Positive Schwingungen in einem Berliner U-Bahn-Tunnel

Lange Zeit ging ich nicht gerne in den U-Bahnhof Schönleinstraße, der auf der Strecke der U8 direkt unter der Bezirksgrenze zwischen Neukölln und Kreuzberg liegt. Das hat sich gebessert seit dort leckere japanische Reispäckchen verkauft und von mir verzehrt werden. Aber jetzt hat eine unbekannte Künstlerin oder ein Künstler – ich u8 berlin, schönleinstraße, schönseinstraße, foto: reinhold steinletippe aber auf eine Frau, weil es so einfallsreich und kreativ ist – den U-Bahnhof verwandelt.

Als erstes wurde er in Schönsein- straße umbenannt. Und vom eigenen Schönsein kann man sich gleich überzeugen, wenn man in einen dort angebrachten Spiegel schaut: „Du foto: reinhold steinlesiehst toll aus“ bestä- tigt der. An die Berlin-Touristen und die immer zahlreicheren englisch- sprachigen Berliner aus Amerika, England oder Grie- chenland hat der/die unbekannte Künstler/in auch gedacht:  u8 schönleinstraße berlin, king of the day, foto: reinhold steinleRichtig positioniert werden sie mit dem Titel „King of the day“ geadelt. Das greift doch tatsächlich meine Idee auf, dass wir täglich einen neuen Bundespräsidenten/ eine neue Bundespräsidentin bekommen sollten: Ein Tag müsste doch skandalfrei rumzukriegen sein.

Durch die neue Station Schönseinstrasse und die dort zahlreich angebrachten Spie- gel kann man im Nu neues Selbstbe- wusstsein tanken. Ich sehe schon Berliner/innen aus Charlottenburg, Marzahn und anderen Bezirken in der U-Bahnstation Schönseinstraße aussteigen, um sich dort für ein anstehendes Vorstellungsgespräch oder ein Date in eine positive Schwingung zu bringen. Der/die Künstler/in ist jedenfalls mein King, meine Queen of the day.

=Reinhold Steinle=

Samstag ist Reinhold Steinle wieder als Stadtteilführer in Neukölln unter- wegs: Um 15 Uhr startet seine Tour durch den Richardkiez. Seine „Entdeckungen im Reuterkiez“, die unweit der besagten U8-Station beginnen, zeigt er am 17. März zum nächsten Mal.

Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?

Seit Ewigkeiten stand die Ge- werbe-Immobilie an der Ecke Boddin-/Mainzer Straße im Neu- köllner Flughafenkiez leer. Das ist nun vorbei. Nach Monaten des Umbaus eröffnete dort kürz- lich die Schankwirtschaft Laidak, die offenbar perspektivisch auf eine Melange aus Gastronomie und Lite- ratur set- zen und damit ei- ne Marktlücke im Kiez schließen will. Schon an der Tür wird dieser kulturelle Anspruch deutlich: Statt mit dem in Eckkneipen üblichen knappen Hinweis „Raucherlokal! Zutritt ab 18!“ verpackt das Laidak die Auswirkungen des Nichtraucherschutzgesetzes in einen verschwiemelten Wortschwall.

Der Test, ob es sich zugleich um einen Fingerzeig darauf handelt, dass im Laidak alles ein wenig länger dauert, steht noch aus.

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Gelungenes Experiment

Ihre Adresse möchte sie hier nicht lesen, Namen auch nicht. Die Gefahr, dass dann künftig schiefgeht, was bisher völlig problemlos funktionierte, wäre zu groß. „Unser Hausbesitzer weiß natürlich nichts davon“, sagt die Mieterin, die im Parterre des sanierten Neuköllner Altbaus wohnt und den Anstoß für den Akt gelebter Empathie und Nächstenliebe gab, der im vorletzten Winter im Haus Einzug hielt.

„Ich hatte ihn schon öfter bei uns im Kiez gesehen und ihm auch manchmal Geld gegeben“, erzählt sie. Eines Abends, als sie im dicksten Schneegestöber nach Hause kam, habe er im Eingang des Nachbarhauses Schutz gesucht: „Die Frage, ob er sich nicht bei uns im Hausflur unter- stellen will, ist mir so rausgerutscht. Ich hab mich das richtig sagen hören.“ Er habe vollkommen verblüfft gefragt, ob sie das ernst meine, und sie habe es bejaht. „Weil es immer weiter schneite und ich ihn bei dem Wetter nicht wie einen Hund vor die Tür jagen wollte, ließ ich ihn bei uns Treppenhaus übernachten.“

Seitdem habe er etliche frostige Winternächte in seinem Schlafsack in der Nische unter den Briefkästen verbracht, manchmal sogar noch morgens Tee bekommen. „Als ich die Nachbarn aus dem Vorderhaus fragte, ob was gegen einen Obdachlosen als Logisgast spräche, dachten die meisten wohl erstmal, dass ich ’nen Knall hab“, erinnert sie sich schmunzelnd. Doch dann sei man schnell überein gekommen, ein paar Verhaltensregeln aufzustellen und es ausprobieren zu wollen. „Dass er keinen Anlass gibt, dass sich jemand belästigt fühlen könnte, war natürlich das Wichtigste dabei.“ Sie sei selber sehr gespannt gewesen, ob er die Vorgaben einhalten würde: das strikte Rauch- und Alkoholverbot, die Ansage, die Schlafecke sauber zu halten, und nicht mit Kumpanen aus der Wohnsitzlosen-Szene über die vergleichsweise komfortable Notunterkunft zu reden. „Da können Sie sich aber drauf verlassen!“, habe er damals versprochen und sich mit Tränen in den Augen für das Angebot bedankt.

Eine leise Skepsis der Mieter blieb … bis heute unbegründet. Der erste Winter verlief ohne Vorkommnisse, die den Abbruch des Experiments bedeutet hätten, der zweite und der jetzige ebenfalls: „Unser Olo, wie wir ihn nennen, macht es uns wirklich leicht, ganz direkt und effizient Hilfe zu leisten.“ Vor einigen Nächten habe er beschlossen, ohne die auskommen zu wollen – für diesen Winter.

=ensa=

Hüben und drüben

Schon wegen der Sonne lässt sich auf der Kreuzberger Seite des Landwehr- kanals besser spazieren-, gassigehen oder joggen als am Neuköllner Ufer, das meis- tens im Schatten liegt. Ein weite- rer  Pluspunkt des Paul-Lin- cke-Ufers ist, dass dort erheb- lich strikter ge- gen die Vermül- lung vorgegan- gen wird. Weih- nachtliche Relik- te, die in Neu- kölln und so auch am Maybachufer nach wie vor zahlreich lagern, stören die Optik des nahenden Frühlings vis-à-vis in Kreuzberg nicht. Wie lange man darauf noch in Neukölln warten muss und ob man gar in sechs Wochen die Ostereier in Tannenbäumen verstecken kann, wird sich zeigen.

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Auf den Punkt gebracht

„Schauen Sie einmal“, schrieb uns ein Leser per E-Mail, „im Neues Off an der Hermannstraße läuft bereits der Film zum ungeheuerlichen Fernsehauftritt von Neuköllns Bezirksbürgermeister bei der  Gedenkveranstaltung für die Opfer des rech-

ten Terrors.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Blackouts im Körnerpark

nguyen xuan huy, galerie im körnerpark, neuköllnGute Laune macht die Ausstellung „Blackout“ nicht, die derzeit in der Galerie im Körnerpark gezeigt wird. Aber beeindrucken, bedrücken und irritieren, das können die Werke von  Nguyen Xuan Huy.

In 21 Bildern im fotorealistischen Stil nguyen xuan huy, galerie im körnerpark, neuköllnhat der 1976 in Hanoi ge- borene Maler den Krieg in Vietnam und dessen Folgen verarbeitet und eine Brücke in die Gegenwart geschlagen. Kinder mit Behinderungen, Explosionen und Kriegsverletzte in Öl auf Leinwand reihen sich aneinander, unterbrochen und ergänzt durch acht nguyen xuan huy, galerie im körnerpark, berlin-neuköllnschwarze Lein- wände. Platzhalter für das , was nicht gezeigt werden kann oder soll, Symbole für die Blackouts des Krieges. Verstärkt werden die optischen Eindrücke durch eine 47-minütige Audio- installation des Soundkünstlers Guga, die ab 14 und 17 Uhr eingespielt wird.

Die Ausstellung „Blackout“ ist noch morgen und übermorgen zwischen 10 und 18 Uhr in der Galerie im Körnerpark zu sehen. Bei der Finissage am Sonntag werden sowohl Nguyen Xuan Huy als auch Guga anwesend sein; das Künstlergespräch mit ihnen beginnt um 15.30 Uhr.

=ensa=

Schweigen für die Opfer

Es war am 9. September 2000, als Enver Şimşek in Nürnberg durch acht Kugeln aus zwei Pistolen lebensgefährlich verletzt wurde.  Zwei Tage später starb der 38-Jährige – nicht an den Folgen einer Familientragödie, wie zunächst vermutet wurde, sondern als erstes Opfer einer bestialischen Mordserie der rechtsextremistischen Terrorgruppe Nationalsozialis- tischer Untergrund (NSU). Neun weitere Menschen wurden kaltblütig hingerichtet; die Täter konnten ob des beispielhaften Versagens der Ermittlungsbehörden bis 2011 unentdeckt bleiben.

Heute, über 11 1/2 Jahre nach dem ersten Mord, gedenkt Deutschland mit einem Staatsakt und ab 12 Uhr mit einer Schweigeminute der Opfer der Zwickauer Terror- zelle und bittet die Angehörigen um Verzeihung. Wir trauern um Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Yunus Turgut, Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter und um alle anderen Opfer rechter Gewalt.

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Wandertag mit Überraschungen

Der sportliche Rentner, der dreimal pro Woche ins Eisstadion Neukölln kommt, war es nicht. Auch die Mutter und ihre beiden Kinder, die heute Vormittag die Straßen- gegen Schlitt- schuhe tauschten, waren zu früh, um die Durchsage „Wir begrüßen den 80.000 Besucher“ auszulösen.

stadionleiter siegfried vogel, eisstadion neukölln„Nicht viel los heute im Ver- gleich zu gestern“, sagt Stadionleiter Siegfried Vogel, während er die Präsente sortiert. Rund 600 Besucher seien trotz heftiger Schneefälle am Vortag gezählt worden. „Aber im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden. 2011 hatten wir in der gleichen Kalenderwoche erst den 75.000 Besucher“, erinnert sich Vogel.

Neuköllns Bildungs- und Schul- und Kultur- und Sport-Stadträtin Franziska Giffey steht in letzterer Funktion seit halb 10 neben dem Kassenhäuschen, um den 80.000 Eisläufer der Saison zu sportstadträtin franziska giffey, eisstadion neuköllnbegrüßen. Die Sonne scheint, es ist mild. 24 Stunden zuvor wäre die Warterei zwar kürzer, aber auch wesentlich unangeneh- mer gewesen.

6 Minuten vor 10 ist es, als Leonie durch das Drehkreuz am Eingang zum Eis- stadion kommt. Sie muss ob des großen Empfangs nicht überrascht tun, sie ist es. Vor vier Tagen sei sie zuletzt hier gewe- sen, erzählt die Schülerin der 6c der Trep- tower Son- nenblumen-Grundschule: „Heute sind wir hier, weil wir Wandertag haben.“ Nach einem schüchternen Smalltalk mit Neu- köllns Sportstadträtin gibt es nicht nur für Leonie, sondern auch für die Besucher 79.999 und 80.001 Geschenke. Umringt von den Klassenkameraden nehmen die drei Ehrengäste von Siegfried Vogel Handtücher mit dem Neuköllner Bezirkswappen und Freikarten für den Rest der Eislaufsaison entgegen.

Noch bis zum 11. März dauert die. Knapp 95.000 Besucher, schätzt der Stadionchef, werden sich bis dahin auf blitzenden Kufen über die fast 2.400 Qua- dratmeter große Publikumsflä- che des Neuköllner Eisstadions bewegt haben. Wintersport zum Zugucken gibt es am Samstag nebenan auf der Wettkampfbahn: Dort treffen ab 19 Uhr in der Eishockey-Landesliga die Teams des SCC Berlin und des OSC Berlin aufeinander.

=ensa=

Zu früh gefreut

Es war nicht zu übersehen. Den Winter 2011/2012 hatten etliche Neuköllner bereits  abgehakt und sich kurzum von dem getrennt, was im  Frühling,  Sommer und  Herbst

unnütz ist: Insbesondere verwaiste Mützen prägten in den letzten Tagen das Straßenbild, aber auch  über Schals und Handschuhe ließ sich vortrefflich stolpern. Mit einem Frau Holle-Comeback hatten viele offenbar nicht gerechnet – nun ist es da.

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Problem erkannt, Problem gebannt

Wenn in Neukölln öffentliche Plätze zu Treffpunkten Trinkfreudiger zu werden drohen oder es bereits geworden sind, ist es dort mit der Gemütlichkeit zuweilen schnell vorbei: Durch das Entfernen von Tischen oder auch Bänken werden unmiss- verständliche Signale gesetzt. Den angestrebten Effekt der Vertreibung erreichen diese drakonischen Maßnahmen jedoch – dank der Kreativität und Genügsamkeit der Betroffenen – jedoch nicht  zwangsläufig. Oft gesellt sich noch der Unmut derer hinzu, die Bänke auf Plätzen oder in Grünanlagen gemein- hin unalkoholisiert nutzen und sich ihrer Rast- stätten beraubt fühlen.

In der Oberlandstraße in Tempelhof, zwischen der Neuköllner Bezirksgrenze, den Studios der Berliner Union-Film und dem Bahlsen-Fabrik- verkauf, sah und sieht die Situation trotz ähn- licher Problemlage anders aus. Auch hier, auf dem Bürgersteig vor dem Parkplatz eines Super- und Getränkemarkts, kommt man gerne zum kleinen Umtrunk und  zu geselligem Palavern zusammen. Auf Komfort in Form von Sitzplätzen muss dabei seit jeher verzichtet werden. Es ist eher wie in einer Open Air-Kneipe, mit der kalten Betonmauer des Parkplatzes als Theke. Der Beliebtheit des Treffpunkts kann das nichts anhaben.

„Vor einiger Zeit haben die mal ’nen Anpfiff wegen ihres Mülls bekommen“, erinnert sich ein Mitarbeiter des FRISTO Getränkemarkts. Ein weiterer hätte den Platzverweis bedeutet. Doch statt den zu riskieren, sorgte die Clique selber für Abhilfe: mit simplen Müllsäcken, die regelmäßig entsorgt und substituiert werden. „Das funktioniert erstaunlich gut. Vermüllungsprobleme gibt’s seitdem nicht mehr.“

=ensa=

Eisbären im Rollbergkiez

winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzerMancher, der gestern und vorgestern nachmit- tags durch den Neuköllner Rollbergkiez ging, rieb sich verwundert die Augen. Auf Konfron- tationen mit Hunden aller Größenordnungen und Gefahrenkategorien ist man hier gefasst, auf das Zusammentreffen mit Eisbären wahr- winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzerlich nicht.

Die Aktionskünstle- rin Gunhild Kreuzer war es, die die unge- wöhnliche Begegnung für die vom Quartiersmanagement finanzierte Reihe „Winterraunen im Rollbergkiez“ inszenier- te. Mit dem Karneval habe ihr Event namens „Die Eisbären sind los!“ aber nichts zu tun, betont sie. winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzerEbenso wenig sei es eine Gedenkveranstaltung für den vor 11 Monaten im Berliner Zoo verstorbenen Knut oder ein temporäres Mahnmal, das auf die sich stetig verschlechternden Lebensbedingungen für Eisbären in Freiheit aufmerk- winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzersam machen soll.

„Einen tiefe- ren Sinn hatte die künstleri- sche Aktion nicht“, sagt Gunhild Kreuzer. Um die Asso- ziation Eisbären = Winter sei es gegangen. Und um Spaß. Wer wollte, konnte in einen Eisbär-Overall schlüpfen und sich Eisbären-Geschichten erzählen lassen oder Szenen aus denen nachspielen. Wirklich groß war der Andrang nicht: „Sind ja auch kaum Leute hier.“ Vor zwei Supermärkten in der Nachbarschaft hätte es mehr Publikum gegeben, aber die liegen beide auf den Straßenseiten jenseits der unsichtbaren Quartiersmanagement-Grenze.

=ensa=

Per Anhalter durch Berlin

Der Fernsehturm scheint fast zum Greifen nah, wenn man vom Parkdeck der Neukölln Arcaden in Richtung Norden guckt. Und eigentlich ist es auch für Nicht-Auto- oder -Fahrradfahrer leicht, das Wahrzeichen in Berlins Mitte von Neukölln aus zu errei- chen: Mit der U7 zum Her- mannplatz, dort umsteigen und dann mit der U8 direkt bis zum Alex. Gerade mal eine Viertelstunde dauert die Fahrt.

Heute ist die Sache noch bis 19 Uhr ob des BVG-Warn- streiks, der den Bus-, U- und Straßenbahn-Verkehr lahmlegt, entschieden kompli- zierter und zeitaufwändiger, wenn man per ÖPNV unterwegs sein will, der sich nun auf die S-Bahnen beschränkt. „Ich wollte mich auch gerade auf den Fußmarsch zur Ringbahn machen, aber dann fiel mir ein, dass ich’s ja mal mit Trampen versuchen könnte“, erzählt ein Neuköllner, der am Vormittag unbedingt nach Wilmersdorf musste: „Mit der U-Bahn hätte ich nur halb so lange gebraucht und nicht zweimal umsteigen müssen. Aber im Grunde hat’s besser als erwartet geklappt.“ Nur auf dem Rückweg leider nicht, zur Freude eines Taxifahrers.

=ensa=

Acht Kilometer zwischen Leid und Freud‘

Anders als Ex-Bundespräsident Christian Wulff werden die Schulleitung, Lehrer und Schüler der Neuköllner Hermann-Boddin-Schule diesen 17. Februar in bester Erin- nerung behalten. Denn es ist der Tag, an dem der Erweiterungsbau der Schule eröffnet und damit eine wichtige Voraussetzung für die praktische Umsetzung des gebundenen Ganz- tagsbetriebs geschaf- fen wurde.

Dank der 3,1 Millionen Euro aus dem Kon- junkturpaket II haben die derzeit 361 Kinder nun eine neue Mensa und weitere Klassen- und Gruppenräume. Für die Lehrer gibt u. a. ein neues Lehrerzimmer und einen Lehrmittelraum. Außerdem fanden Tech- nikräume Platz in dem dreigeschossigen, barrie- refreien Gebäudetrakt, der am Vormittag von Bezirksbürgermeister Heinz Busch- kowsky und Schulstadträtin Franziska Giffey eingeweiht wurde.

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Die Würfel sind gefallen: Neukölln kriegt einen Scube Park

Noch steht er einsam und verlassen im östlichen Bereich des Columbiabads. Aber das wird sich bald ändern. Nicht mal mehr zwei Monate soll es dauern, bis 39 weitere Schlafwürfel aus Holz und Glas  nebst einem Gästehaus mit Küche, Du- schen und Toiletten dazugekommen sind und der Scube Park Columbia  eröffnet ist. „Wir rechnen Ende März/ Anfang April damit“, kündigt Tanja Rathmann, Mit-Gründerin und Ge- schäftsführerin der Scube Parks Ber- lin GmbH, an.

Etwa 2.000 Quadratmeter misst die Wiese, auf der sich dann eine neue Art des  urbanen Campings erleben lässt. Bis zu vier bequeme Betten sind in den knapp 9 Quadratmeter kleinen Massivholz-Hütten untergebracht. Außerdem gibt es einen Tisch und Sitzgelegenheiten. Auch an genug Stauraum fürs Gepäck der Gäste ist gedacht, ebenso an ein ökologisch korrektes Gesamtkonzept: Die Innen- beleuchtung der Scubes erfolgt über sparsame LED-Leuchten und aus den Steck- dosen kommt Solarstrom.

Wie in der letzten Saison, als das Würfel-Dorf für Berlin-Touristen, im Kreuzberger scube park columbia, sommerbad neukölln, foto: scube parksPrinzenbad angesiedelt wurde, spielt auch bei der neuen Location das nähere und wei- tere Drumherum wieder eine entscheidende Rolle. Bis zum Schwimmbecken des Sommer- bads Neukölln sind es nur wenige Schritte, das Tempelhofer Feld grenzt direkt an den Scube Park an und die U8 stellt eine Direktverbindung ins Zentrum Berlins her. „Damit ist der Standort einfach genial“, findet Tanja Rathmann. Daran, schon nach einem Sommer wieder umzuziehen, verschwendet sie keinen Gedanken: Die Verhandlungen mit den Berliner Bäderbetrieben seien höchst kooperativ verlaufen, am Ende habe ein unbefristeter Pachtvertrag gestanden. „Ohne die Unterstützung der Bäderbetriebe wären wir heute nicht in Neukölln, worüber wir sehr sehr glücklich“, sagt die Scube Parks-Chefin.  „Und wir wollen lange bleiben.“

Zeitlich begrenzt ist hingegen der Aufenthalt von Anke Engelke in ihrem hölzernen Wohnwürfel. Noch bis morgen übernachtet sie in dem und berichtet aus dem Sondermodell live im ARD-Morgenmagazin von der Berlinale.

=ensa=

Eine spitzenmäßige Idee: Stippvisite der Berlinale in Neukölln

berlinale goes kiez, passage-kino neukölln, foto: anna sinnlosBoah, war ich aufgeregt. „Berlinale goes Kiez“ in Neukölln und ich mit dabei! Dass der Schauspieler Jürgen Vogel als einer von zwei Neukölln-Paten auch da sein würde, passage-kino neukölln, berlinale goes kiez 2012, foto: anna sinnloswar das Extra-Bonbon.

Ich war noch nie bei den berühmten Berliner Filmfest- spielen, hatte immer nur von roten Teppichen, diversen Film-Menschen und dem Brimborium drumherum ge- hört. Irgendwie weiter weg und für mich wenig aufregend, weil aus einer anderen Welt. Dass die Berlinale jetzt auch in einzelne Stadtbezirke kommt, gibt es erst seit 2010 und ist damit recht neu. „Die anderen Kinos in Berlin an der Berlinale teilhaben zu lassen, ist eine spitzenmäßige Idee“, findet auch Jürgen Vogel.

Um 21.30 Uhr sollte es vorgestern losgehen, und nach stundenlangem „Ich habe nichts anzuziehen!“ meinerseits, stand ich – überraschenderweise dann doch angezogen – schon eine Stunde vorher vor dem Passage Kino an der Karl-Marx-Straße. Zwar war der rote Teppich bereits ausgerollt und alles für die Ankunft der Stars vorbereitet, aber die Atmosphäre war trotzdem sehr entspannt.

Der Wettbewerbsfilm „Dictado“ war der Film, der mich erwartete. Ein Psychothriller des spanischen Regisseurs Antonio Chavarrias, in dem es um einen Lehrer geht, passage-kino neukölln, berlinale goes kiez 2012, foto: anna sinnlosder in Form der Tochter seines Beinahe-Bruders seiner tief verdrängten Vergangenheit begegnet.

Um 21 Uhr traf dann auch die Prominenz ein. Ich unterhielt mich vorher ein wenig mit zwei Polizisten, die auch etwas verloren am roten Teppich rumstanden, aber sehr freudig über ihre Aufgaben dort Auskunft gaben. Und ich löse hiermit mein Versprechen ein, indem ich einen der beiden Uniformierten zitiere: „Die Polizei ist endlich in der Welt der Reichen und Schönen angekommen.“ Aber hauptsächlich hatten sie den Auftrag, Präsenz zu zeigen und den Parkplatz für die Limousinen freizuhalten.

Plötzlich stand er auch da, der Herr Vogel.  Ich hatte wesentlich mehr Presse- und Fanrummel erwartet, mich aber erfreulicherweise geirrt. So erlebte ich einen völlig entspannten, gut gelaunten Jürgen Vogel, der zwei Fernsehteams ein Interview gab und sich dann mir zuwandte. Mein erstes Promi-Interview, und in meinem Kopf war schlagartig eine gähnende Leere. Außerdem war der verdammte Notizblock unauffindbar, auf dem ich mir Fragen notiert hatte. Dennoch erfuhr ich von Jürgen Vogel, dass er 3 1/2 Jahre lang am Paul-Lincke-Ufer – also mit Neukölln in Sichtweite – in der Küche des jürgen vogel, berlinale goes kiez, passage-kino neukölln, foto: anna sinnloslegendären „Exil“ seinen ersten Job hatte und er sich deshalb „irgendwie mit Neukölln verbunden fühlt“. Dass er das Multikulturelle und die vielen Einflüsse Berlins mag und das dazu eben auch Neukölln gehöre. Ein warmes Händeschütteln und ab ins Kino.

Die Vorstellung war komplett ausverkauft. Vor der Vorführung wurden die beiden Kiezpaten, eben Jürgen Vogel und der Regisseur Matthias Glasner, vorgestellt. Beide erzählten kurze Anekdötchen von ihren Anfängen und ihrer Zusammenarbeit. Ihr Film „Gnade“ läuft ebenfalls im diesjährigen Berli- nale-Wett- bewerb. Vielleicht war das auch der Grund, warum die beiden schon zehn Minuten nach Filmbeginn verschwanden

„Dictado“ war für einen Psychothriller sehr soft, für mein Empfinden. Er war unkompliziert und das Ende wenig überraschend, aber durchaus passend. An manchen Stellen gab es sogar kleine Lacher, die allerdings für mich nicht immer verständlich waren, aber vielleicht war das Publikum einfach in alberner Stimmung – oder ich eben nicht.

Sehr interessant war das Interview mit dem Regisseur im Anschluss. Er wurde zwar schon vor dem Film kurz vorgestellt, die Aufmerksamkeit lag aber gänzlich bei seiner sehr jungen Hauptdarstellerin Mágica Pérez. Sie stach ihn mit ihrer schüchternen Art und der sehr kindlichen Stimme voll aus, musste aber gehen bevor der Film anfing. Antonio Chavarrias erzählte unter anderem, dass er durch einen Bericht über zwei britische Kinder, die ein drittes entführt und ermordet hatten, auf die Idee zum Film gekommen sei. Dass ihn das Thema, was passiert in deren Leben, wenn sie passage-kino neukölln, berlinale goes kiez 2012, foto: anna sinnloserwachsen sind, fasziniert hat. Außerdem freute er sich über die Vorführung im Passage Kino, weil das ursprünglich mal Excelsior hieß – so wie ein Kino seiner Kindheit, das leider zerstört wurde.

Immerhin blieben die meisten der Zuschauer sitzen, um Antonio Cha- varrias Fragen zu stellen und seine Antworten zu hören. Was an einem Montagabend kurz vor Mitternacht nicht unbedingt selbstverständlich ist. Ich habe mich anschließend noch auf die Suche nach meiner Brille gemacht, die ich zwischen der Plauderei mit den Polizisten und meinem Interview mit Jürgen Vogel irgendwo verloren habe. Wer sie findet …

=Anna Sinnlos=

Alle Jahre wieder …

… ist plötzlich Winter. Wer konnte damit rechnen?

So, dann hatten wir jetzt 2012 in Berlin und somit auch in Neukölln immerhin drei Tage mit Schneefall. Der erste Tag lieferte uns einen knappen Zentimeter lockeren Schnee, der ohne Zutun am nächsten Tag wegsublimiert wäre. Dies war natürlich das  Zeichen für die Winterdienste, die wahrscheinlich vor lauter Langeweile voller Tatendrang waren, die Radwege entlang der Oderstraße und des Columbiadamms zentimeterdick mit Split zu bedecken. Denn klar, Split hilft gerade bei so kleiner Auflagefläche wie einem Fahrradreifen ganz immens!

Das Streuen von Radwegen ist im Straßenreinigungsgesetzt explizit nur bei extremer Glätte zugelassen, das muss ich der BSR oder ihren Sub- unternehmern sicher nicht erklären. Die parallel geführten Gehwege wurden entweder nur vorbildlich freigefegt und waren entsprechend gut – wenn auch illegal – befahrbar. Oder sie wurden gar nicht geräumt, was natürlich dazu führte, dass Fußgänger auf dem für sie gesplitteten (Rad-)Weg liefen.

Nunja, der Schnee war vorerst weg, der Split blieb. Dann kam es zur zweiten Katastrophe: ganze drei Zentimeter Schnee, die auch noch liegen blieben. Hier trat man aber natürlich erst einen Tag später in Aktion. Wer will schon Samstag oder Sonntag vor die Tür? Was wurde getan? Zufällige Wege mit möglichst wenig Aufwand geräumt – nur nicht zweimal die selbe Strecke fahren, um die gesamte Breite zu räumen. Zweispurige Radwege wurden nur irgendwie in der Mitte gefegt und natürlich brav gesplittet. Teilweise wurde auch gar nichts getan, die Radfahrer fuhren sich also an Hauptverkehrsadern wie zum Beispiel am Columbiadamm selber die Spur frei. Denn wozu sollte man auch Radwege räumen? Es blieb also bei Lippenbekenntnissen des letzten Jahres.

Meine Frage ist: Wie faul oder merk- befreit darf man bei einem Winter- dienst sein, der in diesem Winter bisher viel Standby aber nur drei Tage Arbeit hatte? Der gesunde Men- schenverstand sagt doch, dass Kurven besonders gefährlich sind, wenn sie schneebedeckt sind und dass sich ein luftgefüllter Fahrradreifen nicht mit scharf- kantigem Split verträgt. Gibt es keinen Sand mehr zum Abstumpfen der Wege? Oder ist es gar Anweisung, maximal die Hälfte der Wege zu räumen und besonders die Gefahrenzonen zu ignorieren? Wird nur nach GPS-Karte gefahren und das ZNS bleibt derweil aus?

Wenn die Berliner Stadtreinigung oder ihre Subunternehmer Nachhilfe in Sachen „Was macht Sinn beim Radwegräumen?“ brauchen, stelle ich mich gerne zur Verfügung. Ich denke viele der Radpendler, die mit mir die Oderstraße und Umgebung benutzen, haben sicherlich auch noch den ein oder anderen Hinweis abzuliefern. Was uns allerdings neben dem schlechten Beigeschmack des erneuten Winterdienst-Versagens  bleibt, das sind – geschätzt: bis März – die Splitschichten.

=Ze evil Kohl=

Roter Berlinale-Teppich vor dem Neuköllner Passage-Kino

Auch in diesem Jahr schwappt wieder Berlinale-Flair vom Festivalzentrum am Potsdamer Platz in die Kieze der Hauptstadt: In Neukölln wird der rote Teppich heute passage kino neukölln, saal 1, foto: yorck-kinos/passagevor dem Passage-Kino ausgerollt. Bereits zum zweiten Mal gastiert die Reihe „Berlinale goes Kiez“ im Film- theater an der Karl-Marx-Straße. „Da- mit wollen wir das wunderbare En- gagement des Kinos, beispielsweise durch die Kooperation mit Schulen, würdigen und das Haus unterstüt- zen“, sagt Johanna Muth, die die Berlinale-Events in den Berliner Kiez- kinos betreut.

Zwei Filme werden heute Abend im prächtigen Saal 1 des Passage-Kinos gezeigt: Um 18.30 Uhr beginnt „Paziraie Sadeh“ („Modest Reception“), der in der Forum-Sektion läuft, um 21.30 Uhr der spanische Wettbewerbsbeitrag  „Dictado“ („Childish Games“). Zur Vorführung des iranischen Films habe sich ein Großteil des Filmteams angekündigt, ver- spricht Johanna Muth. Auch „Dictado“ lockt hoch- karätige Protagonisten der Kinobranche nach Neu- kölln: „Antonio Chavarrias, der Regisseur des Films, wird da sein. Außerdem der Schauspieler Jürgen Vogel und Regisseur Matthias Glasner, der mit seinem Film „Gnade“ im Wettbewerb antritt.“ Letztere sind  Paten der „Berlinale goes Kiez“-Veranstaltung in Neukölln.

Über den Berlinale-Online-Vorverkauf sind bereits für beide Vorstellungen keine Karten mehr erhältlich. Aber vom Passage-Kino (Tel. 68 23 70 18), das 50 Prozent des Gesamtkontingents verwaltet, war gestern zu erfahren, dass  noch Restkarten zu haben sind.

=ensa=

In Neukölln unter die Räder kommen

Der Radweg entlang der Oderstraße ist kein ordinärer Radweg, sondern ein besonderer. Er ist Teil der Radroute 10, die von der Hasenheide bis weit in den Süden Neuköllns führt. Um seinen Charakter des Speziellen zu betonen, bietet er Radfahrern zahlreiche Attraktionen:  zwei Spuren, den freien Blick aufs Tempelhofer Feld, Sprungschanzen nachempfundenen Erhebungen, acht- los kreuzende Fußgänger oder Hunde, vor allem bei Gegenverkehr herausfordernde S-Kurven, glitschiges Laub im Herbst und eine nur äußerst dürftige Schnee- räumung im Winter. Kurzum – ein Synonym für Langeweile ist dieser Abschnitt der Radroute 10 nicht.

altkleidercontainer, radweg oderstraße neuköllnSeit Dienstag letzter Woche hat sich die Zahl der Attraktionen mit Adrenalinschub-Potenzial um eine weitere erhöht. Direkt im Knick der Kurve nördlich des Werner-Seelenbinder-Sportparks steht seitdem ein funkelnagelneuer Altkleider-Container. Immerhin neben dem Radweg und nicht auf ihm. Doch sehr viel weiter können die, die ihn dort aufstellten, nicht gedacht haben. Das beweist die Richtung, in die die Einfüllluke zeigt: Ginge sie zum breiten Fußweg hin, wäre der Behälter ein Ärgernis, so aber ist er ein Unfallpunkt par excellence – für Radfahrer ebenso wie für Leute, die dem Container ihre alten Klamotten einverleiben wollen.

Zudem ist er ein Illegaler, denn der Bezirk Neukölln erteilt bereits seit 2009 keine Sondernutzungsgeneh- migungen für Altkleidercontainer auf öffentlichem Straßenland  mehr. Bür- germeister Heinz Buschkowsky (SPD) der auch Chef des Ordnungsamts ist, muss jedoch einräumen, dass die „fehlende Erlaubnis für einige Aufsteller keinen Hinderungsgrund darstellt.“ Rund 40 illegale Container, teilt er mit, habe das Bezirksamt im letzten Jahr entfernen lassen: „Da sich die Branche durch eine gewisse Dynamik aus- zeichnet und vom Bezirksamt geräumte Stand- orte durchaus wieder zu belegen weiß, werden weitere Aktionen auch in diesem Jahr folgen müssen.“

Der mit Aufklebern des Familienschutzwerk Stadtverbands Berlin versehene Container am Radweg der Oderstraße sollte weit oben auf der Liste der geplanten Aktionen stehen Denn es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis an dieser neuralgischen Stelle Radfahrer inein- ander krachen, um Altkleiderentsorgern auszu- weichen, oder  dort jemand, der mit seinen ausgedienten Klamotten Gutes tun wollte, unter die Räder gerät.

=ensa=

Update (29.2.2012): Der Container wurde entfernt.

Viel Platz … zwischen Aufwand und Wirkung

literatur- und pianobar froschkönig neuköllnGerne wird von den Quar- tiersmanagern im Neuköll- ner Schillerkiez bemängelt, dass es im Viertel keine Räumlichkeit gibt, die Platz für größere Versammlun- gen bietet. Dabei ist bisher offenbar die Literatur- und Pianobar Froschkönig mit ihren über 1.000 Plätzen völlig übersehen worden.

Bleibt die Frage, wofür das Quartiersmanagement grö- ßere Räumlichkeiten benö- tigen würde. Für Veran- staltungen, die über die Arbeit des QMs sowie die Aufgaben und Wahl des Quartiersrat informieren, jedenfalls nicht. Gerade mal insgesamt sechs in- teressierte Anwohner, die nicht zum aktuellen Gre- mium gehören bzw. sich mit dem auskennen, ka- men zu den beiden Info- Abenden, zu denen das QM geladen hatte – mit „über 8.000 Briefen an alle Haus- halte im Quartier“, die auch dazu aufriefen, als Bewohnervertreter  für die nahende Quartiersrat-Wahl zu kandidieren oder wenigstens den Weg zur Wahlurne zu finden. Als Erfolg kann die bisher magere Resonanz auf den Appell zur Partizipation wahrlich nicht gewertet werden.

=ensa=

Unerwarteter Ferientag in einer Neuköllner Grundschule

Gerade mal zwei Unterrichtstage hatten die Kinder der Neuköllner Karlsgarten-Grundschule nach dem Ende der Winterferien hinter sich gebracht, dann hatten sie schon wieder frei. Kältefrei, denn im Schulgebäude war es ungemütlich kühl. Zu frisch, um sich aufs Lernen konzen- trieren zu können. Draußen herrschte strammer Frost, und die Heizungen in der Schule waren  bestenfalls lau- warm und damit weit davon entfernt, ihren Zweck zu erfüllen.

Was war passiert? Dreh- und Angel- punkt war das am Kiehlufer gelegene Fernheizwerk (FHW) Neukölln, das rund 30.000 Haushalte und diverse öffentliche Einrichtungen mit wohliger Wärme versorgt – eigentlich. Doch dann kamen in der Nacht von Sonntag auf Montag Tiefsttemperaturen, die Berlin seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hatte, und auch am Montag waren zweistellige Minusgrade angesagt. „Wenn alle gleichzeitig ihre Heizungen bis zum Anschlag aufdrehen, kann das immer mal zu Problemen führen, sollte aber natürlich nicht so sein“, sagt FHW-Chef Ulrich Rheinfeld. Montagabend gingen für ihn die Probleme los: Störungen im regelungstechnischen Bereich bewirkten innerhalb von neun Stunden zwei fernheizwerk neuköllnAusfälle der Netzeinspeisung am Kiehl- ufer. „Das kann und wurde zwar durch das Heizwerk Weigandufer kompensiert“, räumt Rheinfeld ein, „trotzdem kam es aufgrund der Lastverschiebungen und der eingetretenen hydraulischen Veränder- ungen im Fernwärmenetz zeitweise zu einer partiellen Unterversorgung in eini- gen Versorgungsbereichen.“ Weitere 12 Stunden habe es gedauert, bis alle betroffenen Gebäude wieder mit Fern- wärme vollversorgt waren. Da die Karlsgarten-Schule am weitesten von Kiehlufer entfernt ist und das heiße Wasser, das durch die FHW-Rohre fließt, den Rollberg hoch muss, habe dort am längsten auf angenehme Raumtemperaturen gewartet werden müssen.

Sehr flott ging es dagegen bei der Rixdorfer Schule. Dienstagvormittag mussten die Schüler noch frieren.  „Ab 14 Uhr wurden die Heizungen wieder heiß“, sagt Schul- leiterin Anke Peters. Kältefrei musste folglich nicht gegeben werden. Das galt auch für das ebenfalls von den FHW-Problemen betroffene Gebäude der Neuköllner Volks- hochschule, wo auch das Schulamt des Bezirks seinen Sitz hat. Das in der Nachbarschaft gelegene JobCenter Neukölln handhabte den weitgehenden Heizungsausfall im Haus flexibel. „Im Großen und Ganzen hatte die Störung keine Auswirkungen auf den Betrieb, weil sich die Raumtemperatur zum Glück nur langsam absenkte“, so Pressesprecher Uwe Mehlmann. „Aber Mitarbeiter, denen es zu kalt wurde, konnten früher gehen.“

Seit gestern ist es auch in der Karlsgarten-Grundschule „wieder wunderbar warm“. Ulrich Rheinfeld ist optimistisch, dass sich daran nichts ändert und die Panne im Fernheizwerk Neukölln die Ausnahme von der Regel bleibt.

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