Gesucht und nicht gefunden

alfred-scholz-platz_berlin-neukoellnDer Mann wirkt, als hätte er etwas verloren. Schiebt langsam sein Fahrrad über den Alfred- Scholz-Platz und sieht sich immer wieder um, manchmal aber auch konzentriert zu Boden. Nein, sagt er, er habe nichts verloren, suche aber trotzdem etwas: die Aufenthaltsqualität, die der Platz an der Neuköllner Karl-Marx-Straße seit seiner Umgestaltung und -benennung ha- ben soll. Alle möglichen Leute, angefangen beim Baustadtrat des Bezirks, hätten ihm die versprochen, deshalb würde er nun nach ihr Ausschau halten. Auf den neuen, „spärlich vorhandenen“ Bänken sei sie jedenfalls nicht zu finden. Das Weiterlesen

Gedenktafel und künstlerischer Clou für Neuköllns neuen Platz

einweihung alfred-scholz-platz_berlin-neuköllnGestern, 12 Uhr, strahlender Sonnenschein zur Einweihung des Alfred-Scholz-Platzes an der Karl-Marx-Straße. „Früher hätte man dazu Kai- serwetter gesagt“, bemerkt Neuköllns Baustadt- rat Thomas Blesing (SPD) in seiner Anmodera- tion gutgelaunt. Er lenkt damit – absichtlich oder nicht – schon auf den erste Programmpunkt des Tages hin: Die Ehrung des ersten sozial-demokratischen Bezirksbürgermeisters durch die Umbenennung des bisherigen Platzes der Stadt Hof.

Zum Geburtstag Kaiser Wilhelm II. am 27. Janu- ar 1898 lernten sich nämlich die späteren Ehe- leute Alfred und Gertrud Scholz kennen: Gertrud, die bis zum Beginn der Weimarer Republik Alfreds politische Weggefährtin war, vermerkte die heute vielleicht befremdlich erscheinende Erinnerung an den denk- würdigen Tag in ihrer kleinen Autobiographie „Leben und Wirken“. Nun Weiterlesen

Eine sichere Bank

Der weitere Umbau der Karl-Marx-Straße würde wegen der Einschränkungen auf der parallel verlaufenden Hermannstraße von 2014 auf 2015 verschoben werden müs- sen, kündigte der Neuköllner Baustadtrat Thomas Blesing Ende letzten Jahres bei einem Treffen der [Aktion! Karl-Marx-Straße] an. Am selben Abend informierte er darü- ber, wie auch im Protokoll (S. 5) vermerkt, dass die Umbenennung vom Platz der Stadt Hof in Alfred-Scholz-Platz wegen einer mit der Europawahl verbundenen 10- wöchigen Sperrfrist noch im März erfolgen muss oder erst nach der Wahl sein kann.

platz der stadt hof_alfred-scholz-platz_neukölln

In neun Tagen, bei einer Veranstaltung zum Umbau der Magistrale Weiterlesen

Über den Versuch, einen verdienten Neuköllner Bürger zu ehren – und Bürgerbeteiligung auszuhebeln

wappen stadt hof_platz der stadt hof_neuköllnFünf  Vorschläge, wie der Platz der Stadt Hof nach seiner Erweiterung umbenannt werden könnte, unterbreitete die [Aktion! Karl-Marx-Straße] als zivilgesellschaftliche Initiative im Sommer der Öffentlichkeit. Die Vorschläge, die aus insgesamt 160  Bei- trägen ausgewählt wurden, lauteten: Platz der Vielfalt, Platz der Kulturen, Platz der Toleranz, Neuköllner Stern und Rio Reiser Platz. Der Namenswettbewerb war als krö- nender Abschluss einer partizipativen Bürgerbeteiligung für die Neugestaltung des Platzes angekündigt. Gemeinsam mit Bewohnern Neuköllns hatten Weiterlesen

Namenswettbewerb zur Umbenennung des Platzes der Stadt Hof: Politikum oder Provinzposse?

Die Benennung von Straßen und Plätzen dient der Orientierung in der Stadt, soll Ehrung oder Würdigung der Namensgeber sein und weist gelegentlich auf ge- schichtliche Beziehungen hin. Das Verfahren der Namensgebung an sich ist oft Politikum oder Provinzposse. Zum Politikum wurde einst die Umbenennung eines Teils der Kreuzberger Kochstraße, die zwischen Axel-Springer-Straße und Friedrich- straße jetzt den Namen Rudi-Dutschke-Straße trägt. Eher eine Provinzposse war die Neubenennung des ebenfalls in Kreuzberg gelegenen Platzes vor dem Jüdischen Museum, der nun Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz heißt. Der Name Moses Mendelssohn Platz war zuvor vom Bezirksparlament abgelehnt worden – mit der Begründung, dass in Berlin eine Frauenquote für Namen im öffentlichen Raum gelte buschkowsky_wowereit_platz der stadt hof neuköllnund die gewünschte Geschlechterparität  noch lange nicht erreicht  sei.

In Neukölln stellte die [Aktion! Karl-Marx-Straße] vor den Sommerferien die Ergeb- nisse ihres Wettbewerbs zur Umbenen- nung des Platzes der Stadt Hof vor. Die Umbenennung sei gerechtfertigt, so die Initiatoren, weil der bisherige Name um- ständlich klinge, kaum in der Bevölkerung bekannt sei und der Platz Weiterlesen

Zur Interpretation freigegeben

Wir bitten um Ihr Verständnis! Das hören oder lesen Bahnreisende, wenn wieder mal ein Zug Verspätung hat, Postkunden, die vor der wegen einer Betriebsversammlung geschlossenen Filiale stehen, und diverse andere Leidtragende. Auch in Neukölln bedient man sich gerne dieser häufig strapazierten Floskel – zum Beispiel am  Platz der Stadt Hof, der derzeit über die Ganghoferstraße hinweg  eingerüstet ist  und  um- gestaltet  wird. Über  das, was  dort passiert, klären  Baustelleninfos  auf, die  an  den

baustelleninfo 2-2013_pdsh neukölln

Sperrzäunen hängen. Natürlich wird auf ihnen auch um Verständnis gebeten. Wofür, das bleibt zuweilen im Nebulösen stecken und somit der Deutungshoheit des Lesers überlassen. Entschuldigt man sich hier also dafür, dass auch genannte Perso- nengruppen trotz der Bauarbeiten zum Ziel kommen? Oder wird gar um Verständnis dafür gebeten, dass man sich in finanziell angespannten Zeiten keine kostspieligen Barrieren leisten kann? (Zugegebenermaßen ist dieses Beispiel aus dem Zusam- menhang gerissen, aber dazu lädt der ungeschickt formulierte Passus „Einschrän- kungen und Beeinträchtigungen“ in der  aktuellen Baustelleninfo  förmlich ein.)

Da geht noch was!

“Damit es wirklich ein Platz von uns Neuköllnern und für uns Neuköllner werden kann, braucht er einen neuen Namen”, stellte umbau_platz der stadt hof_neuköllnAndreas Altenhof von der Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße] fest, als Mitte August letzten Jahres mit der Umgestaltung vom Platz der Stadt Hof begonnen und im Zuge dessen zu einem Namenswettbewerb aufgeru- fen wurde.

Inzwischen ist das Buddeln auf dem Platz weit fortgeschritten und die Liste der Namensvorschläge lang: Neu- köllner Platz, Rixdorfer Platz, Weltbür- gerplatz, Platz der Internationalen Völkergemeinschaft, Place Jumelage, Mohammed-Bouazizi-Platz, Platz da, Am Diwan, Neukölln’s Mitte, Buschkowsky Rondell, Kurt- Krömer-Platz, Platz der Neuen Heimat und Grünes Eck finden sich u. a. auf ihr wieder. spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnEbenso der Wunsch, dass Name Platz der Stadt Hof beibehalten werden soll.

Weitere Vorschläge sind nach wie vor bei der Len- kungsgruppe willkommen. Ein zeitliches Ende sei noch nicht abgesteckt, sagt Horst Evertz, Prozesssteuerer bei der [Aktion! Karl-Marx-Straße]: „Auch über den Modus, wie aus den Vorschlägen der künftige Names des Platzes herausgefiltert werden soll, haben wir uns noch nicht verständigt.“ Beschlossen wurde jedoch schon, dass Transparenz das Wichtigste bei der Vorgehens- weise sein soll. „Dass der Platz plötzlich einen neuen Namen hat“, so Evertz, „wird es nicht geben.“ Die offizielle Umbenennung falle dann in den Zuständigkeitsbereich der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung, als deren Impulsgeber sich die Lenkungsgruppe verstehe. „Wenn es zu einer Um- benennung kommt, wird übrigens keine einzige Visitenkarte umgeschrieben werden müssen“, merkt Horst Evertz noch an. Weder durch die Sparkasse noch durch die Unternehmen im Nachbargebäude sei bisher eine Adressierung mit Platz der Stadt Hof erfolgt. Die Frage nach entsprechend gelagerten Folgekosten erübrigt sich also in diesem Fall.

=ensa=

König Buschi, Bausteinrat Blase und ein Plätzchen, das zum Platz der Neuköllner werden soll

spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnWunder dauern etwas länger – so heißt es wenigs- tens. Manchmal aber scheint Neukölln den Gegen- beweis antreten zu wollen. Aktuelles Beispiel dafür ist der  Umbau des Platzes der Stadt Hof: Freitagmorgen wurden Absperrungen aufgestellt, vormittags rückte spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnein Bagger an, mittags kamen Bezirksbürger- meister Heinz Busch- kowsky, Baustadtrat Tho- mas Blesing nebst Staatssekretär Ephraim Gothe, um Reden zu halten und den  ersten Spa- tenstich  zu machen, und schon wenige Stunden danach war die Baustelle wieder passé. Ein Wunder? Das wäre es in der Tat, wenn in so kurzer Zeit der Platz der Stadt Hof umgestaltet worden wäre. Ist er aber nicht.

Innerhalb der nächsten 14 Tage werde es aber wirklich losgehen, kündigt Horst Evertz von der [Aktion! Karl-Marx-Straße] an, dann werde der Platz komplett gesperrt und innerhalb von knapp 1 1/2 Jahren dessen Umgestaltung vollzogen. Danach solle spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, thomas blesing, ephraim gothe, heinz buschkowskyer seine Größe von aktuell 1.250 Quadrat- metern verdoppelt haben und nicht nur eine at- traktivere Optik, sondern auch eine deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität  aufweisen. Zu- dem fordert er auch von den Autofahrern ein spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnUmdenken: „Der Platz“, er- klärt Evertz, „wird bis zur Ecke Richardstraße ausge- dehnt. Das Abbiegen aus der Ganghofer- wird dann nur noch in die Richard- und nicht mehr in die Karl-Marx-Straße und umgekehrt mög- lich sein.“ Die  Befürchtungen eines Anwohners der Richardstraße, dem Schlimmes schwant, sind nachvollziehbar. In Heinz Buschkowskys Begeisterung darüber, dass die Umgestaltung des Platzes der Stadt Hof ein weiteres Stück Modernisierung der Karl-Marx-Straße  bedeute, mag er nicht so recht einstimmen.

Mit 100.000 Euro beteiligt sich der Bezirk Neukölln, 600.000 Euro finanziert der Berliner Senat aus dem Städtebauförderungs-Programm, um den „Modernisierungs- rückstau der letzten 20 Jahre“ in der Karl-Marx-Straße aufzulösen. Durch die Kombination aus Baumaßnahmen und einem neuen Geschäftsstraßen- management, prognostiziert Ephraim Gothe, bringe man die Magistrale Neuköllns spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, heinz buschkowsky, thomas blesing, ephraim gotheauf einen guten Weg. Wann das Ende des Wegs, sprich: der Hermannplatz, erreicht sein wird, bleibt offen. Von „weiteren Bauabschnitten im Sause- schritt“ spricht Buschkowsky und unkt, dass 2024 alles abgeschlossen sei. Dass es schneller gehen wird, hofft Staatssekretär Gothe.

Dass man mit dem Umbau des Platzes der Stadt Hof auch schon weiter sein wollte, will Thomas Ble- sing dann doch nicht unerwähnt lassen. Durch die Haushaltssperre des Senats hänge man  bereits jetzt vier Monate hinterher. Bestens gediehen sei jedoch die Bürgerbeteiligung, die maßgeblich dazu beitragen habe, dass hier umgesetzt werde, was die Neuköllner widerspiegelt: Kernstück des Platzes wird ein etwa 750 Quadratmeter großes demographisches spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, mosaikstein demografisches pflasterMosaik. Sieben unterschiedliche Steinsorten symboli- sieren in dem sieben Weltregionen und somit die Herkunftsländer der Neuköllner, Glassteine repräsen- spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, bauausführung: fa. dalhofftieren Staatenlose bzw. Menschen mit ungeklär- ter Herkunft. „Natürlich“, weiß Blesing, „ist das alles teurer als Beton.“

Aber es gehe eben auch um eine Identifikation mit dem Platz, der bisher kaum als solcher wahrgenommen wurde. „Genau deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass er auch eine kleine Festfläche bekommt und so als Veranstaltungsort genutzt werden kann“, ergänzt Andreas Altenhof. Er gehört hauptberuflich dem Direktorium der Neuköllner Oper an und engagiert sich ehrenamtlich in der aus Anwohnern, Akteuren und Gewerbetreibenden bestehenden Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, namenswettbewerbStraße]. Das Gremium will zugunsten der Akzeptanz des Platzes aber noch einen Schritt weitergehen. „Damit es wirklich ein Platz von uns Neuköllnern und für uns Neuköllner werden kann, braucht er einen neuen Namen“, findet Altenhof, der sich längst auf PdSH beschränkt, wenn er über den Platz der Stadt Hof spricht. Wer noch keinen Namensvorschlag in die Box geworfen hat, so sein Hinweis, solle ihn per spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, puppentheater k+k volkart, könig buschyMail oder Post schicken.

Gedanken um das „verkrüppel- te Büdchen“, den einstigen China-Imbiss unter der Platane, muss sich indes niemand mehr machen. Das kommt weg und dürfte, ginge es nach dem Willen der Puppenspieler von K & K Volkart, gerne als Puppentheater auf den Böhmischen Platz gestellt werden. Schon als Dankeschön für ihr  launiges Stück um König Buschi, Bausteinrat Blase und Herrn Kowalski vom Ordnungsämtchen hätten sie es verdient. Und der Platz der Stadt Hof wird, wie immer er dann auch heißt, ein neues Büdchen bekommen – nebst einem Wall-Klo, sieben sonder- angefertigten Bänken, neun Mastleuchten und etwa 10 Bäumen. Was ihm bleibt, ist aber definitiv die Platane.

=ensa=