Sie kamen – alleine, in Gruppen, als Paare oder mit der ganzen Familie. Schon nachmittags waren bei der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm in Neu- kölln am gestrigen „Tag der offenen Moschee“ an die 2.500 Gäste gezählt worden.
Viele hielten den Drachen, die Inlineskates oder das Skateboard noch in der Hand – untrügliche Zeichen dafür, dass der Moschee-Besuch mit dem des angrenzenden Tempelhofer Feldes verbunden werden sollte. Oder dass ein Programmpunkt bereits absolviert war. Andere outeten sich durch löchrige Socken als Spontanbesucher. „Schon ’n bisschen peinlich, aber das ist mir jetzt wurscht“, beschloss eine Frau aus Schöneberg mit Blick auf ihre durch die Strümpfe schimmernden lackierten Zehennägel. „Die Möglichkeit, sich die Moschee von innen anzugucken, gibt’s ja nicht jeden Tag.“ Die gibt es zwar sehr

wohl, zumindest von montags bis freitags, doch das scheint, was auch ein Moschee-Sprecher vermutet, unter Berlin-Touristen bekannter zu sein als bei den Berlinern
selber. So ist es immer wieder der seit 1997 alljährlich am 3. Oktober stattfindende „Tag der offenen Moschee“, d
er Neugierige in Scharen in die Sehitlik-Moschee zieht.
Das Staunen ist groß und es gilt nicht nur der prächtigen Ge- staltung des Gebetssaals. „Die Kuppel symbolisiert den Himmel, der Kronleuchter die Sonne und der Teppich die Erde“, erfahren die Besucher. Ebenso, dass der niedrige, zum Bücken zwingende Zugang zum Lehrstuhl kein Konstruktionsfehler sondern der Demut gezollt ist. Ja, dass sogar die Stufen zum Lehrstuhl eine Bedeutung haben und für Erkenntnisstufen stehen. „Hätte ich nicht gedacht, dass hier fast alles Synonym für irgendwas ist“, murmelt die Schönebergerin beeindruckt. „Ist das in christlichen Kirchen auch so?“ Nach der Moscheeführung hat sie beinahe das Gefühl mehr über den Islam zu wissen.
_ensa_
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