Eine von weiteren Forderungen: Mehr Bänke im Reuterkiez!

kofbinger_szczepanski_reuterplatz neukoellnEntwurzelte Menschen, überwiegend alkoholisierte Männer, für die im Rathaus Neukölln spöttische Begriffe wie „Brigade-Sorgenlos“ und „Internationale Trinker-Gruppe“ geprägt wurden, bevölkern nicht nur fehlende bank_reuterkiez neukoellnam Reuterplatz auf Parkbänken den öffentlichen Raum. Ihre Anwesenheit ist überall ein Grund, weshalb verrottete Bänke an öffentlichen Plätzen oft nicht erneuert und gelegentlich sogar gezielt entfernt werden. Ein interkulturelles Seniorenprojekt im Reuterkiez trug unter Leitung der Politologin Ursula Bach dagegen zusammen, welche Bedürfnisse und Erwartungen ältere Menschen im Reuterkiez an ihr Wohnumfeld Weiterlesen

Jacky Spelter – Erinnerung an eine Neuköllner Kiezgröße

jacky spelter-filminterkulturelles seniorenprojekt reuterkiez_neukoellnIm Rahmen des Interkulturellen Seniorenprojekts im Reuterkiez hatte die Projektleiterin und Politologin Ursula Bach gestern interessierte Senioren und Seniorinnen zu einer vormittäglichen Filmvorführung im Kiosk am Reuterplatz eingeladen. Um die 20 Gäste sorgten dafür, dass der kleine Raum zur jacky spelter-gedenktafel, sanderstraße neuköllnGänze gefüllt war. Gezeigt wurden zwei Filme über Jacky Spelter, der – bis zu seinem Tod am 12. Mai 2004 – jahrzehntelang in der Sanderstraße im Reuterkiez gelebt hat, wo heute eine Gedenktafel an ihn erinnert.

Jakob Spelter, von allen Jacky genannt, war Deutschlands ältester Rock’n’Roller. Er hat Elvis Presley während dessen Militärzeit in Deutschland Weiterlesen

Wenn die gewohnte Umgebung fremd geworden ist

the bread station neuköllnWie lebt es sich in einem Kiez, dessen Bewohner-struktur sich binnen weniger Jahre rapide verjüngt hat, während man selber stetig älter wurde? Der Heimat ist, sich aber nicht mehr so anfühlt. In dem Bäckereien hope-seniorenzentrum neukoellneröffnen, die The Bread Station heißen, hippe Läden und Cafés in ehemalige Eckkneipen ziehen, und viel englisch, spanisch und italienisch gesprochen statt ber-linert wird.

Sie habe nie woanders als im Reuterkiez gelebt, erzählt eine Rentnerin. Nun wohnt sie am Maybachufer, vorher in anderen Straßen, die zwar noch heißen, wie sie immer hießen, ansonsten aber ihre Gesichter verändert haben: „Durch die Entwicklung der letzten Jahre hab ich den Eindruck, in einen anderen Kiez umgezogen zu sein.“ Für das seit Oktober 2012 laufende Weiterlesen

Weltgeschichte auf einen Neuköllner Kiez heruntergebrochen

titelseite leben im umfeld der martin-luther-kirche im ersten weltkrieg_berlin-neuköllnWenn nach dem Abschluss eines Projekts eine ge-druckte Dokumentation entsteht, gleicht diese oft einer von Logos gezierten Nabelschau, die für Unbeteiligte eher uninteressant ist und als Kernaussage impliziert, dass die in der Projektförderung kalkulierten Druck-kosten eben ausgegeben werden mussten.

Embleme von Förderern und Danksagungen fehlen auch in der Broschüre „Leben im Umfeld der Martin-Luther-Kirche im Ersten Weltkrieg“ nicht. Ansonsten unterscheidet sich das Produkt einer im letzten Jahr von der evangelischen Gemeinde veranstalteten Ge-schichtswerkstatt aber erheblich und ausgesprochen wohltuend von einschlägigen Publikationen. Wie haben die Menschen vor 100 Jahren in diesem Neuköllner Kirchenbezirk gelebt und wie war ihre Weiterlesen

Erinnert werden wollen

Die evangelische Martin-Luther-Gemeinde in Neukölln widmet sich in diesem Jahr einem sehr ambitionierten Projekt: einer Geschichtswerkstatt zum 1. Weltkrieg. Es sollen Antworten gefunden werden auf Fragen wie: Was prägte das Zusammenleben der Gemeinde, als ein Viertel der flandern_geschichtswerkstatt-martin-luther-gemeinde-neuköllnmänn- lichen Bevölkerung in den Krieg ziehen musste? Wie haben die Menschen die unbeschreibliche Notlage, für die der Kohl- rübenwinter als Synonym steht, überlebt? Wie spielte sich der Alltag in den unvor- stellbaren Wohnverhältnissen der Mietska- sernen ab, mit hoher Kinder- und Jugendsterblichkeit und wo die Lungentuberkulose Volkskrankheit Nr. 1 war? Welche Auswirkungen auf das soziale Leben hatten die Botschaften: Ehemann, Vater, Sohn, Bruder gefallen? Was taten die Weiterlesen

Wie Teile eines Puzzles: Ältere bringen Jüngeren die Geschichte des Neuköllner Reuterkiezes näher

senioren-erzählwerkstatt reuterkiez_neukölln„Donnerwetter, die ist ja sehr schön geworden! Und was für eine wunderbare Qualität.“ Auch im Neuköllner Reuterkiez war erst vorgestern Heiligabend, doch für die Teilnehmer des inter- kulturellen Senioren-Kiezprojekts gab es schon in der letzten Woche mit dem Erscheinen der broschüren-präsentation_galerie r31 neuköllnBroschüre ihrer Erzählwerkstatt eine vorgezoge- ne Bescherung: In der Galerie R31 konnten die 55- bis 84-Jährigen erstmals in dem Buch „Stimmen aus dem Reuterkiez – Seniorinnen und Senioren berichten von früher und heute“ mit ihren eigenen Weiterlesen

„Unser Leben in Neukölln“ lässt Zeitzeugen erzählen

„Das ganze Gebiet hatte etwas von den Trümmerwüsten, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg überall in Berlin zu finden waren“, erinnert sich Anna-Maria Fenske. wasserturm leykestraße kopfstraße_neuköllnUnheimlich sei es gewesen, von ganzen Häuser- blocks nur noch die Kellerfundamente sehen zu skulptur sonne_rollbergviertel neuköllnkönnen – und bewohnte Häuser drumherum. Le- diglich rund 40 Jahre liegen die Ereignisse zurück, die die Neuköll- nerin beschreibt. Auf dem, was damals Trüm- merwüste war, entstand das Rollbergviertel. Anna- Maria Fenske ist die jüngste von acht Zeitzeuginnen und -zeugen, die in ihren Erinnerungen nebst Foto- alben kramten und kleine, subjektive Kapitel der Alltagsgeschichte des Bezirks für die nun erschienene 36-seitige  Broschüre „Unser Leben in Neukölln …“ verfassten.

Im Mittelpunkt der Erzählungen stehen Erlebnisse und Eindrücke von den 1920er Jahren bis heute. Die Aspekte Wohnen, Freizeit und Einkaufen gaben das thematische Gerüst vor. Sie wurden zunächst im von Ursula Bach geleiteten Geschichtsgesprächskreis der Volkshochschule Neukölln behandelt, an dem auch die Zeitzeugen teilnahmen. Ihre Erinnerungen in Buchform zu veröffentlichen, war eine recht spontane Idee, die, so Bach, auf dem Anliegen fußt, „durch die selbst- erlebten konkreten Erfahrungen ein vhs-broschüre_ unser leben in neuköllnStück Bezirksgeschichte lebendig  zu machen.“

Zurück in die Nachkriegszeit führt das Kapitel Freizeit: „Das Leben fing an, wieder Freude zu machen“, resümiert Karl-Heinz Krause in seiner Erzählung. Erika Fehling erinnert u. a. an das mit finanzieller Hilfe der Amerikaner gebaute Columbiabad: „Dort gab es einen Sprungturm mit Zehn-Meter-Brett, damals (1951) eine Sensation!“

Ein Zeitfenster von rund 90 Jahren öffnet indes das Kapitel Wohnen. Die Bedin-gungen, unter denen man in den 1920er Jahren in den Neuköllner Kiezen lebte, werden ebenso thematisiert wie die Kahlschlagsanierung des Rollbergviertels, Hausbesetzungen im Reuterkiez und Umzüge, die etappenweise zur Verbesserung des eigenen Wohnstandards führten.

Die Vielzahl und Vielfalt der Einzelhandelsgeschäfte, wie sie zwischen 1960 und Mitte der 1980er Jahre in Nord-Neukölln noch anzutreffen waren, spiegeln die Erzählungen im Kapitel Einkaufen wider:  Helga Wirths vergleicht in ihrer das heutige Angebot in der Reuter- und Pflügerstraße mit dem der 1970er Jahre. Jürgen Schäfers Fokus liegt auf der Weser- und Elbestraße um 1960, richtet sich aber auch auf die Karl-Marx-Straße: „Ich habe heute noch den Geruch des gepflegten Holzparketts in der Nase ehemaliges hertie-haus neukölln,karl-marx-straßeund denke gerne an die dort verbrachten Stunden zurück. Am Haupteingang gab es einen Pförtner, bei dem man auch seinen Hund für die Zeit des Einkaufs abgeben konnte„, erinnert er an das vor sieben Jahren geschlossene Hertie-Kaufhaus, das nach Ent- kernung und Komplettumbau 2010 als Shop- pingcenter wiedereröffnet wurde.

Für alle, die erst seit wenigen Wochen, Mo- naten oder Jahren Neuköllner sind, ist die Broschüre eine gute Gelegenheit, mehr über den Bezirk und das Leben zwischen S-Bahn-Ring und Hermannplatz vor ihrer Zeit zu erfahren. Bei Alt-Neuköllnern dürfte die Lektüre zahlreiche verschüttete Erinnerungen wachrufen.

Am 28. Januar um 17 Uhr wird die Broschüre „Unser Leben in Neukölln“ in der  Stadtbibliothek  in den Neukölln Arcaden vorgestellt. Das Heft ist außer- dem kostenlos in der Geschäftsstelle der  VHS Neukölln  erhältlich.

Der nächste von Ursula Bach geleitete Geschichtsgesprächskreis behan- delt das Thema  „Von der Schule zum Beruf“, beginnt am 11. Februar und umfasst 10 Termine.

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Unten durch

Wenn im Zusammenhang mit Neukölln von der Berliner Mauer die Rede ist, geht es heidelberger straße, neukölln, treptow, berliner mauermeistens um die Sonnenallee. Die Ge- schehnisse in der Heidelberger Straße, einer Nahtstelle zwischen Neukölln und Treptow, stehen etwas hintenan.

Mehr als 30 Tunnel wurden nach dem Mauerbau auf dem Teilstück zwischen Elsen- und Treptower Straße unter der Heidelberger Straße gegraben, um DDR-Bürgern die Flucht in den Westen zu ermöglichen. Einer dieser Tunnel wurde erst 2004 bei Bauarbeiten wie- derentdeckt.

Jetzt erinnert eine doppelte Kopfstein- pflasterreihe an den Verlauf der Mauer in der schmalen Straße. Was sich damals unter der Heidelberger Straße abspielte, beschreibt ein lesenswerter Text, der mit berliner mauer, heidelberger straße, neukölln, treptowdem Titel „Bergwerk Ber- lin“ anlässlich des 49. Jah- restags des Mauerbaus  in der Freitag erschienen ist.

Mit der Berliner Mauer in Neukölln beschäftigt sich auch ein von der Politolo- gin Ursula Bach geführter Stadtspaziergang, der morgen um 15 Uhr startet.

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