Bis morgen Nachmittag haben sie noch Zeit, ihre Fahrgeschäfte, Futterbuden und Losstände aufzubauen: Um 17 Uhr wird Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky mit dem obligatorischen Fassbieranstich die 46. Neuköllner Maientage in der Hasenheide eröffnen.
Noch heute ist das Gelände, auf dem das größtes Parkfest Berlins bis zum 22. Mai wieder hunderttausende Be- sucher anlocken wird, eine Anein- anderreihung vieler verschiedener großer und kleiner Baustellen. Der Eingang am Columbiadamm, der ab morgen illuminiert sein soll, ist noch nicht fertig. Die Männer vom Neuköllner Natur- und Grünflächenamt wuseln noch durch die Beete rund um das Rummelareal, um sie von natürlichen Relikten des Winters und menschlichem
und tieri- schem Müll zu befreien. Ein- zig die Bäume, während der Maientage be- währte und gut geschützte Kabelträger, scheinen bereits bestens auf alles vorbereitet zu sein. Doch grundsätzlich gilt das auch für alle anderen Beteiligten.
Einer von ihnen, wenn nicht gar der wichtigste, ist Thilo-Harry Wollenschläger, der das vom Bezirksamt Neukölln veranstaltete Volksfest erstmals organisiert. Er fühle sich den Maientagen schon aus einem sehr persönlichen Grund eng verbunden, erzählt er: Als er am 14. Februar 1966 geboren wurde, wurde der Vertrag für das erste Volksfest in der Hasen- heide unterschrieben. Nun hat der Spross einer traditionsreichen Schau- stellerfamilie die Festplatzleitung übernommen, die jahrzehntelang in der Hand von Richard Simmons und der Hans Purwin KG gelegen hatte. Alles umkrempeln wolle er selbstverständlich nicht, erklärte er heute an der Seite der Neuköllner Bezirksstadträtin Franziska Giffey bei einer Pressekonferenz: „Aber es wird schon einige Neuerungen geben.“ Den Event-Euro beispielsweise. Wer 10 Euro in ihn investiert, bekommt dafür Maientage-Zahlungsmittel im Wert von 12 Euro, die an
allen Buden und Fahr- geschäften verjubelt wer- den können. „Das Wich- tigste ist doch“, so Wollen- schlaeger, „dass ein Volksfest für die Menschen im Bezirk bezahlbar ist.“ Dazu trage auch der freie Eintritt bei.
Ein weiteres Novum sei die enge Zusammenarbeit mit mehreren Migranten- vereinen, die unter dem Motto „Einheit in Vielfalt“ vom 6. bis 8. Mai ein arabisch-deutsches und vom 13. bis 15. Mai ein türkisch-deutsches Freundschaftsfest mit Bühnenprogrammen organisieren. Er sei guter Dinge, sagte Thilo-Harry Wollenschlaeger, dass wir tolle Maientage erleben werden.
Seinen Optimismus teilt auch der Betreiber des Riesenrads, kanalisiert ihn jedoch zunächst in die kommenden Stunden. Einen Tag, erzählt er, brauchen seine Leute und er – wenn alles glatt läuft – bis die Einzelteile zusammengesteckt
und -geschraubt sind und al- les geputzt ist: „Das wird beim Aufbau ge- macht, weil beim Ab- bauen alles schnell gehen muss.“ Routine für die Männer. Dass die Gondeln am Tag vor der Eröffnung der Maientage noch wie überdimensionale Müslischüsseln übereinander gestapelt sind, beunruhigt sie nicht.
Die Kollegen vom „Break Dance“, das in Sichtweite steht, sind auch noch nicht viel
weiter. Die Achterbahn „High Explosive“ ist nur mit enormer Phantasie als Achterbahn zu erkennen. Die Wagen stehen noch auf
einem Tief- lader, ebenso die Kulisse. Per Kran wer- den Fragmen- te der Strecke zu ihren Posi- tionen gebracht und dort montiert. Die Protagonisten der Geisterbahn stehen schon bereit, um für
gruselige Momente zu sorgen. Um die zu erleben, müsste man sich aber zu Fuß durch das Dunkel bewegen, denn die Wagen sind noch nicht fahrtüchtig. Dagegen sieht es an der großen Losbude am
Festzelt schon fast so aus, als dürfe es gleich losgehen. Ein bisschen gewischt wird noch, und aus großen Plastiksäcken werden weitere quietschbunte Trost- und Hauptpreise gezerrt, die ab morgen von denen mitgenommen werden können, auf deren Losen Ziffern stehen.
Vor allem der Crew von „Atlantis Rafting“ wird es recht sein, dass die Neuköllner Maientage nicht schon heute beginnen. Gestern stand die Wildwasserbahn noch in Hamburg. Heute Mittag war das Fahrgeschäft fast komplett in die Hasenheide überführt. „Auf einen Wagen warten wir noch, aber das
wird“, sagt einer der Fahrer. Er hat die Tour bereits hinter sich und steht am Columbiadamm, um seinen Kollegen herbei zu gucken. Auf dem Festplatz ist schon alles für seine Ankunft vorbereitet.
=ensa=
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