Strohgespinste

Schlimme Zustände würden zurzeit im Tierpark Neukölln herrschen. Gerüchte, dass der Betreiber pleite sei und deshalb fast nur noch Stroh verfüttere, schicken sich an, die Runde zu machen. „Wer erzählt denn so ’nen Quatsch?“, fragt Rolf Rese im Gespräch mit dem FACETTEN-Magazin. Der Mann, der von Neuköllns Bezirks- bürgermeister Heinz Buschkowsky gerne Zoodirektor genannt wird, sich mit dem Titel aber nicht wirklich anfreunden kann, beantwortet die Frage im nächsten Moment selber: Er könne es sich schon denken, sagt Rese und berichtet offen von Maß- nahmen personeller Natur, die unvermeidbar gewesen seien – zum Wohl der Tiere.

Seit 2007, als das Bezirksamt Neukölln die Trägerschaft für den kleinen Zoo in der Hasenheide an das Private Museum für tierpark neukölln, hasenheide, ponysTierkunde Berlin übergab, ist der Zoologe für sie verantwortlich. Für Ka- ninchen, Emus, Lamas, ein Yak, Enten und Hüh- ner, Kamele, Pfauen, Schafe, Damwild, Kasch- mirziegen,  ein Schotti- sches Hochlandrind, einen Esel und vier Ponys. „Zwei von denen haben bei uns ihren Alterswohnsitz ge- funden“, erzählt Rolf Rese. 24 Jahre haben die beiden freundlichen Senioren bereits auf dem Buckel; einer von ihnen  hat die meiste Zeit davon einäugig  verbracht, denn  sein  linkes Auge ist blind. Nur noch Stroh zu  futtern

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zu bekommen, bleibt den Oldies trotzdem nicht erspart: „Das ist eine tierärztliche Anordnung zur Verhinderung der Hufrehe, die alle Ponys und den Esel betrifft.“ Die Krankheit drohe bei einer Fehlernährung mit zu viel eiweißreicher Kost, das Füttern tierpark neukölln, hasenheidevon Stroh sei ein adäquates Ge- genmittel. Wirkungsvoller als die Schilder, die die Besucher davon abhalten sollen, den Tieren kleine Snacks zuzustecken. „Das ist ein echtes Problem“, sagt Rese. Ande- rerseits ist ihm natürlich klar, dass keine bösen Absichten dahinter stecken, sondern Gedankenlosigkeit und Unwissenheit: „Wer denkt denn schon darüber nach, dass der natürliche Lebensraum von Kaschmirziegen in den tierpark neukölln, hasenheide, lamaskargen Gebirgszügen Tibets liegt und deshalb die Mägen der Tiere auf tibetische Verhältnisse eingestellt sind?“

Rolf Rese hofft, dass sich ab Juni auch in Sachen tierpark neukölln, hasenheideAuf- klärungsarbeit vieles verbes- sern wird. Dann nämlich stehe endlich die fei- erliche Eröff- nung des Tier- parks Neukölln an. „Noch“, sagt er schmunzelnd, „ist das Gelände ja eher eine begehbare Baustelle.“ Eine, die an Werktagen von Kita-Gruppen und Schul- klassen stark frequentiert wird und an Wochenenden und Feiertagen ein beliebtes Ziel für Familienausflüge ist. Vor allem aber sei der Zoo „ein Stück Normalität in der Hasenheide“, und für dessen Erhalt wird Rolf Rese mit seinem rund 25-köpfigen Team auch weiterhin das Möglichste tun – allen Gerüchten zum Trotz.

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Gewusst wo, wer und was

„Wo ist denn Knut?“ – das ist nach wie vor eine Frage, die viele Besucher des Berliner Zoos beschäftigt. Und der macht es ihnen ob seiner Ausschilderungsantipathie wahrlich nicht leicht, den direkten Weg zum Objekt der Begierde zu finden. Eine völlig andere Informationspolitik  fährt dagegen  der Tierpark Neukölln in  der Hasenheide.

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Dort gibt es Schilder, wohin man auch sieht. Aber außer vielen Schildern, die ankündigen, was früher oder später gebaut werden soll, gibt es natürlich auch bereits fertige Gehege, in denen (zum Nulltarif!) richtige Tiere be- staunt werden können: Kleine wie Hühner und Enten, größere wie Lamas, Schafe und Emus und richtig große,  die selbstver- ständlich ebenfalls nicht ohne sachdienliche Hinweise für Großstadtkinder und -eltern präsentiert werden.

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