Ausstellung über die Gropiusstadt im Rudower Heimatverein

Eine Milliarde siebenhundertneununddreißig Millionen achthundertsiebentausendeinhunderteinundsiebzig Deutsche Mark: Auf diese stolze Summe beliefen sich einst die Gesamtkosten für den Bau der Gropiusstadt (r.) – und darin waren die Leistungen der öffentlichen Hand sowie die indirekten Kosten noch nicht einmal enthalten. Kein Wunder vielleicht, dass die erste West-Berliner Trabantenstadt mit knapp 20.000 Wohnungen, für die der damalige Regierende Bürgermeister Willy Brandt 1962 den Grundstein legte, bis heute weit über die Grenzen ihres eigenen Stadtteils hinaus strahlt.

Der Rudower Heimatverein greift die Geschichte des Milliardenprojekts in seiner 107. Ausstellung (l.) auf, die noch an diesem Wochenende im Haus auf dem Hof der Alten Dorfschule zu sehen ist. Ein zweistündiger Rundgang wird nach dem Ende der Ausstellung am Sonntag nächster Woche, 2.6., angeboten. Modern, luftig, farbenfroh, mit erstaunlich vielen Grünflächen und einer vorbildlichen Anbindung an das Berliner U-Bahn-Netz wurde die Hochhaussiedlung geplant. Seit 1972 trägt sie den Namen des Bauhaus-Architekten Walter Gropius, der sich bereits in den 1950er Jahren erste Gedanken darüber gemacht hatte, wie eine lebenswerte, aber deutlich kleinere Siedlung im Süden Neuköllns eines Tages aussehen könnte.

„Für mich war die Gropiusstadt eine Bereicherung“, sagte mir Jutta Kendzia (r.), Vorsitzende des Rudower Heimatvereins, am vergangenen Sonnabend. Gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Manfred Ziemer und Hans-Georg Miethke, Gropiusstädter der ersten Stunde und Erstmieter seit 1969, hat die Rudowerin die Ausstellung zusammengestellt. Die Schautafeln im Raum zeigen die Geschichte des Baugeländes, das seit dem Mittelalter landwirtschaftlich genutzt und in der Mitte des 19. Jahrhunderts teilweise zum Jagdgebiet erklärt wurde. Die verschiedenen Planungsphasen werden ebenso dargestellt wie das Lebensgefühl der ersten Mieter, die Ende der 1960er Jahre aus den dicht besiedelten Innenstadtbezirken Schöneberg, Kreuzberg und Neukölln in das Gebiet um die Wutzkyallee und die Johannisthaler Chaussee zogen. Der Ausbau der sozialen Infrastruktur in der Trabantenstadt, der etwa mit der Eröffnung des Gemeinschaftshauses am Bat-Yam-Platz im Jahr 1973 begann und über das Viertel hinaus ausstrahlte, wird nachgezeichnet. Schließlich wird auch die schleichende soziale Entmischung der Gropiusstadt thematisiert, die 1981 mit der Einführung der Fehlbelegungsabgabe begann, sich nach der Wiedervereinigung beschleunigte, und in der Gegenwart sich in einem hohen Anteil von Neuzuwanderern im Stadtteil Gropiusstadt niederschlägt.

Samstag, 25., und Sonntag, 26. Mai, 10 bis 16 Uhr
Ausstellung über die Gropiusstadt im Rudower Heimatverein

Hof der Alten Dorfschule
Alt-Rudow 60
12355 Berlin

Sonntag, 2. Juni, 13.30 Uhr:
Rundgang durch die Gropiusstadt
Treffpunkt: U-Bhf. Johannisthaler Chaussee
Anmeldungen unter Tel. 664 39 26
Dauer des Rundgangs ca. 2 Stunden

=Christian Kölling=