Was folgt aus der „Schalltechnischen Untersuchung im Schillerkiez“?

„Hier ist es zu laut!“ Anwohnerinnen und Anwohner des Neuköllner Schillerkiezes klagen regelmäßig über nächtliche Ruhestörungen nach 22 Uhr, die von Gaststätten und ihren Schankvorgärten sowie von lärmenden Passanten auf öffentlichen Straßen und Plätzen ausgehen. Vor allem in den Sommermonaten ist die Umgebung des Herrfurthplatzes und der Schillerpromenade schwerpunktmäßig betroffen. Dort gibt es die meisten Gastronomiebetriebe und die Besucherströme des Tempelhofer Feldes sind besonders stark. Im Februar 2022 wurde eine schalltechnische Untersuchung im Schillerkiez fertiggestellt, die das Bezirksamt Neukölln in Auftrag gegeben hatte, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Ihr vollständiger Titel lautet „Schalltechnische Untersuchung zu Außengastronomien und Freiflächen im Schillerkiez“. Für die aus Mitteln des Städtebauförderprogramms „Lebendiges Quartier Schillerpromenade“ finanzierte Untersuchung wurde die Lärmauswirkung entlang der Hauptachsen Herrfurthstraße mit Herrfurthplatz, in Teilen der Weisestraße und auf der Schillerpromenade gemessen. Die objektiven lärmtechnischen Messungen und Berechnungen der Untersuchung bestätigten die subjektiven Empfindungen der Anwohnenden. Die nächtliche Lärmbelastung im Schillerkiez liegt deutlich über den gesetzlichen Richtwerten. Zudem ergab die Gegenüberstellung zweier Szenarien: Selbst wenn die Zahl der Schankgartengäste auf ein Drittel und die Zahl der lärmverursachenden Passanten im öffentlichen Raum auf ein Zehntel ihrer bisherigen Werte reduziert werden könnten, wären die nächtlichen Lärmbelastungen im Schillerkiez weiterhin zu hoch! Am vergangenen Donnerstag stellten Bezirksstadtrat Jochen Biedermann und die Mitarbeiter aller zuständigen Abteilungen des Bezirksamtes die Ergebnisse der Untersuchung in der Videokonferenz „Lärm geht uns alle an!“ der interessierten Öffentlichkeit ausführlich vor.

Anna Dreischarf, Bereichsleiterin Anlagenbezogener Umweltschutz des Umwelt- und Naturschutzamtes Neukölln, präsentierte einleitend die Aussagen des Gutachtens und gab technische Erläuterungen zu den verwendeten Berechnungs- und Messverfahren. Olaf Korbjuhn und Boris Karasch vom Ordnungsamt Neukölln skizzierten ihren Zuständigkeitsbereich bei der Bekämpfung des verhaltensbedingten Lärms im öffentlichen Straßenland und in Gaststätten. Faye Preusse, Leiterin der Wirtschaftsförderung Neukölln, stellte das in Friedrichshain-Kreuzberg entwickelte Projekt „Fair-Kiez“  vor. Es wurde inzwischen in Neukölln adaptiert, um auch die Gaststättenbesucher und Passanten im Schillerkiez für das nächtliche Ruhebedürfnis der Anwohnenden zu sensibilisieren. Klara Schmidt, Koordinatorin Städtebauförderung beim Stadtentwicklungsamt Neukölln, erläuterte schließlich, wie Beteiligungsprozesse im Rahmen des sozialen Infrastrukturkonzepts zur Lösung des nächtlichen Lärmproblems im Schillerkiez beitragen könnten. Die digitale Informationsveranstaltung „Lärm geht uns alle an!“ war als ein Auftakt gedacht, um im zweiten Schritt einen Austausch zwischen Gewerbetreibenden und Anwohnenden einzuleiten, wie es in der Pressemitteilung des Bezirksamtes heißt. Keine leichte Aufgabe für Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (o.), denn bei der ersten Videokonferenz sparten weder die teilnehmenden Anwohnerinnen und Anwohner, noch der Geschäftsführer des Brauhaus Neulich an der Selchower Straße, der als einziger Gastwirt am Dialog teilnahm, mit Kritik.

Das Lärmgutachten und eine Dokumentation der Videokonferenz sollen in den kommenden Tagen auf der Webseite www.schillerpromenade.berlin veröffentlicht werden.

=Christian Kölling=

Eine Antwort

  1. „Lärmproblem“, das wichtige Thema dieser Zeit? Ernsthaft?!

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