Ungewöhnliche Zukunftspläne für eine Neuköllner Kirche

Eigentlich heißt sie Ananias-Kirche, doch viele Menschen im Kiez verzichten, wenn sie von ihr sprechen, gerne auf das „i“ und nennen sie Ananas-Kirche. Gut möglich, dass die Wortspielerei auch am erfrischenden Gebimmel liegt, das dreimal täglich durchs Viertel ananiaskirche, ananiasgemeinde neukölln, evangelische kirchengemeinde rixdorfzwischen Sonnenallee und Richardstraße schallt. Damit ist es  aber bald vorbei.

Ihr 45-jähriges Bestehen wird die Kirche, die am 1. Advent 1967 eingeweiht wurde, nicht mehr erleben: Übernächsten Sonntag nimmt die Gemeinde mit einem Gottesdienst Ab- schied von ihr – und damit auch von der Zeit des Ungewissen.

Schon vor vier Jahren beschloss der Ge- meindekirchenrat der Ev. Kirchengemeinde Rixdorf, zu der drei weitere Kirchen in Nord-Neukölln gehören, die Ananias-Kirche samt Gemeindehaus aufzugeben. „Entscheidend für die Überlegung war aber nicht die Zahl der Gemeindemitglieder bei uns, sondern die besonders enge Kir- chendichte in unserer Nachbarschaft“, betont Ananias-Pfarrer Jürgen Fuhrmann. Im Umkreis von wenigen hundert Metern  gebe es mit der Brüdergemeine, den Baptisten und der reformierten Bethlehemsgemeinde gleich drei weitere Religionsge- meinschaften. Die Fortsetzung einer kirchlichen Nutzung der Ananias-Kirche war dennoch zunächst erklärtes Ziel, wobei besonders heftig mit einem Migrantenkirche-Projekt geliebäugelt wurde. Die Realisierung des Vorhabens scheiterte aber, weil sich niemand fand, der neben einem Konzept auch finanzielle Mittel für den Erwerb und Betrieb des Gebäudeensembles mitbrachte.

Zusammen mit der Architektengruppe Hausglück wurde nun eine neue Lösung gefunden, die zumindest eine sozialverträgliche Nachnutzung der Ananias-Lie- genschaft verspricht. Angestrebt werde, so Jürgen Fuhrmann, ein Baugruppen-Projekt mit Mehrgenerationenhaus und Gewerbeeinheiten. Feste Interessenten gebe es bereits: „Insgesamt müssen etwa 20 gefunden werden, um die Baugruppe gründen zu können“, sagt der Pfarrer und klingt dabei sehr zuversichtlich, dass es klappen wird, die Ananias-Kirche in eine neue Zukunft zu führen.

=ensa=

2 Antworten

  1. Was despektierlich „Gebimmel“ genannt wird, habe ich als zum Kiez gehörendes Geläut empfunden und werde es künftig vermissen. Schade! Hoffentlich wird der Turm künftig nicht als Minarett mit Lautsprechern „röhren“

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  2. […] Demnächst wird die Ananiaskirche geschlossen. Mehr Infos dazu gibt es bei den Facetten. […]

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