„Ich freue mich, dass in diesem Jahr das Siegerfoto nicht aus dem Neuköllner Norden kommt“

65 Fotoamateure beteiligten sich mit insgesamt 176 Beiträgen zum Thema „Echt Neukölln“ am diesjährigen N+Fotowettbewerb der Bürgerstiftung Neukölln. Am Donnerstag wurden die sechs besten Aufnahmen im Neuköllner Leuchtturm in der Emser Straße ausgezeichnet. Den 1. Platz erhielt Bärbel Schürrle für das Foto eines blühenden Kirchbaumes am U-Bahnhof Blaschkoallee. Mit Platz 2 wurde Heinz Schreibers Momentaufnahme „Der Überflieger“ prämiert, die einen Salto schlagenden Mann vor staunendem Publikum beim Festumzug des Karnevals der Kulturen zeigt. Der 3. Platz ging an Ingrid Gödele für ihre Aufnahme des Graffiti „Deutsch mich nicht voll“ an einer Neuköllner Häuserwand. Die Sachpreise überreichten Weiterlesen

Unterstützung für sieben Projekte, die mit wenig Geld viel bewegen

Zweimal im Jahr vergibt der N+Förderfonds der Bürgerstiftung Neukölln finanzielle Zuschüsse für engagierte Projekte, die sich mit viel Herzblut für ein friedliches und respektvolles Miteinander in Neukölln einsetzen.

Am vergangenen Dienstag zeichneten Friedemann Walther (r.), Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung, sowie Wolfgang Hecht, der als Vorsitzender des N+Fachausschusses Projekte auch Sprecher der Jury war, sieben Projekte im Neuköllner Leuchtturm in der Emser Straße aus.

Die kleine Feier, bei der den Vertretern der Initiativen ihre Urkunden Weiterlesen

Wie nehmen Neuköllner ihren Bezirk wahr und wie wird er von anderen wahrgenommen?

Diese Selbst- und die Fremdwahrnehmung ist seit langem im Fokus der kommu-nalen Kulturarbeit. Der N+Fotowettbewerb, den die Bürgerstiftung Neukölln seit 2006 ausrichtet, trägt viel zu dieser Selbsterkun-dung bei, denn die zwölf besten eingesandten Bilder werden regelmäßig in einem Wandkalender veröffentlicht. In diesem Jahr lautete das Wett-bewerbs-Thema „Fokus Neukölln“, und ich gehörte für das FACETTEN-Magazin der Jury an, die am vergangenen Freitag die Sieger ehrte.

„Wo ist denn das? Das sieht ja aus wie am Meer!“, dieser Kommentar war häufig bei der Preisverleihung im Neuköllner Leuchtturm zu hören. Er galt Weiterlesen

„Warschau ist feminin“: Polnische Künstlerinnen stellen im Neuköllner Leuchtturm aus

Zehn junge Künstlerinnen aus Warschau, die nicht nur in der Kunstszene der Weichsel-Metropole längst etabliert sind, sondern zudem bereits an zahlreichen galerie-neukoellner-leuchtturm_neukoellninternationalen Ausstellungen und Wettbewerben teilgenommen und wiederholt Auszeichnungen erhalten haben, stellen seit vorgestern gemein-sam ihre Werke im Neuköllner Leuchtturm unter dem Titel „Warschau ist feminin“ aus.

Kuratorin Dorota Kabiesz, die als Ehrengast den früheren Bundespräsidenten Horst Köhler zur Vernissage begrüßen konnte, sagte bei der Eröffnung: „Schon seit einigen Jahren beobachte ich, dass zunehmend mehr und mehr der besten Plätze unter den zeitgenössischen polnischen Weiterlesen

Zwei Sichtweisen unter einem Dach

thieß_huebner_der koernerpark_neukoellner leuchtturm_neukoellnDie meisten Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubi-läum des Körnerparks finden natürlich ebendort statt. Nicht so die, mit der am letzten Samstag noch vor dem Auftakt das Festprogramm begann: In der Ausstellung „Der thieß_huebner_der koernerpark_neukoellner leuchtturmKörnerpark – Male-rei und Photographie“ haben Basia Hübner und Bernhard Thieß mit Pin-seln und Pixeln ihre Eindrücke des neobaro-cken Neuköllner Gartendenkmals festgehalten. 17 Bilder und 27 Fotos, entstanden in den letzten sechs Jahren, zeigen Stimmungen des Augenblicks und mit ihnen zugleich die Verände-rungen im Park. Ferner verdeutlicht die Gegenüberstellung der Weiterlesen

Im Neuköllner Ilsenhof geboren – und geblieben

neukoellner leuchtturm_neukoellnAlle zwei Wochen treffen sich donnerstags Menschen aus dem Körnerkiez zum Erzählcafé im Neuköllner Leuchtturm. Das vom Quartiersmanagement Körner-park geförderte Projekt geht auf eine Initiative von Christiane Borgelt zurück, die zu jedem Termin einen Gast einlädt, in gemütlicher Runde von seinem Leben zu erzählen. Der Fokus liege auf einer sehr persön-lichen Sicht auf die Dinge, einem gegenseitigen Austausch und neuen Erkenntnissen, beschreibt die Stadtplanerin ihre Intention.

Am vergangenen Donnerstag war es Anneliese Gergs, die knapp einem Dutzend Interessierter Einblicke in ihr Leben gewährte: Hoch-konzentriert und chronologisch berichtete die fast 86-Jährige 1 1/2 Stunden lang von ihrem spannenden Werdegang, der 1930 im Ilsenhof im Weiterlesen

Einblicke in das Leben im Hof der Sorgen und die Arbeit der Perlen von Neukölln

haus arnold fortuin_neukölln„Die Geschichten halten fest, was keinem Menschen zuzumuten ist.“ Mit diesem Satz beginnt Eva Ruth Wem-mes Buch „Meine 7000 Nachbarn“, bevor es überhaupt richtig anfängt. Die gebürtige Westfälin lebt in Berlin und arbeitet seit 2011 als Kultur- und Sprachmittlerin für Roma in Neukölln. Für das im Verbrecher Verlag erschienene Buch hat sie ihre Erfahrungen mit Migranten niederge-schrieben, von denen heute – angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation – kaum noch jemand spricht, die aber lange als Synonym für Integrationsprobleme, Armut, Sozialschmarotzerei und Kriminalität standen.

Eva Ruth Wemme ist es jedoch wichtig, auch einmal den Fokus auf die andere Seite dieser Medaille zu richten – und das tut sie als Ich-Erzählerin in einer so lakonischen wie bildhaften Sprache, die äußerst untypisch für ein Sachbuch ist. Die Inhalte, die sie in vielen Weiterlesen

Unterwegs in Neukölln

n+fotowettbewerb2015_buergerstiftung neukölln_neuköllner leuchtturmFotos zu diesem Thema einzureichen, dazu hatte die Bürgerstiftung Neukölln bei ihrem 10. N+Fotowettbewerb aufgerufen. Und 109 Aufnahmen trudelten bis zum Einsende-schluss ein. Seit vergangenem Freitag werden die Bilder nun im Neuköllner Leuchtturm ausgestellt, an eben jenem Abend wurde auch bekanntgegeben, wer die sechs Erstplatzierten des Wettbewerbs sind: Alle erhielten Urkunden, die drei Besten zusätzlich Geld- und die drei Nächstbesten Sachpreise. Eine Ausnahme bildete allerdings die Siegerin, denn Sabine Schreiber war noch im Urlaub, als die Gewinner geehrt wurden. Deshalb wird Weiterlesen

„Ich wollte nicht, dass die Leute denken, ich hätte als Jude jetzt Angst in Neukölln rumzulaufen“

(v. l.: Hannah Tzuberi, Shahak Shapira, Sultan Doughan und Armin Langer)

(v. l.: Hannah Tzuberi, Shahak Shapira, Sultan Doughan und Armin Langer)

Zu einer Gesprächsrunde über das Span- nungsverhältnis von Antisemitismus und Islamophobie, hatte gestern die Salaam-Schalom Initiative zusammen mit der Bür- gerstiftung Neukölln in den Neuköllner Leuchtturm eingeladen. „Wie wird Anti- semitismus (nicht) instrumentalisiert?“, fragten die Veranstalter und fanden damit so viel Publikumsinteresse, dass kein Stuhl des Ausstellungs- und Begegnungs-zentrums im tiefsten Nord-Neukölln leer blieb. Eine eindeutige Antwort gab es an diesem Abend nicht. Dafür aber einen umfassenden Einblick, was Berliner Juden, die nicht meinen, dass Neukölln wegen gewaltbereiter Moslems eine Weiterlesen

„Ich schenk was mit Neukölln“

Wer das für Weihnachten plant, aber noch nichts weiter in die Wege geleitet hat, muss sich sputen. „Nu is zu!“ heißt es für die Weinhandlung Weinholdz in der Schillerpromenade schon seit Wochen – und am frühen Mittwochnachmittag dann nu is zu_weinholdz neuköllnauch für die Geschenkejäger. Nichts wie los also!

Souvenirs aus Neukölln von A wie Aufkleber bis T wie T-Shirts hat die Ahoj! Souvenirmanufaktur im Angebot: Heute und morgen ist der Laden in der Hertzbergstraße 1 von 10 bis 20 Uhr, am Heiligabend von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Ein Präsent, auf dem nicht nur Neukölln drauf- sondern auch drinsteht, erschien im Herbst mit Christoph Spiel- bergs Krimi „Der Ein-Euro-Schnüffler“. Er – wie auch andere Neukölln-Literatur – ist z. B. in den Kiez-Buch-handlungen Die gute Seite (Richardplatz 16) und Die Buchkönigin (Hobrechtstraße 65) erhältlich.
Eine besonders exklusive Neukölln-Gabe ist im Wein- und Spirituosengeschäft Landsmann (Herrfurthplatz 11, Tel. 218 41 96) in Abfüllungen à 0,75 oder 0,2 Liter zu erwerben: Die extratrockene, flaschengegärte Sektmarke Schillerperle/Edition Schillermarkt gibt es nur dort.
Für diejenigen, die einmal mit einem historisch bewan-derten Ortskundigen durch Neukölln spazieren wollen, dürfte ein Gutschein für eine Kiezführung mit Reinhold Steinle das passende Geschenk sein.
Aus 13 Fotos, die zum Thema „Neukölln bewegt“ entstanden, produzierte die Bürger-stiftung Neukölln ihren Neukölln-Kalender 2015. Er ist sowohl in der Geschäftsstelle (Emser Straße 117, Tel. 627 380 13) als auch im benachbarten Neuköllner Leucht- turm erhältlich, der morgen Nachmittag letztmalig vor den Feiertagen geöffnet hat.

Neuköllner Verein startet bundesweite Online-Beratung für Glücksspielsüchtige

dax_bally wulff_neuköllnJeden Tag werden in Berlin mehr als 500.000 Euro in den Glücksspielautomaten der Stadt versenkt. Nach aktuellen Schätzungen haben mindestens 50.000 Berliner ein problematisches Spielverhalten, davon sind etwas mehr als die Hälfte krankhaft spielsüchtig. Kazim Kazim Erdogan_Daniel Bucholz_Kerstin Jüngling_Spielsucht-Onlineberatung Aufbruch NeuköllnErdogan (l.), Psychologe, Sozial- berater und Vor- sitzender des Auf- bruch Neukölln e.V., stellte daher ges- tern zusammen mit dem Berliner Abgeordneten Daniel Buchholz (SPD) sowie Kerstin Jüngling, Geschäftsfüh- rerin der Fachstelle für Suchtprävention Berlin, bei einer Pressekonferenz im Neuköllner Leuchtturm sein neuestes Projekt vor: Eine bundesweite Online-Beratung gegen Spielsucht in mehreren Weiterlesen

Von lebhaft bis leblos: Mit Edgar Zippel durch Europa

european life-ausstellung_neuköllner leuchtturm„Mir ist der Look der Fotos wichtig“, sagt Edgar Zippel. Besonders betonen müsste er das aber gar nicht, denn die Bilder sprechen für sich. Etwa 50 werden derzeit im Raum für Fotografie im Neuköllner Leuchtturm prä- sentiert: „European Life“ heißt die Ausstel- lung, die aus drei Serien besteht, die das Leben in Europa in so unterschiedlichen wie beeindruckenden Facetten widerspiegeln. Der vielleicht wichtigste gemeinsame Nen- ner ist das Handwerkszeug des Fotografen. „Alle Bilder wurden mit einer analogen 6 x 6-Kamera gemacht und von mir selber entwickelt“, erklärt der Weiterlesen

Von Einzelkämpfern zum Netzwerk: Erster Fachtag für Berliner Patenschafts- und Mentoringprojekte in Neukölln

gloria amoruso_ekaterina karabasheva_mentorenprojekte-fachtag berlin-neukölln„Das ist  heute ein wichtiger Tag“, hielten Gloria Amoruso (l.) und Ekaterina Karabesheva gleich bei der Eröffnung des 1. Fachtags für Men- toren- und Patenschaftsangebote in Berlin fest. Im Neuköllner Leuchtturm hatten sich auf Einladung der Bürgerstiftung Neukölln und des vorstellungsrunde_mentorenprojekte-fachtag berlin-neuköllnNetzwerks Berliner Kinderpatenschaften die Koordinatoren zahlreicher Projekte eingefunden, die in der Hauptstadt Mädchen und Jungen aller Alters- gruppen Erwachsene als ehrenamtliche Orien- tierungshelfer für unterschiedlichste Lebens- phasen an die Seite geben. Die Tagung sollte die Vernetzung der vielfältigen Ange- bote initiieren, zugleich aber außerdem durch Impulsreferate und Weiterlesen

Lebens- und Belichtungszeiten in einer neuen Neukölln-Fotoausstellung

neuköllner leuchtturm_raum für fotografie_neukoelln„Raum für Fotografie“ steht seit kurzem auf dem Schaufenster neben der Eingangstür zum Neu- köllner Leuchtturm. Und auch sonst hat sich einiges in der von Karen-Kristina Bloch-Thieß und Bernhard Thieß ins Leben gerufenen Kulturinstitution geän- dert, seit das Leuchtturmwärter-Paar im Mai 2013 in den Ruhestand gegangen ist. Der Schreibtisch, Sessel und Stühle wurden aus dem straßenseiti- gen Raum verbannt, statt eines neuen Leucht-turmwärters gibt es nun mit Leo de Munk einen Kurator. Und der hat vor allem ein Ziel: „Früher haben hier überwiegend Hobbykünstler ausgestellt, in Zukunft sollen es professionelle Fotokünstler sein und der Ort soll zu einer ernst zu nehmenden Galerie mit Platz für kommerzielle Fotografie werden.“ Am liebsten, sagt de Munk, hätte er die Neuorientierung durch die Aufgabe des Namens Neuköllner Leuchtturm noch deutlicher gemacht, doch dafür sei die Bürgerstiftung Neukölln als Betreiberin der Räumlichkeit nicht zu begeistern gewesen: „Deshalb nur der kleine Weiterlesen

Neukölln bewegt

Dieses Motto steht über dem Fotowettbewerb, den die Bürgerstiftung Neukölln aktuell ausschreibt. Noch  bis zum 15. Juni  können Bilder, die Bewegtes aus dem Bezirk als

rollbergrennen 2013_neukölln marathon 2012_hermannplatz neukölln

Motiv haben, eingereicht werden. Alle Werke sind im Juli bei einer Ausstellung im Neuköllner Leuchtturm zu sehen, einige erscheinen im N+Kalender 2015, die besten sechs werden mit Geld- und Sachpreisen prämiert.

„Tausende von Berliner Jugendlichen sind gefährdet“

Wie viele es genau sind, ist unklar. Schätzungen gehen von rund 30 Berlinern und etwa 240 Deutschen insgesamt aus, die bereits nach Syrien gereist sind, um sich im özkaraca_erdogan_danschke_neuköllner leuchtturm_neuköllnDschihad mit ihrem bewaffneten Ein- satz die Eintrittskarte für das Paradies zu sichern. „Tausende von Berliner Jugendlichen sind gefährdet, von der perfiden Propaganda eingefangen zu werden“, ist Kazim Erdogan (M.) über- zeugt. Um die Problematik in die Öf- fentlichkeit zu bringen, lud der Vorsitzende des Aufbruch Neukölln e. V. Ende letzter Woche gemeinsam mit der Vätergruppe des Vereins zur Pressekonferenz in den Neuköllner Leuchtturm ein. Das Wichtigste sei nun, so Erdogan, die Weiterlesen

Große Kunst für kleine Leute beim KinderKulturMonat

Es ist erst zwei Jahre her, dass zwei Niederländer im WerkStadt Kulturverein in Neukölln aufkreuzten, um dort ein ungewöhnliches Anliegen loszuwerden: Sie wür- den schon seit vielen Jahren in ihrer Heimat ein Kunstfestival für Kinder veranstalten, pk kinderkulturmonat berlinberichteten sie und fragten, ob der Verein ihr Oktober- maand Kindermaand-Kon- zept nicht mal in Berlin aus- probieren wolle.

Zweifel, ob hier wirklich funktioniert, was in hollän-dischen Provinzen funktio- niert, hatten wir natürlich“, erinnert sich Chris Benedict (r.), die Geschäftsführerin des WerkStadt Kulturvereins. Testen wollten sie es trotzdem – und Weiterlesen

Momentaufnahmen mit Neuköllner Lokalkolorit

femke thieß_n+fotowettbewerb 2013_neuköllnAugenblick mal! Wie lange danach gewartet wer- den muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab, weil so ein Augenblick – wie auch dessen Kumpel, der Moment – eben nichts ist, was sich in starre Zeitspannen pressen lässt. Selbst der Duden bleibt bei seiner Definition des Begriffs „Augenblick“ äußerst schwammig und spricht von einer „sehr kurzen Dauer“.

Was also ist zu erwarten, wenn ein Fotowett-bewerb mit dem Thema „Augenblick Neukölln“ ausgeschrieben wurde? Wie lösen Fotografen die Aufgabenstellung? Und welche Maßstäbe legen Juroren bei der Auswahl der eingesandten Aufnahmen an, um die besten Weiterlesen

„Challenge Neukölln“: Viele kleine Dinge besser verstehen

projektpräsentation challenge neukölln_sabine lemke_malik management_bürgerstiftung neuköllnNein, sagen sie, das Ergebnis habe sie nicht überrascht. „Fühlst du dich in Berlins U-Bahn- höfen unsicher?“ hatten Dominik Denkmann (l.), Sahiram Ravikumar (M.) und Ihab Basaleh (2. v. r.) über 50 Mitschüler gefragt. Fast 60 Prozent bejahten das und bestätigten damit das Gefühl, das auch die drei 15-Jährigen begleitet, wenn sie sich in den von den Berliner Verkehrsbe- trieben (BVG) erschlossenen Untergrund der Hauptstadt begeben. Dass ihre Schüler es nicht bei Kritik belassen, sondern nach einer praktikablen Lösung für das Pro- blem gesucht haben, sagt Klassenlehrerin Sabine Lemke (r.), das mache sie stolz – jean-philippe laville_bürgerstiftung neuköllnauch vor dem Hintergrund der Vorurteile, die Neu- köllns Jugendlichen gemeinhin vorauseilen.

Jean-Philippe Laville (l.) von der Bürgerstiftung Neu- kölln kennt die ebenfalls zur Genüge: „Deshalb füh- ren wir seit drei Jahren zusammen mit Malik Ma- nagement Projekte an Schulen des Bezirks durch, die die Schüler motivieren, neue Ideen für die Gesellschaft zu entwickeln und sie Firmen und Politik zu präsentieren.“ Für die Jugendlichen habe das den Effekt, dass sie mit der Logik von Zu- sammenhängen arbeiten und die Kommunikation mit Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern trainieren. Für die Erwachsenen wiederum bedeute es eine Chance, die Potenziale von Neuköllner Schülern zu erkennen.  „Ziel ist, in dieser Konstellation die Herausforderungen der Zukunft zu denken und die Ideen einem vergleich hd-kamerasRealitätstest zu unterziehen“, so Lavilles Mitstreiter Henning Höhne, der die Projekt- reihe für die Bürgerstiftung koordiniert.

„Challenge Neukölln“ hieß das Motto in diesem Jahr. Dominik, Ihab und Sahiram, die drei Neuntklässler der Heinrich-Mann-Schule, griffen dafür mit der gefühlten und realen Unsicherheit in U-Bahn-Stationen ein berlinweites Dauerthema auf, stellten Nachforschungen an und brachen es schließlich auf Neukölln herunter. „Bist du für den Einsatz von HD-Kameras in U-Bahnhöfen?“ wollten sie ebenfalls von ihren projektpräsentation challenge neukölln_malik management_bürgerstiftung neuköllnMitschülern wissen: 57 Prozent von denen sprachen sich für die hochauflösenden 360 Grad-Winkel-Kameras aus, stellten das erhöhte Sicherheitsgefühl und die bessere Möglichkeit zur Aufklärung von Straftaten durch eine effektivere Überwa- chung vor datenschützerische Bedenken. „Das“, sagt Sahiram (r.), „sind auch in etwa die Werte, die die BVG ermittelt hatte.“

Wie die Überwachung der unterirdischen Stationen der Berliner Verkehrsbetriebe praktisch abläuft, durften sich die Jugendlichen ebenfalls ansehen. „Die Kontakt- aufnahme begann erstmal damit, dass der BVG-Mitarbeiter beim Stichwort Neuköllner Schule sofort negative Assoziationen hatte“, erzählt Alexander Ortner (l.), der alexander ortner_projektpräsentation challenge neukölln_malik management_bürgerstiftung neuköllndas Projekt für Malik Management begleitete. „Das hat sich aber nach dem Besuch in der Leitstelle für Sicherheit, wo die Schüler die Ergebnisse ihrer Nach- forschungen vorstellen durften, komplett gedreht.“ Mehr noch: Dominik, Ihab und Sahiram bekamen nicht nur Praktika angeboten, sondern seitens des Unter- nehmens auch die Information mit auf den Weg, dass bis zum Ende des Jahres alle Bahnhöfe entlang der U8 mit HD-Technik ausge- stattet werden sein. Das ist zwar nicht die Strecke, mit der sich die Jugendlichen vor- rangig beschäftigt hatten, beweist ihnen aber, „dass wir auf die gleiche Idee wie die Profis gekommen sind.“ projektpräsentation challenge neukölln_malik management_bürgerstiftung neukölln_joschka langenbrinckDass es mit der Umrüstung nicht zügiger gehe bzw. längst passiert ist, sei eine finanzielle Frage. Die Gelder, habe ihnen die BVG mitgeteilt, kämen vom Senat.

Mit Joschka Langenbrinck (r.), der 2011 für die SPD Neukölln ins Berliner Abgeordne-tenhaus gewählt wurde, ist auch die poli- tische Seite bei der Projektpräsentation im Neuköllner Leuchtturm vertreten. „Ich bin Joschka“, stellt er sich vor und erzählt zu- nächst, dass er mit 28 Jahren jüngster SPD-Abgeordneter im Roten Rathaus ist und dort in den Ausschüssen für Bildung, Familie und Jugend sowie Innere Sicherheit und Ort mitarbeite. „Mittelfristig wollen wir, dass alle U-Bahnhöfe auf die Über- wachung mit HD-Kameras umgestellt werden“, informiert er, weist aber auch auf die Wichtigkeit der Anwesenheit von Sicherheitspersonal in den Stationen hin: „Weil Bilder nur beim Identifizieren der Täter helfen, aber Straftaten nicht völlig verhindern können.“ Eindeutig belegt sei jedoch, so Joschka Langenbrinck, dass der ÖPNV in Berlin sicherer geworden und die Zahl der gefassten Täter – nicht zuletzt durch den Einsatz modernster Technik an inzwischen über 20 U-Bahn-Stationen – gestiegen ist.

Wie die funktioniert, muss Dominik Denkmann, Ihab Basaleh und Sahiram Ravi- kumar niemand mehr erklären. Und auch die Koexistenz von Politik und Wirtschaft ist für sie ein wenig durchschaubarer geworden. „Solche außerschulischen Projekte bringen den Schülern schon deshalb enorm viel, weil sie ihren Horizont erweitern“, ist die Erfahrung von Lehrerin Sabine Lemke. Die Jugendlichen würden zwar auch durch „Challenge Neukölln“ nicht die Welt retten, räumt Alexander Ortner ein, aber „sie können viele kleine Dinge und ihr Zusammenspiel besser verstehen.“

=ensa=

Anfang und Ende im Neuköllner Leuchtturm

neuköllner leuchtturmNormalerweise ist eine Vernissage ein Grund zum Feiern: Die Einladungen sind verschickt. Was ge- zeigt werden soll, hat seinen Platz gefunden. Ge- holzobjekt_klaus freudenberg_neuköllntränke und Snacks stehen bereit. Die Gäste strömen zum Ort des Geschehens, erwartungsvoll von den Künstlern begrüßt. Das war vorgestern Abend bei der  Eröffnung der  „Wald – Holz – Märchen“-Aus-stellung im Neuköllner Leuchtturm nicht anders, und doch unterschied sich diese von allen, zu denen Karen-Kristina Bloch-Thieß und Bernhard Thieß bisher eingeladen hatten. Denn für sie läutet diese Vernissage nach fast sieben Jahren das Ende ihrer Zeit karen-kristina bloch-thieß+bernhard thieß_neuköllner leuchtturmals Leuchtturmwärter ein.

Begonnen hatte alles im Jahr 2006, als Neukölln und der Körnerkiez noch eher verrufen und abgerockt als angesagt wa- ren. Im Haus in der Emser Straße, das dem Ehepaar gehört, war neben der Geschäftsstelle der Bürgerstiftung Neu- kölln eine große Ladenwohnung frei ge- worden, für die heute die Interessenten Schlange stehen würden. „Natürlich“, sagt Karen-Kristina Bloch-Thieß, „hätten wir einfach die Jalousien runter lassen und auf bessere Zeiten hoffen können. Aber geschlossene Rollläden sind wie ein Krebs- geschwür.“ Stattdessen beschlossen die kreativen Neuköllner, den Laden selber zu nutzen, um aus ihm ein Creativ-Centrum zu machen: „Wie man karen-kristina bloch-thieß_neuköllner leuchtturmso etwas organisiert und führt, davon hatten wir keine Ahnung, doch wir entschieden, dass wir es mal drei Jahre lang ver- suchen wollen.“

Im Oktober 2006 luden sie in den frisch renovierten Räumen hinter der neuen maritimen Fassade zur ers- ten Vernissage ein: „Seestücke“ hieß die Ausstellung, die Aufnahmen zeigte, die der begeisterte Segler und Fotograf Bernhard Thieß während der Törns mit ihrem Katamaran gemacht hatte. Bereits im Vorjahr, beim NachtundNebel-Festival, hatte seine Frau begonnen, bloch-thieß märchenbilder_neuköllner leuchtturmöffentlich Ergebnisse ihres kreativen Schaf- märchen-bilder bloch-thieß_neuköllner leuchtturmfens zu präsentieren: phantasievolle Colla- gen,  Öl-auf-Leinwand-Impressionen und Por- traits sowie handge- märchenbilder bloch-thieß_neuköllner leuchtturmnähte Puppen.

Es hätte also eine Weile gedauert, bis dem Paar das Material für eigene Ausstellungen ausgegangen wäre.  Doch es ging ihm um mehr als das Zeigen der eigenen Produktivität: um das Nebeneinander von Amateur-Künstlern und renommierten Protagonisten der Kunst- und Kulturszene, um die Etablierung eines Ortes für die ganze Bandbreite des Kreativen. „Das Interesse von Künstlern, die bei uns ausstellen wollten, war von Anfang an ein Selbstläufer“, blickt Bernhard Thieß zurück. Malerei unterschiedlichster Stilrichtungen thieß+freudenberg_neuköllner leuchtturmund Techniken, Skulpturen aus ver- schiedensten Werkstoffen, Fotogra- fien, dazu eine regelmäßig stattfin- dende Kreativwerkstatt für Erwachse- ne, Ikebana-Kurse, philosophische Zirkel, Lesungen, Konzerte, und Lite- ratur-Gesprächskreise: Ohne jegliche öffentliche Förderung aber mit umso mehr Engagement verwirklichten sie ihre Idee in einem Kiez, der anfangs nur langsam aus dem künstlerisch- kulturellen Dornröschen-Schlaf erwachte, dann aber immer mehr an Fahrt aufnahm. „Und ein kleenet Körnchen haben wir zu dieser Veränderung beigetragen“, sagt Karen-Kristina Bloch-Thieß, woraufhin ihr Mann zustimmend nickt.

bertil wewer_neuköllner leuchtturmBertil Wewer (l.) tat das bei der Vernissage nicht. Von einem kleinen Körnchen könne kaum die Rede sein, widersprach das Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Neukölln: „Es war ein riesengroßer Fels, den ihr ins ulli lautenschläger_neuköllner leuchtturmRollen gebracht habt.“ Dem schloss sich auch Ulli Lautenschläger (r.) vom QM Körnerpark an. „Mit dem Leuchtturm, den Sie zu einer echten Institution entwickelt haben“, bescheinigte der Quartiersmanager, „haben Sie ein großes Zeichen für den Kiez gesetzt. Die Entwicklung des Kiezes ist damit auch Ihnen zu verdanken.“ Im holzobjekt klaus freudenberg_neuköllner leuchtturmSeptember wird die Bürgerstiftung den Leuchtturm als Hausherrin übernehmen – zu „sehr günstigen Konditionen“, wie Wewer betonte, und mit der Vision, ihn weiter zu einem Begegnungszentrum auszu- bauen. Der künstlerisch-kreative Schwerpunkt, kün- digte er an, werde auf Foto-Ausstellungen liegen, die offizielle Eröffnungsfeier sei für den 9. November geplant.

Dann werden auch Karen-Kristina Bloch-Thieß und Bernhard Thieß wieder dabei sein – als Gründungs-vernissage_neuköllner leuchtturmstifter, Vermieter und Gäste. Bevor es soweit ist und sie viel Zeit haben, sich ganz ihren Hobbys, der Familie und der Pflege von Freundschaften hingeben zu können, erfüllen sie sich aber noch einen Wunsch: Den, sich mit der gemeinsamen „Holz – Wald – Märchen“-Ausstellung als Leuchtturmwärter zu verabschieden. Der ehemals selbstständige Tischlermeister Bernhard Thieß hatte „schon seit Jahren Holz, Holz und immer wieder Holz fotografiert“, erzählt seine freudenberg+thieß_neuköllner leuchtturmFrau. Die wiederum hatte durch die vier Enkelkinder begonnen, sich mit den Märchen der Gebrüder Grimm zu beschäftigen. Zunächst als Vorleserin, dann auch als Malerin. Als einen mit einer ebenfalls stark ausgeprägten Affinität zum Werkstoff, den Bäume liefern, wollten sie den Holzbildhauer Klaus Freudenberg dazugewinnen – und auch das gelang.

Sieben märchenhafte Ölbilder von Karen-Kristina Bloch- Thieß zum Ansehen, dazu von der Malerin gelesene Grimm’sche Geschichten zum Anhören. Fünf Skulpturen von Klaus Freudenberg zum Bestaunen oder Berühren. Und ungezählte Aufnahmen von Bernhard Thieß, die Holz in allen Variationen, Formaten, fotokünstlerischen Perspektiven und Spielarten zeigen. Dazu im vorderen Galerieraum statt konventioneller Bilderrahmen die ausgemusterten Fenster einer ehemaligen  Neuköllner Tischlerei. All das lädt  zu einer  multiperspektivischen  Spu-

mirkaledo-quartett_neuköllner leuchtturm märchenerzählerin cornelia kurth_neuköllner leuchtturm

rensuche auf dem Holzweg ein, und auf die begaben sich bei der Vernissage nicht nur reichlich Gäste, sondern auch das Mirkaledo-Quartett und die Märchenerzählerin Cornelia Kurth.

Es fällt schwer, sich den Neuköllner Leuchtturm ohne die Thießens vorzustellen. „Wir bleiben ihm ja auch in gewisser Weise erhalten“, sagen die. Der Unterschied sei eben der, dass sie künftig dort sein können, aber nicht mehr regelmäßig – wie in den letzten Jahren – vor Ort sein müssen. „Jetzt soll das Kind alleine laufen“, finden sie.

Die Ausstellung „Holz – Wald – Märchen“ ist noch bis zum 28. Juni im Neuköllner Leuchtturm zu sehen; Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags zwischen 14 und 19 Uhr sowie heute von 14 bis 17 Uhr.

=ensa=