Deutsche, Griechen und Deutsch-Griechen diskutierten über Integration

genezareth-kirche, interkulturelles zentrum genezareth, neukölln„Griechisch im Kiez – Hellenisches Leben in Berlin“ heißt die aktuelle Ausstellung im Interkulturellen Zentrum Genezareth (IZG). Gezeigt wird dort eine Gesamtschau des griechischen Lebens in Berlin, die das IZG in Zusammenarbeit mit der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde, dem Verein To Spiti und der Hellenischen Botschaft in Berlin gestaltete. In der Ausstellung sind aktuelle und historische Fotos neben Ikonen und Portraits zu sehen; die Biographien und Lebensschicksale von Heiligen werden ebenso erzählt wie die von ganz normalen Menschen.

Im Begleitprogramm der Ausstellung gab es Montag in der Kirche am Herrfurthplatz einen Informations- und Begegnungsabend unter dem Titel „Bildhafte Integration – Binationale Partnerschaften“, Weiterlesen

Fast 3.000 einerseits, neun andererseits

Die Fans des deutschen Teams können sich noch ein paar Tage in Vorfreude üben: Erst am Sonntag beginnt für ihre Elf in Moskau die Fußball-WM – und für sie die Zeit des kollektiven Jubelns, Echauffierens, Bangens oder Leidens. In Neukölln dürfte heute aber trotzdem gegrölt und geböllert werden, falls das WM-Eröffnungsspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien (Anpfiff um 17 Uhr) dazu Anlass gibt. Denn in Berlins 160-Nationen-Bezirk leben 2.880 Menschen, die aus dem Gastgeberland der WM stammen; 734 davon besitzen nach wie vor den russischen Pass. Gering ist dagegen die Zahl potenzieller Anhänger der gegnerischen Mann-schaft: Gerade einmal sechs Männer und drei Kinder mit saudi-arabischer Staats-angehörigkeit (Stand: 31.12.17) stellt die kleinste WM-Fan-Community in Neukölln.

Bunter Benefiz-Kleinkunstabend zugunsten der Flüchtlingsarbeit in St. Christophorus

„Das war ein schöner Abend!“, verabschiedeten sich zwei Zuschauerinnen letzten Freitag am Ende des diesjährigen Kleinkunstabends der Katholischen Kirchen-gemeinde St. Christophorus. Alle Jahre wieder richtet das „Forum Asyl mit St. Christophorus“ den Benefiz-Kleinkunstabend zugunsten der Flüchtlings- und Kirchenasyltätigkeit aus. Kirchenasyl gewährt die Gemeinde am Reuterplatz in begründeten Einzelfällen als „Ultima Ratio“ seit über 20 Jahren.

Die Benefizveranstaltung im verwinkelten Gemeinde-raum, der direkt unter der Kirche liegt, ist fast ebenso alt und längst eine Institution. Die Stimmung ist stets gut, das vor der Aufführung angebotene  Weiterlesen

Kunst trifft Alltag: Design und Backwerk aus Dänemark in Tiergarten und Neukölln

„Much More Than One Good Chair“, lautet der programmatische Titel einer Ausstellung im Felleshus der Nordischen Botschaften, das bis zum 7. Juli zeigen will, dass dänisches Design viel mehr kann, als nur einen guten Stuhl entwerfen. „Anhand ausgewähl-ter Designobjekte von 1945 bis heute wird nicht nur Design-geschichte erzählt, sondern auch ein Porträt Dänemarks gezeich-net: Vom Traum der Wohlfahrtsgesellschaft bis zum heutigen globalisierten Design mit gesellschaftspolitischer Verantwortung“, charak-terisierte Friis Arne Petersen (r.), Botschafter des Königreichs Weiterlesen

Der Anfang ist gemacht, jetzt soll es weitergehen

„Ich hatte schon länger die Idee, ein kreatives Projekt mit geflüchteten Frauen zu machen“, berichtete Annette Heppel (l.), Kursleiterin des Nähkurses „Kreativcafé Al-Huleh“ heppel_naehgruppe_kreativcafe-al-huleh_neukoellnbei der Abschlusspräsentation ihres Projektes am vergangenen Sonnabend in den Räumen des Wohltätigkeitsvereins Al-Huleh in der Neuköllner Weisestraße.

Fast 10.000 Euro konnte Heppel in Zusammen-arbeit mit Samira Tanana (2. v. r.), der stellver-tretenden Vorsitzenden des palästinensischen Vereins einwerben. Al-Huleh übernahm die Projektträgerschaft des Kreativcafés und stellte die Räume zur Verfügung. „Im Sommer 2016 haben wir den Projektantrag bei der Senatsverwaltung Weiterlesen

Einladung zum Gespräch über Ideen, Vorstellungen und Wünsche für Neukölln

schwarzer_wahlkreisbuero neukoelln„Was denken Sie, mit welchen Problemen die Leute hierher kommen?“, fragt Christina Schwarzer. „Zu 90 Prozent mit Problemen aus dem Kiez, die Null mit dem Bundestag zu tun haben“, gibt die vor 39 Jahren am Mariendorfer Weg in Neukölln Geborene selber die Antwort. Seit September 2013 ist sie für die CDU im Bundestag und hält seitdem einmal monatlich in buergerdialog christina schwarzer_neukoellnihrem Wahlkreisbüro in Britz eine Bürgersprech-stunde ab: Neuerdings steht diese unter dem Motto „Schwarzer, wir müs-sen reden“, wird als „neue Reihe des Bürgerdialogs in Neukölln“ proklamiert, ist aber im Kern nichts wirklich Neues, weil die Einladung zum Weiterlesen

Paris, Neukölln

le renard_neukölln17.644 Franzosen haben ihren Hauptwohnsitz in Berlin gemeldet (Stand: 31. Dezember 2014); mit 3.319 leben die meisten von ihnen in Friedrichshain-Kreuzberg. Neu- kölln liegt mit 1.982  Franzosen im Mittelfeld der Bezirke. Gestern wur- de die Hauptstadt ihres Heimat- landes zum zweiten Mal in diesem Jahr von islamistischen Terror- angriffen auf die westliche Zivili- sation erschüttert, über 180 Men- schen wurden verletzt, 128 starben.

„Nicht aufgeben und mit den Kindern reden, reden, reden!“

piekara_uensal_hoops_daz-fachabend jugend-delinquenz_neuköllnWenn Kinder und Jugendliche straffällig werden, spüren die am Strafverfahren beteiligten Fach-kräfte von Justiz, Polizei und Jugendhilfe immer wieder, wie wichtig das familiäre Umfeld ist. Welche Rolle spielt aber tatsächlich die Familie bei der Straffälligkeit? Wie gehen Eltern mit dem delinquenten Verhalten ihrer Kinder um? Gibt es Unterschiede bei Familien mit Migra-tionsgeschichte? Über diese Fragen tauschten sich am vergangenen Mittwoch beim Fachabend „(Mit)Schuldige oder Ressource – Familien- und Angehörigenarbeit bei straffälligen Jugendlichen“ gut 60 Gäste im Deutsch-Arabischen Zentrum in Neukölln aus. Eingeleitet wurde Weiterlesen

Geschichte auf der Bühne: Heimathafen Neukölln plant Stück über Verfolgte im Nationalsozialismus und hofft auf das Mitwirken vieler Neuköllner

heimathafen neukölln_saalbau neukölln„In Neukölln lagerten die ‚Judenmöbel‘ im städtischen Saalbau.“ Es war dieser Satz auf Seite 457 des Buches „Zehn Brüder waren wir gewesen …“, der Julia von Schacky und Stefanie Aehnelt wieder an eine Idee erinnerte. „Wir wollten schon lange ein Stück machen, das sich mit dem Nationalsozialismus im Bezirk beschäftigt“, sagt letztere, die zu den Gründerinnen des Heimathafens Neukölln gehört und dessen Geschäfts-führung übernommen hat. Aus zeitlichen Gründen seien großer saal_saalbau neuköllnsie jedoch bisher nicht dazu gekommen. „Von der Saalbau-Vergangenheit in der Nazi-Zeit ist ja leider nicht viel bekannt“, er- gänzt von Schacky, Regis-seurin im Heimathafen-Team. „Deshalb war uns klar, dass ein so extrem retroperspektiver Ansatz sehr aufwändig werden würde. Und was dabei rauskommt, ist völlig unklar.“ Zumal es den Frauen vom Weiterlesen

Schule fertig – und dann?

jobpoint-ausbildungsmesse_sehitlik-moschee neukoellnViele waren es nicht, die bei dieser Premiere dabei sein wollten. Vor der Şehitlik-Moschee, wo sich bei Tagen der offenen Tür oder bei Festen Gemeindemit-jobpoint-ausbildungsmesse_sehitlik-moschee neuköllnglieder und Besucher drängen, war Freitagnachmittag noch viel Platz. Zum Publikumsmagnet taugte die Ausbildungsmesse „Bildung bildet“ nicht, die vom Job Point Neukölln und dem Mo- schee-Verein initiiert wurde. Der Vorteil: Wer da war, konnte sich ausgiebig und in aller Ruhe an den gut 20 Ständen über die vielfältigen Mög- lichkeiten informieren, in welche Richtung der berufliche Weg nach Weiterlesen

„Du bist nicht allein!“: Hilfe für Flüchtlinge in Neukölln

Ihre Familien und Freunde leben tausende von Kilometern entfernt – wenn sie überhaupt noch leben. Heimat ist ein Begriff, der auf Erinnerungen reduziert und mit Krieg, Verfolgung, Armut und Perspektivlosigkeit verbunden ist. Es ist der gepäckOrt, wo sie alles zurückließen und ihre Flucht be- gann.

Aus afrikanischen Ländern wie dem Senegal, Äthiopien und Sierra Leone kommen sie, aber auch aus Pakistan, Afghanistan und dem Iran. Bayern war das Bundesland, in dem sie erstmals deutschen Boden betraten. Doch dort, wo für Flüchtlinge eine  Lagerpflicht gilt und erst jetzt die Nahrungsmittel-Zuteilung durch Essenspakete abgeschafft werden soll, wollte niemand von ihnen bleiben. Residenzpflicht hin oder her. Im Oktober erreichte die aus 25 Personen bestehende Gruppe Berlin und richtete ein Protest-Camp am Brandenburger Tor Weiterlesen

Ein Hauch von Oranje in Neukölln

Es sind – abgesehen von der Britzer Mühle, einer vor fast 150 Jahren erbauten Hol- ländermühle – vornehmlich dezente Spuren, die in Neukölln auf niederländische Einflüsse hinweisen: Moghul Rikschas bezieht seine Lastenräder aus dem Land, in dem  heute König Willem-Alexander Königin Beatrix ablöst und  Troonswisseling  ge-

britzer mühle_neukölln

feiert wird. Vor dem Rathaus des Bezirks ist das Wappen der Neuköllner Partnerstadt Zaanstad zu finden, und der Künstler Marc van der Kemp, der das Sowieso Neukölln betreibt, stammt aus dem Land der Tulpen, Klompen, Grachten und Poffertjes, des Käses und Campingurlaubs. Sonderlich viele Landsleute sind es nicht, die sich ebenfalls in Neukölln niedergelassen haben: Gerade mal 487 ermittelte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg zum letzten Jahreswechsel. 18 davon sind älter als 65; fast so viele Windmühlen – nämlich 16 – drehten sich einst in Neukölln.

Neukölln: Einfach und kompliziert und der Ort, wo Abbas Khider die besten Geschichten finden kann

Für den Literaturkritiker Denis Scheck ist die Sache klar: Abbas Khider stellt „eine enorme Bereicherung für die deutsche Gegenwartsliteratur“ dar, weil er die „formal erstaunlichsten Bücher“ schreibt und es beherrscht, „große Kunst mit ganz einfachen Mitteln“  zu produzieren. „Wie machen Sie das?“, fragte er  den Schriftsteller in einem

abbas khider+dennis scheck_ttt_mdr_ard-tv-forum

Interview für die ARD-Sendung „ttt – titel thesen temperamente“ während der Leip- ziger Buchmesse. Er habe das große Glück gehabt, in bestimmten Städten gelebt zu haben, in denen alles kompliziert und einfach ist, erklärte der gebürtige Iraker, der 1973 in Bagdad zur Welt kam, als 19-Jähriger für zwei Jahre inhaftiert wurde, an- schließend im Exil lebte, vor 13 Jahren nach Deutschland kam und 2002 die deut- sche Staatsbürgerschaft annahm. Bagdad, Kairo und Benghazi nannte Abbas Khider als Beispiele für eben solche Städte. „Der letzte Ort, wo ich wirklich die besten Geschichten finden kann, die einfach und kompliziert sind“,  ist Neukölln in Berlin – und da wohne ich“, beendete Khider die Aufzählung. Kürzlich erschien mit  „Brief in die Auberginenrepublik“ das dritte Buch des Neuköllners, dessen Literatur für Denis Scheck zu den „schönsten Entdeckungen“ gehört.

Olle Kamellen

flaggen-parade_reuterkiez-balkon_neuköllnMenschen aus mehr als 160 Natio- nen leben in Neukölln: Immer wieder bekommt man diese Zahl zu hören. Oder zu lesen, wie auch auf dem offiziellen Webportal des Bezirks: „Ge- tragen wird unser Neukölln von sei- nen 307.000 Einwohnern aus mehr als 160 Nationen“, heißt es dort in dem Text, mit dem Bezirksbürger- meister Buschkowsky die Besucher der Seite begrüßt.

Der Realität entspricht die Zahl trotz- dem nicht bzw. nicht mehr. Schon im Juni 2010 war sie nach Erhebungen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg auf 156 gesunken. Und der Abwärtstrend hält – bei wachsender Bevölkerungszahl – an: Die 318.356 Neuköllner, die zum Jahreswechsel 2012/2013 verzeichnet wurden, „stammen aus 147 verschiedenen Ländern“, stellt Arnold Mengelkoch, der Migra-tionsbeauftragte des Bezirks, in seiner Unterrubrik des offiziellen Webportals fest. Eine Zahl, für die man sich schämen müsste oder die an Neuköllns Multikulti-Image rütteln könnte, ist auch das nicht. Aber die olle Kamelle „mehr als 160“ klingt eben doch beeindruckender als „weniger als 150“ – und somit die aktuellere Wahrheit.

=ensa=

Obama vs. Romney auch mit Kreuzen aus Neukölln

Zur Entscheidung, ob Barack Obama weiterhin Mr. President der USA ist und im Weißen Haus das Sagen hat oder ob Mitt  Romney dort einzieht und in den  nächsten

vier Jahren das Land regiert, können auch zahlreiche Neuköllner beitragen. 912 voll- jährige und damit wahlberechtigte US-Staatsbürger waren am Stichtag 30.12.2011 im Bezirk gemeldet. Das sind 140 mehr als bei der letzten Präsidentschaftswahl – und 902 mehr als in Dixville Notch/New Hampshire, wo die heutige Wahl begann: Fünf der Wähler stimmten für Romney und die anderen fünf für eine Verlängerung der Amtszeit von Obama.

Die Fußball-EM wirft ihre Schatten voraus

neukölln, fußball-em 2012, balkon-flagge deutschlandNoch zehn Tage, dann beginnt die Fußball-EM 2012, und mit jedem Tag, den sie näher rückt, wird es in Neukölln bunter. Denn außer 186.665 potenziel- len Deutschland-Fans,  sprich: Neuköllnern ohne Migrations- hintergrund, sind Menschen aus allen 16 Ländern, die an der EURO 2012 teilnehmen, mehr oder weniger reichlich im neukölln, fußball-em 2012, balkon-flagge portugalBezirk vertreten: 5.747 stammen aus Polen, 1.207 aus Griechen- land, 583 aus Russland, 126 aus Tschechien, 386 aus den Niederlanden, 232 aus Däne- mark, 263 aus Portugal, 863 aus Spanien, 1.846 aus Italien, 155 aus Irland, 1.501 aus Kroatien, 466 aus der Ukraine, 337 aus Schweden, 873 aus England und 1.172 aus Frank- reich (Stand: 30.6.2011). Für Fanartikel-Hersteller bieten sich folglich paradiesische Zustände und ein breitgefächerter Absatz- markt.

Inzwischen dürfte die Zahl der Einwohner Neuköllns, die vor knapp einem Jahr bei 309.682 (Stichtag in 2010: 305.230) lag, sogar noch um einiges ange- wachsen sein, und gefühlt hat sich der Anteil der Spanier deutlich erhöht. Die Fans wel- cher Mannschaft am längsten und lautesten jubeln dürfen, wird sich zeigen. Auch, ob in zehn Tagen statt Decken, Kis- sen und Teppichen nur noch Flaggen gelüftet werden.

Mehr Wege als Einweg: Stofftaschen vs. Plastiktüten

life e.v. mehr wege statt einweg, bolu markt neukölln, stofftaschen-aktion„Es ist schwierig“, sind sich die drei Umweltbotschafterinnen des Life e. V. einig. Den ganzen Vormittag standen sie vor dem Bolu Markt, um ihre blauen Stofftaschen gegen eine klei- ne Spende an die Frau oder den Mann zu bringen. Sonderlich groß war das Interesse an den vom Designer- Label aluc ausgetüftelten Beuteln aber nicht, die in Handarbeit aus recycelten aluc design, life e.v.-stofftaschen-aktion, bolu markt hermannstraße neuköllnStoffen entstanden, in sechs Sprachen daran erinnern, dass sie zum Einkaufen mitgenommen werden wollen und für das Motto „Mehr Wege als Einweg!“ stehen.

Seit Februar und noch bis Ende April läuft die Aktion, die für die Probleme bei der Nutzung von Plastiktüten sensibi- lisieren soll, in elf von Migranten geführten Geschäften in den Berliner Bezirken Wedding und Neukölln. Meist sind es türkische Supermärkte oder arabische Läden – solche, in denen die Kassiererinnen Plastiktüten gratis mit dem Wechselgeld überreichen. „Zwischen 2 und 7 Cent“, wissen die Umweltbotschafterinnen, „kostet das den Ladeninhaber pro Tüte.“ Da kämen pro Woche leicht 400 € zusammen, und die würde natürlich jeder gerne bolu markt hermannstraße neukölln, life e.v.-stofftaschen-aktioneinsparen. Entsprechend positiv hätten die Geschäftsleute auf das Angebot reagiert, Aktionstage in und vor ihren Läden durch- zuführen, die die Kundschaft zum Benutzen von Stofftaschen animieren sollen.

Die Erfahrungen mit dem Bolu Markt in der Neuköllner Hermannstraße zeigen jedoch, dass ein Umdenken nicht nur beim Verbraucher, sondern auch bei den Be- schäftigten einsetzen muss: „Wenn die noch während unserer Stofftaschen-Aktion weiter automatisch Plastiktüten rausgeben, ist es für uns doppelt schwierig. Aber das ist in großen Supermärkten normal.“ Wesentlich leichter sei es jedenfalls letzte Woche bei Pyza, einem kleinen polnischen Lebens- mittelgeschäft, gewe- sen. Manche dieser kleinen Läden würden inzwischen sogar von sich aus plastiktütenfreie Tage ausrufen: „Wobei wir nicht mal sagen wollen, dass die Tüten grundsätzlich schlecht sind. Auch die kann man ja mehrfach verwenden.“ Doch das würden eben leider nur wenige tun. Noch besser sei es aber zweifellos, wenn man einen „Mehr Wege als Einweg!“-Stoffbeutel mit zum Einkaufen nimmt, da der ob dazugehöriger Bonuskarte außer der Umwelt auch das eigene Portemonnaie schone.

Die nächsten Aktionen der Life e. V.-Umweltbotschafterinnen in Neukölln sind am 4. April im Gizem-Market in der Hermannstr. 222 und am 18. April im Elfi-Markt in der Karl-Marx-Straße 163.

=ensa=

Platt in Neukölln

Neukölln hat nun seinen eigenen Begegnungsort für gestrandete Nordlichter: Die Muschelschubser haben  vor einigen Tagen spontan bei Facebook eine Gruppe gegründet und auch schon ein erstes Treffen in der realen statt der vir- tuellen Welt abgehalten.

Zusammen kam die Gruppe aus ein und demselben Grund. Sie wollen ihre Kultur hochhalten und Platt in Neukölln schnacken. Natürlich sind auch Kohlfahrten mit Boßeln und Köm geplant.

Viele der Mitglieder bekannten sich dazu, dass sie der plattdütschen Sprache nicht ganz mächtig sind. Verstehen ist nicht das Problem, beim Schnacken stoßen die meisten aber noch an ihre Grenzen. Dies soll mit viel Fleiß und Spaß in den nächsten Wochen und Monaten geändert werden.

Da das erste Treffen im „Ungeheuer“ im Körnerkiez sehr spontan war, konnten leider nur zwei Nordlichter teilnehmen, die platt in neukölln, stammtisch für norddeutsche, plattdeutsch lernenan- deren waren per Facebook zugeschaltet. Lustig ging es trotzdem zu. Bei einer ostfriesische Teezeremonie wurden die Lehrbücher ausgewählt und die ersten Ideen für zukünftige Treffen skizziert.

Die Treffen sollen alle 14 Tage statt- finden – öffentlich im „Ungeheuer“ und fürs harte Büffeln und die ersten Sprach- versuche in den Räumlichkeiten der aus Bremen stammenden Heilpraktikerin Kena Maier im Neuköllner Leuchtturm.

Wer sich angesprochen fühlt, aus Norddeutschland kommt, Platt lernen oder schnacken möchte, der ist herzlichst eingeladen und kann auch telefonisch Kontakt zu den Muschelschubsern aufnehmen: 030 – 303 467 11

=kena=

Die Ostfriesen erobern Neukölln

Schlimme Zustände stehen Neukölln bevor, wenn erst die Schwaben – auf direktem Wege oder nach einem Zwischenstop in Prenzlauer Berg – invasionsartig in den Bezirk einfallen und ihn mit Traditionellem wie Spätzle und Kehrwoche beglücken: Davor wird immer wieder gewarnt.

Vor Migranten aus dem Norden Deutschlands, beziehungsweise speziell aus Ostfriesland, warnt niemand. Gut möglich, dass noch weitgehend unerforscht ist, welche Auswir- kungen eine wachsen- de Durchmischung Neuköllns mit Water- kantlern hätte. Dabei ist für jeden, der ge- nauer hinguckt, im öffentlichen Raum er- sichtlich, dass die längst begonnen hat.

Ein Teebeutel, der an einer Hauswand klebt: Ganz klar, hier hat jemand eine spontane Trainingseinheit des ostfriesischen Nationalsports Tee- beutelweitwurf eingelegt. Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auf dem Tempelhofer Feld tideunabhängige Wattwanderungen angeboten und auf den Lan- debahnen Wettkämpfe im Boßeln durchgeführt werden. Und wer glaubt denn ernsthaft, dass die Nachfrage nach Gummistiefeln für Erwachsene, die in diesem Jahr auch in Neukölln sprunghaft gestiegen ist, einzig aus dem Wetter  resultiert? Trainingsgeräte sind das – für die in Ostfriesland ebenfalls sehr beliebte Sportart Gummistiefelweitwurf. Elk sien pläseer!

=ensa=

Glückliches Moldawien

Der European Song Contest-Drops ist gelutscht und es waren weder Lena, noch der im Vorfeld hoch gehandelte französische Tenor, die richtig viel davon abbekommen haben. Stattdessen gab es für Ell/Nikki aus Aserbaidschan, Raphael  Gualazzi, den Überraschungs-Zweiten aus Italien, und den Schweden Eric Saade reichlich Punkte-Futter.

Fast genau zwischen Deutschland und Frankreich, nämlich auf dem 12. Rang, reihte sich bei den Platzierungen die Band Zdob și Zdub ein, die für Moldawien antrat. Eine von Rumänien und der Ukraine umgebene Republik, die insgesamt nur rund 100.000 Einwohner mehr als Berlin hat und am Stichtag 30.6.2010 mit gerade mal 49 Leuten in Neukölln vertreten war.

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=ensa=