„Ha en trevlig våffeldagen!“ – das wünscht man sich heute in Schweden. Und dann wird Teig gerührt, das Waffeleisen aus dem Kü- chenschrank geholt und bis zum Sättigungs- punkt der våffla gehuldigt. Bis ins 17. Jahr- hundert reicht diese Tradition zurück, die der Überlieferung nach auf einem Missverständ- nis basiert: Auf den 25. März fällt auch der christliche Feiertag Mariä Verkündigung, der auf Schwedisch vårfrudagen heißt, was wie- derum – schnell und nuschelnd artikuliert – wie våffeldagen, also: Waffeltag, klingt. Und eben den begeht man in Schweden nun immer genau neun Monate vor Weihnachten.
In Neukölln, das schließlich gerne mal vorne ist, wartete man mit dem Waffeltag nicht bis zum 25. März, sondern feierte ihn schon ges- tern: im Waffelkaffel. „Weil Sonntage für solche Aktionen besser sind“, sagt Adrian Schefer, der zusammen mit seiner Partnerin Paula Leu das kleine Café vis-à-vis der Geneza- reth-Kirche vor einem Dreivierteljahr eröffnete.
Draußen sitzen will bei strengem Frost keiner, entsprechend voll ist es drinnen. Das liege aber nur marginal am Waffel- tag und dem mit ihm verbundenen Angebot „Gratis-Waffeln für alle“. Sonntags seien sie immer am Maximum, was in erster Linie der Nähe zum Tempelhofer Feld zu verdanken ist. Durchgefrorene Spaziergänger in Paar- bis Gruppenstärke geben sich gegen-seitig die Klinke in die Hand. Bei jedem Öffnen der Tür dringt ein warmer Schwall Waffelduft auf
die Straße.
Das 23 Jahre alte und 40 Kilo schwere Doppeleisen läuft zur Hochform auf, tauscht im Akkord zähflüssigen Teig gegen goldbraune Waffeln. Mit Puder- zucker bestäubt oder mit Schlagsahne, Nuss-Nougat-Creme, Eis, Früchten und anderen Zugaben belegt, landen sie auf verschnörkelten Vintage-Tellern. Wer Kaffee dazu bestellt, bekommt auch den in einer feinen Tasse aus Omas Geschirrschrank. Aber es ist nicht nur das Porzellan, das auf Geschichten zurückblickt. Zu jedem Stück des liebevoll gestalteten Waffelkaffel-Interieurs könn- te Adrian Schefer eine eigene Anekdote erzählen: „Das ganze Mobiliar hab ich selber gebaut, mit Abfallholz, das ich in den Straßen Neuköllns gefunden hab.“
Ganz und gar nicht retro, sondern beim Blick aufs Thermometer der Zeit voraus ist das Waffelkaffel indes mit der süßen Kreation, die für diese Woche anlässlich des Waffeltags in die Karte aufgenommen wurde: Frühlingsrolle heißt sie. In ihr steckt eine Kugel Vanille-Eis, umgeben ist die Waffel von Eierlikör und Mohn.
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