Die besten Fotos der Ausstellung „Čermná und Neukölln durch meine Augen“ jetzt zusammen in einem Kalender

„Čermná und Neukölln durch meine Augen“ hieß eine Ausstellung mit Bildern tsche-chischer und deutscher Amateurfotografen, die in diesem Jahr in Horni Cerma – dem Ausgangspunkt der seit über 25 Jahren bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Neukölln und Ústí nad Orlicí – im Gemeindehaus und anschließend in der Neuköllner Galerie Zebrapony zu sehen war. Aus den besten Arbeiten wurde inzwischen ein großformatiger Kalender mit typischen jahreszeitlichen Ansichten zusammen-gestellt. Die Besucher der Ausstellungen waren aufgerufen, die schönsten Motive für einen Fotokalender auszuwählen und für zwei Fotos stimmen, jeweils für eins aus Horní Čermná und eins aus Weiterlesen

Zwei, die eng miteinander verbunden waren: Manfred Motel und das Böhmische Dorf

manfred-motel_foto-neukoelln-info-centerNeuköllns früherer Bezirksbürgermeister Prof. Bodo Manegold hatte Manfred Motel einst anerkennend „unseren Oberböhmen“ genannt. Dr. Franziska Giffey, die amtierende Rathaus-Chefin, bescheinigte dem mit der Neuköllner Ehrennadel und dem Bundesverdienstkreuz Ausgezeichneten, dass er den Bezirk über Jahrzehnte geprägt habe.

Nach langer schwerer Krankheit starb Manfred Motel am 8. September im Alter von 74 Jahren; letzten Sonnabend fand im Kirchsaal der Brüdergemeine die Trauerfeier statt. Für das Bezirksamt nahm Sozialstadtrat Bernd Szczepanski an der Zeremonie Weiterlesen

Schatzsuche mit Neuköllns Bezirksbürgermeisterin

giffey_steinle_neuköllner schätzeDie Frau, die Sonntagnachmittag mit Stadt-führer Reinhold Steinle und einer Gruppe von knapp 20 Leuten durch den Kiez rund um den Richardplatz spazierte, sah nicht nur aus wie Neuköllns Bezirksbürgermeisterin, nein, sie war es. Um Neuköllner Schätze vorzu-stellen, die es neben hinlänglich bekannten Problemen im Bezirk auch gebe, hatte Dr. Franziska Giffey zu einer Kiez-Expedition ein-geladen. Auf dem Programm standen die Be-sichtigungen des Böhmischen Gottesackers, des Familienunternehmens Kutschen-Schöne, der traditionsreichen Rixdorfer Schmiede, des vor 10 Jahren Weiterlesen

Gebaut als Schulhaus, genutzt als Wohnhaus

Für die, die in der Kirchgasse 5 wohnen, ist die Adresse ihr Zuhause. Für andere ist es da, wo das Museum im Böhmischen Dorf ist. Und für die Bezirksgeschichte ist es der Standort eines der ältesten Gebäude Neuköllns. Am  14. November 1753, nur ein

schulhaus der böhmischen brüdergemeine_neukölln

halbes Jahr nach der Grundsteinlegung, weihte hier die Herrnhuter Brüdergemeine ihr Schul- und Anstaltshaus ein, das auch bis 1909 noch als Schule genutzt wurde und seitdem als Wohnhaus dient. Anfang der 1980er Jahre erfolgte Weiterlesen

25-jähriges Jubiläum der Partnerschaft zwischen Neukölln und Ústí nad Orlicí

Stadtwappen_von_Ústí_nad_OrlicíDie Berliner Mauer stand noch, als am 6. November 1989 der erste Teil des Städtepartnerschaftsvertrages zwischen Neu- kölln und Ústí nad Orlicí in der böhmischen Kreisstadt unterzeichnet wurde. Keine drei Wochen später, am 24. No- vember, konnten Tschechen und Deutsche in Neukölln bei der Unterzeichnung des zweiten Teils der Partnerschaftsverein- F1_Petr Šilar mit Teilnehmern der Partnerschaftsreise und Begleitern aus Horní Čermnábarung gemeinsam den Fall der Mauer feiern.

Der Verein Freunde Neuköllns e. V. machte anlässlich dieses geschichtsträchtigen Er- eignisses vom 25. bis 29. Oktober eine Jubiläumsreise nach Horní Čermná, dem Ort, aus dem die ersten böhmischen Exu- lanten 1737 nach Rixdorf kamen. Besucht wurden ebenfalls die tschechische Kreis- stadt Ústí nad Orlicí und die Landeshauptstadt Prag. Am 28. Oktober, dem tschechischen Nationalfeiertag, der an die Staatsgründung der Weiterlesen

„Jeder noch so professionelle Eingriff ist mit einem Originalitätsverlust verbunden“

werkstattraumbuchbinderei martin gobel_neuköllnEin unscheinbarer Laden in der Brusendorfer Straße. Wer ihn betritt und vorher den Schriftzug „buch-binderei“ übersehen hat, kann leicht dem Irrtum buchbinderei gobel_neuköllnerliegen, dass hier Mo- torrad-Oldtimer ausge- stellt werden. „Die wie- der fahrtüchtig zu ma- chen, ist mein Hobby“, erklärt Martin Gobel mit Blick auf die beiden Maschinen. Eine von ihnen wird in 13 Jahren 100, die andere ist ein halbes Jahrzehnt jünger – der Wälzer, der vor Gobel auf der Werkbank liegt, ist etwa gleichaltrig. „Das ist ein japanischer Museumskatalog aus den 1920er Jahren über chinesische Kunstwerke“, hat er sich vom Weiterlesen

Jenseits von Mauern und Gartenzäunen

16_offene gärten 2014_kirchgasse_berlin-neukoellnUm die tausend Besucher waren es im letzten Jahr, die sich in Brigitta Polinnas Garten und denen ihrer Nachbarn umsahen. Wie viele es an diesem Wo- chenende sein werden, an dem die Aktion „Offene Gärten“ wieder die Tore zu zehn verborgenen Pa- brigitta polinna_offene gärten 2014_kirchgasse_berlin-neukoellnradiesen im Böhmischen Dorf aufschließt? „Das hängt viel vom Wetter ab“, ahnt Polinna mit einem Blick gen Himmel, der wie ein Chamäleon die Farben wechselt und schon am frühen Nachmittag mehr- fach bewiesen hat, dass das Blätterdach über der Terrasse nur bedingt als Regenschutz taugt. Mit jedem Schauer geht es schneller, eine Plane über dem Tisch mit Geschirr und Kaffeekannen auszubreiten und die Kuchen und Torten ins Weiterlesen

Ironie des Schicksals

Über 350 Menschen, die 1737 ihre böhmische Heimat verlassen mussten, um weiterhin Protestanten sein  zu können, hat  er in Neukölln, das damals  noch Rixdorf

Friedrich Wilhelm I.-Statue_Böhmisches Dorf_Neukölln

hieß, zu einem neuen Zuhause verholfen. Nun hat Friedrich Wilhelm I. selber kein Dach überm Kopf und ist den Schneeflocken, die über den Platz vor dem  Museum im Böhmischen Dorf  treiben, schutzlos ausgeliefert.

Neue Heimat Böhmisch-Rixdorf

Heute, wirklich genau heute vor 275 Jahren, am 25. März 1737, erreichten die ersten böhmischen Zuwanderer Berlin. Sie wurden in der südlichen Friedrichsstadt und in Rixdorf untergebracht. Eingeladen waren sie vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. höchstpersönlich.

Was war geschehen? Auf der einen Seite hatte sich in weiten Landstrichen Preußens die Bevölkerung vom Aderlass des 30-jährigen Krieges noch nicht erholt, als sie von der Pest weiterhin zahlenmäßig reduziert wurde. Auf der anderen Seite gab es nach der gewaltsamen Rekatholisierung in Böhmen in den nördlich angren- zenden Gebieten Hunderte von Glaubenflüchtlingen: Manch Böhme ward – das ist bekannt – dem Kelch zuliebe Exulant.

So war es weniger ein Akt der Huma- nität als vielmehr ein wirtschaftliches Kalkül, das den Soldatenkönig bewog, in Rixdorf neun Doppelhäuser für je zwei Familien und neun Scheunen mit Kammern für sogenannte Einlieger errichten zu lassen. Dazu erhielt jeder Ackerwirt zwei Pferde, zwei Kühe und das nötige Ackergerät.

Das Leben der Parallelgesellschaft in Böhmisch-Rixdorf begann, und die Ureinwohner in nunmehr Deutsch-Rixdorf waren über diese Entwicklung herzlich wenig begeistert. Die „Neuen“ – sie stammten übrigens fast alle aus Böhmisch-Rothwasser – wurden argwöhnisch beäugt, sprachen sie doch eine fremde Sprache (Tschechisch), brachten ihre Musik und Trachten mit und hatten auch sonst ganz andere Sitten und Gebräuche. Und sie dachten nicht im Traum daran, sich zu integrieren oder gar zu assimilieren.

Ihre Gottesdienste – es gab die der Evangelisch-reformierten Bethlehemsgemeinde, der Evangelisch-böhmisch-lutherischen Bethlehemsgemeinde und der Evangelischen (Herrnhuter) Brüdergemeine – wurden bis zum ersten Weltkrieg in ihrer Muttersprache gehalten. Jede der drei Gemeinden hatte ihre eigene böhmischer gottesacker, neuköllnKirche, bzw. ihren eigenen Betsaal. Sie hatten auch einen (dreigeteilten) eigenen Friedhof, den Böhmischen Gottesacker. Hier wurden die Grabsteine immerhin bis 1820 zweisprachig, danach erst in Deutsch beschriftet. Das Grundstück für den Friedhof wurde ihnen übrigens 1751 von den deutschstämmigen Rixdorfern zugewiesen, weil diese es für nicht „anständig“ hielten, dass auf dem ihrigen weiterhin die Fremden bestattet wurden.

Ein weiteres Sprachrelikt ist auf dem Straßenschild der Kirchgasse zu finden. Ein Zusatzhinweis soll belegen, dass diese Gasse bis 1909 Mala ulicka, also Enge Gasse hieß.

Wurde auch lange Zeit der Entscheid des Hohenzollern von den Deutsch-Rixdorfern missbilligt, so schmückt sich Neukölln inzwi- schen mit seinem Böhmischen Dorf, ge- rade weil sich hier viel von dem Besonderen der ehemaligen Exu- lanten erhalten hat und gepflegt wird. Auch das im September 2005 eröffnete Museum im Böhmischen Dorf ist aus dem Bezirk längst nicht mehr wegzudenken.

Anlässlich des heutigen Jubiläums findet um 11 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt ein Gottesdienst (u. a. mit Pfarrer Bernd Krebs von der Ev.-ref. Bethlehemsgemeinde) zum Gedenken an die böhmische Einwanderung statt. Teile davon werden in tschechischer Sprache gehalten.

=kiezkieker=

Dufte: Neukölln hat einen Dorfbackofen

Dass das Geklapper von Hufen durch die Straßen im Neuköllner Richardkiez schallt, ist für alle, die dort leben oder sich häufig dort aufhalten, längst nichts mehr, was Aufsehen oder -hören erregt. Schließlich gehören die Pferdekutschen des Fuhr- unternehmens Schöne seit jeher zum Viertel rund ums Böhmische Dorf und tragen dorfbackofen, reformierte bethlehemsgemeinde neukölln, ganghoferkiezatmosphärisch maßgeblich zum be- sonderen Charakter des Kiezes bei.

Noch recht neu ist hingegen, dass nun zuweilen Rührschüsseln und Kuchen- formen durch die Straßen getragen werden und der Duft frischen Backwerks hinter dem Turm der Ev.-ref. Bethle- hemsgemeinde in der Richardstraße aufsteigt. Dort entstand nämlich im Sommer auf Initiative von Pfarrer Bernd Krebs, weiteren Gemeindemitgliedern und des benachbarten Alphabetisie- rungsvereins Lesen und Schreiben ein Dorfbackofen, der Ende September erstmals feierlich angeheizt wurde.

„Dass es ihn gibt und er  von den Men- schen im Kiez  zum Backen von Brot und Kuchen benutzt werden kann, muss sich natürlich erst rumsprechen“, sagt Pfarrer Krebs. Derzeit würden Flyer gedruckt, die an Kitas, Schulen und andere Einrichtungen sowie Anwohner verteilt werden sollen, um den Bekanntheitsgrad des vom Quartiersmanagement Ganghoferstraße über Soziale Stadt-Mittel finanzierten Gemeinschaftsofens zu steigern. Immer  mittwochs werde er angeheizt – wenn zuvor Anmeldungen bei der Gemeinde (Tel. 030 – 687 25 39) eingegangen sind. „Ob jemand im QM-Gebiet oder zwei Straßen außerhalb wohnt, das sehen wir aber nicht so eng“, räumt Krebs ein. Seine Vision ist, den Dorfbackofen im Garten hinter dem Kirchsaal  zum Ort der Begegnung im Kiez  zu machen.

=ensa=

Königliche Spuren im Böhmischen Dorf

Seit vor gut fünf Jahren das Museum im Böhmischen Dorf im ehemaligen Schulhaus in der Kirchgasse eröffnet wurde, lässt sich dort wunderbar auf den Spuren der böhmischen Einwanderer durch die Geschichte Neuköllns wandeln.

luisenverehrung, museum im böhmischen dorf, neukölln, königin luiseluisenverehrung, museum im böhmischen dorf, neukölln, königin luise rixdorfIn den letzten Monaten waren dort auch noch an- dere Spuren zu sehen: die von Königin Luise. „Luisen- verehrung – Wenn Königin Luise im Böhmischen Dorf gewesen wäre …“ hieß ei- ne sehenswerte Sonder- ausstellung, die im Mai er- öffnet wurde und vorgestern endete.

Es waren nur wenige Exponate, die dazu anregten, sich auf eine „heitere Spurensuche“ zu begeben: ein Nadelkissen, eine  Schatulle mit  einer heimlich  abgeschnittenen königlichen Locke,

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ein Stück Luisenkonfekt von 1806, Hut und Schirm, Bilder, eine Tasse aus Luises luisenverehrung, museum im böhmischen dorf, neukölln, königin luise rixdorfMoccatassen-Sammlung.

Nicht minder bemerkenswert waren jedoch die Be- schriftungen der liebevoll zusammengestellten Ge- genstände. Wer beim Lesen den Konjunktiv aus den luisenverehrung, museum im böhmischen dorf, neukölln, königin luise rixdorf, rixdorfer weihnachtsmarktAugen verlor, lief schnell Gefahr aus der heiteren Spur zu gera- ten. Auch ein Stück Rix- dorf-Wissen half weiter, mancher kleinen Schwindelei auf die Schliche zu kommen. Wenn, ja wenn Königin Luise in Rixdorf gewesen wäre … Den Rixdorfer Weihnachtsmarkt hätte sie 1802 kaum besuchen können, denn den gab es damals noch gar nicht.

„Übrigens hatte Luise auch nie eine Moccatassen-Sammlung“, merkt Brigitta Polinna, die Kuratorin der Ausstellung, schmunzelnd an. Und das darf man ihr glauben, denn sie kennt sich mit der Königin aus. Gut möglich, dass sich das Faible für Luise unter den Ureinwohnern Neuköllns von Generation zu Generation weiter vererbt. Zu denen gehört Brigitta Polinna zweifelsohne, und sie weiß: „Die Rixdorfer haben die Hohenzollerner schon immer ziemlich verehrt.“ Grund genug, der beliebten Königin Preußens mit einer Ausstellung zu gedacht zu haben.

_ensa_