Im Oldtimerbus via Kreuzberg nach Neukölln

Der Motor fauchte und das Getriebe ächtzte. „Bei der ersten Tour bin ich nie schneller als 40 gefahren. Vorsichtig: So wie mit rohen Eiern“, versicherte Stefan Freytag, Geschäftsführer der Traditionsbus GmbH Berlin, bevor er sich in der Langen Nacht der Museen am Samstagabend zum zweiten Mal an das Steuer seines 85 Plätze zählenden Doppeldeckers setzte. Bis 1984 fuhr das Modell für die BVG durch das damalige West-Berlin. Vier Touren in die Berliner Kieze, die alle um 18.30 Uhr sowie um 21.30 Uhr vor dem Kulturforum starteten, waren vorab auf der Pressekonferenz zur LNDM angekündigt worden. „Die erstmals angebotenen Touren im Oldtimerbus waren besonders beliebt. Alle Fahrten in originalen, liebevoll bis ins kleinste Detail restaurierten Doppeldecker-Bussen des Typs Büssing DE waren komplett ausgebucht“, bilanzierte Pressesprecherin Dr. Kathrin Steinbrenner für die Organisatoren der Langen Nacht.

Kieztour 2 nach Kreuzberg und Neukölln begleite-ten Intissar Nassar vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum und Neukölln-Stadtführer Reinhold Steinle. „Beide Touren waren komplett voll – viele TeilnehmerInnen waren zum ersten Mal im Museum Neukölln“, vermerkte Steinle auf seiner Facebook-Seite. Passend zur Ausstellung „Die Sache mit der Religion“ im Museum Neukölln hing im Oldtimer der Kieztour 2 eine Anzeige des Deutschen Freidenkers Verbandes mit damaliger Anschrift in der Nord-Neuköllner Hobrechtstraße. Inhalt des Plakates: Ein Aufruf für die Anmeldung zur Jugendweihe 1983. Nicht weit davon erinnerte über dem Heckfenster des Busses ein Aufkleber mit der Aufschrift „Höflichkeit ist nie verkehrt“ an die Uralt-Kampagne „Sei nett – nimm Rücksicht“ der Verkehrsbetriebe.

Am Start- und Zielpunkt der Bustouren waren am Kulturforum auch Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Kunst-gewerbemuseum gut besucht. Rund 8.900 Besucher kamen, darunter auffallend viele junge Gäste, die vor allem in das Kunstgewerbemuseum strömten, wo allein 3.100 Besuche gezählt wurden. Junge Designer und Kreative sowie Schüler des Lette Vereins Berlin zeigten ihre Entwürfe. Start-ups präsentierten ihre neueste Erfindungen. Unbestrittetener Publikumsrenner der Langen Nacht war jedoch das Spio-nagemuseum am Leipziger Platz mit 12.400 Besuchen.

=Christian Kölling=