Es ist nicht nur der erste Buchstabe, den die Begriffe Gentrifizierung und Gala gemeinsam haben. In Neukölln verbindet sie außerdem, dass die Ereignisse stark von dem abweichen, was landläufig erwartet würde: Während sich der Verdrän-gungsprozess im Bezirk aktuell vor allem zwischen Armen und noch Ärmeren ab- spielt, bedeutet die Einladung zu einer Gala in Neukölln nicht zwingend, dass es vornehm wird und ein Dresscode einzuhalten ist.
Bestes Beispiel dafür war die gestrige Gala anlässlich der Ehrung von Neuköllns Meistersportlern 2011. Insgesamt 651 kamen vor den vollbesetzten Zuschauer- tribünen der Werner-Seelenbinder-Halle in der Genuss der Auszeichnung: 380 Jungen und Männer und 271 Mädchen und Frauen, die in 33 Sportarten für 21 Vereine im vergangenen Jahr Titel vom Berliner Meister bis hin zur Europa-meisterschaft errangen. Lilly Runge, eine Turnerin des TSC Berlin, war mit 6 Jahren
die Jüngste, der für den TSV Rudow startende Leichtathlet Helmut Fechner mit 78 Jahren der Älteste.
Nach dem musikalischen Opening der Veranstaltung durch Joe Cockers „Stars in Concert“-Double und der Begrüßung durch Sportstadträtin Franziska Giffey sowie Violetta Barkusky-Fuchs, die Vorsitzende des BVV-Sport-ausschusses, hieß es für die Athleten: Anstellen zum Abholen der lokalpolitischen Würdigung! Die war ebenso leger wie die Outfits der Zuschauer und fand nicht etwa auf der Bühne, sondern an zwei Tischen am Rand der Halle statt. In vier Durchgängen verteilten Neuköllner Bezirksverordnete aller Fraktionen (hier: Elfriede Manteuffel und André Schloßmacher, beide CDU) Ehrenukunden an

Ball- und Radsportler, Turner, Boxer, Judoka, Ruderer, Sportschützen, Rollkunstläufer und Leichtathleten. Am Nachbartisch wurde ihnen zusätzlich ein weißes oder rotes Polohemd mit dem Bezirkswappen auf der Brust überreicht. „Weiß ich nicht, ob ich das irgendwann mal anziehe“, meinte eine der Ausgezeichneten. Die Urkunde werde sie aber in ihrem Zimmer aufhängen, und das Beste an der Ehrung sei doch sowieso das Fest. Ein Get-together der Neuköllner Sportszene mit einem attraktiven sport-

lichen Rahmenprogramm von B wie Breakdance über akrobatisches Cheerleading mit den Berlin Thunderbirds, eine Reck-Show der Berliner Turnerschaft, Radball, Rhönrad- und Trampolinturnen bis hin zu einer spektakulären Taekwondo-
Demonstration des TC Sidestep. Bei der wur- de es ob der Schreie der kleinen und großen
Kampfkünstler nicht nur mächtig laut, son- dern es ging auch so manches Brett zu Bruch. „Das wäre kein Sport für mich. Da tut einem ja schon beim Zugucken alles weh“, fand nicht nur Franziska Giffey. Beeindruckend war es trotzdem, ebenso wie die Leistungsstärke der Neuköllner Sportler, die sonst meist im Schatten der Erfolgsschwimmer der SG Neukölln stehen.
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