Gärten to go

Ein Wirrwarr aus mehr oder weniger hohen Hoch- beeten, das sich erst bei sehr genauem Hinsehen als  das entpuppt, was es ist: eine Ansammlung ein- zelner Minigärten, in denen Blühendes und Nahrhaftes wächst. Da bremst der ver- dutzte Berlin-Tourist oder Tempelhofer Feld-Besu- cher abrupt den Drahtesel und reißt die Kamera hoch. Das Urban Garde- ning-Projekt des Allmende-Kontors, eine der temporären Pioniernutzungen auf dem Tempelhofer Feld, ist aber nicht nur als Foto-Objekt beliebt. Es findet außerdem bei Neuköllnern, Kreuz- bergern und Tempel- hofern mit gärtneri- schen Ambitionen einen so enormen Zuspruch, dass in- zwischen seitens der Organisatoren per Aushang darum gebeten werden muss, keine weiteren Minibeete anzulegen.

Um sein Faible fürs Gärtnern ausleben und die Fä- higkeit des grünen Daumens testen zu können, weicht der findige Neuköllner dann eben auf Plan B aus.

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So’ne und solche: das Tempelhofer Feld und seine Pioniere

Auf den Tag genau vor einem Jahr war es soweit: Die Eingangstore im Maschen- drahtzaun zum Tempelhofer Feld öffneten sich und jeder, der  es wollte, durfte  nun das

riesige Gelände betreten, die Weite inmitten des Molochs Berlin genießen und erkunden. „Bedeutend frischer und windiger hier als außerhalb des Zauns“, war für viele einer der ersten Eindrücke.

Inzwischen haben laut Grün Berlin GmbH, der Betreiberin des Tempelhofer Feldes, rund 1,5 Millionen Menschen die gi- gantische innerstädtische Grünfläche besucht, auf der bis zum Oktober 2008 noch Flugzeuge    starteten    und   landeten   und

Bremsspuren auf den asphaltierten Runways hinterließen. An Spitzentagen seien es 50.000 Besucher, die sich auf dem Areal verlustieren, das erst Tempelhofer Park genannt werden sollte und nun Tempelhofer Freiheit genannt werden soll.

Heute wird das Ende des ersten Jahres, in dem das Feld zur öffentlichen Nutzung zur Verfügung stand, mit einem kleinen Bürgerfest gefeiert. Zugleich ist der Tag offizieller Start- schuss für die ersten Pionierpro- jekte. Auf drei abgezir- kelten Pionierfeldern dürfen sie durch gärtnerische und andere Aktivitäten das Fähnchen der Bürger- beteiligung aus dem Zeitfenster bis zur IGA 2017 in den Wind halten.

Die wahren Pioniere des Tempelhofer Feldes sind aber zweifellos die, die sich wacker  und unbeeindruckt von offiziellen Planungen, epischem Gelüscher und lukrativen Ausschreibungen durch Beton und Asphalt gekämpft haben und nun ihre neue Freiheit genießen.

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Neues Pionierprojekt auf dem Tempelhofer Feld?

Oder sieht das nicht schwer nach der Konfrontations-Lektion einer Therapiegruppe für Agoraphobiker aus?

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Zurück in die Eiszeit

naturerfahrungsraum tempel-schlucht,tempelhofer feld,grün macht schule,peter-petersen-schuleEin Anfang ist gemacht: Gestern wurde auf dem Tempelhofer Feld der erste Bauabschnitt der Tempel-Schlucht abgeschlossen. Sie ist Teil eines Naturerfahrungsraums für Kin- der und Jugendliche, der aufgreift, dass das Areal ursprünglich eine eiszeitlich geprägte Landschaft mit Hügeln und Senken war.

Entstanden ist die Spiellandschaft im Eiszeit-Look, die zu den Pionierprojekten auf dem Tempelhofer Feld gehört, durch eine Kooperation zwischen der pädagogischen Beratungsstelle „Grün macht Schule“ naturerfahrungsraum tempel-schlucht,tempelhofer feld,grün macht  schule,peter-petersen-schulemit der Neuköllner Peter-Petersen-Schule. Bereits im September hatten die Grundschülerinnen und -schüler unter fachkundiger Anleitung von zwei Bildhauern Kalksteine bearbeitet, die am Rande der naturerfahrungsraum tempel-schlucht,tempelhofer feld,grün macht schule,peter-petersen-schuleTempel-Schlucht grup- piert sind.

Nun hoffen die Kinder, dass auch noch ein weiteres Vorhaben auf der 1,5 Hektar großen Fläche genehmigt wird und Förderer dafür gefunden werden: Am Eingang Oderstraße, so ihr Wunsch, soll ein grünes Klassenzimmer mit einem Schulgarten, Platz zum Werken und für naturkundlichen Unterricht sowie zum Toben und Buddeln entstehen. Was sie nicht auf dem Tempelhofer Feld haben wollen, sagten die PPS-Kids gestern auch gleich ganz klipp und klar: Häuser und Hotels.

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Acht Hektar fürs Wunschdenken auf dem Tempelhofer Feld

Vorgestern wurden im Hangar 1 des ehemaligen Flughafens Tempelhof die ersten 19 (möglichen!) Pionier-Projekte vorgestellt: Vormittags eine Pressekonferenz mit Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, abends eine Infor- mationsveranstaltung mit Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und Verantwortlichen vom „Tempelhof Projekt“ sowie von der Grün Berlin GmbH fürs Volk. Ziemlich viel forum thf,pioniernutzung tempelhofer freiheit,tempelhofer  feld,berlin-tempelhofGetöse für die Pläne von 19 Pro- jektträgern, die momentan mehrheit- lich vor allem aus Ideen und Ab- sichtsbekundungen bestehen. Das Wichtigste fehlt jedoch den meisten noch: eine Finanzierung. Doch das konkret zur Sprache zu bringen, schien so gar nicht im Interesse der Offiziellen zu liegen.

Auch Ingeborg Junge-Reyer trug im rbb-Abendschau-Interview kräftig zur Verschwiemelung des Sachverhalts bei. So könnte ihr auf die Projektinitiatoren gemünzter Satz „Ich bringe die Finanzierung mit!“ leicht den Eindruck erwecken, dass diese bereits mit Geldkoffern in den Startblöcken hocken. Dem ist aber nicht so. Und auch die durch Junge-Reyers Aussage genährte Annahme, öffentliche Mittel würden bei der Realisierung der Pionier-Vorhaben gar keine Rolle spielen, ist mit Vorsicht zu genießen. So soll beispielsweise die Finanzierung des Kulturnetzwerk Neukölln-Projekts „Jet Set“ im Pionierfeld Oderstraße zum Großteil durch den Hauptstadtkulturfonds und mit 5.000 Euro aus dem Soziale Stadt-Topf des Quar- tiersmanagements Schillerpromenade gespeist werden. Bewilligt ist bislang nur letzteres.

Gut möglich also, dass im Frühjahr 2011, wenn die meisten der 19 Pioniere der ersten Stunde starten wollen, einige von ihnen ihre Konzepte für die große Tempelhofer Freiheit ob fehlender finanzieller Mittel wieder in den Schubladen versenkt haben.

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