Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. „Dieser 8. Mai ist ein Tag der Freude, der Trauer, der Fassungslosigkeit, aber auch ein Tag der Hoffnung und des Neubeginns.“ Mit diesen Worten lud der Freunde Neuköllns e. V. am vergangenen Sonntagnachmittag zu einem neuen Rundgang über den Garnisonfriedhof am Columbiadamm, wo der Historiker Werner Schmidt vor gut vier Jahren die Veranstaltungsreihe „Neuköllner Zeitreisen“ eröffnet hatte. Die zweistündige Tour führte unter anderem wieder am martialisch erscheinenden Denkmal des Königin-Augusta-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 vorbei , das auf dem Garnisonfriedhof im Herbst 1925 eingeweiht wurde. Es zeigt einen toten Soldaten, der auf einem Sockel liegt und von einem Fahnentuch bedeckt wird. Unter dem Tuch reckt der Tote seine geballte Faust empor. Die lateinische Inschrift „Exoriare aliquis nostris es ossibus ultor“ (Mag ein Rächer einst entstehen aus meinen Gebeinen) auf der Rückseite des Monuments sorgte in der Weimarer Republik für heftige Kontroversen und wurde kurz nach dem Ende des Krieges entfernt.
Die Führung machte aber ebenso an vielen anderen Stationen halt, um die Vielfältigkeit historischer Ereignisse und Erinnerungen zu erläutern, die mit den Gräbern und Denkmalen verbunden sind. „Dieser Ort ist ein historischer Hotspot für 200 Jahre deutsche Geschichte“, sagte Schmidt, der einige Gedanken über den Garnisonfriedhof in seinem Geschichts-Blog Neuköllner Clio festgehalten hat. Die rund 30 Teilnehmenden des Rundgangs konnten auch die kleine Feierhalle besichtigen. Am 2. Oktober 2009, als sich der Vernichtungsbefehl des Generalleutnants von Trotha gegen über 50.000 Ovaherero und Nama zum 105. Mal jährte, fand hier in Anwesenheit des namibischen Botschafters eine Feierstunde statt, bevor am anderen Ende des Friedhofs eine bis heute umstrittene Gedenkplatte für die Opfer des Genozids enthüllt wurde. Im Frühjahr 2017 war in der Kapelle eine Ausstellung mit Fotos aus der zerstörten syrischen Stadt Aleppo zu sehen.
Zwei Monumente auf dem Friedhof am Columbiadamm beschäftigen inzwischen die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung. Ein Antrag der Grünen-Fraktion fordert die Entfernung des sogenannten Afrikasteins (Drucksache 0097/XXI). Die BVV-Fraktion der Linken will einen Gedenkstein entfernen lassen, auf dem an die 26. Panzerdivision der Wehrmacht erinnert wird. „Zur Information über den Gedenkstein, die Rolle der 26. Panzerdivision im Zweiten Weltkrieg sowie ihrer Beteiligung am Massaker am Padule di Fucecchio soll eine Hinweistafel errichtet werden“, fordert die Linke (Drucksache 228/XXI).
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