„Berlin: Hasenheide“ – 72 großartige Minuten über einen Neuköllner Park und seine Besucher

Wenn Nana Rebhan von der Hasenheide spricht, spürt man sofort: Die rund 50 Hektar große grüne Oase Neuköllns ist ihr sehr vertraut. „Ich bin seit Jahren jeden hasenheide neuköllnMorgen mindestens ’ne halbe Stunde da. Außer wenn ich krank bin und das Joggen deshalb ausfallen muss“, er- klärt sie. Die Neuköllnerin mag den Park – nicht trotz, sondern wegen all seiner Gegensätze: „Natürlich ge- hören die Dealer zur Hasenheide, aber da ist eben noch sehr viel mehr, was es verdient, beachtet zu werden.“ Weil die Joggerin nie alleine unter- wegs ist, sondern die Kamerafrau und Regisseurin Nana Rebhan immer mitläuft, kommt nun ein Film ins Kino, der diese andere  unkriminelle Normalität der Ha- dokumentarfilm berlin hasenheide,nana rebhan,neuköllnsenheide zeigt.

„Berlin: Hasenheide“ heißt der 72-minütige Streifen, der für Nana Rebhan eine echte Her- zensangelegenheit war. „Ein Film, mit dem man Geld verdienen kann, ist das bestimmt nicht“, prognostiziert sie. Und auch auf etwas anderes ist die Filmemacherin vorbereitet: „Es wird sicher Vorwürfe geben, dass ich die Hasenheide verharmlosen will.“ Doch darum geht es ihr nicht. Der Dokumentarfilm por- traitiert vielmehr die meist unbeachtete Pa- rallelgesellschaft zur Drogen-Szene, die Men- schen und auch Tiere, die sich ebenfalls dort aufhalten.  Die in der Hasenheide ihre Gassirunden drehen, Tai-Chi-Übungen ma- chen, sich zum Kicken oder auf der Nudistenwiese treffen, die Wände der „Hasenschänke“ bemalen, mit Papageien auf dem Fahrradlenker durch den Park radeln oder an dessen Peripherie einen Hindu-hasenheide,neuköllnTempel bauen.

Es sind sehr liebevolle Portraits, die Kamerafrau Nana Rebhan und Ton- mann Alfred Exner von ihnen ge- zeichnet haben. Keine Stimme aus dem Off erklärt Dinge, die man ohnehin sieht, oder gibt den Aussagen der Protagonisten eine Richtung vor. „Regie hat bei den Drehs nicht stattgefunden, denn ich wollte ja keinen inszenierten Kunstfilm machen, sondern einen, der nah an den Menschen dran ist und sie so darstellt, wie sie sind“, sagt Nana Rebhan. Noch heute, zwei Jahre nach den Dreharbeiten, ist ihr die Überraschung darüber anzumerken, wie bereitwillig alle mitmachten. Am Ende waren 50 Stunden Material zusammen, die von Cutterin Justyna Hajda einer Jahres- und Tageszeitendramaturgie folgend auf eine gut  einstündige  Version  geschnitten wurden.  Dass  viele  von  denen, die  den Film

bereits vor der Premiere am 14. Oktober bei Presse- oder Testvorführungen gesehen haben, meinten, er hätte ruhig länger sein dürfen, sei ein schönes Kompliment, sagt Nana Rebhan. Eines, das sie ebenso gerne hört, ist: „Ich hab jetzt richtig Lust be- kommen, in die Hasenheide zu gehen.“

Die Joggerin Nana Rebhan dreht dort nach wie vor täglich ihre Runden, inzwischen aber ohne die gleichnamige Regisseurin und Kamerafrau im Schlepptau: „Film- mäßig ist das Thema für mich einfach abgeschlossen.“ Über das nächste Projekt will sie momentan noch nicht mehr verraten, als dass es auch wieder um etwas Neuköllnisches gehen wird.

„Berlin: Hasenheide“ läuft ab 14. Oktober im Moviemento-Kino. Die An- fangszeiten in der ersten Woche sind: Do. – Mo. 17 und 18.45 Uhr, Do. 22.30 Uhr, Fr.  – Mo. 20.30 und 22.15 Uhr, Fr. -. Sa 0 Uhr, Sa. 11 Uhr, Sa. + So. 12.15, 14 und 15.30 Uhr, So. 10.15 Uhr, Di. 13 Uhr, Di. + Mi. 16.30, 18.15 und 23 Uhr.

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