Einer, der bewegt und auch selber ständig in Bewegung ist

Vereinsturnhalle_TuS Neukölln 1865 eVDie Geschichte des Turn- und Sportvereins Neukölln ist eine lange, vor allem aber eine bewegte. Sie beginnt 1865 und beweist, dass Verdrängung im Bezirk kein Phänomen des 21. Jahrhunderts ist.

Die Turnhalle (r.), die der Verein 20 Jahre nach seiner Gründung in der Ziethenstraße 79, der heutigen Platz an der Sonne_TuS Neukölln 1865 eVWerbellinstraße, baute, gibt es längst nicht mehr. Mit ihr fing an, was der TuS Neukölln-Vorsitzende Jörg Steinbrück heute rückblickend mit „Alles musste weichen!“ bilanziert. Zuletzt war es der 1958 auf dem Gelände des ehemaligen Sommerbads Grenzallee angelegte Vereinsmittelpunkt namens „Platz an der Sonne“ (r.), der für etwas Neues – das Autobahnkreuz Neukölln – das Feld räumen musste. Auch das 1974 erbaute Vereinsheim in der Boddinstraße hatte nicht allzu lange Bestand. Was es aber nach wie vor gibt, ist der TuS Neukölln, und der feiert morgen mit einem großen Fest  Weiterlesen

Herausforderung für Gipfelstürmer: 15. Tower-Run des TuS Neukölln im Ideal-Hochhaus

treppe_neuköllnWenn der Nachbar, der in der 2. Etage wohnt, täglich mehrmals hintereinander vom Erdgeschoss bis zum 4. Stockwerk läuft und es dabei ziemlich eilig zu haben scheint, liegt die Ver- mutung nahe, dass er am kommenden Sonntag schnell hoch hinaus will und das heimische Treppenhaus zur Trainings- strecke gemacht hat.

465 Stufen sind nach einer Einführungsrunde über etwa 400 Meter beim 15. Tower Run des TuS Neukölln im Ideal-Hoch- haus ideal-hochhaus_gropiusstadt neuköllnin der Gropiusstadt zu be- wältigen, dann ist die 29. Etage und damit das Ziel erreicht. Gerade einmal 3 Minuten und 16 Sekunden brauchte Vorjah- ressieger Jan Wilker für die Strecke; die langsamste der 155 Starterinnen und Starter benötigte fast 11 Minuten.

Wer beim diesjährigen Tower-Run in Berlins höchstem Wohnhaus in der Fritz-Erler- Allee 120 seine Gipfelstürmer-Qualitäten unter Beweis stellen will, kann sich noch am Wettkampftag anmelden.

Es geschah in Neukölln

Hier wurde Horst Bosetzky am 1. Februar 1938, also heute vor genau 75 Jahren, geboren. Hier ging er zunächst zur Volksschule, die später als Rütli-Schule bekannt wurde, und hier machte er sein Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium. Es folgten die Lehre zum Industriekaufmann bei Siemens und ein Studium der Soziologie, Psychologie, BWL und VWL an der FU Berlin. Vor genau 40 Jahren wurde er schließlich Professor für Soziologie an der Berliner Fachschule für Verwaltung und Rechtspflege – und blieb es bis zum Jahr 2000. Eine beeindruckende Karriere für jemanden, der den  Malus Neukölln  in die Wiege gelegt bekommen hatte.

horst bosetzky_lesung in neuköllnDoch diese eine reichte Horst Bosetzky nicht: In den 1970er Jahren begann er unter dem Pseudonym -ky Hörspiele, Drehbücher und Krimis zu schreiben. Etwa 20 Jahre später kamen biografische Romane sowie Spannungsromane dazu, und mit „Brennholz für Kartoffelschalen“ begann der schriftstellernde Professor aus Neukölln, der nun Wilmersdorfer war, eine mehrbändige Familiensaga.

Um den Jubilar nicht über Gebühr bei seinen Geburtstagsvorbereitungen zu stören, haben wir ihm fünf eher geschlossene Fragen gestellt – hier sind sie, samt Horst Bosetzkys sehr offener Antworten:

Nervt es eigentlich, als längst in einem anderen Bezirk Wohnender nach wie vor mit Neukölln in Verbindung gebracht oder als Ex-Rütli-Schüler tituliert zu werden?
Bosetzky: Nein, es freut mich, ich prahle geradezu damit, aus Neukölln zu kommen. Meine Mutter, geb. 1910, war sogar noch echte Rixdorferin. Die Ossastraße war mein Paradies (und das von Manfred Matuschewski in „Brennholz für Kartoffelschalen“).

Glauben Sie, dass Ihr Leben anders verlaufen wäre, wenn es nicht im damaligen Arbeiterbezirk Neukölln begonnen hätte?
Bosetzky: Ja. Wäre ich z. B. in Zehlendorf aufgewachsen, hätte ich nie die Nähe zu den sogenannten „einfachen Menschen“ haben können, zum „Volk“. Mir geht es da wie Heinrich Zille, der auch nur Zille geworden ist, weil er aus dem „Milljöh“ selbst gekommen ist. Bei mir gilt das für beide Berufe/Berufungen: die Soziologie wie das Schreiben. Und als Sportler (1. FC Neukölln, TuS Neukölln und Neuköllner Sport- freunde) wollte ich auch im sozialen Bereich siegen: Vom Neuköllner Hinterhof und der Rütlischule zum Professor und zur „deutschen Krimilegende“.

Was verbindet Sie heute mit dem Bezirk?
Bosetzky: Das Emotionale, die (verklärende) Erinnerung vor allem. Als Träger der goldenen Ehrennadel, also Ehrenbürger, werde ich oft eingeladen – und steige dann am Hermannplatz oder Rathaus Neukölln aus der U- und auf dem Bahnhof Neukölln aus der S-Bahn. Alle Jahre wieder lese oder diskutierte ich auch da, wo ich das Abitur gemacht habe, in der Albert-Schweitzer-Schule. Außerdem wohnen meine Schwie- gereltern in der Gropiusstadt, und die besuchen wir dort mindestens einmal im Monat. Stehe ich im 17. Stock auf dem Balkon, liegt mir ganz Neukölln zu Füßen.

Mit welchen drei (maximal fünf) Wörtern würden Sie Neukölln beschreiben?
Bosetzky: Neukölln ist unbeschreiblich spannend.

Was wünschen Sie Neukölln für die nächsten 75 Jahre?
Bosetzky: Dass die Neuköllner mit dem berühmten Migrationshintergrund bald so waschechte Berliner werden wie die Hugenotten nach 1700, wirtschaftlich und kul- turell ebenso bedeutend wie diese. Dann ist Neukölln unschlagbar.

Aktuell schreibt Horst Bosetzky an einem Roman über Heinrich Zille; außerdem sind neue Bände für die Krimiserien „Es geschah in Berlin“ und „Es geschah in Preußen“ in Arbeit. Gerade erschienen ist das Buch „Berliner Leichenschau“, das Bosetzky zusammen mit dem Rechtsmediziner Prof. Dr. Günther Geserick schrieb.

Wir wünschen Horst Bosetzky ein neues Jahr voller Glück, Gesundheit, Erfolg, guter Ideen und erfüllter Wünsche.