Abfahrt mit Hindernissen

9_vfw614_deutsches technikmuseum berlinIhr letzter Flug liegt mehr als ein Jahrzehnt zurück. „Bis 1999 gehörte die VFW 614 zur Flotte der Flugbereitschaft der Bundesregierung“, er- zählt Heiko Triesch. „Die komplette VIP-Ausstat- tung ist auch noch drin.“ Luxuriös dürfe man sich die aber nicht vorstellen – obwohl reichlich Polit-Prominenz in dem 44-Sitzer Platz nahm, verrät der stellvertretende Leiter des Deutschen Technikmuseums Berlin, das seit 2007 Besitzer des 8_vfw614_deutsches technikmuseum berlinausgemus-terten Fliegers ist. Während der im Neuzustand die Bundesregierung noch 12,5 Millio- nen DM gekostet hatte, war nun nur noch das zu investieren, was „für einen vollausgestatteten Golf“ zu zahlen ist. Der ideelle Wert liege zweifellos weitaus höher, sagt Heiko Triesch.

Bis gestern stand die Maschine im Hangar des ehemaligen Flughafens Tempelhof, was nicht nur dem Material, sondern auch den Kosten ziemlich zusetzte: „Jedes Mal, 6_vfw614_deutsches technikmuseum berlinwenn das 12 Tonnen schwere Flugzeug bewegt werden musste, weil es sonst bei 11_vfw614_deutsches technikmuseum berlinPartys oder an- deren Veran- staltungen im Hangar im Weg gestan- den hätte, mussten wir den Transport aufs Vorfeld aufwändig organisieren.“ Seit der Flughafen keiner mehr ist, sei eben auch die Infrastruktur nicht mehr vorhanden. Zwar ist auch die VFW 614 dann und wann als Kulisse eingesetzt worden, beispielsweise für den Spielfilm „Hilde“, aber längst nicht so häufig wie der Rosinenbomber, der nun als letztes und einziges Flugzeug in Tempelhof steht bzw. stehen sollte. Denn so glatt wie geplant, verlief der Abtransport 12_vfw614_deutsches technikmuseum berlindes weiß-blauen Düsenflugzeugs dann doch leider nicht. Der 20 Meter lange Rumpf, der gestern von einem Kran auf einen LKW geladen wurde, steht nun wieder auf Euro- paletten-Stapeln im Hangar. „Die Gesamt- höhe lag einige Zentimeter über der Ab- messung, die polizeilich genehmigt war“, berichtet Trieschs Mitarbeiter Dietmar Rup- pert. „Jetzt bemühen wir uns, so schnell wie möglich einen neuen Termin für den Trans- port des Rumpfes nach Werneuchen zu 1_vfw614_deutsches technikmuseum berlinkriegen.“ In dieser Wo- che werde der jedoch auf keinen Fall zu realisieren sein.

Dass der Rumpf zeitnah dort deponiert werden kann, wo gestern bereits die beiden Tragflächen ankamen, ist sehr im Interesse des Deutschen Technikmuseums. Anders als im zugigen Tem- pelhofer Hangar seien die Bedingungen in der 5_vfw614_deutsches technikmuseum berlin„staubtrockenen Halle“ auf dem ehemaligen Militär- flughafen der russischen Armee perfekt. „Wenn wir noch ein paar Wochen warten“, so Heiko Triesch, „könnten wir das Problem bekommen, dass sich Vögel Brutplätze in dem alten Flugzeug gesucht haben und der Transport aus Naturschutzgründen nicht stattfinden darf.“ Schmunzelnd ergänzt er: „Wir machen das also nicht jetzt im Winter, weil wir beim Arbeiten so gerne kalte Hände und Füße haben.“

Zwei Wochen lang war ein halbes Dutzend Monteure der Firma 7_vfw614_deutsches technikmuseum berlinHerrmann & Wittrock damit be- schäftigt, die VFW 614 fach- männisch zu zerlegen, die 3_vfw614_deutsches technikmuseum berlinLeit- werke und die beiden 11 Meter langen Trag- flächen vom Rumpf zu trennen, Unmengen 2_vfw614_deutsches technikmuseum berlinvon Kabeln abzuklem- men und Schrauben in Plastikbeutel zu ver- packen. Dass die Maschine nie wieder ihre Flugtauglichkeit beweisen wird, spielte dabei keine Rolle. Auch nicht, dass sie in Werneuchen in Einzelteilen geparkt wird – so wie etwa 30 andere Flugzeuge, die das Deutsche Technikmuseum in 4_vfw614_deutsches technikmuseum berlinHallen eingelagert hat.

„Natürlich würden wir unsere Schätze wie die VFW 614, von der 19 gebaut wurden und nur noch sechs existieren, gerne fürs Publikum zugänglich machen“, 10_vfw614_deutsches technikmuseum berlinsagt Heiko Triesch. Aber dafür müsse man eben auch den Platz haben. „Für Museen wie unseres ist es jedenfalls normal, dass man mehr hat, als man zeigen kann.“ Immerhin ließen sich für demontierte Flugzeuge Hallen zum Einlagern finden, das sei mit Schiffen doch schon wesentlich schwieriger.

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