Knapp daneben

Ein Mädchen aus Köln verbringt die erste Woche ihrer ersten Sommerferien bei ihrer Tante in Neukölln. Als die beiden nach einer Dampferfahrt auf dem Wochenmarkt am Maybachufer sind, ruft die Mutter der Sechsjährigen an. Das Kind übernimmt das Telefon, um zu erzählen, wo sie gerade waren, sind und noch hingehen werden. „Und

beagle

zum Frühstück haben wir Beagles aufgebacken“, berichtet es weiter, im nächsten Moment irritiert zur Tante guckend, die sich vor Lachen biegt. Es dauert eine Weile, bis sie wieder sprechen und klarstellen kann, dass Bagels in den Ofen geschoben wur- den. Tierschützer waren offenbar glücklicherweise nicht unter den Ohrenzeugen.

Spuren jüdischer Unternehmen in Neukölln

Vielfalt ist ein Begriff, der schon immer mit Neukölln in Verbindung gebracht wird. Sind es heute Einwanderer aus arabischen Ländern, der Türkei oder südlichen EU- Nationen, die mit ihren Unternehmen das gewerbliche Angebot im Bezirk mitgestal- ten, waren es früher jüdische Geschäftsleute, die völlig selbstverständlich zu Neu- kölln gehörten.  An sie erinnert der neue Hörspaziergang „Auf dem Damm“, der in 13 Stationen zwischen Hermannplatz und Maybachufer kleine und mittelständische

karstadt hermannplatz_neukölln

jüdische Unternehmen vorstellt, die bis zum Ende der 1930er Jahre im Kiez exis- tierten: Eierhandlungen, eine Likör- und eine Krepppapierfabrik, Weiterlesen

Musikalische Wanderer mit großem Gepäck

Wenn sich dienstags oder freitags an der Ecke Hobrechtstraße/Maybachufer eine Menschentraube gebildet hat, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass es auf dem  größten Neuköllner  Wochenmarkt  proppenvoll und das  Vorwärtskommen  dort nur  noch  mit  Geschiebe und Gedrängel möglich ist. Es könnte auch sein, dass  die

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Rathaus Ramblers wieder ihre Instrumente ausgepackt haben, um mit ihrem New Orleans Jazz etwas Mississippi-Feeling an den Landwehrkanal zu bringen. Das Trio wandert nämlich – anders als der Name vermuten lässt – nicht nur von Rathaus zu Rathaus. Aber ihre musikalische Geschichte begann in einem. „Unser erster Auftritt war im Roten Rathaus“, erklärt Jonathan Robinson, Kontrabassist und Sänger der Friedrichshainer Band. Seitdem seien sie schon weit gekommen und schon oft angekommen, auch am Maybachufer.

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Zoff um Neuköllner Stoff vor dem Berliner Verwaltungsgericht

neuköllner stoff-markt, maybachufer neuköllnneuköllner stoff-markt, maybachufer neuköllnDen Bewohnern des Maybachufers wird’s recht sein, dass er ziemlich geschrumpft ist: der „Neuköllner Stoff“-Markt. Reichten die Stände bei der Premiere im Oktober 2010 noch von der Kottbusser Brücke bis zur Hobrecht- straße, so ist es jetzt schon auf halber Strecke vorbei mit dem samstäglichen Markttreiben am Landwehr- kanal. Das hat aber nichts mit per se gesunkenem neuköllner stoff-markt, maybachufer neukölln, anwohner-protestInteresse potenzieller Händler oder den Anwoh- nerprotesten zu tun, die nun am kommenden Freitag vor dem Verwaltungsgericht Berlin be- handelt werden, sondern ist nach Einschätzung der Marktverwaltung Perske jahreszeitlich be- dingt: „Wie auf jedem Markt üblich sind Januar und Februar die für Händler schwierigste Ver- kaufszeit. Fast alle Berliner Wochenmärkte sind in diesen Monaten besonders schwach frequentiert gewesen, da macht auch der Neuköllner Stoff-Markt keine Ausnahme. Seit zwei Wochen vermerken wir wieder ein deutlich verstärktes Interesse der Händler. Somit reiht sich der Markt in den normalen Jahres-Zyklus ein.“  Auch die  Umsätze würden dank verbesserter  Wetterverhältnisse

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von den Händler, die die Kunden mit einer breiten Angebotspalette von Kurzwaren, Stoffen, modischen Accessoires und Blumen bis hin zu Obstschalen aus Schall- platten erfreuen, wieder als zufriedenstellend bezeichnet werden.

Dass es beim Neuköllner Stoff-Markt derzeit ohne das beim Türkenmarkt übliche Drängeln zugeht, wissen die Besucher dabei durchaus zu schätzen. Ob das Maybachufer samstags wieder zum Tummelplatz wird, hängt einerseits vom Wetter ab, andererseits aber auch vom Ausgang des Rechtsstreits und dem, was bereits jetzt daraus resultiert. „Wegen der juristisch unklaren Situation“, so Frank Zindel von der Marktverwaltung Perske, „haben wir alle Marketingmaßnahmen zeitweilig ein- gestellt.“ Die würden erst nach der Klärung des rechtlichen Rahmenbedingungen wieder anlaufen. So sie dann noch nötig sind.

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mein markt-broschüre der marktverwaltung perske, ausgabe frühjahr 2012, neuköllner stoffUpdate (31.3.2012): „Neuköllner Stoff geht weiter – Positives Urtel bei Gerichtsver- handlung“ titelt die Marktverwaltung Perske in der jüngst erschienenen Frühjahrs-Ausgabe ihrer Promo-Broschüre „Mein Markt“.

Alles nur wegen des Katers

Sie habe absolut nichts gegen Neukölln, das möchte die Enddreißigerin unbedingt festgestellt wissen. „Aber“, sagt sie, „ich hab eben auch jahrelang keinen Grund gehabt, mich im Kiez rund ums Rathaus aufzuhalten.“ Auf dem Türkenmarkt am May- bachufer sei sie manchmal, ab und zu auch im Süden des Bezirks in den Gropius Passagen, doch ansonsten kenne sie  – abgesehen von der Medienberichterstattung – vor allem das Souter- rain von Neukölln. Ihre Wohnung nahe der Jannowitzbrücke im Bezirk Mitte liege nur einen Katzensprung von der Station der U8 entfernt. Auf dem Weg in die Gropiusstadt steige sie dann am Hermannplatz in die U7 um und rausche unter Neukölln hindurch.

Vorgestern wurde das Gesetz der Serie erstmals durchkreuzt – wegen des Katers einer Freundin, die kürzlich vom Wedding in die Boddinstraße gezogen war und am Vortag wegen eines Blinddarmdurchbruchs ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Dunja B. erklärte sich daraufhin spontan bereit, solange bei ihr einzuziehen, um das Sitten des Wohnungstigers zu übernehmen. An der Station Rathaus Neukölln aus der U-Bahn zu kommen und plötzlich vor den gläsernen Neukölln Arcaden zu stehen, das sei schon ein Schock gewesen: „Da wurde mir schlagartig klar, wie lange ich schon nicht mehr in dieser Ecke von Neukölln gewesen bin, obwohl ich nur ’ne Viertelstunde entfernt wohne. Als ich zuletzt hier war, stand noch das Turnschuh-Haus.“ 13 Jahre ist es inzwischen her, dass das Gebäude an der Ecke Karl-Marx-/Flughafenstraße, auf dessen Seitenwand Gert Neuhaus sein Fassadenbild mit dem offiziellen Namen „Verschnürung“ gemalt hatte, abgerissen wurde.

Sie werde künftig weniger U-Bahn fahren, um mehr von den Veränderungen in Berlin mitzukriegen und sie selber zu erleben, hat die Interims-Neuköllnerin beschlossen.

=ensa=

Zweckentfremdet

Der Rücken schmerzt, im Nacken ziept’s und die Sehnenscheiden zwacken: Mensch und statische Schreib- tischarbeit im 9-to-5-Rhythmus passen ein- fach nicht zusammen. Dass sich auch kurze Pausen nutzen lassen, um eine gewisse Fit- ness und Beweglichkeit zu erhalten, konnten ges- tern die Besucher des Wochenmarkts am Neu- köllner Maybachufer er- leben. Auf beeindruckende Weise zeigte eine Performerin, dass ein Schreibtisch durchaus  auch  zum Sportgerät  taugt.  Irritierte bis  bewundernde Blicke des Kollegi-

legiums dürften einem beim Nachturnen der Übungen verschiedener Schwie- rigkeitsgrade sicher sein. Zudem wirken sich die kleinen Lektionen positiv auf den Teamgeist aus, da sicher bei manchem eine Hilfestellung sehr willkommen ist.

=ensa=

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