Bilder, die unter die Haut gehen

Eine Wand haben Sara Tricoli und Domenico Richichi extra frei und weiß gelassen, um in ihrem Eiscafé auch wechselnde Kunstausstellungen zeigen zu können. Bei 5_dermacakes_ale senso_erste sahne neuköllnder, die aktuell dort zu sehen ist, waren sie aber zunächst zögerlich, ob sich die Bilder wirklich mit italienischem Eis der Spitzen-klasse, feins- erste sahne otivm_neuköllnten Patisse- rie-Produkten und dem Ge- schmack der Kunden ver- tragen würden. „In den ersten Tagen war es sehr aufregend“, gesteht Sara Tricoli. Würden einem Kind oder Erwachsenen beim Blick auf die Werke die Gesichtszüge entgleisen und die Lust auf Süßes schlagartig vergehen? Inzwischen, knapp vier Wochen nach der Vernissage und zwei Wochen vor der Finissage, geht sie ganz entspannt mit dem Risiko um.

Ein knappes Dutzend eher kleinformatiger Bilder der Künstlerin Ale Senso hängt an der Wand. Ein filigranes Netz aus roten 4_dermacakes_ale senso_erste sahne neuköllnund blauen Fäden verbindet sie. Das sei eine Anspielung auf die farbliche Darstel- lung von Venen und Arterien in Bio- logie-Büchern, erläutert die Italienerin.

Die Bilder, die in der Ausstellung mit dem Titel „Dermacakes“ gezeigt werden, belassen es nicht bei An- spielungen.  Sie demonstrieren sehr konkret, wie Ale Senso ihre Leiden- schaften für medizinische Bücher und fürs Kochen künstlerisch ver- 2_dermacakes_ale senso_erste sahne neuköllneint. Beide wurden der 35-Jährigen quasi in die Wiege gelegt: Ihre Mutter ist eine begnadete Köchin, zwei Familienmitglieder sind Ärzte.

Auf den ersten Blick glaubt man sich in der Ausstellung bunten Grafiken gegenüber, die mit organischen und geometrischen Formen spielen. Wer sich jedoch jemals im Biologie-Unterricht mit dem beschäftigt hat, was unter der Haut im menschlichen Körper steckt, erkennt rasch Be- kanntes: Organe, die Struktur eines Auges, das Gehirn, einen Querschnitt der Haut mit Subcutis, Dermis, Epi- dermis, Schweiß- und Talgdrüsen, Haarwurzeln und Blutgefäßen. Schon die von Ale Senso durch Farben künstlerisch verfremdete Darstellung, die Konkretes zu Abstraktem macht, ist sehenswert. Aber die Italienerin, die in der Nähe des Eiscafés 1_dermacakes_ale senso_erste sahne neuköllnwohnt und Domenico Richichi beim Deutsch- Kurs kennen lernte, setzt noch einen drauf, indem sie die kulinarischen Fertigkeiten ihrer Mutter gepaart mit eigener Phantasie und mehr als einer Prise Ironie zum Zug kommen lässt: Durch Verzierungen und die Darstellung in bäckereiüblichen Portionen wirken die anatomi- schen Detailzeichnungen wie Kuchenstücke.

3_dermacakes_ale senso_erste sahne neuköllnSogar ein Backbuch mit den Rezepturen aller ausgestellten Werke wurde von Ale Senso angefertigt. Bezeichnenderweise hat sie dafür den Schelmenroman vom Simplicissimus re- cycelt. Eben diese Kombination von Kunst und Humor ist es, vermutet Sara Tricoli, die es schafft, dass niemand an den Dermacakes Anstoß nimmt, sondern sie als Beigabe zu den angebotenen Kaffee- und Eisspezialitäten, Des- serts und Kuchen gern gesehen sind.

Ale Sensos „Dermacakes“-Ausstellung ist noch bis zum 10. März im Eiscafé Erste Sahne zu sehen; Öffnungszeiten: Fr. – So. 13 – 20 Uhr.

=ensa=