Gesucht und nicht gefunden

alfred-scholz-platz_berlin-neukoellnDer Mann wirkt, als hätte er etwas verloren. Schiebt langsam sein Fahrrad über den Alfred- Scholz-Platz und sieht sich immer wieder um, manchmal aber auch konzentriert zu Boden. Nein, sagt er, er habe nichts verloren, suche aber trotzdem etwas: die Aufenthaltsqualität, die der Platz an der Neuköllner Karl-Marx-Straße seit seiner Umgestaltung und -benennung ha- ben soll. Alle möglichen Leute, angefangen beim Baustadtrat des Bezirks, hätten ihm die versprochen, deshalb würde er nun nach ihr Ausschau halten. Auf den neuen, „spärlich vorhandenen“ Bänken sei sie jedenfalls nicht zu finden. Das Weiterlesen

Über den Versuch, einen verdienten Neuköllner Bürger zu ehren – und Bürgerbeteiligung auszuhebeln

wappen stadt hof_platz der stadt hof_neuköllnFünf  Vorschläge, wie der Platz der Stadt Hof nach seiner Erweiterung umbenannt werden könnte, unterbreitete die [Aktion! Karl-Marx-Straße] als zivilgesellschaftliche Initiative im Sommer der Öffentlichkeit. Die Vorschläge, die aus insgesamt 160  Bei- trägen ausgewählt wurden, lauteten: Platz der Vielfalt, Platz der Kulturen, Platz der Toleranz, Neuköllner Stern und Rio Reiser Platz. Der Namenswettbewerb war als krö- nender Abschluss einer partizipativen Bürgerbeteiligung für die Neugestaltung des Platzes angekündigt. Gemeinsam mit Bewohnern Neuköllns hatten Weiterlesen

König Buschi, Bausteinrat Blase und ein Plätzchen, das zum Platz der Neuköllner werden soll

spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnWunder dauern etwas länger – so heißt es wenigs- tens. Manchmal aber scheint Neukölln den Gegen- beweis antreten zu wollen. Aktuelles Beispiel dafür ist der  Umbau des Platzes der Stadt Hof: Freitagmorgen wurden Absperrungen aufgestellt, vormittags rückte spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnein Bagger an, mittags kamen Bezirksbürger- meister Heinz Busch- kowsky, Baustadtrat Tho- mas Blesing nebst Staatssekretär Ephraim Gothe, um Reden zu halten und den  ersten Spa- tenstich  zu machen, und schon wenige Stunden danach war die Baustelle wieder passé. Ein Wunder? Das wäre es in der Tat, wenn in so kurzer Zeit der Platz der Stadt Hof umgestaltet worden wäre. Ist er aber nicht.

Innerhalb der nächsten 14 Tage werde es aber wirklich losgehen, kündigt Horst Evertz von der [Aktion! Karl-Marx-Straße] an, dann werde der Platz komplett gesperrt und innerhalb von knapp 1 1/2 Jahren dessen Umgestaltung vollzogen. Danach solle spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, thomas blesing, ephraim gothe, heinz buschkowskyer seine Größe von aktuell 1.250 Quadrat- metern verdoppelt haben und nicht nur eine at- traktivere Optik, sondern auch eine deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität  aufweisen. Zu- dem fordert er auch von den Autofahrern ein spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnUmdenken: „Der Platz“, er- klärt Evertz, „wird bis zur Ecke Richardstraße ausge- dehnt. Das Abbiegen aus der Ganghofer- wird dann nur noch in die Richard- und nicht mehr in die Karl-Marx-Straße und umgekehrt mög- lich sein.“ Die  Befürchtungen eines Anwohners der Richardstraße, dem Schlimmes schwant, sind nachvollziehbar. In Heinz Buschkowskys Begeisterung darüber, dass die Umgestaltung des Platzes der Stadt Hof ein weiteres Stück Modernisierung der Karl-Marx-Straße  bedeute, mag er nicht so recht einstimmen.

Mit 100.000 Euro beteiligt sich der Bezirk Neukölln, 600.000 Euro finanziert der Berliner Senat aus dem Städtebauförderungs-Programm, um den „Modernisierungs- rückstau der letzten 20 Jahre“ in der Karl-Marx-Straße aufzulösen. Durch die Kombination aus Baumaßnahmen und einem neuen Geschäftsstraßen- management, prognostiziert Ephraim Gothe, bringe man die Magistrale Neuköllns spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, heinz buschkowsky, thomas blesing, ephraim gotheauf einen guten Weg. Wann das Ende des Wegs, sprich: der Hermannplatz, erreicht sein wird, bleibt offen. Von „weiteren Bauabschnitten im Sause- schritt“ spricht Buschkowsky und unkt, dass 2024 alles abgeschlossen sei. Dass es schneller gehen wird, hofft Staatssekretär Gothe.

Dass man mit dem Umbau des Platzes der Stadt Hof auch schon weiter sein wollte, will Thomas Ble- sing dann doch nicht unerwähnt lassen. Durch die Haushaltssperre des Senats hänge man  bereits jetzt vier Monate hinterher. Bestens gediehen sei jedoch die Bürgerbeteiligung, die maßgeblich dazu beitragen habe, dass hier umgesetzt werde, was die Neuköllner widerspiegelt: Kernstück des Platzes wird ein etwa 750 Quadratmeter großes demographisches spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, mosaikstein demografisches pflasterMosaik. Sieben unterschiedliche Steinsorten symboli- sieren in dem sieben Weltregionen und somit die Herkunftsländer der Neuköllner, Glassteine repräsen- spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, bauausführung: fa. dalhofftieren Staatenlose bzw. Menschen mit ungeklär- ter Herkunft. „Natürlich“, weiß Blesing, „ist das alles teurer als Beton.“

Aber es gehe eben auch um eine Identifikation mit dem Platz, der bisher kaum als solcher wahrgenommen wurde. „Genau deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass er auch eine kleine Festfläche bekommt und so als Veranstaltungsort genutzt werden kann“, ergänzt Andreas Altenhof. Er gehört hauptberuflich dem Direktorium der Neuköllner Oper an und engagiert sich ehrenamtlich in der aus Anwohnern, Akteuren und Gewerbetreibenden bestehenden Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, namenswettbewerbStraße]. Das Gremium will zugunsten der Akzeptanz des Platzes aber noch einen Schritt weitergehen. „Damit es wirklich ein Platz von uns Neuköllnern und für uns Neuköllner werden kann, braucht er einen neuen Namen“, findet Altenhof, der sich längst auf PdSH beschränkt, wenn er über den Platz der Stadt Hof spricht. Wer noch keinen Namensvorschlag in die Box geworfen hat, so sein Hinweis, solle ihn per spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, puppentheater k+k volkart, könig buschyMail oder Post schicken.

Gedanken um das „verkrüppel- te Büdchen“, den einstigen China-Imbiss unter der Platane, muss sich indes niemand mehr machen. Das kommt weg und dürfte, ginge es nach dem Willen der Puppenspieler von K & K Volkart, gerne als Puppentheater auf den Böhmischen Platz gestellt werden. Schon als Dankeschön für ihr  launiges Stück um König Buschi, Bausteinrat Blase und Herrn Kowalski vom Ordnungsämtchen hätten sie es verdient. Und der Platz der Stadt Hof wird, wie immer er dann auch heißt, ein neues Büdchen bekommen – nebst einem Wall-Klo, sieben sonder- angefertigten Bänken, neun Mastleuchten und etwa 10 Bäumen. Was ihm bleibt, ist aber definitiv die Platane.

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Stein an Stein

Im Zuge der aktuell laufenden Umgestaltung der Karl-Marx-Straße wird es auch dem Platz der Stadt Hof – in Neukölln besser bekannt als der Vorm-Karstadt-Schnäpp- chenmarkt-Platz – meinstein-mosaiktag, platz der stadt hof, neuköllnan den Kragen gehen. Aus der schmucklosen Ödnis soll ein Platz mit Aufenthaltsqualität werden. Grundlage dafür sind die Ideen des Land- schaftsarchitektur-Büros el:ch und der Künstlerin Nadia Kaabi-Linke, die im Sep- tember letzten Jahres den entsprechen- den freiraumplanerischen Realisierungs- wettbewerb gewannen (wir berichteten).

Insbesondere Kaabi-Linke setzte mit ihrem Entwurf eines demografischen Pflasters namens Meinstein auf die tatkräftige Unterstützung der Neuköllner. In acht über den Norden des Bezirks verteilten Workshops bekam jeder die Gelegenheit, sich Ge- projekt meinstein, mosaiktag, platz der stadt hof, demografisches pflaster,neuköllndanken über Neukölln und die eigene Identität zu ma- chen und anschließend mit einem eigenen Stein die Optik des Mosaiks zu beeinflussen. Insgesamt 101 Neuköllnerinnen und Neuköllner nahmen diese Möglichkeit wahr; etwa 80 Prozent von ihnen brachten Migrationserfahrungen in die Workshop-Gespräche ein. Das im Vorfeld erklärte Ziel, „ein Denkmal zu schaffen, in das sich die Lebens- erfahrungen von Menschen aus 165 Nationen eingeschrieben haben“, verfehlte die Projektgruppe um die tunesisch-russisch stämmige Künstlerin jedoch um Längen. projekt meinstein, mosaiktag, platz der stadt hof, demografisches pflaster,neuköllnDafür hätte es einer schmissigeren Öffentlichkeits- arbeit und einer quantitativ engagierteren Teilnahme bedurft.

Sonntag endete die Phase der Bürgerbeteiligung am Meinstein-Projekt mit dem Mosaiktag. Innerhalb einer abgezirkelten Fläche durften sich alle Aktiven einen Platz für ihren Stein aussuchen – neben dem Partner, der Mutter oder der Freundin projekt meinstein, mosaiktag, platz der stadt hof, demografisches pflaster,neuköllnoder auch weitab von je- mandem. Die Koordinaten des mit Kreide markierten Meinstein-Orts wurden pe- nibel notiert. Die Farbe, die der Quader später bekom- men wird, richtet sich nach der Herkunft des Steinpa- ten, der sich so auf dem Platz der Stadt Hof ver- ewigt, inmitten anderer Steine, die die Bevölke-rungsstatistik Neuköllns repräsentieren.

Unmut herrscht derweil noch bei den Freunden Neuköllns e. V., die sich mit der Ankündigung nicht abfinden wollen, dass das momentan auf dem Platz verlegte Wappen der Stadt Hof  dem Mosaik weichen soll.

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Neuköllns kleiner Unbekannter, der Platz der Stadt Hof, wird aufgepeppt

Was haben Google Maps und viele Neuköllner gemeinsam? Sie kennen den Platz der Stadt Hof nicht. Entschieden ortskundiger ist hingegen der berlin.de-Stadtplan: Der Platz der Stadt Hof liegt da, wo die Ganghoferstraße von der Karl-Marx-Straße abzweigt, lässt er auf einen Blick erkennen. Würde man allerdings die Neuköllner fragen, wo der Vorm-Karstadt-Schnäppchenmarkt-Platz ist, bekäme man wohl von jedem die richtige Antwort. Vielleicht noch verbunden mit der Frage „Wie? Ditt solln Platz sein?“

Eine Fülle dessen, was als Aufenthaltsqualität bezeichnet wird, hat der überdimensional breite Bürgersteig an der tosenden Kreuzung im Zentrum Neuköllns wirklich nicht zu bieten: ein Wall-Klo, eine Platane, eine Topfpflanzen-Hecke, das ins Pflaster eingelassene Wappen der Stadt Hof und eine von Tischen und Stühlen umgebene China-Imbiss-Bude. Im Juni kamen noch einige blaue Kästen dazu, die Kunstobjekte und Sitzmöbel in einem und Vorläufer für die Verschönerung des vernachlässigten Platzes sind, die im Zuge der Umgestaltung der Karl-Marx-Straße erfolgen soll.

45 Landschaftsarchitektur-Büros aus ganz Europa bewarben sich mit ihren Ideen am ausplatz der stadt hof neukölln,el:ch landschaftsarchitektengeschriebenen frei- raumplanerischen Reali- sierungswettbewerb, neun davon wurden von einem Fachgremium ausgewählt, konkrete Entwürfe, Modelle und Kostenpläne unter Einhaltung der Budget- grenze von 500.000 Euro einzureichen. Ihre Arbeiten wurden zunächst am vergangenen Mittwoch bei einer Bürgerversammlung diskutiert, bevor Donnerstag eine Jury zusammen kam und schließlich für den Wettbewerbsbeitrag mit der Startnummer 107 als Gewinner votierte, der von el:ch Landschaftsarchitekten in Kooperation mit der tunesischen Künstlerin Nadia Kaabi Linke eingereicht wurde.

Freitag informierten der Neuköllner Baustadtrat Thomas Blesing, Fachjuror Harald Fugmann, Rico Emge von der AG UmbauStadt und Holger Schilling  als Delegierter der  [Aktion! Karl-Marx-Straße] in einer Pressekonferenz über die Entscheidung. Der Platz der Stadt Hof solle, so Blesing, zu einem der herausgestellten Punkte entlang der Neukölln Magistrale werden und nach seiner Umgestaltung 2012 so aussehen.

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Besonders angetan waren die Juroren vom in den Entwurf integrierten Kunstobjekt „demografischen Pflaster“: Mit verschiedenfarbigen Steinen wird ein Mosaik entstehen, das die quantitative Verhältnismäßigkeit der ethnischen Gruppen in Neukölln aufzeigt.  Über den Platz verteilte Sitzgruppen in unterschiedlichen Anordnungen laden zum Verweilen und Kommunizieren ein, auch das gefiel.

Dagegen hielt sich die Begeisterung über das vom Wettbewerbsgewinner el:ch eingearbeitete Modul Brunnenanlage in Grenzen. „Die wird es nicht geben“, ent- schied der Baustadtrat. Aus Folgekostengründen und weil man mit einem Brunnen auf dem Platz der Stadt Hof bereits vor Jahrzehnten schlechte Erfahrungen gemacht habe: Sie vermüllte zusehends und wurde daraufhin amtlicherseits wieder aus dem Verkehr gezogen. Auf andere, derzeit zum Platz gehörende Dinge werde man nach den Umgestaltungsmaßnahmen ebenfalls verzichten müssen: Das Wappen der Stadt Hof kommt weg, und die Zufahrt von der Karl-Marx- in die Ganghofer- und Ri- chardstraße wird es dann für Autofahrer auch nicht mehr geben. Dass sie verzichtbar ist, habe eine Verkehrsuntersuchung ergeben.

Unklar ist hingegen noch die Zukunft der China-Imbiss-Bude. Sie könne integriert werden, sagte Thomas Blesing, gleichzeitig stellte er jedoch fest, dass es „keinen Ewigkeitsvertrag mit dem Besitzer“ gebe. Dass sie ihre exponierte Stellung behält, scheint der Gesamtoptik des Platzes zuliebe unwahrscheinlich.

umgestaltung platz der stadt hof,neukölln,wettbewerb, u-bahnskopeAuch was dem alles er- spart bleibt, sprich: die teils beliebigen und teils kruden Entwürfe der el:ch-Mitbewerber, blieb kein Geheimnis: Gelbe Metall- röhren, die bis in den U-Bahn-Tunnel ragen und die Geräusche und Gerüche auf den Platz der Stadt Hof blasen. Ein rund 18 Meter hoher Turm mit einer Palme auf der Spitze und Hühnergehege, Bienenstöcken und einem Kompostklo im Inneren. Ein 12 Meter hoher, von drehbaren Sitzfindlingen umgebener Spazierstock. Und auch Bäume, die die Sichtachse zur Richardstraße blockieren. So hatte man sich die Zukunft von Neuköllns kleinem Unbekannten dann doch nicht vorgestellt.

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