Sie heißen Leni, Mahmoud, Cheyenne, Jan-Krevan, Betül, Mekke, Susuda, Hamza, Mekke, Daniel, Leopold, Dallas, Hiba, Elias und Mariella – um nur einige zu nennen – und wohnen mitten in Neukölln im Ganghoferkiez. Sie sind zwischen zwei und acht Jahren alt, gehen in die Kita oder bereits in die Schule und zeigen derzeit im Kinder-KünsteZentrum,
wie sie leben und ihren Alltag erleben. „Guck mal, das ist bei uns zuhause!“ Mahmoud zeigt stolz auf das große Schwarz-Weiß-Bild, auf dem er (M.), sein kleiner Bruder und seine große Schwester zu sehen sind. Das Bild, erklärt er, sei mal ein Foto
gewesen, das fotokopiert und vergrößert und später von ihm ausgeschnitten und an die Wand geklebt wurde. Dann ist er wieder weg, um zusammen mit Betül an einem weiteren Kunstwerk zu basteln.
„Das ist eine der Besonderheiten der Ausstellung
Vielfalt der Fami- lien im Kiez„, sagt Karen Hoffmann (l.), die Leiterin des KinderKünsteZen- trums, bei der Ver- nissage. „Sie ist längst noch nicht fertig und wächst immer weiter.“ Genau genommen sei sie auch keine Ausstellung, sondern in erster Linie eine Mitmach-Kunstwerkstatt. Hauptakteure sind Kinder der Kita Mosaik und der Kita Brüdergemeine sowie der Richard-Grundschule, die zusammen mit drei Künstlerinnen durch unterschiedlichste Herangehensweisen ein Kaleidoskop der
Familien im Ganghoferkiez erstellen.
Während die Kita Brüdergemeine-Kids, zu denen auch Mahmoud und Betül gehören, gemeinsam mit Chris Gräfensteiner ein Familienzimmer gestalten, das
durch Foto- und Sound- collagen Einbli- cke in die Woh- nungen gewährt, nehmen sich die Kinder der Kita Mosaik zusammen mit Anett Lau gleich
des ganzen Viertels an.
Mein Kiez heißt ihre Rauminstallation, die Straßen, Wege und Häuser aus der Sicht der Kinder darstellt, aber ebenso die Kinder selber als Exponate in die Szenerie
einbezieht. Daniel will als Erster zur lebens- großen Papp
figur werden. „Versuch‘ ganz ruhig zu liegen und nicht zu lachen, wenn’s kitzelt!“, fordert Anett Lau ihn auf, als Mekke beginnt, die Umrisse des Jungen auf den Karton zu übertragen. Daniel liegt konzentriert und
stocksteif da, wagt kaum richtig Luft zu holen, bis Mekke die Arbeit an seiner Silhouette vollendet hat. „So groß bin ich schon?“, wundert er sich.
Wer nicht mehr im Gebäudeteil hinter dem Stadtbad war, seit das Museum Neukölln aus diesem aus- gezogen ist, wird sich eher wundern, was durch das KinderKünsteZentrum aus dem einst düsteren Ambiente geworden ist: Ein
bunter Ort, an dem Kinder ihre Kreativität kennen lernen und ausleben können.
Den großen Raum mit der Lichtkuppel hat nun die Klasse 1.2 der Richard-Grundschule zu ihrem Atelier gemacht. Angeleitet von Simone Schander zeichnen und basteln die Schülerinnen und Schüler Familienportraits für die Ausstellung und werden so spielerisch an die Auseinandersetzung mit ihren eigenen Biographien herangeführt. Dass sich in den Exponaten, liebevoll gestalteten Miniaturwohnungen, zuweilen Realität und Phan- tasie vermischen, ist offensichtlich und gewollt. „Es ist doch auch
wunderbar“, findet Bezirksstadt- rätin Fran- ziska Giffey, „dass man hier das bauen kann, was man sich wünscht – ein eigenes Zimmer zum Beispiel.“ Als sie die Kinder fragt, wie viele mehrere Geschwister haben, gehen die meisten Hände nach oben. Bei der Frage nach einem eigenen Reich, bleiben viele unten.
In manch anderem Bezirk wäre das Ergebnis umgekehrt ausgefallen. Insofern ist die Mit- machwerkstatt „Vielfalt der Familien im Kiez“ nicht nur für die Kinder ein spannendes Erlebnis, sondern auch für Besucher sowie das Team rund um Karen Hoffmann eine aufschlussreiche Erfahrung. „Normalerweise kommen ja Kinder aus ganz Berlin zu uns“, sagt sie. „Dieses Projekt nur für Kinder aus dem Umkreis unseres Standorts ist auch für uns eine Premiere.“ Der Zuspruch beweist, dass das vor einem Jahr eröffnete KinderKünsteZentrum trotz der berlinweiten Ausrichtung im Kiez ange- kommen ist: Alle Workshops für Kitas und Schulen sind inzwischen ausgebucht.
Noch bis zum 11. November ist das KinderKünsteZentrum Berlin immer sonntags ab 11 Uhr geöffnet und lädt alle Familien mit Kindern zu kostenlosen Mitmach-Aktionen und Workshops ein.
=ensa=
Filed under: berlin, neukölln | Tagged: anett lau, chris gräfensteiner, dr. franziska giffey (spd neukölln), karen hoffmann (kinderkünstezentrum berlin), kinderkünstezentrum berlin, kita brüdergemeine neukölln, kita mosaik neukölln, mitmach-ausstellung "vielfalt der familien im kiez", qm ganghoferstraße, richard-grundschule, simone schander | Kommentare deaktiviert für Blicke durch Schlüssellöcher