Der Körnerpark wird zum Atelier eines Neuköllner Bildhauers

Ab Montag können Besucher des Körnerparks dort nicht nur vollendete Kunstwerke anschauen, sondern auch zusehen, wie unter freiem Himmel eine Skulptur ent-stehtAxel Peters wird bis zum 11. August an den Werktagen zwischen 10 und 16 Uhr vor dem Kreativraum der Galerie im Körnerpark arbeiten.

Zahlreiche Büsten und Figurengruppen prägen das Werk des in Neukölln lebenden Künstlers, dessen berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Lokomotivschlosser begann. Eine Steinmetz-Lehre legte später eine neue Schiene; außerdem war er Gasthörer an der Kunst-hochschule in Dresden. Als freischaffender Bildhauer begann Weiterlesen

Neue Kapitel für das Geschichtsbuch von Neukölln

Es wird Zeit, fand Bernd Kessinger, dass weiter an der Neuköllner Bezirksgeschichte geschrieben wird. Schließlich war die letzte historische Abhandlung schon vor über einem halben Jahrhundert veröffentlicht worden. Also setzte er sich hin und recherchierte und schrieb: Im letzten Herbst fing er an, ein Frühjahr später war das Werk fertig, das kürzlich mit bernd kessinger, autor "neukölln - die geschichte eines berliner stadtbezirks", die buchkönigin neuköllndem Titel „Neukölln – die Geschichte eines Ber- liner Stadtbezirks“  erschienen ist. Es sei ein Buch geworden, sagt Kessinger, das alteingesessene wie neue Neuköll- ner unterhaltsam  informiert.

Er selber liegt irgendwo dazwischen: „2009 bin ich nach Neukölln gezogen, in die Darkzone der Weserstraße, also in den Bereich um die Weichselstraße, wo es auch heute noch nicht so richtig hip ist.“ Aber die  Veränderung fresse sich langsam durch die ganze Straße. Bernd Kessinger lebt auch heute noch in ihr, nun jedoch in dem Teil, wo die Aufwertung unübersehbar ist.

„Die Geschichte von Neukölln“, so sein Fazit, „war schon immer eine  Geschichte von sozialer Ungleichheit und Ausgrenzung.“ Inzwischen sei der Bezirk – wenn er nicht gerade das Klischee des Szene-Kiezes bedient – zur  medialen Metapher für alle gesellschaftlichen Probleme  verkommen. In der Entwicklungsgeschichte des Bezirks nach den Ursachen für die Probleme zu schauen, war die Triebfeder für den Historiker und Kulturwissenschaftler: „Dabei stellt man schnell fest, dass zum Beispiel der Umgang mit dem Thema Migration in Neukölln schon immer integrative Ansätze vermissen ließ.“ Das ziehe sich von den  Einwanderern aus Böhmen anno 1737  über die Arbeitsmigranten der 1970er-Jahre bis in die relative Gegenwart wie "neukölln - die geschichte eines berliner stadtbezirks, vergangenheitsverlag, bernd kessingerein roter Faden durch die Bezirksgeschichte. In Bezug auf die  Ursachenbekämpfung  sehe man auf politischer Ebene jedoch erst seit einigen Jahren, ausgelöst durch die Rütli-Welle, Hand- lungsbedarf. „Noch 1997“, erinnert Bernd Kessin- ger, „hielt Buschkowskys Vorgänger Bodo Mane- gold es für völlig unnötig, eine Stelle für einen Migrationsbeauftragten einzurichten.“ Die gebe es erst seit 10 Jahren. Was es dagegen immer noch gibt, sei eine von kleinen Wohnungen geprägte bauliche Substanz, die der sozialen Ausgrenzung und ihren Folgeerscheinungen zuarbeite.

In seinem Buch, das im Jahr 1360 einsetzt und mit starkem Fokus auf die Politik von den Entwick- lungen und Brüchen Neuköllns bis in die Jetzt-Zeit erzählt, geht es dem Autor nicht ums Kritisieren, sondern um  „lesbaren historischen Stoff mit wissenschaftlichem Anspruch“. Das Interesse seitens des Vergangenheitsverlags, den Bernd Kessinger erst kontaktierte als das Manuskript bereits fertig war, sei gleich groß gewesen. „Groß war aber auch mein Ärger, als ich erfuhr, dass das Bezirksamt Neukölln dazu bewegt wurde, sich mit einem Druckkostenzuschuss zu beteiligen“, sagt er. Das Ergebnis seines Debüts als Buchautor sei  völlig unabhängig und keinesfalls – wie viele Neu- kölln-Publikationen zuvor – als Auftragsarbeit fürs Rathaus entstanden. Sich dafür nun erklären zu müssen, missfällt ihm spürbar. Was hingegen aufmerksamen Lesern nur unlieb sein kann, ist die nicht eben sorgfältige Arbeit des Korrektors, der über diverse Patzer großzügig hinwegsah. „Ich hab auch schon einige Fehler entdeckt“, räumt Bernd Kessinger ein.

Er ist längst wieder mit neuen historischen Neukölln-Themen beschäftigt. „Momentan“, verrät er, „schreibe ich für das Museum Neukölln etwas über die Hufeisensiedlung.“ Was ihn außerdem sehr reizen würde, wären Recherchen und ein Buch über das Rollbergviertel in der Zeit zwischen 1945 und der Kahlschlag- sanierung, die 1966 begann. „Darüber gibt es bisher überhaupt keine umfassenden Publikationen“, hat Bernd Kessinger herausgefunden. Belletristisches solle man von ihm jedenfalls nicht erwarten, dafür sei er zu sehr Historiker.

Bernd Kessingers lesenswertes 194-seitiges Taschenbuch „Neukölln – die Geschichte eines Berliner Stadtbezirks“  ist zum Preis von 14,90 Euro direkt beim Verlag sowie im Buchhandel erhältlich.

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