Kiehl von oben bis unten

reinhold kiehl-haus_bürknerstr 29-30 neukoellnDer Architekt Reinhold Kiehl ist sicher vielen in Neukölln ein Begriff. Von 1905 bis 1912 war er Baustadtrat von Rixdorf, wie Neukölln damals noch hieß, und Leiter des neu geschaffenen Hochbau- amtes.

Viele kommunale und städtische Bauten in Neukölln wurden von ihm geplant. So entstanden u. a. das Rathaus Neukölln, das Stadtbad Neukölln sowie das Städ- tische Krankenhaus nach seinen Entwürfen. Weniger bekannt ist, Weiterlesen

Antike Kultur in Neukölln: Zeitreise durch die 100-jährige Geschichte des Stadtbads

Einweihung 10.5.1914_stadtbad berlin-neukoellnSechs Jahre Planung, zwei Jahre Bauzeit und Kosten von fast 2 Millionen Mark haben ein Bauwerk entstehen lassen, das heute vor 100 Jahren eingeweiht wurde: das Stadtbad Neu- kölln in der Ganghoferstraße.

Die Stadtbauräte Heinrich Best und Reinhold Kiehl, beide beamtete Architekten, entwarfen das Bad und planten die bauliche Durch- führung. Die Gesamtanlage des Stadtbades wurde dominiert von einen viergeschossigen Mittelbau, der die Betriebsräume, Wannen-, Brause-, medizinischen und römisch-russi- schen Bäder enthielt und mit einem Was- Grafik Hauptansicht_stadtbad berlin-neukoellnserturm ge- krönt war.

In den beiden Seitenbauten befanden und befin- den sich die beiden dreigeschossigen Schwimm- hallen. Die größere war, dem damaligen Verständ- nis entsprechend, für die Männer, die kleinere für die Frauen bestimmt. Allein das Angebot an 40 Wannen- und 42 Brausebädern war zu jener Zeit nötig, da die Weiterlesen

Irritierend

Auch wenn sich die Treptower Brücke zuweilen viel Mühe gibt, den Anschein zu er- wecken:  Dass sie nicht  nur über den  Neuköllner Schiffahrtskanal  hinweg führt, son-

treptower brücke_neuköllner schiffahrtskanal

dern auch unter ihn hindurch das Weigand– mit dem Kiehlufer verbindet, glaubt nie- mand. Häufig kommt aber vor, dass Ortsunkundige sie in Neuköllns Nachbarbezirk Treptow vermuten und fälschlicherweise von der „Treptower Brücke“ reden, wenn sie die über die Spree führende Elsenbrücke meinen. Der Elsensteg wiederum, ist in Neukölln zu finden – in Sichtweite der Treptower Brücke.

Neuköllner Absichten – vom Turm des Rathauses

rathaus-turm neuköllnVor jeder Absicht steht eine Absicht: Eines schönen Freitags hatten wir die, um 16 Uhr eine „Janz weit oben“- Tour mit dem Stadtleben e. V.  zu machen und vom Rat- haus-Turm auf den Bezirk zu blicken. Das Dumme war nur, dass Vincent Kelbel nicht die Absicht hatte, pünktlich zum Start der ersten von drei Führungen am Treffpunkt zu erscheinen. Mit fast einer halben Stunde Verspätung kam der Wirtschaftsinformatik-Student angeschlurft. Er sei nur so was wie der Aushilfsführer, meinte er, bevor er im nächsten Moment mit – für eine Aushilfe – erstaunlichen Kenntnissen überraschte: „Freitags um 4 kommt selten jemand.“ Die Nachfrage, wie er das denn Weiterlesen

Neuköllner Absichten – vom Haus der Volksbildung

haus der volksbildung_neukölln„Ich komm mit, ich war auch noch nie da oben!“, hat Bärbel Ruben beschlossen, als sie uns – begleitet vom Hausmeister – im Foyer des Hauses der Volks-bildung empfängt. Die Pressereferentin der Neuköll- ner Bezirksamts-Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport arbeitet zwar in dem Gebäude in der Boddinstraße, aber was man von dessen Turm aus sieht, hatte sie sich vorher nie gefragt.

Per Aufzug geht es bis zur 3. Etage, und Weiterlesen

Neuköllner Absichten – vom Dach der Carl-Legien-Schule

carl-legien schule neuköllnNicola Groth ist es gewohnt, Fragen gestellt zu bekommen. Das gehört zu ihrem Alltag in der Carl-Legien-Schule. Die, ob wir ihr mal aufs Dach steigen dürfen, war der Schulleiterin aber neu und irritierte sie für einen Moment. Es gebe doch auf der Schule diese Aussichtsplattform, aussichtsplattform carl-legien-schule neuköllndie würden wir gerne erklimmen, um Ein- drücke für unsere Serie „Neuköllner Absichten“ zu sammeln, erklären wir der Rektorin. Sie willigt sofort ein; bis ein Termin gefunden ist, der in ihren und unsere Kalender passt, dauert es aber noch eine Weiterlesen

„Neukölln hat unheimliche Schätze“

2_neues wohnen neukölln_neuköllner rathausLokalpatriotismus ist es nicht, der Prof. Dr. Paul Sigel zum Schwärmen bringt und Sätze wie „Neukölln hat unheimliche Schätze“ sagen lässt. Nein, der Wis- senschaftler mit den Forschungsschwerpunkten Ar- chitektur- und Städtebaugeschichte sieht den Bezirk vor allem aus der fachlichen Perspektive. Mit 16 Stu- denten des Masterstudiengangs Historische Urba- nistik des Centers for Metropolitan Studies der TU Berlin hat er ihn nun mit dem Fokus auf bemer- kenswerte Siedlungs- und Gebäudekonzepte hin untersucht. Ergebnis des Projektseminars ist die Ausstellung „Neues Wohnen Neukölln – Wohnquar- vernissage_neues wohnen neukölln_neuköllner rathaustiere von 1900 bis heute“, die in Kooperation mit dem Mobilen Museum Neukölln entstand und gestern im Rathaus eröffnet wurde.

Zeitlicher Aufhänger ist der 100. Todestag von Reinhold Kiehl, an dessen Wirken eine Sondertafel erinnert. In „affenartiger Geschwindigkeit“ habe der erste Neuköllner bzw. Rixdorfer Stadtbaurat seine Bauwerke geschaffen, stellte Bezirksbürgermeister buschkowsky+giffey_neues wohnen neukölln_neuköllner rathausHeinz Buschkowsky fest. Da möge man überhaupt nicht daran denken, „wie lange wir heute brauchen, um ein Pförtnerhaus zu bauen“. Wenn „Papa Kiehl“ nicht so früh gestorben wäre, ist er überzeugt, würde man nun in der ganzen Welt über den sprechen, der in Neukölln sichtbarste Spuren hinterlassen hat. Einerseits in Form öffentlicher Gebäude, andererseits aber auch, wie der blesing_neues wohnen neukölln_neuköllner rathausamtierende Baustadtrat Tho- mas Blesing hinwies, durch die Planung und Anlage von Ensembles wie dem Richard- und dem Reuterplatz.

Von den 11 Wohnquartieren, die die Ausstellung porträtiert, hat Kiehl allerdings nur noch drei im Werden beobachten können: Die Schillerpromenade, die als „bessere Wohn- gegend“ geplant war, dann aber überwiegend von Arbei-terfamilien bezogen wurde, die Ideal-Passage, wo 203 Wohnungen entstanden, die höchsten technischen und hygienischen An1_neues wohnen neukölln_neuköllner rathaussprü- chen genügten, und die zwischen 1912 und 1937 erbaute Kolonie Ideal in Britz, eine nach dem Vorbild einer Gar- tenstadt entworfene Reihenhaussiedlung.

„Es geht uns darum, auf innovative Wohn- konzepte in Neukölln hinzuweisen, die Antworten auf Aufgaben und Bedürfnisse des Wohnungsbaus paul sigel_neues wohnen neukölln_neuköllner rathausder Zeit gegeben haben, in der sie errichtet wurden“, erklärte Prof. Sigel. Aber allein dabei wollten es die Studenten bei ihrem Projektseminar ab- seits des „universitären Lernens im Elfenbeinturm“ nicht belassen: „Das Augenmerk lag immer auf der histo- rischen und der gegenwärtigen Perspektive und der Frage, ob die Konzepte der Quartiere noch heute neues wohnen neukölln_vernissage_neuköllner rathausfunk- tionieren.“ Außer- ordentlich beeindru- ckend sei die Viel- falt der Wohnfor- men, die man im Bezirk insbesondere ob der topographischen Möglichkeiten zwischen In- nenstadt und Peripherie vorfinde. Auf sehr prominente Quartiere wie die Hufeisensied- lung oder die Gropiusstadt, so Sigel, habe man bei der Auswahl ganz bewusst verzichtet.

Stadtrandsiedlung Neuland I-IV. Nie gesehen! Grüne Häuser in Britz. Wo sollen die denn sein? Pilotprojekt Ortolanweg und Siedlung am Schlierbacher Weg. Noch nie ausstellungseröffnung_neues wohnen neukölln_neuköllner rathausvon gehört! Nur wenige Besucher der Vernissage stehen mit wissender Miene vor allen 11 Text-Bild-Tafeln. Für die meis- ten wird hier das eine oder andere Rätsel rund um das breite Spektrum des Woh- nens im Bezirk gelöst.

Die Ausstellung „Neues Wohnen Neu- kölln – Wohnquartiere von 1900 bis heute“ ist noch bis zum 26. April in der 2. Etage des Neuköllner Rathauses zu sehen. Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 8 – 18 Uhr.

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Kiehl, der Baumeister

Das Neuköllner Rathaus, das Stadtbad, die Carl-Legien-Oberschule, das alte Krankenhaus Neukölln, die Albrecht-Dürer-Schule, die Orangerie im Körnerpark, die Albert-Schweitzer-Schule, das ehemalige Kraftwerk am Weigandufer, die Friedhofs-albert-schweitzer-gymnasium_st. jakobi kirchhof neuköllnkapelle nebst Verwaltungsge- bäude des St. Jacobi-Kirchhofs: Überall in Neukölln sieht man sich Bauwerken gegenüber, die nach Reinhold Kiehls Plänen oder durch sein Mitwirken ent- standen.

Auf den Tag genau vor 100 Jah- ren starb Kiehl, der von 1905 bis 1912 erster Stadtbaurat von Rix- dorf war, gerade mal 38-jährig an einem Herzinfarkt. Am 14. März 1913 wurde er hinter der Albert-Schweitzer-Schule auf dem St. Jacobi-Kirchhof (Foto) beigesetzt. Über 20 Jahre nach Reinhold Kiehls Tod, 1934, wurde das östliche Ufer des Neuköllner Schiffahrtskanals zu Ehren des ehemaligen Stadtbaurats in Kiehlufer umbenannt.

Heute um 16 Uhr werden Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, Neu- köllns Baustadtrat Thomas Blesing und Prof. Dr. Jörg Haspel, der Leiter des Landesdenkmalamtes Berlin, anlässlich des 100. Todestags an Reinhold Kiehls Grabstätte einen Kranz niederlegen.

Kreativ bis zur Peinlichkeit

neukölln entfaltet_kreativnetz neuköllnUm die Kreativszene im Norden Neu- köllns sichtbar zu machen, hat das KNNK Kreativnetz Neukölln nun „Neu- kölln entfaltet“ herausgegeben.

Kurzportraits informieren auf der Rück- seite der handillustrierten Karte über die Betätigungsfelder von 52 Kulturschaffen- den. Die Vorderseite beweist dazu nicht nur die künstlerische Standortdichte. 2_neukölln entfaltet1_neukölln entfaltetAuch demonstriert sie, wie außerordentlich fantasievoll die Kreativen mit der Kartografie Neuköllns und der Orthografie umgehen: Da wird Straße konsequent mit ss geschrieben und direkt an das Bestimmungswort ge- hängt. Der Kottbusser Damm wird zur Kott- busserstrasse gemacht und beim nach Ar- chitekt Reinhold Kiehl benannten Kiehlufer auf das h verzichtet, was leicht zu der An- nahme führen könnte, dass die Straße etwas mit der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt zu tun habe. Dem ist aber nicht so.