Rixdorfs Wanne und ihre wechselvolle Geschichte

Die Mierstraße ist 160 Meter lang und verbindet die Lahnstraße mit dem Mittel-buschweg, der vor allem als Neuköllner Müll-Hotspot bekannt geworden ist. Friedrich Wilhelm Mier, der 1912 im Alter von 76 Jahren starb, sei Stadtrat in Rixdorf gewesen, informiert eine Plakette über dem Straßenschild. Doch Miers Leben war nicht nur von Politik geprägt: Er war auch Fuhrunternehmer, Besitzer eines Eiswerks und Gründer der ersten Rixdorfer Freibade-anstalt, die am 2. Juni 1883 eröffnet wurde.

Damals hieß die Straße, die seit 1937 Neuköll-nische Allee heißt und an der Neuköllnischen Brücke beginnt, noch Kaiserstraße; später wurde sie erst in Canner Chaussee und dann in Köllnische Weiterlesen

Schwimmend durch Deutschland – oder einmal herum

deutschland-schwimmt_sg-neukoellnAcht Tage sind es noch bis zum Aktionstag „Deutsch-land schwimmt“, für den auch im Sportbad Britz der SG Neukölln eine Bahn reserviert ist, damit möglichst viele Schwimmer möglichst viel Strecke abreißen können.

Kommen bei dem bundesweiten Event am 24. September mehr als 876 geschwommene Kilometer zusammen, was der Entfernung quer durch Deutsch-land entspricht, spenden die Sponsoren 50.000 Euro, um bedürftigen Kindern das Schwimmenlernen zu ermöglichen. Schaffen diejenigen, die für die Aktion ins Wasser gehen, insgesamt 3.621 Kilometer, d. h. die Umrundung Deutschlands, erhöhen die Spender die Summe auf 200.000 Euro. Für den guten Zwecke geschwommen werden kann im Sportbad Britz Weiterlesen

Ende des Sommers in Sicht

Während Meteorologen sich mit Wetterprognosen nur ungern längerfristig festlegen, beweisen die Berliner Bäder Betriebe diesbezüglich Mut: Der letzte Sommertag, wasserrutsche columbiabad neukoellnentschieden sie bereits vor Monaten, ist in Neukölln der 4. September. Der Saison-Countdown für das Columbiabad hat also begonnen. Genauso couragiert avisierten sie den mit dem Ende der Sommerpause im Stadtbad Neukölln einhergehenden Winter-anfang für den 22. August. Der wurde aller-dings zwischenzeitlich aus technischen Gründen auf den 29. August verschoben. Um hinsichtlich der Öffnungszeiten von Berlins Bädern up to date zu sein, empfiehlt sich das Verfolgen des SchwimmBlogs.

Neuköllner Schwimmbär in die neue Saison gestartet

neukoellner schwimmbaer 2016_flyer bezirksamt neukoellnWas im letzten Jahr als Pilotprojekt begann, geht in diesem wegen des so großen wie lebenswichtigen Erfolgs weiter: Etwa 500 Neuköllner Zweitklässlern verhalf der Neuköllner Schwimmbär 2015 zu angst-freien Erfahrungen im tiefen Wasser; rund 100 von ihnen beendeten ihr Nichtschwimmer-Dasein mit einem Schwimmabzeichen.

Bis zum 15. Juli nehmen nun um die 800 Kinder von 14 Neuköllner Grundschulen an dem Wassergewöh-nungsprojekt teil und machen sich – angeleitet von vier Trainern der SG Neukölln – schon vor dem regulären Schulschwimmunterricht in der 3. Klasse mit dem nassen Element vertraut. Langfristig soll so die berlin-weit höchste Nichtschwimmerquote bei Kindern reduziert werden: In Weiterlesen

Keine Transgender-Badezeiten in Neukölln

schwimmhalle_kombibad gropiusstadt neukoellnBei der Sitzung des Sportausschusses der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln ging es in der vergangenen Woche unter anderem um die Neuköllner Schwimmbäder. Hierfür waren die Bäderbetriebe eingeladen, die zur Sitzung mit drei Managern erschienen.

Betriebsleiter Henry Peukert stellte die Organi-sationsstruktur der Berliner Bäder und auch das vom Senat beschlossene Bäderkonzept 2025 vor, in welchem die Einrichtung beson-derer Bäder für verschiedene Nutzer festge-schrieben ist: So sind die Schwimmbäder nun gegliedert in Bäder für Freizeit- und Erlebnisbaden, für Fitness/Sport, Bewegung/Gesundheit sowie in Weiterlesen

In Nord-Neukölln endet der Sommer, im Süden noch nicht

Lange Schlangen vor dem Eingang zum Columbiabad wird es ab Montag nicht mehr geben. Morgen endet dort nämlich die gerade mal neunwöchige Saison. Wer dann in Neukölln unter freiem Himmel schwimmend seine Bahnen ziehen will, muss zum Kombibad  Gropiusstadt  im Süden des Bezirks, wo der Sommer – ebenso wie  in  15

freibadsaison neukölln

weiteren Berliner Freibädern – in eine Verlängerung geht: „Bei schönem Wetter“ lässt sich hier noch bis zum 13. September im Freien schwimmen. In Nord-Neukölln kann man dafür wieder im historischen Stadtbad-Ambiente in der Ganghoferstraße baden.

Kiehl von oben bis unten

reinhold kiehl-haus_bürknerstr 29-30 neukoellnDer Architekt Reinhold Kiehl ist sicher vielen in Neukölln ein Begriff. Von 1905 bis 1912 war er Baustadtrat von Rixdorf, wie Neukölln damals noch hieß, und Leiter des neu geschaffenen Hochbau- amtes.

Viele kommunale und städtische Bauten in Neukölln wurden von ihm geplant. So entstanden u. a. das Rathaus Neukölln, das Stadtbad Neukölln sowie das Städ- tische Krankenhaus nach seinen Entwürfen. Weniger bekannt ist, Weiterlesen

Mit 200 Seiten gegen „einen gewissen Geschichts-Autismus“

kys berliner jugend_bosetzky rodewill_vergangenheitsverlagHorst Bosetzky, vielen als Schriftsteller von Berlin-Krimis und einer mehrbändigen, autobiografisch angelehnten Familiensaga bekannt, hat mit „-ky´s Berliner Jugend“ ein sehr persönliches Buch über seine Kindheit in Neukölln veröffent- licht, das folgerichtig den Untertitel „Erinne- rungen in Wort und Bild“ trägt. Das Kürzel „ky“ war lange Zeit sein Pseudonym. Als gelüftet wurde, dass sich dahinter der Soziologie-professor Horst Bosetzky verbirgt, überraschte das viele Leser.

Bosetzky wurde 1938 in Neukölln geboren und wuchs in einer Hinterhauswohnung in der Ossastraße 39 auf. Hierhin ist er auch für die Arbeit am Buch zurückgekehrt. Darüber hinaus führt er die Weiterlesen

Warmbaden für alle, der Aufpreis auch

Von der Ecke Innstraße/Sonnenallee, wo die Berliner Bäder-Betriebe per Plakat das Warmbaden in ihrem Hallenbad am Spreewaldplatz in Kreuzberg bewerben, bis zur Ganghoferstraße, wo das Neuköllner Stadtbad ist, sind es knapp 300 Meter. Auch dort

bbb-plakat wellenbad spreewaldplatz_neukölln

liegt die Wassertemperatur neuerdings konstant bei 30° C, was wiederum den Ein- trittspreis ebenso konstant um den Warmbadezuschlag von 1,50 Euro erhöht. Die- ser entfällt zugegebenermaßen im Bad am Spreewaldplatz, dafür wird Weiterlesen

„Neukölln hat in Berlin bei der Schwimmfähigkeit die Laterne“

schwimmer_nicht-schwimmer_columbiabad neuköllnEtwa 50 Kinder sterben in Deutschland jedes Jahr durch Ertrinken, das damit die zweithäufigste Ursache für Kinderunfälle mit tödlichem Ausgang ist. Als Konsequenz daraus initiierten die Berliner Bäder-Betriebe zusammen mit der Deutschen Kinderhilfe und  dem Fisch-Systemgastronomie-Marktführer Nordsee GmbH in den Sommerferien die Aktion „Schwimmen für alle“, um sozial be- nachteiligten fünf- bis 12- jährigen Hauptstädtern das Schwimmen beizubringen.

„Neukölln hat in Berlin bei der Schwimmfähigkeit die Laterne“, sagt Burghard Menke, der für das Kursprogramm der Berliner Bäder-Betriebe verant- wortlich ist. Sprich: Im Bezirk gibt es überdurchschnittlich viele Kinder, die nicht schwimmen können – obwohl Schwimmunterricht im Land Berlin mit einer Schul- stunde pro Woche auf dem Lehrplan der 3. Klassen steht. Beides treffe zu, bestätigt Marco Guhl: „Neukölln ist zwar oft vorne, aber wenn’s nass wird, Weiterlesen

48 Stunden im Zeichen der Courage

48 h nk-festivalzentrale_neukoelln arcaden„Hier ist Kunst“. Ganz unangebracht ist dieser Hinweis nicht, denn was zunächst auf der Frei- fläche in der 1. Etage der Neukölln Arcaden auf- fällt, ist, dass dort Fußball ist. Dass hinter WM-Deko und grünem Kunstrasen, wo einst der Klamottenladen „Olymp & Hades“ eine Filiale 48 h nk-courage.zentrale_neukölln arcadenhatte, das Kunstfes- tival 48 STUNDEN NEUKÖLLN  mit sei- ner Courage.Zentrale eingezogen ist, er- schließt sich erst auf den zweiten Blick. Morgen um 19 Uhr wird hier das Festwochenende der Neuköllner Künstler- szene eröffnet, das bis Sonntagabend zum Er- kunden von etwa 300 Orten einlädt. Rund 200 davon präsentieren Kunst, die sich inhaltlich mit dem diesjährigen Festivalthema „Courage“ auseinandersetzt, weitere circa 100 Galerien und offene Ateliers zeigen als assoziierte Orte ihr Weiterlesen

Ein bisschen Schwund ist immer, schon wegen der Besucher

Oder: Medienleitungen, Magnetventile, Manometer – Verfahrens- technik vom Feinsten

Stadtbad Neukoelln„Deine Augen sind ja ganz rot.“ – „Na, die haben hier wieder ordentlich gechlort, riecht man doch auch.“ Wolfram Kaube, der die Abteilung Bau/Technik der Berliner Bäder-Betriebe leitet, kennt solche Aus- Wolfram Kaube_Stadtbad Neukoellnsprüche. Schmunzelnd verrät er: „Chlorgas, das zur Beckenwas- serdesinfektion nötig ist, ist mit der Nase nicht wahrnehmbar.“ Der auch für das Stadt- bad Neukölln typische Geruch wird durch die Bade- gäste hervorgerufen. Von denen eingebrachte or- ganische Stoffe wie Bakterien, Schweiß, Hautab- sonderungen, Urin, Textilabrieb oder Hautpflegemittel, erklärt Kaube, würden mit dem Chlor sogenannte Chloramine bilden, die wiederum an der Wasseroberfläche aus- gasen. Zweifellos, sie riechen nicht gerade angenehm und reizen Weiterlesen

Antike Kultur in Neukölln: Zeitreise durch die 100-jährige Geschichte des Stadtbads

Einweihung 10.5.1914_stadtbad berlin-neukoellnSechs Jahre Planung, zwei Jahre Bauzeit und Kosten von fast 2 Millionen Mark haben ein Bauwerk entstehen lassen, das heute vor 100 Jahren eingeweiht wurde: das Stadtbad Neu- kölln in der Ganghoferstraße.

Die Stadtbauräte Heinrich Best und Reinhold Kiehl, beide beamtete Architekten, entwarfen das Bad und planten die bauliche Durch- führung. Die Gesamtanlage des Stadtbades wurde dominiert von einen viergeschossigen Mittelbau, der die Betriebsräume, Wannen-, Brause-, medizinischen und römisch-russi- schen Bäder enthielt und mit einem Was- Grafik Hauptansicht_stadtbad berlin-neukoellnserturm ge- krönt war.

In den beiden Seitenbauten befanden und befin- den sich die beiden dreigeschossigen Schwimm- hallen. Die größere war, dem damaligen Verständ- nis entsprechend, für die Männer, die kleinere für die Frauen bestimmt. Allein das Angebot an 40 Wannen- und 42 Brausebädern war zu jener Zeit nötig, da die Weiterlesen

Wasser marsch, Trockenperiode ade

Ole Bested Hensing_Kombibad Gropiusstadt Neukoelln131 Jahre liegen zwischen der Eröffnung der ersten Rixdorfer Freibadeanstalt an einem 2. Juni und der Wiederinbetriebnahme vom Kombibad Gropiusstadt, dessen Sommerbadteil voraussichtlich wiederum ab Juni den Badegästen zur Verfügung stehen soll. Da- mals hieß der Chef Friedrich Wilhelm Mier, heute ist es Ole Bested Hensing (r.). Dieser hatte in seiner Eigen-schaft als Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäderbe- triebe vorgestern zur Pressekonferenz ins Bad an der Neu- köllner Lipschitzallee eingeladen, um den Stand der Sanierungsmaßnahmen in Augenschein Eingangsbereich_Kombibad Gropiusstadt Neukoellnnehmen zu lassen.

Die Sonne strahlte bei sommerlichen 24°C vom Himmel, Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken wa- ren bereits mit Wasser gefüllt und mehr als einen der Anwesenden verlangte es, hinein zu tauchen. Es lag wohl Weiterlesen

Anbaden am Columbiadamm

Heute Morgen war der Winterschlaf des Neuköllner Columbiabads vorbei. Bis zum ersten September-Sonntag ist es nun täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Alle, die beim

wasserrutsche_columbiabad neukölln

Schwimmen gerne ein Dach überm Kopf haben und das weitaus wärmere Wasser im Stadtbad Neukölln bevorzugen, können auch das noch bis zum 14. Juni haben. Danach zieht sich die Schwimmhalle an der Ganghoferstraße für knapp zwei Monate in den Sommerschlaf zurück.

Kiehl, der Baumeister

Das Neuköllner Rathaus, das Stadtbad, die Carl-Legien-Oberschule, das alte Krankenhaus Neukölln, die Albrecht-Dürer-Schule, die Orangerie im Körnerpark, die Albert-Schweitzer-Schule, das ehemalige Kraftwerk am Weigandufer, die Friedhofs-albert-schweitzer-gymnasium_st. jakobi kirchhof neuköllnkapelle nebst Verwaltungsge- bäude des St. Jacobi-Kirchhofs: Überall in Neukölln sieht man sich Bauwerken gegenüber, die nach Reinhold Kiehls Plänen oder durch sein Mitwirken ent- standen.

Auf den Tag genau vor 100 Jah- ren starb Kiehl, der von 1905 bis 1912 erster Stadtbaurat von Rix- dorf war, gerade mal 38-jährig an einem Herzinfarkt. Am 14. März 1913 wurde er hinter der Albert-Schweitzer-Schule auf dem St. Jacobi-Kirchhof (Foto) beigesetzt. Über 20 Jahre nach Reinhold Kiehls Tod, 1934, wurde das östliche Ufer des Neuköllner Schiffahrtskanals zu Ehren des ehemaligen Stadtbaurats in Kiehlufer umbenannt.

Heute um 16 Uhr werden Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, Neu- köllns Baustadtrat Thomas Blesing und Prof. Dr. Jörg Haspel, der Leiter des Landesdenkmalamtes Berlin, anlässlich des 100. Todestags an Reinhold Kiehls Grabstätte einen Kranz niederlegen.

Und das in Neukölln …

Wirklich kurz ist der Aufenthalt in einer Bibliothek nur für die, die lediglich Bücher abgeben wollen. Sonst dauert er länger. Wie lange, das hängt in erster Linie davon ab, wie konkret die Vorstellungen bezüglich der Leih-Lektüre sind. Je mehr Bücher hör(spiel)box, stadtbibliothek neukölln, lesen und schreiben e.v., krimoangelesen werden müssen, um eine Entschei- dung treffen zu können, desto mehr Zeit vergeht.

Nun könnte die Verweildauer der Nutzer in der Stadtbibliothek Neukölln weiteren Aufwind be- kommen: dank einer blauen Box, die das Ergeb- nis eines Projekts der Künstlerin krimo mit Teilnehmern der Alphabetisierungskurse beim Lesen und Schreiben (LuS) e. V. ist. In ihr steckt das Hörspiel „Und das in Neukölln – Die Ratte Rix, ihre Freunde und der Raub des roten BMWs“. Etwa ein Jahr hätten nach ersten technischen Experimenten die Arbeiten daran gedauert, rund 20 Leute seien beteiligt gewesen, erzählt krimo.

Aus 12 kurzen Episoden ist ein flotter Streifzug durch den Norden des Bezirks entstanden. Eine von den LuS-Lernern  erdachte und geschriebene Geschichte um die Ratte Rix, einen BMW-Fahrer, den Reporter Rudi Rastlos und andere Personen und Tiere zieht sich als roter Faden durch das Hörspiel. Unterbrochen wird die phantasievolle Fiktion von Interviews, die die ehemaligen funktionalen Analphabeten mit Angestellten verschiedener Neuköllner Institutionen über deren Arbeitsalltag führten: Dass Bezirksbürgermeister Buschkowsky zuweilen in der Rathaus-Kantine anzu- treffen ist, erfährt man da beispielsweise. Ebenso, dass es schon vorkam, dass Tauben durch offene Fenster in Rathausbüros flatterten, um dort ihre Runden über den Schreibtischen zu drehen.  Und der Kassiererin des Stadtbads Neukölln entlockten die Hörspielmacher den Namen eines prominenten Schauspielers, der häufig zu den Badegästen gehört.

Ergänzend zum Hörspiel finden sich in der Box von den LuS-Schülern gelesene eigene Stücke und Texte, die noch mehr Gründe dafür liefern, dass der Besuch der Bibliothek in den Neukölln Arcaden etwas länger als üblich dauern könnte. Knapp 50 Minuten  muss einkalkulieren, wer nur das Hörspiel hören will. Das komplette Audio-Programm bringt es auf rund zwei Stunden.

Die Hör(Spiel)Box steht noch bis zum 2. Mai in der Stadtbibliothek Neukölln. Danach macht sie Station vor dem Neukölln Info Center (NIC), bevor sie zum Kunst- und Kulturfestival 48 Stunden Neukölln im Info-Café des LuS e. V. aufgestellt wird.

=ensa=

Spenden statt wegschmeißen: Stephanie Hanna sammelt Geschenkverpackungen für ein Kunstprojekt in Neukölln

Auf den Inhalt kommt es an – das gilt nicht nur, aber auch für Weihnachtsgeschenke. Entsprechend rabiat geht mancher Beschenkte mit den Verpackungen um. Andere wiederum machen sich sehr bedächtig ans Entpacken und legen das Papier so  zusam- men, dass es problemlos wie- derverwendet werden kann.

Die Künstlerin Stephanie Han- na, die seit einigen Wochen das Schaufenster Donau X Gang- hofer gegenüber vom Stadtbad Neukölln mit ihrem Work-in-Pro- gress-Projekt „erbe“ bespielt, unterscheidet nicht in Grob- und Feinmotoriker. Das Material der Verpackung ist der Berlinerin wichtiger: Auf  Plastikfolien, in denen Geschenke steckten, hat sie es für ihr nächstes Objekt „Boot – Arche und Sintflut zugleich“ abgesehen.

„Beteiligen auch Sie sich an diesem Kunstprojekt“, appelliert Stephanie Hanna an die Neuköllner und Berliner, „und spenden Sie Ihren Abfall!“ Sauber sollten die Plas- tikfolien natürlich sein; am 27. und 28. Dezember können sie jeweils zwischen 14 und 18.30 Uhr am Schaufenster in der Ganghoferstraße 6 abgegeben werden. Ab Januar 2012 wird dann vor der Augen der Passanten ein Boot aus den gespendeten Kunststoffverpackungen entstehen.

=ensa=

Die FACETTEN-Magazin-Redaktion wünscht allen einen schönen, ent- spannten Heiligabend. Morgen geht es hier bei unserem Zwischen-den-Jahren-Gewinnspiel mit den Bescherungen weiter.

.

Enthüllt

Einen Badeanzug, einen Bikini oder eine Badehose – mehr braucht man eigentlich nicht, wenn man in einem öffentlichen Hallenbad schwimmend seine Bahnen ziehen will. Wer an einem Samstag- morgen oder -abend die kleine Halle des Neuköllner Stadtbads in der Ganghofer- straße ansteuert, kann sogar auf das Ein- packen der Badebekleidung verzichten: Denn die ist regelmäßig von 9 bis 11 und 20 bis 22.30 Uhr für FKK-Schwimmer reserviert. Ein Unikum in Berlin! Zu- mindest werden aktuell in keinem anderen öffent- lichen Schwimmbecken als dem im Stadtbad Neu- kölln Nacktbader geduldet. Grund genug für Jürgen Stratmann, für die Deutschlandradio Kultur-Reihe „Neonlicht“ einen  Beitrag über „FKK im Stadtbad“  zu machen.

=ensa=

Ins Gedächtnis Neuköllns abgetaucht

Es wäre schon eine bodenlose Gemeinheit, unter normalen Umständen im Hochsommer einen Besuch des Neuköllner Geschichtsspeichers zu empfehlen. Denn bei Temperaturen um die 30° und hoher Luftfeuchtigkeit ist es dort schier unerträglich. Ebenso gut könnte man zu einem Saunabesuch in Wintermantel und Fellstiefeln raten. Doch dieser Sommer ist so weit von dem entfernt, was landläufig geschichtsspeicher museum neuköllnSommer genannt wird wie die Ber- liner Bäderbetriebe (BBB) von den erwarteten Einnahmen für die aktuelle Badesaison: Lediglich „gut 30 Prozent des Vorjahresumsatzes zur gleichen Zeit“ seien bis Mitte Juli in die Kassen geflossen, erklärte BBB-Chef Klaus Lipinsky kürzlich im Interview mit der Berliner Morgenpost. Verständlicher- weise hofft er auf einen heißen Au- gust. Für die Expedition ins (barriere- freie!) Gedächtnis Neuköllns unterm Dach des Museums sollte man aus genannten Gründen besser auf das Gegenteil hoffen.

Die Tickets für den Selbstversuch in Sachen Zeitreise sind gelöst: Sie sind gratis, kosten lediglich das vorherige Grübeln darüber, welche Aspekte aus der Historie des Bezirks erforscht werden sollen. Der Wunsch einfach mal gucken zu wollen, reicht nicht, um eine Eintrittskarte zu bekommen. „Wir würden gerne im Geschichtsspeicher zu folgenden Themen recherchieren: 1. Zwangsarbeit der in der Gradestraße ange- siedelten Firmen (z. B. Pintschöl, Kasika, Efha), 2. Stadtbad Neukölln (vorrangig Bild- hauerarbeiten/Skulpturen), 3. Architekt Rossa/Genezareth-Kirche“, stand in der Mail, geschichtsspeicher museum neuköllnmit der wir uns beim Geschichtsspei- cher anmeldeten. Danach passierte erstmal lange nichts. Aus personellen Gründen, so Projektleiterin Barbara Hoffmann, sei das historische Archiv des Bezirks über Wochen geschlos- sen gewesen. Erst Ende Mai öffnete die im Oktober letzten Jahres in Be- trieb genommene Einrichtung wieder.

„Über Rossa hab ich nur wenig ge- funden“, kündigt Barbara Hoffmann mit Blick auf den großen Tisch an. Der Stapel mit Informationen über das Stadtbad Neukölln ist ein ganzes Stück höher, die bedrückenden Zeitzeugnisse über Zwangs- geschichtsspeicher museum neukölln, stadtbad neuköllnarbeit bei Neuköllner Firmen füllen mehrere Ordner.

Nach einigen Stunden des Stöberns in jahrzehntealten Dokumenten, Fo- tos, Zeitungsartikeln, Schriftverkehr und Aktennotizen sind wir um vieles schlauer, was unweigerlich zur Ge- schichte Neuköllns gehört. Wir wis- sen sogar, was sowohl bei den Ber- liner Bäderbetrieben als auch beim Berliner Landesdenkmalamt nicht be- kannt ist: Dass die Bronze-Skulpturen im Stadtbad Neukölln Arbeiten des Malers und Bildhauers Richard Guhr sind, dass sie 10 Zentner wiegen und in den 1960er Jahren im Hof des Bades statt in der Schwimmhalle standen.

=ensa=

.