksverordneten als „Theologe, Wirtschaftler und Philosoph im Dienst der weltweit arbeitenden Karmel Missionsstiftung“ vorstellte. Architekt Manuel Alvarez, der bereits mit dem ersten Investor Comer arbeitete, bekräftigte seine Idee, mit qualitativ hoch- wertigem und familienfreundlichem Wohnungsbau dem ganzen Gebiet ein neues Gesicht zu geben. Das weit sichtbare Erkennungszeichen des Viertels soll ein Hochhaus mit 21 Stockwerken werden, das rund 60 Meter über das Viertel ragt und nach Westen einen mariendorfer weg_ehemalige frauenklinik neuköllnschönen Blick auf das Tempelhofer Feld bietet. Der Wohnturm mit 4- bis 2-Zimmerwohnungen wird an der Ecke Eschersheimer Straße/Mariendorfer Weg im Baufeld Nord entstehen. Unweit davon sind das Entbindungshaus, das Direktorenwohnhaus und das alte Verwaltungsgebäude der Klinik, die als erhaltenswerte historische Gebäude unter Denkmalschutz stehen.

Tiefgaragen, die für alle Autos der Bewohner vorgesehen sind, seien eine Vorgabe des Petruswerkes gewesen: „Man will ein grünes Viertel schaffen und das Gelände nicht mit Autos zustellen“, erläuterte architekt manuel alvarez_rathaus neukölln Alvarez (l.). Auch auf der gegenüberliegenden Seite des Mariendorfer Weges, auf dem Baufeld 2, das auf dem Gelände des Emmaus Fried-hofes liegt, soll der grüne Charakter des neuen Viertels erhalten bleiben. „Die Häuser für circa 250 Wohnungen werden möglichst behutsam entlang der bereits vorhandenen Friedhofs-alleen emmaus friedhoferrichtet“, versicherte der Architekt. In diesem Areal sind eine Kita und eine Ein- richtung für Betreutes Wohnen vorgesehen. Projekte, die dem sozialintegrativen Anspruch der AVILA-Gruppe entsprechen, wie Douglas Fernando, Vor-stand des Immobilienunternehmens, betonte.

In der folgenden Aussprache waren die Mitglieder des Stadtentwicklungs-ausschusses offenbar mehrheitlich vom sozialintegrativen und karitativen Ansatz des Bauvorhabens überzeugt. Kritische Nachfragen gab es jedenfalls nur von der Opposition: Marlis Fuhrmann (Linke) fragte, ob jetzt Wohnungen gebaut würden, die die Neuköllner bezahlen könnten, denn schließlich sei Neukölln ein armer Bezirk. „In gelände ex-frauenklinik neuköllnDeutschland gibt es keine Armut. Ich habe mit Mutter Teresa in den Slums von Bombay gearbeitet. Ich kenne diese Armut“, antwortete Fernando. Der Bezirks- verordnete Daniel Dobberke (CDU) warf der Opposition vor, dass sie nicht an die Menschen denke, die auch in Neukölln bereit und in der Lage seien, mehr als 10 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter zu zah- len. Peter Scharmberg (SPD) ergänzte: „Es sind ja nicht die aus Rixdorf, die dort hinziehen, es können ja auch Neu-Neuköllner sein.“ Das sei, so Scharmberg weiter, „sehr erwünscht, um eine gesunde Durchmischung in diesem Gebiet zu erreichen.“ Entschie- den widersprach Anne Helm (Piraten): „Wir wollen nicht ärmliche Verhältnisse in Nord-Neukölln ehemalige frauenklinik neuköllnerhalten! Gerade deshalb sind günstge Mieten so wichtig.“

Der Ausschussvorsitzende Jochen Biedermann (Grüne) räumte zwar ein, dass es wirtschaftlich nicht rentabel sei, neue Wohnungen unter 9,50 Euro pro Quadratmeter zu vermieten, fragte aber Dr. Fernando, ob es nicht Möglichkeiten gäbe, vom Berliner Senat Fördergelder zu bekommen. „Ich bin nicht begeistert von staatlichen Subventionen“, reagierte der Investor ablehnend. Schließlich müsse der Staat auch Geld für viele andere Aufgaben wie Bildung und Ausbildung bereitstellen und in die Zukunft investieren. „Wir sind nicht arm in Deutschland. Jeder ist sozial abge-sichert“, machte er den Gegensatz zur Situation in Bombay klar. „Neukölln ist ein gutes Gebiet“, fasste er seine Geschäftsaussichten zusammen und verwies auf die erfolgreiche Arbeit seines Unternehmens im Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof in Prenzlauer Berg.

=Christian Kölling=

Eine Antwort

  1. Interessanter Artikel – ich bin gerade dabei, eine Wohnung im neu entstehenden Haus in der Gottlieb-Dunkel-Straße 68-71 zu kaufen, daher ist die Entwicklung des Geländes des ehemaligen Frauenklinikums natürlich sehr interessant für mich.

    Auf dem Bild von Herrn Alvarez sind bereits Modellpläne zu sehen – gibt es diese auch schon irgendwo im Detail zu sehen?

    Herzlichen Dank & Gruß
    K. Resa

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