Ausstellung im Zentrum Dreieinigkeit würdigt Juden im deutschen Fußball

Pfingsten kann nun endlich das zweimal verschobene internationale Jugendfußballturnier „Tournament of Peace – in memoriam Walther Bensemann“ stattfinden. Insgesamt werden 12 internationale Mannschaften mit Jugendlichen im Alter zwischen15 und 17 Jahren bei dem von TSV 1888 Rudow und BSV Grün-Weiß Neukölln gemeinsam ausgerichteten Turnier antreten. Im Vorfeld des Turniers wird seit Freitag bis Pfingsten die Ausstellung „Kicker, Kämpfer und Legenden. Juden im deutschen Fußball“ im Zentrum Dreieinigkeit in der Gropiusstadt gezeigt. Zur Eröffnung konnte Pfarrerin Nora Rämer (r.) die kooperierende Initiative „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“, Jens Gnielka von Grün-Weiß Neukölln, Bezirksbürgermeister Martin Hikel und viele andere mehr begrüßen.

Claudio Offenberg, Sportlicher Leiter bei Tennis Borussia, wies auf die geschichtliche Bedeutung jüdischer Fußballer, Trainer, Funktionäre und Journalisten hin, die den Fußball in seiner Gründerzeit populär machten. Walther Bensemann etablierte den Fußball in Deutschland, rief die Fußballzeitschrift „Der Kicker“ ins Leben und war im Januar 1900 Mitbegründer des Deutschen Fußballbunds (DFB). Julius Hirsch und Gottfried Fuchs waren lange Zeit das Traumsturmduo des deutschen Fußballs, und Kurt Landauer war der legendäre Präsident des FC Bayern München. 1933 waren derartige Karrieren beendet. Bis November 1938 durften Juden nur noch in jüdischen Vereinen spielen. Danach wurden alle Sportaktivitäten für sie verboten. Sie teilten das Schicksal aller europäischen Juden, wurden verfolgt und zum Teil in Konzentrationslager ermordet.

Offenberg wurde in Argentinien geboren, lebte einige Jahre in Israel und zog anschließend nach Berlin, in die Heimatstadt seines Vaters. Hier erlebt er, wie jüdische Fußballer angepöbelt, angegriffen oder antisemitisch beleidigt werden und entschließt sich, das nicht tatenlos hinzunehmen. Die Fußballweltmeisterschaft 2006 war für das Berliner Centrum Judaicum der Anlass, um die Ausstellung „Kicker, Kämpfer und Legenden“ gegen das Vergessen zu initiieren. Die Schautafeln führen die Besucherinnen und Besucher bis in die Gegenwart, indem sie auch die Geschichte des jüdischen Fußballs nach 1945 in Deutschland aufgreifen.

Buchhändler Heinz Jürgen Ostermann wies mich am Ende der Vernissage auf eine Veranstaltung am 19. Mai um 19 Uhr im Gemeindezentrum Dreieinigkeit hin: Bernd-M. Beyer wird über die Leistungen des Fußballpioniers und Pazifisten Walther Bensemann berichten. Beyer hat zahlreiche Publikationen rund um den Fußball veröffentlicht, darunter den biografischen Roman über Walther Bensemann mit dem Titel: „Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte“. Der Einritt ist frei. Anmeldungen bei der Buchhandlung Leporello (Tel. 030 – 665 261 53) sind erbeten.

Die Ausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden“ – Juden im deutschen Fußball“ wird noch bis zum Pfingstmontag im Zentrum Dreieinigkeit (Lipschitzallee 7) gezeigt. Öffnungszeiten:
Di. 9-16 Uhr, Mi. 10-18 Uhr, Do. + Fr. 9-14 Uhr, Sa. + So. 15-18 Uhr; am Pfingstsonntag ist die Ausstellung geschlossen.
Der Eintritt ist frei. Größere Gruppen werden gebeten, ihren Besuch mit der Buchhandlung Leporello, Tel. 030 – 665 261 53, abzustimmen.

=Christian Kölling=